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Veröffentlicht am 29.01.2022

Ein spannender, unter die Haut gehender Thriller mit enttäuschender Auflösung

Das Loft
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An „Das Loft“, dem ersten für sich allein stehenden Thriller von Bestseller-Autor Linus Geschke, stimmt zunächst einmal eigentlich alles: Figuren, Atmosphäre und Erzählperspektiven vermischen sich zu einem ...

An „Das Loft“, dem ersten für sich allein stehenden Thriller von Bestseller-Autor Linus Geschke, stimmt zunächst einmal eigentlich alles: Figuren, Atmosphäre und Erzählperspektiven vermischen sich zu einem dichten psychologischen Roman, der eine toxische Beziehung auf schonungslose Art seziert und eine spannende Mordermittlung in Gang setzt, bei der man niemandem trauen kann. Leider bleibt die Auflösung hinter den bis zum großen Finale aufgebauten Erwartungen etwas zurück.

„Das Loft“ schildert aus den Perspektiven eines jungen Paars, Sarah und Marc, und einer Mordkommissarin die Ermittlungen im Fall des Verschwindens von Henning, dem Mitbewohner der beiden. Schnell ist klar, dass er wohl einem Mord zum Opfer fiel, und beinahe ebenso schnell sind Sarah und Marc in den Fokus der Ermittlungen gerückt. Nach und nach wird aufgedeckt, was für eine Art Beziehung sie miteinander führten und wie sie zu Henning standen – es dauert nicht lange, bis sich Zweifel regen, wie aufrichtig die beiden sind und was sie in ihren jeweiligen Beziehungen zu Henning zu verbergen suchen.

Der Thriller ist eher langsam erzählt und geprägt von den vielen Rückblenden, die Episoden aus Sarahs und Marcs gemeinsamer Geschichte erzählen. Dabei schwebt immer die Vermutung über dem Geschehen, dass sie ein Geheimnis hüten, und der Wunsch, diesem Geheimnis auf die Schliche zu kommen, gepaart mit der Erwartung, dass es der Schlüssel zur Auflösung des Mordfalls ist, wird im Laufe des Romans nahezu übermächtig. Es wird eine bedrohliche Atmosphäre aufgebaut, die weniger durch Action, sondern eher durch psychologische Spannung besticht. Leider sorgt die Auflösung zum Schluss für einen jähen Abfall dieser Spannung – was sicher für einige Lesende eine Enttäuschung bedeuten wird. Andererseits wird es für viele als Überraschung kommen.

Linus Geschke ist mit „Das Loft“ trotz dieser leichten Schwächen im Plot ein psychologischer Thriller gelungen, der die Menschlichkeit seiner Figuren in den Vordergrund stellt und dabei sehr gründlich vorgeht. Das wahre Kunststück ist, dass dabei stets auch eine hohe Grundspannung vorhanden bleibt. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Ein schrecklicher Unfall, ein altes Verbrechen und eine Frau auf der Suche nach sich selbst

Die andere Tochter
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Die Frage nach der eigenen Identität ist wohl eine der zentralsten Fragen der Menschheit und ist in der Literatur immer wieder verarbeitet worden. Mit „Die andere Tochter“ geht Autorin Dinah Marte Golch ...

Die Frage nach der eigenen Identität ist wohl eine der zentralsten Fragen der Menschheit und ist in der Literatur immer wieder verarbeitet worden. Mit „Die andere Tochter“ geht Autorin Dinah Marte Golch jedoch einen Schritt weiter und kontrastiert die Suche ihrer Protagonistin nach der eigenen Identität mit einer fremden, die nach einer Cornea-Transplantation in sie einzudringen scheint. Teils mystisch, aber immer fest verankert in der Realität, wird hier eine unglaubliche Geschichte erzählt.

Die Entrümpelungs-Unternehmerin Toni erhält nach einem schrecklichen Unfall eine Organspende, um wieder sehen zu können. Auf die Freude folgt schnell Misstrauen, denn sie kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass plötzlich nicht nur ein fremdes Organ, sondern auch eine andere Person in ihr steckt. Auf der Suche nach Antworten gerät sie in Kontakt mit der Familie ihrer Spenderin und stößt auf dunkle Geheimnisse, die in der Vergangenheit schlummern.

„Die andere Tochter“ ist ein spannend konstruierter Roman, der auf zwei Zeitebenen erzählt wird, die sich nach und nach immer näher kommen: Tonis Vergangenheit, die Geschichte ihrer Transplantation und ihre Kontaktaufnahme mit der Familie der Spenderin auf der einen Seite, die Zeit nach einer großen Katastrophe wenige Monate später auf der anderen Seite. Die Puzzleteile setzen sich nach und nach zusammen und ergeben schlussendlich ein Bild, das offenlegt, was geschah. Dabei werden in ruhigem Ton viele unterschiedliche Themen aus den Bereichen Psychologie, Kunst und Familiengeschichte angerissen. Die einzigartige Kombination dieser Komponenten und die Originalität des Themas ist sicher die größte Stärke des Buches.

