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Veröffentlicht am 01.10.2025

Ein bewegtes Leben, erzählt in Momentaufnahmen

Es könnte so einfach sein
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Das Autorinnen-Duo, das sich hinter dem Pseudonym Anne Handorf verbirgt, hat mit „Es könnte so einfach sein“ einen Roman geschaffen, der oft bewegt, manchmal wütend macht und hier und da ein kleines bisschen ...

Das Autorinnen-Duo, das sich hinter dem Pseudonym Anne Handorf verbirgt, hat mit „Es könnte so einfach sein“ einen Roman geschaffen, der oft bewegt, manchmal wütend macht und hier und da ein kleines bisschen zu sehr auf der Metaebene verweilt. Ein Buch über eine Frau mit einem festen Willen und tief sitzendem Ehrgeiz, die zumindest für mich (trotz ihrer Fehler) definitiv ein Vorbild sein könnte.

Vera ist Autorin und arbeitet an ihrem letzten Roman vor der Rente. Es soll ein Buch werden über eine Frau mit frisch diagnostizierter Krebserkrankung, die auf eine große Feier hinlebt – während Veras eigene Feier zum 65. Geburtstag kurz bevorsteht. An diesem Tag soll das Buch fertig sein, aber Vera ist blockiert aufgrund eines Familienkonflikts. Nach und nach reflektiert sie während dem Schreiben (oder auch dem Nicht-Schreiben) ihre eigene Biografie: wie sie als Sekretärin in einem Verlagshaus durch Zufall dazu kam, Heftromane zu schreiben, wie sie um jeden Auftrag kämpfen musste, immer und immer wieder, und wie sie jahrelang hinter einem männlichen Pseudonym verborgen bleiben musste, weil die Öffentlichkeit angeblich keine Bücher von Frauen lesen wolle.

Veras Geschichte ist letztlich eine Erfolgsgeschichte, aber eine, die jede Hürde auf dem Weg zu diesem Erfolg klar offenlegt. Als moderne Leserin um die 30 macht es fassungslos und wütend zu lesen, wie Vera sich ihre erste Arbeitsstelle von ihrem Mann (übrigens ein absolut feiner Kerl!) absegnen lassen musste, wie sie nur durch Zufall zu ihrem eigenen Konto kam, wie Gewinnbeteiligung ausblieb und stattdessen gönnerhaft Likörflaschen überreicht wurden. Vera hat sich in einer Männerwelt durchgebissen, und dafür verdient sie höchsten Respekt. Gleichzeitig zeigt das Buch aber auch die Vielschichtigkeit der Figur: Es legt schonungslos Veras Fehler im persönlichen Bereich offen, zeigt ihre Unsicherheit und mal auch ihr Versagen. Allein diese Lebensgeschichte hätte gereicht, um ein überzeugendes Buch zu füllen, aber die Autor
innen haben sich damit nicht begnügt, sondern noch das „Buch im Buch“ über diese Erinnerungen gelegt, und an diesen Stellen bin ich beim Lesen immer ein wenig ausgestiegen. Meines Erachtens hätte es nämlich nicht die vielen Versatzstücke aus Veras entstehendem letzten Roman gebraucht – oder zumindest nicht in dieser Ausführlichkeit. Hier hat sich „Anne Handorf“ vielleicht ein wenig verkünstelt mit ihrem Buch über das Schreiben.

Insgesamt ist „Es könnte so einfach sein“ ein eindrückliches Buch, eine Art fiktionale Biografie einer Frau, wie es sie in Deutschland durchaus gegeben haben könnte. In der Hauptfigur Vera vereint sind die Mühen und Kämpfe so vieler Frauen, die sich immer noch einen weiteren Stein aus dem Weg räumen mussten, um ihre Ziele zu erreichen.

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Veröffentlicht am 01.10.2025

Ein Buch mit vielen spannenden Ansätzen, aber ein bisschen zu wenig von allem

Monstergott
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„Monstergott“ ist Caroline Schmitts zweites Buch. Der Roman dreht sich um zwei Geschwister und eine christliche Sekte und berührt somit viele existenzielle Themen: Glaube, Familie, Identität, Selbstbestimmung ...

