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Veröffentlicht am 15.09.2016

Hut ab! Mit diesem Buch bin ich Hin und Hergerissen. Ein Kultautor aus Finnland!

Heißes Blut, kalte Nerven
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Der gelobte Kultautor Finnlands Arto Paasilinna macht nicht nur mit seinem Titel „Heißes Blut, kalte Nerven“ unheimlich neugierig, sondern auch mit einem interessanten Klapptext. Mit seinem Roman "Heißes ...

Der gelobte Kultautor Finnlands Arto Paasilinna macht nicht nur mit seinem Titel „Heißes Blut, kalte Nerven“ unheimlich neugierig, sondern auch mit einem interessanten Klapptext. Mit seinem Roman "Heißes Blut, kalte Nerven" bewegt sich der Autor auf einen sehr gewagten und vielversprechenden Gebiet. Was wäre wenn? … wenn man wüsste, wann sein letztes Stündlein geschlagen hat? Welches Leben würde man führen, wenn man allerlei Katastrophen und Unfälle überlebt, die eigentlich hätten tätlich enden sollen? Hier gibt sich der Autor mutig, aber entschlossen auf gewitztes Terrain. Und es hat sich gelohnt. Erst kürzlich bin auf den Autor aufmerksam geworden. In einem Zeitschrifteninterview hat mir seine offene Art, sein Witz und der skurrile Humor gefallen. Da wollte ich gleich mehr von ihm lesen und habe mich nach seinem neuesten Werk umgesehen und habe so „Heißes Blut, kalte Nerven“ entdeckt. Arto Paasilinna hat eine Sprachmelodie, die lange in meinem Kopf nachklingt und einen sehr bewegenden, aufmunternden und tiefgründigen, jedoch auch mit Witz und Galgenhumor geprägten Roman einmalig untermalt.
Erschienen im Luebbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Inhalt:
"Im Januar 1918, kurz bevor ein Bürgerkrieg Finnland erschüttert, wird ein Junge namens Antti Kokkoluoto geboren. Ihm wird schon bei der Geburt das genaue Todesdatum prophezeit: Am 12. Juli 1990 wird er siebzigjährig sterben – keinen Tag früher, keinen Tag später. Und tatsächlich, Antti gerät im Laufe seines Lebens immer wieder in höchst lebensbedrohliche Situationen, überlebt aber Kanonenhagel und Krankheiten. Als sich sein Todestag schließlich nähert, hat Antti eine famose Idee. Er will es noch einmal so richtig krachen lassen und ein großes Fest ausrichten...
Eine faszinierende Reise durch die Geschichte Finnlands im 20. Jahrhundert"

Schreibstil:
Mit dem Nordfinnischen Autor Arto Paasilinna erlebt man schriftstellerisches Geschick und grandiose Einzigartigkeit von der ersten Seite an! Sein Stil besitzt eine ganz einzigartige Note, an die man sich zunächst gewöhnen muss. Arto Paasilinna bringt den Lesern das 20. Jahrhundert um 1920 bis knapp 1990 nahe und spielt mit der Not und den Ängsten des Krieges und der Moderne und breitet eine Vielfalt an Facette und einträchtigen Sequenzen in seinen wohl gewählten Zeilen aus. Seine Dialoge würzt er mit einer besonderen zeitgemäßen Sprache, schwingt mit Poesie, Singsang und Schönklang und entfaltet eine enorme Kunst besonderen Humors. Dieser Humor könnte beinahe als Rabenschwarz oder Galgenhumor betitelt werden und ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Dennoch auf gewisse Weise tiefgründig, melancholisch gewürzt und mit einer Emotionsgewalt, die die Haut und Sinnesorgane benetzt. Lesen mit jeder Faser, wenn man das Geschehen auf sich wirken lässt. Arto Paasilinna hat eine Art, die sicherlich nicht jedem direkt zugänglich ist, aber man sollte es als neugieriger Leser ruhig versuchen und wird vielleicht mit einem unvergesslich polarisierenden Roman belohnt. Autor Arto Paasilinna schreibt sehr lebendig, facettenreich und bildhaft. Der Autor hat Talent und Wiedererkennungswert, zwar nicht für die große Leserschaft, aber für ein gewissen Publikum sicherlich! Sein Buch ist so filmreif verfasst, dass sich innerlich lebendige Bilder ergeben, und das Lesen zu einem Erlebnis mit allen Sinnen wird!

Charaktere:
Dank der Charaktere fühlte ich mich mitten drin! So speziell ausgearbeitete und besondere Persönlichkeiten sind mir selten in einem Roman begegnet. Als Hauptakteur begleiten wir das riskante dennoch untötliche Leben von Antti Kokkoluoto. Antti Kokkoluoto besetzt eine prägnante Rolle als unvergesslicher Hauptprotagonist. Als Antti geboren wurde stand nicht nur sein Geburtsdatum fest, sondern sogleich auch sein Todesdatum. Erstaunlicherweise erleben wir Anttis Leben im Zeitraffer, bis sich sein Ende nähert und Antti nochmals alles geben will. Ein großes Fest soll es sein nach dem Motto: Wenn ich nur noch einen Tag zu Leben hätte… Antti habe ich mit jeder Zeile mehr und mehr und mehr ins Herz geschlossen. Je älter und reifer er wird, umso mehr Sympathie empfinde ich für diesen Mann und sein brisantes und gewagtes Leben. Eine außergewöhnliche "Lebensgeschichte", die zu Herzen geht, die Augen öffnet und Blickwinkel verstellt, die erschüttert, belebt, Spaß bringt, bewegt und nachdenklich stimmt. Schade, dass man solche Tiefgründigkeit mit diesem seltenen Sarkasmus so selten findet.
Hier lernen wir nicht nur Antti Kokkoluoto kennen, nein hier lernen wir zudem ganz besondere Rollen und Nebenrollen aus allen Ebenen und Jahrzehnten des Charakters Antti kennen. Wir erleben seine Entwicklung von Kindestagen an bis zum Jetzt der 1990iger Jahre. Hier schöpft der Autor aus den Vollen, er hat so viele Charaktermerkmale und so viel Poesie erschaffen, dennoch bleibt Dreh- und Angelpunkt der damals noch kleine Antti Kokkoluoto mit seiner Lebensgeschichte.

Schauplätze:
Die einzelnen Schauplätze sind auf wenige Kulissen beschränkt. Im Fokus steht hier das Leben im kalten und kargen Finnland. Das Leben des Antti Kokkoluoto. Der Krieg, die Gesellschaft, die Ausbildung, die Liebe, die Gefahren, die Jugend bis zum Alter. Dann das berauschende Fest und die Zeit dannach… Schauplätze, die dem Roman neue Bilder schenken und ein facettenreiches Wechselbad an Kulisse, Gedanken und Orte bieten. Auch der Leser begibt sich, dank der detaillierten und sehr nah differenzierten Formulierungen des Autors Arto Paasilinna, zusammen in das Leben von Antti. Von humorig, sarkastisch, ironisch, faszinierend, bis traurig, melancholisch, poetisch und gefühlvoll zu dramatisch, befangen und befreit. Arto Paasilinna hat ein Händchen für bildhafte Darstellung.

