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Veröffentlicht am 24.03.2021

Komplexer Thriller aus Skandinavien

Geiger
2

Wie aus dem Nichts klingelt das Telefon. Agneta hebt ab, „Geiger“ sagt jemand und dieser jemand legt kurz darauf den Hörer wieder auf. Agneta weiß leider was es mit dem Wort „Geiger“ auf sich hat. Sie ...

Wie aus dem Nichts klingelt das Telefon. Agneta hebt ab, „Geiger“ sagt jemand und dieser jemand legt kurz darauf den Hörer wieder auf. Agneta weiß leider was es mit dem Wort „Geiger“ auf sich hat. Sie geht in ihr Zimmer, holt die Makarov, montiert den Schalldämpfer drauf, geht zu ihrem Mann im Wohnzimmer, drückt den Lauf der Waffe an seine Schläfe und es macht „Bang“. Daraufhin verschwindet Agneta. Einige Zeit später wird das Opfer tot aufgefunden und die Kommissarin Sara Nowak wird zum Fall hingezogen. Sie ist alarmiert, da sie die Vergangenheit sowie jedes kleine Detail der Familie kennt.

Bevor ich mit dem Buch angefangen habe, erwartete ich vom Buch einen recht rasanten Thriller, in welchem es eher um Rachegelüste sowie familiäre Intrigen geht. Aber dem ist nicht so. Schnell merkt man, dass dieser Thriller viel komplexer sowie durchdachter erscheint. Man taucht in eine Welt voller politischer (geheimer) Verbindungen, Machtspielchen und Gewalt ein. Dabei wird die Stasi zum Thema. Deswegen war ich hinsichtlich dieses Aspektes recht positiv überrascht. Das Buch bietet sich somit nur für Leser an, die auch bereit sind, sich auf komplexe Sachverhalte und Zusammenhänge einzulassen. Folglich leidet darunter auch die Spannung ein bisschen, da es Passagen gibt, die eher erklärend als fesselnd sind.
Beginnend zu der Konstellation kann ich sagen, dass mir die Nähe der Protagonistin zum Fall sowie der Familie gut gefallen hat. Obwohl die Protagonistin Sara als Kommissarin eher hinter Zuhältern und Tätern von Frauengewalt her ist, wird sie in diesen Fall miteinbezogen. Hier wird teilweise eine interessante Darstellungsweise präsentiert, da trotz der Nähe der Protagonistin zur Familie, eine recht große Distanz durch die Auflösung einzelner familiärer Geheimnisse offenbart wird.

Nichtsdestotrotz konnte ich mich mit als Sara als Protagonistin fast gar nicht anfreunden. Sie handelt recht eigenwillig, kennt keine Regeln und offenbart, dass sie keinen Respekt kennt. Zudem wirkte sie mir als Kommissarin einfach zu aggressiv. Wenn Sara auf diese Art und Weise dargestellt wird, würde ich mir wünschen, dass man mehr über die Ursachen erfährt. Weswegen wurde Sara zu der Person, die sie gerade ist? Somit erhoffe ich mir, dass im zweiten Band man mehr über sie erfahren darf.

Zum Fall kann man noch im Allgemeinen sagen, dass dieser grundsätzlich sehr interessant und vielschichtig konzipiert ist, aber es an einigen Stellen zu recht weit hergeholten Szenen kommt.

Somit kann ich im Fazit sagen, dass dieses Buch trotz einigen Kritikpunkten einen recht interessanten sowie vielschichtigen Fall aufweist. Wer also gerne tüftelt, wird mit diesem Buch zufrieden sein.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Wenn die Vergangenheit dich einholt

Hinterland
0

Wenn die Vergangenheit einen Menschen wieder einholt, heißt es nichts Gutes.

Dies widerfährt ja leider Bette. Als sie eine Muschel mit einem Kreuz eingeritzt in einem Holzscheit in ihrem Garten findet, ...

Wenn die Vergangenheit einen Menschen wieder einholt, heißt es nichts Gutes.