„Monstergott“ ist Caroline Schmitts zweites Buch. Der Roman dreht sich um zwei Geschwister und eine christliche Sekte und berührt somit viele existenzielle Themen: Glaube, Familie, Identität, Selbstbestimmung und nicht zuletzt Geschlechterverhältnisse. Eine spannende Thematik, die jedoch in der Umsetzung leider etwas zu oberflächlich bleibt.

Ben und Esther sind beide seit ihrer Kindheit Teil einer sektenartigen Freikirche mit einem zutiefst konservativen Weltbild. Für die beiden Geschwister bedeutet die Kirche Heimat und Familie, und dass die Gemeinschaft ihnen Lebensregeln vorgibt, empfinden beide zunächst als nicht schlimm und „gottgewollt“. Für Lesende ist natürlich von vornherein klar, dass diese Kirche alles andere als harmlos ist und ihre Mitglieder bis in intimste Bereiche wie Sexualität und Ehe hinein kontrolliert. Doch für die beiden Hauptfiguren, vor allem für Esther, die als Frau in den Kirchenstrukturen massiv benachteiligt wird, wird erst nach und nach klar, dass sie aus diesem zerstörerischen System ausbrechen müssen.

Was mir an „Monstergott“ gut gefiel, ist, dass das Buch nicht aufmerksamkeitsheischend an das Thema herangeht. Es greift nicht zu drastischen Bildern oder extremen Entwicklungen, sondern zeigt „das ganz normale Leben“ innerhalb einer Sektenstruktur. Für Lesende wird greifbar, warum Ben und Esther zunächst nicht aus diesem System ausbrechen können – oder es überhaupt wollen. Allerdings hält die Geschichte auch keine Überraschungen bereit. Sowohl inhaltlich als auch sprachlich wirkt das Buch sehr ruhig und relativ unaufregend. Die meisten Entwicklungen zeichnen sich von Anfang an ab, und sprachlich ist der Text solide, aber keinesfalls besonders originell. Zugleich bedient das Buch auch so manches Klischee: So wird die Doppelmoral der Oberhäupter auf recht vorhersehbare Weise veranschaulicht (ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten).

Insgesamt würde ich „Monstergott“ als ein wenig zahnlos beschreiben. Ein spannendes Thema, glaubwürdige Figuren, aber einfach etwas zu wenig Biss in der Zuspitzung von Gedanken, Konflikten und Figurenentwicklung. Es ist keinesfalls ein schlechtes Buch, aber eben auch keines, das besonders lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 07.09.2025

Ein wilder Ritt: blutig und voller schwarzem Humor

Ein kleines Lied über das Sterben
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Auf den ersten Blick mag „Ein kleines Lied über das Sterben“ von Timo Blunck aussehen wie ein humorvolle Regionalkrimi, aber Achtung: Hier geht es ganz schön finster zu! Das Buch spart nicht an abgründigem ...

Auf den ersten Blick mag „Ein kleines Lied über das Sterben“ von Timo Blunck aussehen wie ein humorvolle Regionalkrimi, aber Achtung: Hier geht es ganz schön finster zu! Das Buch spart nicht an abgründigem Humor, Blut und Nacktheit, also seid gewarnt. Wer darauf Lust hat, den erwartet jedoch ein Heidenspaß – oft ein bisschen drüber, aber wahnsinnig humorvoll, oft spannend und teilweise überraschend emotional.

Die Hauptfiguren: ein koksender Ex-Polizist, eine kettensägenschwingende Kannibalin und ein rumänischer Straßenhund. Zutaten für ein herrlich absurdes Krimi-Abenteuer, in dem die Leichen nur so links und rechts zu Boden fallen. Dieser Roman ist kein klassischer Ermittlerkrimi, denn die Antagonistin wird schon auf den ersten Seiten vorgestellt. Stattdessen handelt es sich um ein irrsinniges Katz-und-Maus-Spiel, in das Protagonist Tom mehr zufällig hineinstolpert. Stets an seiner Seite: eine wichtige Mordzeugin, die Hündin Knef, die sich mehr und mehr zur stillen Heldin des Romans mausert und mit ihrer Perspektive ein emotionales Gegengewicht zu dem ganzen Blut und Gesplatter darstellt.