Meinung:
...reicht von absolut fasziniert, völlig begeistert, total angetan bis etwas unzufrieden und zwiespältig. Der Autor hat einen tollen und einzigartigen Stil, keine Frage. Dennoch ist dieses Buch ein schwieriges Werk. Man wird es entweder Lieben, oder sich langweilen. Ich wollte das Buch so gerne mögen, da ich hohe Erwartungen an dem Autor hatte. Mir gefallen auch viele seiner Künste, aber dennoch hat mit etwas gefehlt, etwas was dieses Buch wirklich unvergessen werden lässt. Ich gebe dem Autor eine weitere Chance und werde mir eines seiner älteren Werke beschaffen und mir ein genaueres Bild schaffen. Dennoch muss ich loben, dass ich hier endlich wieder einen Autor gefunden habe, der mit einer Novität glänzt und mich mit einer sehr eigenen und einzigartigen Note sehr überrascht hat. Zudem ist die Buchgestaltung und das Cover eine absolut hochwertige Rundung. Sagenhafte Charaktere, faszinierende Welten und wertvolle Botschaften.

Cover / Buch:
Das Buch ist absolut hochwertig und sehr schön verarbeitet. Das Schriftbild ist angenehm, die Kapitel nicht allzu lang. Das Cover hat mich beeindruckt und ist stimmig zum besonderen Inhalt des Romans.

Der Autor:
"Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor."

Fazit:
Dieses Buch verdient alle 5 Sterne, wenn man dem Autor verfallen ist. Es ist sicherlich kein Werk für Jedermann, auch ich hatte etwas Anlaufschwierigkeiten und gebe dem Autor noch eine weitere Chance und auch verdiente 3,5 Sterne für dieses beeindruckende und seltsame Buch! Trotz meiner Bedenken und Kritik, bin ich noch immer voller Freude, dieses Buch gelesen und kennengelernt zu haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hier ist jedes Wort von besonderem Wert. Ein erstklassiger historischer Roman. WOW!

Das Lächeln der Fortuna
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Die Romanautorin Rebecca Gablé hat sich bereits in der Welt der historischen Romane einen großen und bekannten, sowie gelobten und gern gelesenen Namen gemacht. Mit ihrem Werk „Das Lächeln der Fortuna“ ...

Die Romanautorin Rebecca Gablé hat sich bereits in der Welt der historischen Romane einen großen und bekannten, sowie gelobten und gern gelesenen Namen gemacht. Mit ihrem Werk „Das Lächeln der Fortuna“ hat sie mich sehr neugierig gemacht. Ich habe so viele begeisternde Rezensionen und Leserstimmen vernommen, sodass ich diese Autorin nun endlich einmal selbst kennenlernen wollte. WOW. Meisterhaft, erstaunlich, ritterlich, minutiös, facettenreich, atmosphärisch, mittelalterlich, kämpferisch und voller Sympathie. Dieser 1196 Seiten umfassende Auftakt bietet die gelungene und überwältigende Basis für eine nicht enden wollende Lesewelle, die mit jeder einzelnen Zeile und mit jedem geschriebenen Wort genossen werden darf!!! Eine Liebe zu einem Land, zu einem Königreich und die Liebe zum bescheidenen Bauernleben. Robin of Waringham wird sich in die Herzen schreiben.
Erschienen im Bastei Lübbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Zum Inhalt:
"England 1360: Nach dem Tod seines Vaters, des wegen Hochverrats angeklagten Earl of Waringham, zählt der zwölfjährige Robin zu den Besitzlosen und ist der Willkür der Obrigkeit ausgesetzt. Besonders Mortimer, der Sohn des neuen Earls, schikaniert Robin, wo er kann. Zwischen den Jungen erwächst eine tödliche Feindschaft.
Aber Robin geht seinen Weg, der ihn schließlich zurück in die Welt von Hof, Adel und Ritterschaft führt. An der Seite des charismatischen Duke of Lancaster erlebt er Feldzüge, Aufstände und politische Triumphe – und begegnet Frauen, die ebenso schön wie gefährlich sind. Doch das Rad der Fortuna dreht sich unaufhörlich, und während ein junger, unfähiger König England ins Verderben zu reißen droht, steht Robin plötzlich wieder seinem alten Todfeind gegenüber ..."

Handlung:
Dieses historische Meisterwerk erstreckt sich über knapp 40 Jahre im Leben des Robert of Waringham. Robert, der sich Robin nennt, bricht aus dem Kloster aus. Robin schlägt sich durch und findet bei dem Stallmeister Conrad Unterschlupf und eine Art zu Hause. Hier wird Robin geprägt und erfährt, was für Werte im Leben wirklich zählen. Lange hält Robin seine wirklichen Wurzeln geheim und lebt als Stallbursche unter den anderen Stallburschen mit den Pferden richtig auf. Wie eine Familie, eine Gemeinschaft. Doch Conrad weiß um Robins Herkunft und Titel. Und Conrad ist nicht der einzige. Unter Conrads Leuten gibt es einige, die Robin nicht wohl gesonnen sind. Gerüchte über seinen Vater machen ihren Lauf. Doch wer kennt die Wahrheit, war Robins Vater wirklich ein Verräter? Oder wurde sein Tod inszeniert? In diesem Buch stoßen wir auf mehr als 40 Jahre Krieg, Herrschaft, Intrigen, Macht und Pomp, Krone und Parlament, Ländereien, Feldzüge und eigene Kriege. Mortimer macht Robin das Leben zur Hölle. Doch das Schicksal nimmt stets seinen eigenen Lauf. Viele Jahre später schließt sich der Kreis und Mortimer junior wird Robins Ziehsohn. Bis die Lebenslüge um Mortimers Tod offenbart wird und Mortimer junior erfahren muss, dass sein Vater Jahre lang im Exil verbracht hat und nun zurückgekehrt ist. Wer bekommt den Titel des Earl of Waringham? Wem steht sie zu? Wer wird des Königs Nachfolger? Was wird aus England? Wie steht es um Lancaster? Eine Liebe zu einem Land, die bis an die Grenzen zwischen Liebe und Schmerz, Leben und Tod und Wille und Hoffnung reicht. Fortuna dreht stets mit ihrem Lächeln das Rad… Die Schlachten und Kämpfe der Armeen, der Hass gegen die Feinde, Intrigen, Macht und Heuchelei… Sprachgewalt, Details und fundierte historische Fakten…

