Ein bewegtes Leben, erzählt in Momentaufnahmen
Es könnte so einfach seinDas Autorinnen-Duo, das sich hinter dem Pseudonym Anne Handorf verbirgt, hat mit „Es könnte so einfach sein“ einen Roman geschaffen, der oft bewegt, manchmal wütend macht und hier und da ein kleines bisschen ...
Das Autorinnen-Duo, das sich hinter dem Pseudonym Anne Handorf verbirgt, hat mit „Es könnte so einfach sein“ einen Roman geschaffen, der oft bewegt, manchmal wütend macht und hier und da ein kleines bisschen zu sehr auf der Metaebene verweilt. Ein Buch über eine Frau mit einem festen Willen und tief sitzendem Ehrgeiz, die zumindest für mich (trotz ihrer Fehler) definitiv ein Vorbild sein könnte.
Vera ist Autorin und arbeitet an ihrem letzten Roman vor der Rente. Es soll ein Buch werden über eine Frau mit frisch diagnostizierter Krebserkrankung, die auf eine große Feier hinlebt – während Veras eigene Feier zum 65. Geburtstag kurz bevorsteht. An diesem Tag soll das Buch fertig sein, aber Vera ist blockiert aufgrund eines Familienkonflikts. Nach und nach reflektiert sie während dem Schreiben (oder auch dem Nicht-Schreiben) ihre eigene Biografie: wie sie als Sekretärin in einem Verlagshaus durch Zufall dazu kam, Heftromane zu schreiben, wie sie um jeden Auftrag kämpfen musste, immer und immer wieder, und wie sie jahrelang hinter einem männlichen Pseudonym verborgen bleiben musste, weil die Öffentlichkeit angeblich keine Bücher von Frauen lesen wolle.
Veras Geschichte ist letztlich eine Erfolgsgeschichte, aber eine, die jede Hürde auf dem Weg zu diesem Erfolg klar offenlegt. Als moderne Leserin um die 30 macht es fassungslos und wütend zu lesen, wie Vera sich ihre erste Arbeitsstelle von ihrem Mann (übrigens ein absolut feiner Kerl!) absegnen lassen musste, wie sie nur durch Zufall zu ihrem eigenen Konto kam, wie Gewinnbeteiligung ausblieb und stattdessen gönnerhaft Likörflaschen überreicht wurden. Vera hat sich in einer Männerwelt durchgebissen, und dafür verdient sie höchsten Respekt. Gleichzeitig zeigt das Buch aber auch die Vielschichtigkeit der Figur: Es legt schonungslos Veras Fehler im persönlichen Bereich offen, zeigt ihre Unsicherheit und mal auch ihr Versagen. Allein diese Lebensgeschichte hätte gereicht, um ein überzeugendes Buch zu füllen, aber die Autorinnen haben sich damit nicht begnügt, sondern noch das „Buch im Buch“ über diese Erinnerungen gelegt, und an diesen Stellen bin ich beim Lesen immer ein wenig ausgestiegen. Meines Erachtens hätte es nämlich nicht die vielen Versatzstücke aus Veras entstehendem letzten Roman gebraucht – oder zumindest nicht in dieser Ausführlichkeit. Hier hat sich „Anne Handorf“ vielleicht ein wenig verkünstelt mit ihrem Buch über das Schreiben.
Insgesamt ist „Es könnte so einfach sein“ ein eindrückliches Buch, eine Art fiktionale Biografie einer Frau, wie es sie in Deutschland durchaus gegeben haben könnte. In der Hauptfigur Vera vereint sind die Mühen und Kämpfe so vieler Frauen, die sich immer noch einen weiteren Stein aus dem Weg räumen mussten, um ihre Ziele zu erreichen.