Wenn man diesem Krimi etwas vorwerfen kann, dann ist es, dass es ganz schön viele Zufälle gibt. Viele Entwicklungen in den Ermittlungen sind somit kein Ergebnis cleverer Gedankengänge, sondern eben von Zufallsbegegnungen. Das sorgt dafür, dass in der Ermittlung selbst wenig Spannung steckt. Stattdessen bekommen die Mordszenen jede Menge Raum, was mitunter voyeuristisch wirken und ein wenig zu viel des Guten werden kann – zumal ja bereits von Anfang an klar ist, wer da mordet. Man muss aber fairerweise zugeben, dass das Buch auch nie vorgibt, ein Ermittlerkrimi zu sein. Eigentlich ist es ein Guy-Ritchie-Film in Buchform, und darin ist es verdammt gut. Es gibt viel zu lachen, und der Roman enthält überraschend viel Repräsentation von Vielfalt, mit der das Buch respektvoll umgeht: einen bisexuellen Protagonisten, eine Schwarze Schutzpolizistin und mehr als einmal auch ein Gendersternchen. Gerade diese reflektierten Aspekte sorgen dafür, dass „Ein kleines Lied über das Sterben“ nicht zum Exploitation-Machwerk verkommt, sondern auch immer wieder klare Positionen bezieht und kluge Kommentare zur gegenwärtigen Lage der Nation abgibt.

Kurzum: Timo Bluncks schwarzhumoriger Krimi ist ein Fest für alle, die das Absurde und Düstere lieben und vor Sex und Gewalt nicht zurückschrecken. Dabei schießt das Buch zwar manchmal übers Ziel hinaus, kippt aber trotzdem nie gänzlich ins Plumpe.

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Veröffentlicht am 07.09.2025

Eine phantastische Reise mit vielen stillen Zwischentönen

Water Moon
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„Watermoon“ von Samantha Sotto Yambao entzieht sich ein Stück weit klassischen Genre-Zuordnungen: Es ist zugleich ein Fantasy-Roman, eine Liebesgeschichte und ein philosophisches Werk über Themen wie Selbstbestimmung ...

„Watermoon“ von Samantha Sotto Yambao entzieht sich ein Stück weit klassischen Genre-Zuordnungen: Es ist zugleich ein Fantasy-Roman, eine Liebesgeschichte und ein philosophisches Werk über Themen wie Selbstbestimmung und Schicksal. Je nach persönlichem Geschmack enthält das Buch also Häppchen für viele Arten von Lesenden – und ist darin vielleicht ein wenig zu breit aufgestellt, um alle zufriedenzustellen.

Protagonistin Hana führt ein Pfandhaus, in dem Menschen ihre bereuten Entscheidungen abgeben und sich somit davon befreien können. Das Pfandhaus gehört zu einer phantastischen Parallelwelt, die kaum ein Mensch aus der Realität je zu sehen bekommen hat. Als Hanas Vater unter mysteriösen Umständen verschwindet, will Hana sich auf die Suche nach ihm machen und bekommt dabei unverhofft Unterstützung von dem brillanten Wissenschaftler Keishin, der zufällig gerade in diesem Moment ins Pfandhaus gestolpert kommt.

Hana nimmt Keishin mit in ihre Welt, die voller Paradoxe und Unmöglichkeiten ist: Ein Sprung in einen Teich teleportiert an andere Orte, die Zeit lässt sich falten, ein Lied kann ein Schiff über einen Ozean tragen … Dieses Buch steckt voller phantastischer Ideen, über die man beim Lesen nur staunen kann. Zugleich ist Hanas Welt keine schöne, friedliche Welt: Schreckensgestalten verfolgen die beiden, verlorene Kinder rufen von unter der Erde, in einem Museum werden die schlimmsten Fehlentscheidungen der gesamten Menschheit aufbewahrt. Yambao erzählt all das auf eine sehr ruhige, oftmals auch poetisch-philosophische Weise. Trotz der vielen Gefahren, denen Hana und Keishin begegnen, wird das Buch niemals actiongeladen oder hektisch. Dieser ruhige Erzählstil trägt zur unwirklichen Atmosphäre von „Watermoon“ bei, die sehr eigen und gerade dadurch reizvoll ist.