Dies widerfährt ja leider Bette. Als sie eine Muschel mit einem Kreuz eingeritzt in einem Holzscheit in ihrem Garten findet, läuten die Alarmglocken. Denn dieses Symbol kennt sie aus ihrer Vergangenheit – auf einem Hochstand. Zwei Menschen kamen damals nämlich ums Leben. Bevor Bette ihren Job aufgrund einer daraus resultierenden Krankheit an den Nagel hing, war dies ihr letzter Fall, der bisher immer noch nicht gelöst worden ist. Der Fall wird neu aufgekurbelt und Bette wird dem Täter so nah kommen, wie nie zuvor. Ein Katz- und Mausspiel beginnt.

Mit dem Kriminalroman „Hinterland“ entwirft die Autorin den Auftakt um Ermittlerin Bette Hansen aus Hamburg. In das Buch bin ich problemlos eingestiegen. Dies wurde durch den einfachen und flüssigen Schreibstil sowie eine klare Strukturierung des ganzen Plots ermöglicht. Schnell merkt man als Leser, dass dieses Buch aus zwei Perspektiven erzählt wird. Einerseits erhalten wir als Leser Einblicke in die Arbeit von Bette. Obwohl sie ihren Job aufgegeben hat, versucht sie trotzdem die Ermittlungen in einer Hinsicht wiederaufzunehmen. Egal welche Hürde ihr im Weg steht – diese bewältigt sie problemlos. Da es auch der erste Band ist, hat man über sie als Person noch recht wenig erfahren. Dadurch fehlte mir bei ihrer Gestaltung die Tiefe. Nichtsdestotrotz bin ich positiver Dinge, dass im zweiten Band man als Leser noch mehr über sie erfahren wird.

Auf der anderen Seite liegt die Perspektive von Hannah vor. Um nichts vorwegzunehmen, wird die wahre Identität von Hannah auch recht schnell preisgegeben, wodurch es zu einem abwechslungsreichen Plot kommt, welcher jeweils aus zwei interessanten Perspektiven geschildert wird. Die Offenbarung ihrer Identität hat keinerlei Einfluss auf die Spannung der Handlung.

Der Fall an sich ist ganz gut konstruiert. Dennoch wirkte mir die Handlung bzw. einzelne Situationen vielleicht doch zu weit hergezogen. Hier zweifelte ich an der Authentizität. Sonst lag eine gute Spannung vor, die sich zum Ende hin gut steigerte.

Folglich kann ich zum Schluss sagen, dass die Autorin mit ihrem neuen Kriminalroman „Hinterland“ einen soliden Auftakt produziert. Ich bin gespannt, wann der zweite Band erscheinen wird, um mehr über Bette Hansen herauszufinden.

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Werden Sie das Lied erlernen?

Das Lied der Nacht
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Im ersten Band "Das Lied der Nacht" der "Wayfarer Saga" begeben wir uns ins verschneite Königreich namens Schur. In diesem Königreich gibt es nur zwei Regeln: In der Nacht darf man kein Feuer entzünden ...

Im ersten Band "Das Lied der Nacht" der "Wayfarer Saga" begeben wir uns ins verschneite Königreich namens Schur. In diesem Königreich gibt es nur zwei Regeln: In der Nacht darf man kein Feuer entzünden und um keinen Preis ist einem erlaubt, in der Dunkelheit zu singen. Denn sonst werden die Schatten auf dich aufmerksam werden, dich finden und töten. Auf der Reise durch Schur begleiten wir die beiden Protagonisten Weyd und die Barin Caer. Und ausgerechnet beim ersten Zusammentreffen der Beiden kommt es in einem nahegelegenden Dorf zu einem Massenmord durch die Schatten. Es wird von Tag zu Tag schlimmer, da immer mehr Blut fließen wird. Die einzige Hoffnung: Das Erlernen des Nachtliedes. Wird es den beiden Protagonisten gelingen?

Aufmerksam auf den Fantasyroman wurde ich durch das grandiose Cover, welches einfach richtig gut gestalten worden ist. Da ich ab und zu Fantasyromane lese, habe ich mich auf dieses Buch gefreut.

Die Autorin kannte ich bisher nicht und hatte vor dem Lesen keine Erwartungen an das Buch. Das erste was mir beim Lesen auffiel, war der poetische und recht melancholische Schreibstil. Einen derartigen wunderbaren und harmonischen Schreibstil habe ich bisher in keinem Buch gelesen. Zudem muss man sagen, dass dieser Schreibstil auch viel Aufmerksamkeit erfordet. Ich als Thriller-Leser fliege normalerweise durch die Seiten. In diesem Buch war es einfach nicht möglich, da man sich wirklich bei diesem Buch konzentrieren muss. Dies ist alles natürlich positiv gemeint, da ich so einen Schreibstil bisher in keinem Roman wahrgenommen habe.