Schreibstil:
Die talentierte und ambitionierte deutsche Autorin Rebecca Gablé besitzt einen sagenhaft bildhaften, nahen, realen und gefühlvollen Schreibstil. Noch nie habe ich in einem Buch eine solche Fülle an Wissen, Spezialwissen, Details, Atmosphäre, Buchgefühl und Lebendigkeit gelesen. Wirklich faszinierend. Rebecca Gablé nimmt den Leser gleich zu Beginn mit in eine andere Welt ins Jahr 1360 nach England. Gablé schreibt sehr detailliert und ausgesprochen ausführlich. Minutiös schildert sie hier wirklich den leisesten Windhauch, der später zu einem großen Sturm entfachen kann. Beinahe jeder Gedanke, jeder Handschlag, jede Ritterlichkeit wird ausgeführt und dem Leser vorgeführt. Knapp 40 Jahre aus dem Leben von Robin of Waringham fühlen sich beim Lesen an, wie 40 Jahre. Als Leser weile ich an seiner Seite, ich lebe, erlebe, kämpfe, leide, liebe und reife mit ihm. Die Autorin lässt ihre Charaktere wunderbar wachsen und entwickeln. WOW. Sehr detailliert und unglaublich genau. Ihre Stärke der Akribie und der ausführlichen Schilderungen könnte auch sogleich eine Schwäche darstellen, denn das Buch fordert den Leser sehr. Es zieht sich an gewissen Stellen, ehe es wieder rasant an Fahrt und Schnelligkeit gewinnt. Ein Wechselbad aus familiärer Ruhe, Rückblicken, Liebschaften, Atmosphäre und als Gegenpol, Kämpfe, Eroberungen, Mord, Intrigen, Tod und Verderben sowie die heimtückische Pest. Hunger und Not, Politik und Parlament… Dieses Buch, samt schriftstellerisches Geschick bietet so ziemlich alles und noch so viel mehr!!! Die möglich empfundene Langatmigkeit einiger Ausführungen, verwandelt sich jedoch aufgrund der Fülle an schöner Worte, das Abtauchen in eine andere Welt und der sagenhaften Atmosphäre, in eine Langatmigkeit, die man mit jedem Wort und mit jeder einzelnen Zeile dennoch sehr genießt… Ein wirklich seltenes und großes Talent einer Autorin. Wir erleben diesen historischen Roman aus einer dritten Erzählperspektive berichtet. So erleben wir als Leser alle Seiten sehr intensiv und sind stets im Bilde ob der unglaublichen Wendungen, Ereignisse und Konstellationen. Im Fokus steht hier natürlich der ritterliche Edelmann Robin. Wir bewegen uns an seiner Seite, teilen seine Gefühle, Ängste und Sorgen. Wir blicken aus seinen Augen und verspüren seine unstillbare Liebe zu den Pferden, zu seiner Heimat, zu seiner Gefolgschaft, zu seinen Nachkommen und zu seinen Taten. Robin als Herrscher, der jedoch nie sein Bauernsein vergessen hat. Ein Bauernfreund, wie er genannt wird. Rebecca Gablé formt wunderbare Dialoge der Sympathie, der Gesellschaft, der Liebe, Zärtlichkeit, Anmut und des Hasses, des Zorns und der Verzweiflung. Wir begegnen königlichen Charakteren von Hofe, sturen Köpfen, patriotischen Helden, gnadenlosen Herrschern und humorvollen Bauern und Spielleuten, Handwerker, Bauern, Herzogen, Earls, Lords, Königen und Huren. Schon in den ersten Seiten schafft Rebecca Gablé eine Umgebung, die lebendiger und detailreicher erscheint, als jeder Film. Sie erzeugt Kopfkino der Extraklasse. Wir erleben hier die einfachen Güter, Bauernhöfe, Handwerksgilden, die weiten Länderien Englands und Europas, Befestigungsanlagen und neue Gestüte sowie Landwirtschaft, Verliese, Tower und Burgen…die Flora und Fauna, die Gastlichkeit, die Gemütlichkeit aus Musik und alten Legenden.

Kann man diesen historischen Roman als üblichen historischen Roman bezeichnen? Ich denke eher nicht, denn dieses Buch (oder die ganze Reihe) ist schon etwas sehr besonderes und außergewöhnliches. Die Autorin Rebecca Gablé paart neben Historie und wahren Fakten jede Menge Atmosphäre, Kulisse, Spannung, Kampf, Sachkenntnis, Pferdewissen, Herrschaft, Hierarchie, Medizin und jede Menge dezenter Romantik und große Gefühle. In diesem Buch findet fast jeder Genreleser sein Leseglück! Die Autorin Gablé beschreibt zunächst Robins Leben im Kloster und später bei Conrad und anschließend sein eigenes Land und seine eigenen Leute und Gefolgschaft, sowie die Beziehung zu John Lancaster und vielen weiteren einflussreichen Männern. Aber auch Männern, die um Robins Leben trachten und von Hass und Vergeltung getrieben sind. Hier lernen wir einen ganzen Adelsstand und dessen Gefolge kennen. Robin verliebt sich in Blanche, die Frau von Mortimer, seinem ägsten Feind und Widersacher. Eine unmögliche und von Gefahr geprägte Liebe... Die Autorin schreibt unheimlich nah, erweckt lebhafte Bilder, konzentriert sich aufs Detail, formt wunderbare Dialoge und spielt mit der Phantasie der Leser. Sie trifft den Nerv der Zeit. Mit ihrem für Teil 1 fast offenen Ende schafft sie einen gelungenen Start für ihre ganze Romanreihe der Waringham-Saga.

Charaktere:
Die Auswahl der Charaktere, bzw. der Hauptprotagonisten sollte das Herzstück des Romans sein. Und dieser Wunsch, dieses Ziel, ist der Autorin in der Umsetzung sehr gut und besonders gelungen. Robin of Waringham, der Duke of Lancaster, Lady Blanche, der König, der Schwarze Prinz, Edward und Raymond, Mortimer, Conrad, Isaac, Agnes, Katherine Swynford, Leofric, Henry und viele viele mehr. Die Autorin zeigt gleich zu Beginn ihres Werkes einen aufgeschlüsselten und ausgefeilten Stammbaum und ein sehr hilfreiches Namensregister. Trotzdem hatte ich stellenweise Schwierigkeiten den entsprechenden Adel und Titel entsprechenden Namen und Ländereien zuzuordnen. Wer ist Herzog, Earl, Lord, Lady, König oder Königin, Thronfolger, Prinz oder Knappe? Zudem paart sich später eine Namensgleichheit. Nachfolger werden nach dem Vater benannt, so gibt es mehrere Edward, Mortimer oder Conrad… Aber von dieser Undurchsichtigkeit sollte man sich nicht verwirren lassen, denn jedes Kapitel und jede Passage hilft den Leser sich zurechtzufinden. Es ist selten, dass in einem Roman die Kulissen und Schauplätze, die Handlung, der Stil und sogar die Charaktere und Protagonisten gleichermaßen beeindrucken und polarisieren. Erfolgsautorin Rebecca Gablé hat einen Pool aus Figuren erschaffen, die mit viel Sympathie bewegen, aber auch mit Antipathie und Abscheu sowie Hass aufwarten können. Einige Protagonisten nehmen im Laufe der Handlung einen ganz neuen Part ein und werden den Leser überraschen.

Robin: Durch eine übersinnliche Kraft hat Robin eine ganz besondere Beziehung zu Tieren, besonders zu seinen Pferden. Er ist sehr loyal, einfühlsam und fair. Robin besitzt viele Werte, die nicht nur materiellen Dingen, zugeschrieben werden können. Robert lebt und leidet für sein Volk und für sein Gefolge. Pflichtbewusst und ritterlich. Er hängt an seinen Freunden und hat mich sehr oft sehr positiv mit seinem Denken und Handeln überrascht. Sein Lebenslauf und Werdegang fasziniert mich. Ihm gönne ich alles Gute. Sein Erfolg und sein Leben verdankt er nicht nur seinem Geschick und Umgang, sondern auch vielen sympathischen Helfern, wie Leofric, Isaac und Conrad.

Lancaster: Den Duke of Lancaster konnte ich lange nicht einordnen. Ich habe mich nicht überwunden ihm zu trauen. Er war Robin stets eine gute Hilfe und schützende Hand. Doch seine Macht war mir zu groß, um mich ihm unterwerfen zu können. Das machte das Lesen sehr spannend, da bei mir stets ein wachsames Auge auf seine Einflüsse und Entscheidungen lag.