Das Erzähltempo ist vielleicht die einzige Schwierigkeit des Romans: Die Langsamkeit der Erzählung trägt zwar dazu bei, Toni als Identifikationsfigur zu sehen, als normalen Menschen in einer außergewöhnlichen Situation, wird aber der Dramatik der Geschichte bisweilen nicht ganz gerecht. Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen den Erzählebenen, sodass die Gegenwart, in der Spannung erzeugt wird, oft stark in den Hintergrund rückt, und in der Vergangenheit eine Vielzahl von Themen behandelt wird, die auf den ersten Blick nicht unbedingt relevant scheinen. Hin und wieder hemmt das den Lesefluss.

Insgesamt ist „Die andere Tochter“ jedoch (auch gerade durch diese Erzählweise) ein unheimlich atmosphärisches Buch, das gleichzeitig berührt und schockiert und eine absolut originelle Idee umsetzt.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Politisch, originell, intelligent – ein Thriller mit Persönlichkeit

Reality Show
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„Reality Show“ ist nicht einfach ein Thriller, es ist ein Buch über Persönlichkeiten. Anne Freytag gelingt es in ihrem Roman, Einzelschicksale hervorzuheben und zugleich eine intelligente Geschichte mir ...

„Reality Show“ ist nicht einfach ein Thriller, es ist ein Buch über Persönlichkeiten. Anne Freytag gelingt es in ihrem Roman, Einzelschicksale hervorzuheben und zugleich eine intelligente Geschichte mir einer spannenden Prämisse zu erzählen. Ein tolles Buch, das sich nur manchmal ein wenig in ihren vielen Handlungssträngen verheddert.

Es könnte der Beginn eines perfiden Psychothrillers sein: Zehn prominente Menschen werden in ihren Häusern als Geisel genommen und gezwungen, in einer Fernsehshow aufzutreten. Das Ziel: Sie sollen vor aller Welt für Ihre Taten verurteilt werden. Schnell wird jedoch klar, dass es nicht um das Zufügen von Leid geht, sondern um Gerechtigkeit, denn diese zehn Menschen haben schamlos vom kapitalistischen System profitiert und sollen nun von der Bevölkerung ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. An einem Heiligabend in der nahen Zukunft sitzen in Deutschland also Millionen von Menschen vor ihren Fernsehgeräten und halten Gericht über die oberen 0,1 Prozent. Eine absolut originelle Prämisse!

Das Spiel steht jedoch nur vordergründig im Fokus des Buchs, denn das Wichtige sind eigentlich die Geschichten hinter den Figuren: Was bewegt die Drahtzieherinnen? Was haben die zehn Angeklagten getan – und wie empfinden sie ihre missliche Lage? Wie erleben die Zuschauerinnen das bizarre Schauspiel im Fernseher? Eine Vielzahl an Stimmen kommt in Anne Freytags Roman zu Wort, die mit ihren unterschiedlichen Perspektiven zu einem faszinierenden Kaleidoskop einer Gesellschaft beitragen.

Genau dieser Aspekt ist jedoch leider auch eine Schwäche von „Reality Show“. Gerade zu Beginn des Buchs wirken die unzähligen Handlungsstränge etwas wirr und unzusammenhängend, und es fällt teilweise schwer, sie in ein Gesamtgefüge einzuordnen. Ein paar Stimmen weniger hätten dem Buch sicher nicht geschadet! Man muss der Autorin jedoch zugutehalten, dass sie es zuletzt schafft, all die losen Enden wieder miteinander zu verknüpfen, sodass ich als Leserin zum Schluss doch sehr zufrieden aus dem Leseerlebnis herausgegangen bin.

Ein spannender Roman, der in vielerlei Hinsicht dazu anregt, sich mit den eigenen Prinzipien und Idealen auseinanderzusetzen – denn stets schwingt die Frage mit: Wie würde ich als Zuschauer*in in dieser Situation richten? Was ist eine gerechte Strafe? Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 14.10.2021

Ein schön gestalteter Band für Alien-Begeisterte

Was Sie schon immer über Aliens wissen wollten
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Mit „Was Sie schon immer über Aliens wissen wollten und bisher nicht zu fragen wagten“ von Arthur M. Lahn legt der Golkonda-Verlag eine spannende Sammlung von Erfahrungsberichten zum Thema vor. Zugegebenermaßen: ...