Der Autorin gelingt es im Verlauf der Buches ein wirklich tolles Worldbuilding zu gestalten. Nach und nach werden immer mehr Details über das Königreich "Schur" offenbart, wodurch nach dem Ende des Buch einzelne Mosaiksteinchen ein tolles Bild des Königsreiches darstellen. Das Worldbuilding wird durch dir Karte zu Beginn des Buches gut unterstützt. Somit freue ich mich auf Band 2, um das Königreich "Schur" noch intensiver kennenzulernen.

Ein großes Lob geht an die beiden Protagonisten, die neben zahlreichen anderen Figuren, die wichtigste Rolle in diesem Buch einnehmen. Weyd ist wirklich ein toller Protagonist, da er sich immer um das Wohl der Anderen kümmert. Caer ist eine starke Protagonistin, welche ein derartiges Einfühlungsvermögen besitzt sich in einen Menschen hineinzuversetzen und immer zu helfen. Auch wenn man es auf den ersten nicht Blick glaubt, sind beide in einer Hinsicht gleich. Beide sind stur, sodass es im Buch an manchen Stellen zu recht amüsanten Diskussionen kommt. Nichtsdestotrotz arbeiten die Beiden an vielen anderen Sachen harmonisch zusammen.

Apropos wer hier eine reine Romantasy-Geschichte erwartet, der wird hier vielleicht überrascht werden, da es an manchen Stellen blutig und düster wird. Für mich als Thriller-Leser war dies perfekt!

Zusammengefasst kann ich sagen, dass die Autorin mit dem ersten Band der "Wayfarer-Saga" ein guten Anfang einer Reihe entwickelt. Dieses Buch zeichnet sich durch einen poetischen Schreibstil, einem tollen Worldbuilding und individuell gut gestalteten Charakteren aus. Ich freue mich auf Band 2!

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Veröffentlicht am 20.03.2021

West und Ost ermitteln gemeinsam

Blütengrab
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Es ist 1993 und wir befinden uns in Mecklenburg. In einem unbekannten Waldstück wird die Leiche eines Mädchen, aufgebahrt auf einem Bett aus weißen Blüten, gefunden. Die Kommissarin Ulrike Bandow wird ...


Es ist 1993 und wir befinden uns in Mecklenburg. In einem unbekannten Waldstück wird die Leiche eines Mädchen, aufgebahrt auf einem Bett aus weißen Blüten, gefunden. Die Kommissarin Ulrike Bandow wird in den Fall hineingezogen. Zudem erhält sie tatkräftige Unterstützung eines neuen Kollegen, der aus dem Westen dazugestoßen ist. Je mehr sie sich intensiver mit dem Fall auseinandersetzen, desto mehr merken sie, dass sie vor einem komplexen Fall stehen, der tief in deutsche Vergangenheit reicht. Dabei stoßen sie auf eine ungewöhnliche Mordserie, bei der sie merken, dass der Täter von damals wieder zurückgekehrt ist.

In das Buch bin ich mit leichten Schwierigkeiten eingestiegen. Einerseits wird man recht wild in die Handlung geworfen und anderseits hatte ich meine Probleme mit dem Entwurf der Kapitel. Die Tage stellen in diesem Buch die Kapitel dar, sodass eine Handlung an einem Tag über 40 Seiten lang sein kann. Dabei trennte die Autorin in diesem Buch die verschiedenen Handlungssequenzen durch Absätze, bei denen des Öfteren ein Perspektivwechsel stattfand. Dies fand ich sehr irritierend. Eine klarere Strukturierung hätte ich mir in diesem Fall gewünscht.

Aber jetzt mal genug Kritik. Der Fall, welcher in diesem Buch aufgekurbelt wird, hat mir total gut gefallen. Die Handlung findet nach der Wende statt und ab und zu erhält man Rückblicke in die Vergangenheit zweier Charaktere, um die Beziehung zwischen den beiden Figuren besser zu verstehen. Von der Spannung her war das Buch richtig stark. Twists und tolle Ermittlungen lassen sich in diesem Buch verorten, welche für das hohe Maß an Spannung sorgen. Um nichts vorwegzunehmen und nicht zu spoilern, kann man noch sagen, dass das Tatmotiv des Täters/der Täterin total einzigartig ist. Ein derartiges Motiv habe ich bisher in keinem Thriller gefunden, wodurch ich von der Idee der Autorin sehr begeistert war.