Einige Aspekte des Buchs sind jedoch auch weniger gelungen: Die häufigen Sprünge von einem phantastischen Szenario zum nächsten wirken zum Teil etwas abgehackt, als hätte die Autorin versucht, möglichst viele ihrer (wirklich wundervollen!) Ideen im Buch unterzubringen, ohne sich zu fragen, ob dafür noch genug Platz ist. So graben sich manche Ideen gegenseitig das Wasser ab. Auch die unvermeidliche Liebesgeschichte zwischen Hana und Keishin konnte zumindest mich nicht überzeugen, wurde das Trope von „Liebe auf den ersten Blick“ doch arg überstrapaziert. Gerade Keishins Beweggründe, Hana zu helfen, bleiben sehr oberflächlich und dadurch oftmals unglaubwürdig.

Insgesamt ist „Watermoon“ jedoch ein Buch voller Zauber, Phantastik und dem ein oder anderen gut platzierten Gruselmoment. Es entführt wahrhaftig in eine völlig andere Welt, in die man sich als Leserin einfach hineinfallen lassen kann. Das ideale Buch für ein wenig Realitätsflucht!

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Veröffentlicht am 23.08.2025

Ein spannender Fall, aber leider unaufregende Ermittlungen

Teufel, tanz mit mir!
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„Teufel, tanz mit mir!“ ist schon der vierte Band um das Ermittlungsduo Magnabosco und Pasqualina in Simone Darks Südtiroler Krimi-Reihe. Der Neueinstieg in die Reihe ist jedoch mit diesem Buch problemlos ...

„Teufel, tanz mit mir!“ ist schon der vierte Band um das Ermittlungsduo Magnabosco und Pasqualina in Simone Darks Südtiroler Krimi-Reihe. Der Neueinstieg in die Reihe ist jedoch mit diesem Buch problemlos möglich. Schade hingegen ist, dass die Ermittlungen in diesem sehr dünnen Krimi viel zu reibungslos ablaufen, obwohl der Kriminalfall selbst enormes Potenzial gehabt hätte.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der Rückblick zu den Hexenverfolgungen des 16. Jahrhunderts. Bei den grausamen Prozessen wurden mehrere Männer und Frauen aus der Region gefoltert und hingerichtet – und das Geschehen scheint auf die Gegenwart auszustrahlen. Kurz vor dem ersten Leichenfund müssen die Ermittlerinnen jedoch erst mal schnell heiraten, was wie ein eher bemühter Versuch anmutet, den Figuren mehr Leben zu verleihen. Solche kleinen Ausflüge ins Privatleben der Ermittlerinnen, die vermutlich humorvoll gedacht sind, gibt es mehrere im Buch. Aufgrund der Kürze des gesamten Texts (gerade mal knapp über 200 Seiten) wirken sie jedoch allesamt eher gehetzt. Schließlich ist ja kaum genug Platz für die Ermittlungen.

Die Ermittlungen sind tatsächlich die eine große Schwäche von „Teufel, tanz mit mir!“. Der Fall selbst ist spannend aufgebaut, enthält eine interessante Zusatzperspektive und birgt direkte Verbindungen in die Vergangenheit. Die Hintergründe der Hexenverfolgung sind gut aufbereitet und passen sich schön in die Geschichte ein, sodass man sogar noch ein bisschen Lokalgeschichte auf dem Weg mitnimmt. Der Krimi krankt allerdings daran, dass dem Ermittlungsduo sämtliche Hinweise mehr oder weniger in den Schoß fallen. Da werden eindeutige Objekte in der Nähe von Tatorten gefunden (bei denen man sich fragen muss, welcher Täterin so nachlässig wäre), und Zeugenaussagen sind zufällig immer sofort verfügbar und fügen sich passgenau ins Bild ein. Falsche Fährten und langes Brüten über kryptischen Hinweisen: Fehlanzeige. Wer also im Krimi gern miträtselt und an der Nase herumgeführt wird, ist mit diesem Buch schlecht beraten.

Meine Bewertung fällt daher sehr zwiespältig aus: Die Anteile über die Hexenverfolgung, die Grundidee des Falls und vor allem die kryptische Ich-Perspektive, die immer wieder eingestreut wird, haben mir sehr gut gefallen. Die Ermittlungen hingegen haben meinen Anspruch an Kriminalromane nicht erfüllen können. Ich muss hier also eine Durchschnittsbewertung im Mittelfeld geben: Für den einen Teil des Romans würde ich gern 4 Sterne vergeben, für andere Aspekte nur 2.

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