Mortimer: Der geborene Todfeind. Mortimer wird man nicht mögen können und von ihm geht ein Hass bis aufs Blut aus. Er sieht sich als echter und rechtmäßiger Earl of Waringham und geht für seine Macht über Leichen. Lange verschwindet er von der Bildfläche und wurde ins Exil verbannt, bis ein übler Umstand ihn wieder zurückholt und das Leben von Robin neu in Gefahr bringt…

Meinung:
Die Autorin hat bei mir mit ihrem Werk eine Achterbahn ans Laufen gebracht. Dieses Buch war in aller Munde, ich liebe dicke Bücher sowieso und fühlte mich gleich zu dieser Ausgabe der Waringham-Saga hingezogen. Das Vorwort und das Namensregister fand ich schon sehr gelungen als Einklang zur eigentlichen Geschichte. Auf mehr als 1190 Seiten erleben wir dann sensationelle Kulissen, Landschaften, Gesellschaftsformen und eine grandiose Liebe und Kämpfe. Ständig wankte ich zwischen Unmut über auftauchende Längen im Plot, doch wenn ich dann ehrlich zu mir selbst war, so wollte ich eigentlich auf kein einziges geschriebenes Wort aus dem Roman verzichten. Diese Schwäche ist auch gleich eine besondere Stärke, die ich so nur ganz selten beim Lesen empfunden habe. Ich bin froh, dass ich dem Buch treu geblieben bin, und mich von der Seitenzahl und einigen Längen habe abschrecken lassen. Dieses Buch erfüllt seinen Leser mit Stolz und historischem Wissen. Die grandiose und unbeschreibliche Landschaft hat mich vollends begeistert, mit ihrer Story, mit den sagenhaften bildhaften Schreibstil, mit den detaillierten Kulissen, Epochen, Jahrzehnten des Krieges und den vielen historischen und wissenschaftlichen Hintergründen hat mich die Autorin Rebecca Gablé sehr beeindruckt und begeistert. Ihr Buch hat mich glücklich gemacht! Die Autorin sticht heraus, hat definitiv einzigartigen Wiedererkennungswert und mich als Leserin gewonnen. Ihr Nachwort, der Anhang, sowie eine Zeittafel am Ende des Buches fand ich sehr aufschlussreich und zeugt von Herzblut und Verbundenheit der Autorin zu ihrem Welterfolg „Das Lächeln der Fortuna“.

Schwächen:
- langsamer Einstieg in die eigentliche Handlung / Richtung des Buches
- sehr viele (unnötige?) Ausschweifungen und Umschreibungen
- zu viel Intensität in alten Familiengeschichten und Erzählungen
- Schwierigkeiten bei den Adelstiteln und Herrschern (Earl, Duke, Lord, König, Prinz…)
- je größer die Familien werden, je mehr Nachkommen auftauchen und Heiraten stattfinden, umso schwieriger wird es zu erkennen, wer mit wem?!

Stärken:
- unverwechselbare und traumhaft lebendige Kulissen und Schauplätze! Sagenhaft, ich bin begeistert!
- interessantes Spezialwissen im Bereich der englischen Krone und Historie, ein nie enden wollender Krieg mit Fakten, Kampf, alten Sagen, wissenschaftliche Kenntnisse, Ahnenforschung und Clanhierarchie, alte Literatur und Länderkultur
- Die zähen Längen sind sogleich auch die Stärken, da jedes Wort voller Bedacht und Herzblut gewählt wurde
- charakterisierte Dialoge, wunderbarer Charme, grandiose Charaktere
- angebrachte Zitate, Festlichkeiten, Gedichte und Verse, Musik und Gesang
- langer Lesespaß auf knapp 1196 Seiten und 40 Jahren im Leben von Robert of Waringham
- eine Fortsetzung ist schon im Handel!

Lieblingsstelle / Lieblingszitat:
"Ob ich sterbe oder nicht, ist wirklich nicht so furchtbar wichtig. Ich hätte ebenso gut in der Schlacht fallen können. Aber Ihr habt mir den Glauben zurückgegeben an etwas, das ich schon lange für tot hielt. Aufrichtigkeit, Anstand, Gerechtigkeit, nennt es wie Ihr wollt. Alte Rittertugenden. Ich dachte sie seien aus der Welt verschwunden.“ (Seite 352)

Die Autorin:
"Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus.
www.gable.de
https://www.facebook.com/Rebecca.Gable.D"

Cover / Buch:
Das Cover ist wunderschön und passt zum Inhalt. Das Rad der Fortuna. Jede Sprosse hat eine Bedeutung. Es gibt den Anklang für die ganze mehrbändige Saga. Ein schönes Bild ergibt sich im Bücherregal. Die Verarbeitung ist hochwertig und das Buch liegt trotz seiner 1196 Seiten angenehm in der Hand. Besonderes Bonusmaterial im Anhang!

Fazit:
Dieser Roman hat mich trotz einiger Längen absolut glücklich gemacht und bekommt eine verdiente 5 Sterne +++ Leseempfehlung mit Genußgarantie.

Veröffentlicht am 15.09.2016

ACHTUNG: Hardcore-Horror-Splatter-Thriller.

Mörderhotel
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Der bekannte und hochgelobte Fantasyautor Wolfgang Hohlbein betritt mit seinem Thriller „Mörderhotel“ nicht nur ein neues Genre, sondern greift ein Thema über einen Serienkiller auf, der seine Schandtaten ...

Der bekannte und hochgelobte Fantasyautor Wolfgang Hohlbein betritt mit seinem Thriller „Mörderhotel“ nicht nur ein neues Genre, sondern greift ein Thema über einen Serienkiller auf, der seine Schandtaten und sein Unwesen in den 1890iger Jahren trieb. Das Leben des Untiers Herman Webster Mudgett, auf dessen Konto mehr als 230 Opfer gehen, die gefoltert, verätzt, zerstückelt, aufgelöst und ausgeraubt wurden. Ein lukratives Geschäft mit den Leichen, bis auch dieser perfekte Plan ein jähes Ende findet… Ein sehr harter und derber Thriller mit einer geballten Ladung Horror und „Splatter“-Elementen und nach einer wahren Begebenheit. Wolfgang Hohlbein ist bekannt für seinen bildhaften Schreibstil, wenn man Texte aus seiner Feder liest, so setzt ein Film in Gang. Doch ob man das hier bei diesen grausamen und gewalttätigen Ausformulierungen ertragen kann und möchte, dass muss man für sich selbst entscheiden.
Erschienen im Lübbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Inhalt:
"230 Menschen gehen auf sein Konto: Herman Webster Mudgett, den unglaublichsten Serienmörder aller Zeiten. In Chicago errichtet er eigens ein Hotel, um seine Taten zu begehen. Ein Hotel, in dem es Falltüren, verborgene Räume, Geheimgänge, einen Foltertisch, ein Säurebad und eine Gaskammer gibt. Seine Opfer erleichtert er um ihr Geld und verkauft ihre Leichen an Mediziner. Niemand weiß, was im Kopf dieses Menschen vor sich geht. Bis die Polizei ihm auf die Spur kommt und eine gnadenlose Jagd..."