Mit „Was Sie schon immer über Aliens wissen wollten und bisher nicht zu fragen wagten“ von Arthur M. Lahn legt der Golkonda-Verlag eine spannende Sammlung von Erfahrungsberichten zum Thema vor. Zugegebenermaßen: Besonders kritisch ist die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht, und allzu viel Neues ist auch nicht dabei, aber es kommen prominente Stimmung aus der UFO-Szene zu Wort, und die verbreitetsten Theorien zu UFO-Sichtungen und Alienbegegnungen werden ausführlich dargelegt.

Das Highlight des Buches ist sicher das Interview mit dem berühmt-berüchtigten Erich von Däniken, der über sein Leben spricht, das er ganz der Suche nach der Geschichte Außerirdischer auf der Erde gewidmet hat. Ob man ihm nun glaubt oder nicht, ist dabei zweitrangig, denn seine Erzählungen sind so oder so unterhaltsam und interessant.

Man merkt dem Buch an, dass ein echter Enthusiast dahintersteht: Die Geschichte der Reichsflugscheiben, Augenzeugenberichte von Alien-Entführungen oder die Verschwörungstheorie um Marilyn Monroe und John F. Kennedy, die einer Vertuschungsaktion in Bezug auf Aliensichtungen zum Opfer gefallen sein sollen, sind ausführlich dargestellt, werden jedoch kaum kritisch betrachtet. Dafür bietet das Buch einen echten Unterhaltungswert und gewährt Einblicke in die mittlerweile doch recht lange Geschichte der UFO-Begeisterung. Auf einem Platz versammelt sind die wichtigsten Ereignisse in diesem Zusammenhang zusammengefasst: Verschwörungstheorien neben Erfahrungsberichten, eine Anleitung zur Kontaktaufnahme neben der Position eines Psychoanalytikers, der mit Betroffenen spricht, außerdem Interviews mit drei Größen der UFO-Szene.

Ein Band, der dank seiner liebevollen Gestaltung mit roten Markierungen und kleinen Grafiken zum Schmökern und Stöbern einlädt. Echte Alien-Begeisterte werden vermutlich die allermeisten Episoden bereits kennen, wer sich aber neu für das Thema interessiert, findet hier einen wunderbaren Überblick über all das, was Menschen in den vergangenen 100 Jahren und darüber hinaus an außerirdischem Leben so fasziniert hat.

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Veröffentlicht am 14.10.2021

Schön gestaltet mit einigen hilfreichen Tipps

Schon immer nachhaltig!
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„Schon immer nachhaltig“ wirbt mit der Idee, Hausmittel und praktische Weisheit unserer Großelterngeneration lebendig zu halten. Dabei sind so manche neue Tipps dabei, aber auch viel Altbekanntes.

Das ...

„Schon immer nachhaltig“ wirbt mit der Idee, Hausmittel und praktische Weisheit unserer Großelterngeneration lebendig zu halten. Dabei sind so manche neue Tipps dabei, aber auch viel Altbekanntes.

Das Buch wartet mit einer wirklich schönen, übersichtlichen Gestaltung und vielen Farbfotos auf. Es deckt die vier Bereiche Reinigungsmittel, Kochen/Backen, Kosmetik und Medizin ab und stellt neben Rezepten in den jeweiligen Bereichen auch einige hilfreiche Tipps zur Verfügung, zum Beispiel zur Mottenbekämpfung oder was bei Rotweinflecken zu tun ist. Zugegeben: viele der hier versammelten Tipps kennt man schon, aber beim Durchblättern fiel mir doch immer wieder etwas Neues ins Auge. Außerdem sind diese einfachen Tipps und Tricks hier übersichtlich zum Nachschlagen versammelt – das Buch sollte also am besten immer griffbereit sein.

Am praktischsten sind sicher die Haushaltstipps, denn hier lassen sich wirklich mit wenigen Zutaten (Zitronensäure, Essig und Natron) tolle Putzmittel herstellen. Bei der Kosmetik wird die Zutatenliste schon deutlich spezieller und der Gang in die Apotheke wäre vermutlich unvermeidbar. Nicht ganz das, was ich mir unter „Omas Haushaltstipps“ vorgestellt habe. Die Rezeptabteilung wartet dafür aber mit tollen Basisrezepten zum Einkochen, Brotbacken oder Liköransetzen auf. Hier schlummert also viel Inspiration, mal Lebensmittel selbst zu machen, die man sonst immer gekauft hätte.

Alles in allem ein schönes und praxisorientiertes Buch, das neben einer Reihe altbekannter Tipps auch das ein oder andere unbekannte Hausmittel anschaulich und übersichtlich präsentiert. Ein solider Haushaltshelfer, den ich sicher häufiger zur Hand nehmen werde.