Zudem lässt sich sagen, dass die Autorin mit den Ermittlern Bandow und Larssen ein sehr ungewöhnliches Ermittlerpaar entwirft. Auch wenn sie auf den ersten Blick komplett gegensätzlich sind, verrichten sie zusammen eine sehr gründliche und spannende Ermittlungsarbeit, die ich gerne las. Außerdem wird der politische Konflikt, die vergangene Aufspaltung von Westen und Osten, die trotzdem noch psychisch präsent ist, durch die beiden Ermittler gut dargestellt.  Hier würde ich mich auf einen zweiten Band freuen, um die Entwicklung der Beiden weiter zu verfolgen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass auch wenn ich mich mit der ungewöhnlichen Kapiteleinteilung schwergetan habe, unterhielt mich das Buch gut. Der Fall ist wirklich komplex durchdacht und die Ermittler grenzen sich in ihrer Art sowie Mentalität mal von den 0815 Ermittlern ab. Wer also auf einen Thriller Lust hat, der nach der Wende spielt und durch tolle Twists spannend ist, der sollte sich den Thriller "Blütengrab" holen!

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Veröffentlicht am 19.03.2021

Ein Familiendrama.

Wir bleiben noch
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Neben meinen ganzen Thrillern, welche ich teilweise schon „verschlinge“, lese ich in meiner freien Zeit hin und wieder einen entspannten Roman mit einer tiefgründigen Geschichte. So bin ich auf den Roman ...

Neben meinen ganzen Thrillern, welche ich teilweise schon „verschlinge“, lese ich in meiner freien Zeit hin und wieder einen entspannten Roman mit einer tiefgründigen Geschichte. So bin ich auf den Roman „Wir bleiben noch“ gestoßen. In diesem geht es um ein Familienporträt bestehend aus vier Generationen. Dabei wird die Familie von verschiedenen Blickwinkeln sowie unter dem Einfluss der Gesellschaft beleuchtet. So steht teils Victor Jarno im Vordergrund dieses Romans. Dieser hat zu spät gemerkt, dass Momente vergänglich sind und die Zeit rasant schnell vorbeigeht. Er ist Mitte vierzig, kinderlos und der letzte Sozialdemokrat seiner Familie. Dann taucht seine alte Cousine auf und aus den Beiden wird ein Paar. Die Familie scheint zu zerbrechen. Als wäre es nicht schlimm genug ziehen die Beiden noch in ein Haus, das eigentlich den Eltern vererbt werden sollte. Ein Familiendrama!

Gelungen an dem Buch finde ich, dass das Porträt der Familie bis auf das kleinste Detail ausführlich gezeichnet wird. Man lernt die einzelnen Mitglieder kennen und erfährt, inwiefern wer mit wem verstrickt ist. Schnell kommt beim Lesen ein sehr erniedrigendes Gefühl auf, da man merkt wie die einzelnen Zweige der Familien in ihren Ansichten unterschiedlich sind. Dadurch entsteht ein Konflikt, der im Buch was zu eskalieren droht. Trotz des Humors, der an vielen Stellen gut zur Geltung kam, war mir das Buch doch an manchen Passagen zu negativ, traurig und deprimierend. Zudem weist der Autor einen derartig flüssigen und lebhaften Schreibstil, dass man glaubt, als ob das Schicksal dem Leser persönlich widerfährt. Nach und nach entflieht man noch tiefer in die Vergangenheit der Familie und merkt, wie verletzt die Wurzeln dieser Familie sind. Trotz des flüssigen Schreibstils empfand ich aber die Geschichte recht langatmig und wenig vorankommend. Es passierte meines Erachtens wenig, sodass man auch irgendwie vom Buch her, nicht gecatcht wird.

Schlussendlich bleibt zu sagen: Wenn jemand auf der Suche nach einer langsamen Familiengeschichte mit viel Tiefgründigkeit und wenig Spannung ist, der wird mit Victor und dem Rest viel Freude erleben. Für mich war es weniger ein Highlight.

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