Handlung:
Das erste Kapitel startet schon äußerst heftig und brutal. Und das ist erst der Anfang… Zwar spielt diese erste dargestellte Passage mitten in der „Karriere-Laufbahn“ des Serienkillers Herman Webster Mudgett mit seinen Helfern Henry Holmes und William Peitzel, doch dieses erste Kapitel ist erst der Anfang von einer grausamen Geschichte, die den tiefsten Abgrund der menschlichen Psyche und Faszination für Qual, Schmerz, Tod und Leid darstellt. Auf zwei parallel laufenden Erzählebenen erleben wir Herman Mudgett und seine Kindheit. Ein Schlüsselerlebnis aus seiner Jugend, welches seine Gelüste und seine Faszination für seine Taten weckt. Sein erster Mord und seine damit verbundenen Emotionen und rauschähnlichen Zustände. Mudgett ein Held. Vom Opfer zum Richter. Er schließt einen Pakt mit dem Tod, seinem dunklen Verbündeten.
Mudgetts Leben geht weiter, stets von Hunger, Armut und Ausbeute getrieben. Schicksalsschläge, Verlust und ein Studium, welches seine letzten Cent kostet. Sein einziger wirklicher Freund ist Henry Holmes. Zusammen mit ihm stehen sie in der Schuld des Hausmeisters der Universität Mr Kyle. In Herman Mudgett reift ein neuer Plan. Zusammen mit Holmes will er eine Praxis führen. Die beiden angehenden Ärzte brauchen Geld, doch zuerst muss Mr Kyle beseitigt werden. Was eignet sich besser dafür, als sein eigens konstruiertes Säurebad im Gewölbekeller der Universität? Niemend wird je etwas herausfinden…
In der zweiten Erzählebene treffen wir auf Arlis Christen, eine feine Dame, auf der Suche nach ihrer verschollenen Schwester Endres Christen. Sie engagiert einen Detektiv Mr Geyer, der den Verbleib und die angebliche Ehe ihr Schwester mit Mr Mudgett aufklären soll. Arlis kommt in Chicago an und Henry Holmes versucht alles, um Geyer und Arlis von den Spuren seines Freundes Mudgett fern zu halten. Denn dass, was mit Endres Christen passiert ist, darf niemand erfahren…
Ein sehr düsterer Thriller, mit Detektivarbeit, Rückblicke und viel Atmosphäre (das nächtliche Chicago und die Weltaustellung, das Ferris Wheel…), aber auch unsagbaren Grauen (Leichen, die sich auflösen, Kämpfe, Verstümmelungen, Halbtote, das Waiden am Anblick der ualen und der letzten Atemzüge…). Dieser Thriller bietet Horror auf höchstem Niveau, in der Filmwelt würde man von Splatter sprechen. Es ist gewaltig, blutig und detailliert. Sehr bildhaft und dadurch umso unerträglicher… ACHTUNG: Genre Hardcore und ich möchte wirklich vor diesem Buch warnen!

„Es war unheimlich; wie ein kehliges Flüstern gerade unterhalb des überhaupt noch Hörbaren oder auch das Kratzen harter Spinnenbeine am Grunde seiner Seele. Da war etwas… Vertrautes. Etwas, das er selbst noch lange nicht war, aber um jeden Preis sein wollte.“ (Seite 26)

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors Wolfgang Hohlbein wird besonders im Genre Fantasy als sehr lebendig, bildhaft und filmreif beschrieben. Auch in diesem Genre Thriller gelingt es ihm spielerisch Bilder und reale Kulissen und Szenen zu erzeugen. Das macht den Thriller zu einem Hardcore-Horror-Werk. Für mich leider schon zu viel und kaum zu ertragen. Diese Bilder brennen sich ein, wie die Säure in der die Knochen der Leichen von ihren Sehnen, Muskeln und Fleisch gelöst werden. Ohne Schonung und Rücksicht gibt es hier rohe Gewalt, Agonie, Mordlust, Tod, Blut, Hirnmasse und Knochensplitter. Puuuuh. Das schlimmste ist jedoch, dass diese Story um Herman Webster Mudgett auf einer wahren Begebenheit beruht. Das macht es noch einmal mehr schlimmer und erschreckender. Doch neben der ganzen Metzelei und Töterei gibt es auch im Wechsel ruhigere Passagen, die dann wieder sehr neugierig machen und Raum zum Durchatmen bieten. Das sind die Szenen um Arlis Christen auf der Suche nach ihrer Schwester. Hier erleben wir den gekonnten Detektivroman, wie er im Buche steht. Nicht nur wegen Holmes, wo man schnell mit Sherlock Holmes assoziieren könnte, sondern wegen der ganzen Verstrickungen, Ermittlungen, Befragungen, Spuren und Vertuschungen. Wolfgang Hohlbein geht zurück in die Vergangenheit, zeigt das alte Chicago und weitere interessante Kulissen. Sehr überzeugend und von besonderer Atmosphäre, man schmeckt den Staub der Straßen, spürt den Nebelschleier der Nacht, hört die alten Holzböden knarzen und vieles mehr… Autor Wolfgang Hohlbein überzeugt für einen historischen Thriller und glänzt mit Talent und authentischer Recherche. Dieser beklemmende Fall des Herman Mudgett in den USA und sein Urteil wird in der dritten Person erzählt, wir sind als Leser stets dabei und immer im Bilde, dieser personale Erzählstil sorgt für ganz nahes Entsetzen und Fesselung. Dieser Erzählstil bietet einen abwechslungsreichen und gut konstruierten Horror-Thriller, der den Leser die Geschichte um die Machenschaften des berühmten Serienkillers Mudgett aus mehreren Blickwinkeln und somit mehreren Ansätzen, die zusammen ein spannendes Bild ergeben, erzählt. So tauchen wir Leser zurück in die Vergangenheit und begleiten die Erzählebenen um dem Psychopathen und der Bestie Dr. Mudgett und seinen Assistenten und einzigen Freund Henry Holmes, die ein gut funktionierendes Gespann bilden. Bis der Detektiv Mr geyer von Arlis engagiert wird und das ganze Konstrukt zu wanken beginnt. Langsam schälen Geyer und Arlis die Wahrheit über den Verbleib von Endres Christen ans Licht, auch wenn es den einen oder anderen zwischenzeitlichen Irrweg gibt.
Neben enorme Mengen gut recherchierter Historie, vor allem des Chicago um 1895 und der Weltausstellung und Mudgetts Jugend um 1883, sticht vor allem ein psychologischer Aspekt intensiv hervor, denn das Ausmaß der Motivationen und Handlungen, der Grausamkeit und Besessenheit, der Mordlust und die Abgründe des Buches und die dubiosen und facettenreichen Hintergründe gehen durch Mark und Bein. Der Autor versucht nahezu, den Fall zu sezieren und taucht dabei tief in die Abgründe der menschlichen Seele in entsprechenden Kreisen ab. Vergeltung, Gier, Macht, Faszination, Aberglaube, Glaube, Medizin, Intrigen und Verrat… Das verschafft dem Leser einen intensiven Leseeindruck, der noch durch die wohl gewählten Zeitebenen und der ansprechenden Sprache des Autors verstärkt wird. Für mich einfach zu stark.

„Ein plötzlicher durchdingender Gestank stieg ihm in die Nase und bewies, dass Frank im Moment seines Todes die Kontrolle über seine Körperfunktionen verloren hatte. Doch so ekelhaft dieser Gestank auch war, sog ihn Herman doch mit geschlossenen Augen und so tief in die Lungen, wie er nur konnte, denn dies war nicht nur der Gestank des Todes, sondern auch der Geruch seiner Zukunft, der Duft größten Labsal, die nur derjenige zu schätzen vermochte, der den Mut aufgebracht hatte, sie einmal zu Kosten.“ (Seite 111)


Charaktere:
Der Autor Wolfgang Hohlbein bringt mit dem Fall Herman Webster Mudgett einen sehr grausamen und unglaublich schwierigen Hauptcharakter, Serienkiller, Psychopathen und Protagonisten ins Geschehen, da es diese Bestie wirklich in den USA gegeben hat. Nicht nur die Bestie an sich, sondern auch sein unfassbares Konstrukt der Morde und Folter. Autor W. Hohlbein reist mit uns Lesern in eine andere Epoche. Die ersten Automobile, die erste Elektrizität, andere Umgangsformen und Höflichkeiten, schwere Zeiten, der Aufschwung mancher Städte, das Gefälle von Arm und Reich, Stand und Status, Kleider und Betragen… All diese Merkmale einer anderen Zeit spiegeln sich hier auch an den Charakteren wieder. Arlis Christen ist eine Frau von Welt. Sie wirkt zart, blass und fein. Das Verschwinden ihrer Schwester belastet sie sehr, und so engagiert sie den forschen Detektib Mr Geyer, der ihr bei der Suche nach Endres helfen soll. Bei ihrer Ankunft wird sie von Henry Holmes willkommen geheißen. Holmes hatte einen besonderen Bezug zu Endres, aber auch zu Arlis verspürt er die gleiche intensive Anziehung. Arlis und Endres sind sich sehr ähnlich. Holmes verschweigt lange, dass er Dr. Mudgett besser kennt, als er zunächst aussagt. Warum bekennt er sich nicht zu der jahrelangen Freundschaft zu Dr. Mudgett? Über Dr. Herman Webster Mudgett möchte ich nicht so viel schreiben, dass Buch wird sein Psychogramm mehr als genau und intensiv schreiben… Nur so viel: ich bin schockiert und entsetzt!!!
Hier bietet der Autor enorme Einblicke in Mudgetts Biografie und sein Leben und seiner bisherigen Vergangenheit, so lernen wir diese Bestie mit seinem Auslöser und all die Vorkommnisse ganz intensiv kennen. Der Fall, die Ermittlungen, die Recherchen und die Opfer bringen nach und nach viele Geheimnisse ans Licht und Mutmaßungen, die unter die Haut gehen. Nach und nach schließt sich der Kreis, bis das üble Vergehen durch die Polizei aufgedeckt wird…

„Wie es wohl wäre, Säure, Klingen und Knochensägen nicht nur an Toten auszuprobieren, sondern in lebendiges Fleisch zu tauchen und das Gewölbe von gellenden Schreien der Agonie und Todesangst widerhallen zu hören. Vielleicht war ja heute der Moment. … Er hatte Metthews Schreie nie vergessen, und irgendwann würde er sie auch wieder genießen.“ (Seite 218)

Schauplätze:
Hier glänzt der Autor mit gutem Geschick, ein besonderer Pluspunkt, wenn es dem Leser nicht zu viel wird. Denn nicht nur die idyllische Atmosphäre wird spürbar geschildert, sondern auch die Orte der Folter und Qual. Wolfgang Hohlbein bringt das alte Chicago und die Orte der Machenschaften in Szene, er bringt historische Facetten sehr gut in den Thriller ein, zudem spielt der Autor mit bekannten Städten, Stationen und Einrichtungen, was mir sehr gut gefällt. Äußerst interessant und für mich eine tolle Besonderheit in dem eher düsteren Charakter des Werkes sind die kleinen Alltäglichkeiten und Ruheoasen, sowie eine seichte Annäherung zweier Charaktere. Schockiert und abgestoßen haben mich hingegen die Horrorszenen aus Todeskampf, Tod und Verderben. Diese rohe Art von Gewalt konnte ich leider nicht akzeptieren und habe einige Passagen nur überflogen. Ja, dieser bildhafte Schreibstil hat auch seine Nachteile, vor allem für schwache Gemüter (obwohl ich mich eigentlich nicht dazu zählen würde, aber DAS geht gar nicht für mich). Der Autor bietet aber nicht nur örtliche Kulissen, er bietet dem Leser auch einen Blick in die Welt von geschundenen Seelen und kranken Psychen. Kirche, Aberglaube, Glaube, Gefangenschaft und Besessenheit, eine Machenschaft aus Neid, Gier, Rache und Missgunst, die zum Tod anderer führt. Hier hat der Autor W. Hohlbein eine galante Mischung aus Haupt- und Nebenrollen erschaffen, die sich gut in die Schauplätze fügen und zu einer runden Story verwoben werden.

„Der Dämon war wieder da. Das Etwas, das einmal Kyle gewesen war, kletterte mit umständlichen, eckigen Bewegungen aus der Wanne, eine Schleppe roter und dampfender Flüssigkeit hinter sich herziehend, in der Fetzen seiner zerfallenden Kleider und seines eigenen Fleisches hingen. Seine Bewegungen hatten etwas Spinnenhaftes, während er aus der Wanne krabbelte, und ganz wie eine solche, der die Hälfte seiner Beine ausgerissen worden waren, verlor er das Gleichgewicht und schlug schwer mit dem Gesicht voran auf den Boden.“ (Seite 331)

Meinung:
Leider hat mich dieser Thriller nicht überzeugen können. Für mich sind die detaillierten Beschreibungen und Ausführungen von Gewalt, Blut und Mordlust too much. Nein, das kann ich nicht gutheißen. Wirklich Hardcore, das hätte ich nicht erwartet. ACHTUNG: die Leseprobe zeigt das erste Kapitel des Buches. Und so geht es auch stetig weiter. Wem diese Leseprobe abschreckt, der sollte sich überlegen, ob er dieses Buch verkraften kann. Ich habe die Leseprobe leider zuvor nicht getestet, beim ersten Kapitel habe ich dann schon sehr geschluckt und mit mir gehadert. Doch das Buch hat eine gewisse Faszination, die mich gepackt hat und ich neugierig wurde und somit das Buch beenden wollte. Oft habe ich mit mir gerungen, ob ich weiter lesen will oder nicht. Oder ob ich es überhaupt aushalten kann oder nicht. So habe ich nach knapp 350 Seiten für mich beschlossen, besonders schlimme Passagen nur quer zulesen (was ich eigentlich nie mache, aber das Ende des Buches hat mich so sehr interessiert, dass ich es auf gar keinen Fall abbrechen wollte. Für mich die ideale Lösung, die sich gelohnt hat). Ich mochte die „Splatter“-Elemente einfach nicht, auch nicht die verätzten Fratzen, die Mordlust und die Erregung des Mudgett dabei. Das ist mir zu perfide und geht gar nicht. Leider ist der Fall so wirklich passiert, was es für mich noch erschütternder macht.
Großer Pluspunkt ist für mich die ewige Spannung, die fast das ganze Buch einnimmt. Der Leser wird durch Neugier durch die Seiten getrieben. Die ersten Zeilen des Buches, sowie der vielversprechende Klapptext sind eine kleine Prüfung für den Leser. Kann er diese Passagen ertragen, so wird er Freude an diesem Horror-Thriller haben. Muss er jedoch schon hier heftig schlucken, so wird es ihm wie mir ergehen und das Aushaltbare und eine Grenze der Akzeptanz ist weit überschritten. Autor Wolfgang Hohlbein hat auch im genre Thriller durch seinen ungefilterten und bildhaften Schreibstil einen einmaligen Wiedererkennungswert erlangt. So habe ich bisher noch keinen einzigen Thriller gelesen. So arg fühlte ich mich noch nie angezogen und dermaßen abgestoßen zugleich. Dieser Thriller ist ein Wagnis und eine Herausforderung für jeden Leser. Hardcore, absolut. Für mich einfach schon zu viel, leider. Der Leser muss sich darauf einlassen können. Ich brauche sicherlich weiteren Anlauf dazu, doch eine Marke hat sich dieser grandiose Autor neben seinem Genre Fantasy nun auch im Bereich Thriller schon gesichert. Neben dem fulminanten Showdown hat das Buch einen ansprechenden historischen Touch, den ich auch in diesem Werk für mich erhofft habe. Das zeigt sich gerade an den Schauplätzen, Namen und Gepflogenheiten. Zudem hat er tolle Schauplätze und sehr intensiv und eindringliche Charaktere erschaffen. Eine Mischung aus Sympathie, Unverständnis, Überraschungen und Verständnis. Sehr gekonnt abgestimmt. Provozierend, abstoßend, eklig, verstörend, brutal, gewaltig, blutig und entsetzlich… Eine Leseempfehlung spreche ich nicht aus, ich rate dazu die Leseprobe zu testen. Im Bereich Thriller würde ich mich schon als hartgesotten und mutig bezeichnen, doch dieses Werk übertrifft alles. So etwas habe ich zuvor noch nie so extrem und derb erlebt!!!

Der Autor:
„Wolfgang Hohlbein, am 15. August 1953 in Weimar geboren, lebt mit seiner Frau Heike und seinen sechs Kindern, umgeben von einer Schar Katzen, Hunde und anderer Haustiere, in der Nähe von Neuss. Mitte der fünfziger Jahre kam Hohlbeins Familie in den Westen und schlug ihr Domizil in Krefeld auf. In Krefeld absolvierte Wolfgang Hohlbein seine Schule und später eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Zeitweise hielt er sich durch Nebenjobs, wie etwa als Nachtwächter, über Wasser. Wolfgang Hohlbein ist ein Erzähler, es reizt ihn nicht nur die Lust am Fabulieren, sondern auch das freie Spiel mit ungewöhnlichen Ideen und fantastischen Einfällen.
Er ist ein Workaholic, der in der Zeit von Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden arbeitet. Sieben Tage in der Woche legt er selbst in seinen seltenen Urlauben kaum den Stift aus der Hand. "So ist das eben, wenn man das große Glück hat, aus seinem Hobby einen Beruf machen zu können", bemerkt er selbst dazu.
Laut einer Aufstellung in Focus (Nr. 40, November 2006) liegt die Gesamtauflage von Wolfgang Hohlbein bei 35 Millionen Exemplaren. Er ist damit einer der erfolgreichsten deutschen Autoren der Gegenwart. Der Wegbereiter neuer deutscher Phantastik und Fantasy wurde bislang in 34 Sprachen übersetzt. Er hat bereits 160 Romane verfasst, den überwiegenden Teil alleine, etliche Kinder- und Jugendbücher gemeinsam mit seiner Frau Heike und einige wenige Erwachsenenromane mit Co-Autoren.
Zahlreiche Preise und Auszeichnungen hat Wolfgang Hohlbein erhalten. Vom "Preis der Leseratten" 1983 bis zum "Bester Autor National" Deutscher Phantastik-Preis 2004, dem Sondermann-Preis auf der Buchmesse 2005 und dem Nyctalus im November 2005.
Inzwischen fördert Hohlbein auf verschiedene Weise selbst Nachwuchstalente. Die Nachwuchsförderung liegt ihm besonders am Herzen. "Wer in seiner schreiberischen Karriere am Anfang steht, tut sich oft sehr schwer, einen Verlag zu finden", weiß Hohlbein aus eigener Erfahrung.“

Cover / Buch:
Das Cover, so besonders wie speziell. Das Cover zog direkt meine Blicke an, es passt zum nebligen und düsteren Inhalt und findet sich im Buche wieder. Das Buch ist mit seinen mehr als 800 Seiten sehr umfangreich und hat ein starkes Eigengewicht. Die Seiten sind wunderbar fest und das Buch von hoher Qualität.

Fazit:
Dieser Thriller gehört für mich ins Genre Hardcore! ACHTUNG: Bitte erst die Leseprobe testen! Auch für erfahrene Thrillerleser könnte dieses Horror-Splatter-Thriller-Werk schon eine Grenze überschritten haben! 3 Sterne für dieses packende und abartige Leseerlebnis nach einer wahren Begebenheit, fernab des Mainstream.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Funktional, herzlich und ganz wichtig im sozialen Miteinander vermittelnd. TOP Empfehlung!!!

Löffel und seine Freunde
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Ein wirklich gelungenes und sogar nützliches und funktionales (Vor-) Lesebuch mit passendem Gimmick, einem Plastiklöffel zur Geschichte hat es sich in unserem Hause gemütlich gemacht. In "Löffel und seine ...

Ein wirklich gelungenes und sogar nützliches und funktionales (Vor-) Lesebuch mit passendem Gimmick, einem Plastiklöffel zur Geschichte hat es sich in unserem Hause gemütlich gemacht. In "Löffel und seine Freunde" von der Kinderbuchautorin Monika Hülshoff aus dem erfolgreichen und speziell durchdachten Kinderprogramm Baumhaus aus dem Lübbe Verlag dürfen wir ein tolles Tischabenteuer mit Löffel, Messer und Gabel, sowie Suppentasse, Teller und Co erleben. Löffel durchlebt alle Emotionen, muss einen Streit verdauen und einen Plan aushecken. Für Kinder bietet diese schöne Vorlesegeschichte mit den treffenden Bildern einen gelungenen Einblick in Empfindungen, Streitlösungen und großer Freundschaft trotz aller sozialen, und hier funktionalen, Unterschiede. Das illustrierte Bilderbuch lädt zum Zuhören, und der kleine beliegende Löffel zum Nachahmen und natürlich zum Verwenden am Tisch ein. In wunderbarer und kindgerechter Erzählform dürfen wir eine passende und stimmige Geschichte jeweils zu den farbenfrohen Illustrationen erleben und nachempfinden. Ein Buch zum Miterleben, entdecken und erkennen.
Erschienen im Lübbe / Baumhaus Verlag (https://www.luebbe.de/baumhaus)

Zum Inhalt / Die Buchidee:
"Löffel und Messer haben sich gezankt. „Keiner braucht einen Löffel!“, hat Messer gerufen und behauptet, dass nur er und Gabel zusammengehören. Weil sie mit dem schwierigsten Essen fertigwerden, während Löffel nur rührt – in Pudding, Quark und Suppen.
Aber so ganz stimmt das nicht. Denn als Messer sich in das größte Abenteuer seines Lebens stürzt, wäre er verloren ohne Löffel an seiner Seite!
Ein bezauberndes Bilderbuch, das Messer, Gabel und Löffel lebendig werden lässt und den Esstisch in eine spannende Abenteuerlandschaft verwandelt. Mit Löffel zum Buch – ideal auch als Geschenk!"

Schreibstil:
Die Kinderbuchautorin Monika Hülshoff hat in Zusammenarbeit mit der Illustratorin Martina Matos einen rundum gelungenen Stil geschaffen, um ein Kinderbuch munter und lebhaft in ansprechender und emotionsgeladener Erzählform mit stimmigen und facettenreichen Aussagen und Botschaften, abgestimmt auf die liebevollen Illustrationen, an die Vorleser und begeisterten Zuhörer zu bringen. Neben den wunderbaren und kindgerechten Wortlaut, erzählt dieses herzliche und wertevermittelnde Bilderbuch die Geschichte vom kleinen Löffel, der ganz traurig ist und sich mit seinen Tischkollegen gestritten hat. Messer, Gabel und Löffel müssen erst einmal wieder zueinander finden. Hier wird deutlich, wie wichtig und individuell jede Persönlichkeit und jedes einzelne individuelle Talent im Zusammenleben ist und das jeder seine eigene wichtige Aufgabe hat, aber zusammen alles viel leichter und fröhlicher ist. Der Vorlesetext und die Botschaften klingen angenehm, kurz und einprägsam. Das Gehörte oder das Gelesene kann wunderbar mit dem kleinen Plastiklöffel nachempfunden werden. Anregende Texte und stimmige Illustrationen. Mir hat es richtig große Freude bereitet, diese wunderbaren und wohlklingenden kurzen Textpassagen vorzutragen und zum Leben zu erwecken.

Buch / Cover:
Das Buch befindet sich in einem handlichen, stabilen, leichten und nahezu unkaputtbaren Zustand. Das facettenreich gestaltete Cover samt festem Papier und beschichteten Seiten, sorgt für Stabilität und Haltbarkeit. Das Vorlesen in gemütlicher Haltung und Atmosphäre ist kein Problem. Das Coverbild ist ein wunderbarer Blickfang ist zeigt unseren Star des Buches: Den kleinen fröhlichen Löffel, der gar nicht mehr traurig sein muss! Die Schrift ist sehr schön groß und die Passagen lassen sich wunderbar flüssig vortragen. Die Illustrationen spiegeln Situationen aus dem Buch wider. Sehr abgestimmt und schön.

Meinung:
Dieses Kinderbuch ist mit Bedacht, Herzblut, Engagement mit einer Vielzahl von Ideen und Inspirationen zum Tischalltag eines Löffels erschaffen. Ich habe das Buch mit meiner kleinen knapp über 2 Jahre alten Tochter gelesen, bzw. vorgelesen. Die Kleine durfte der Geschichte, bzw. meiner Stimme lauschen und hatte Freude dabei, die Geschichte des kleinen Löffels aus dem Buche direkt mit dem beiliegenden Plastiklöffel mit dem freundlichen Gesicht nachzuspielen. Das Buch schult die Phantasie, das Rollenspiel und das Zuhören und Verstehen. Meine Tochter hat hier ganz besonders auf die Emotionen und Gesichtsausdrücke der Figuren reagiert. Sie konnte prima zwischen Fröhlich und Traurig unterscheiden und war fasziniert, dass ihr neuer Bestecklöffel so fröhlich drein schaut. Allein dafür lohnt sich der Kauf dieses Buches. Einfach nur zufriedenstellend und schön. Ideengeberin und Autorin Monika Hülshoff und Illustratorin Martina Matos haben eine tolle Idee zu einem Kinderbuch mit wirklich außergewöhnlich herzlichen Illustrationen und eine tollen Geschichte des Alltags am Tisch und rund um das soziale Zusammenleben unterschiedlicher Charaktere zum Leben erweckt. Die Farbgestaltung ist mir gleich aufgefallen, sie wirkt satt, fröhlich, einladend und fokussiert und die Illustrationen bekommen so eine ganz besonders feine Note.

Die Kinderbuchautorin:
„Monika Hülshoff hat Sozial- und Medienpädagogik in Köln studiert und nach einer Ausbildung am Figurentheater-Kolleg Bochum mehrere Jahre als Figurentheaterspielerin gearbeitet. Seit 1991 ist sie als Autorin und Realisateurin für diverse Kinderfilmformate tätig, u.a. für »Wissen macht Ah« und »Die Sendung mit dem Elefanten«, in deren Rahmen sie 2012 mit dem »Goldenen Spatz« ausgezeichnet wurde. Sie hat zwei erwachsene Kinder und lebt als freie Autorin in Köln.“

Die Illustrationen:
Wunder wunderschön. Sehr liebevoll, niedlich und bezaubernd. Ein wahrer Genuss, dieses Buch zu lesen und anzuschauen. Wir sind ganz entzückt von der Detailtreue zum beiliegendem Löffelchen. Das Gesicht ist rund und herzlich. Als wäre es aus einem Guss, der kleine Löffel und das Buch. Bilder mit Herz und Persönlichkeit.

Zum Löffel:
Hier bin ich wirklich über die Detailtreue zum Buch überrascht. Der Löffel ist ein ganz besonderes BonBon zum Buch und lässt die ganze Geschichte lebendig erscheinen. Leider ist das Löffelblatt sehr groß und für kleinere Münder ist es nicht so leicht „kleckerfrei“ davon zu essen. Die Hochwertigkeit und Güte des Gimmicks haben uns überrascht. Kein billiger Abklatsch, keine lieblose Beigabe. Nein, dieser Löffel ist farbecht, hochwertig und absolut stabil und von der Haptik und Spielbarkeit unschlagbar. Die Optik ist absolut stimmig zu dem illustrierten Löffelchen im Buch und zeigt sich sehr fröhlich und besonnen. Gute Laune garantiert. Eine tolle Geschenkidee. Unglaublich nah und authentisch. TOP!

Die Illustratorin:
„Martina Matos, geb. 1978 in Kiel, zog mit fünf Jahren nach Portugal und studierte Kunstmalerei an der FBAUL - Faculdade de Belas Artes in Lissabon. Seit 2004 lebt sie wieder in Deutschland als freie Illustratorin und Künstlerin.“

Fazit:
Ein munteres Spiel- und Leseerlebnis, was ich unbedingt empfehlen möchte, es ist mit Bedacht und Herz erschaffen und vereint das Lesen und Zuhören mit Rollenspiel und Motorik. 5 + Sterne Empfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lebenshilfe mal ganz anders. Das Pendant zu seiner erfolgreichen TV Dokumentation!

Wer wagt, gewinnt
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Ich habe die Experimente und Reportagen vom Ausnahme-Journalisten Jenke von Wilmsdorff in seiner TV Doku Jenkes Experiment begeistert und teils fassungslos verfolgt. Nun bin ich froh, dass es sein autobiografisches ...

Ich habe die Experimente und Reportagen vom Ausnahme-Journalisten Jenke von Wilmsdorff in seiner TV Doku Jenkes Experiment begeistert und teils fassungslos verfolgt. Nun bin ich froh, dass es sein autobiografisches Werk „Wer wagt, gewinnt. Leben als Experiment“ nun nach dem Hardcover Erfolg auch als Taschenbuch gibt. Zwar ist die aktuelle Brisanz seiner dokumentarischen Selbstversuche aktuell weniger im Fokus, mein Interesse an seinen Erfahrungen jedoch noch lange nicht. Daher ist für mich sein Taschenbuch ebenso aktuell wie das bestsellerische Hardcover aus 2014.
Erschienen im Bastei Lübbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Inhalt:
„Ob Extremreporter Jenke von Wilmsdorff in der gefährlichsten Stadt der Welt unterwegs ist, oder von Afrika nach Lampedusa mit einem Flüchtlingskahn übersetzt - von Ängsten lässt er sich nicht beherrschen. Das hat er in seinen bekannten Experimenten, in denen er sich riskantesten körperlichen und geistigen Herausforderungen stellte, immer wieder bewiesen. Doch das war nicht immer so, ganz im Gegenteil. Der Journalist kennt die Ängste, die ausbremsen und eingrenzen, die Neues im Leben verhindern und...“

Meinung / Eindrücke:
Ich bewundere und begeistere mich für Jenke von Wilmsdorff seit seiner spannenden Selbstexperimente und seiner TV Dokumentation. Er ist ein Mensch der Taten und Fakten. Um unserer Gesellschaft die Augen vor so mancher Thematik zu öffnen und uns im Umgang mit diversen Themen sensibilisieren zu können, stellt sich Jenke den unangenehmen Fragen und Ängsten des Lebens, er stellt sich größten Herausforderungen und berichtet in diesem Buch von seinen Selbstexperimenten.

In seiner TV-Dokumentation "Jenke's Experiment" ging er den verschiedensten Fragen im Selbstversuch nach und fasst nun seine Eindrücke in gekonnter Weise in diesem Buch zusammen. Seine skurrilen und teils waghalsigen oder grenzwertigen Versuche lassen sich in diesem Buch nochmals nah und glasklar nachempfinden. Ein Lebensbericht, ein Erfahrungsbericht, der Staunen und Kopfschütteln, aber auch wichtige Erkenntnisse bringt.

So zum Beispiel startete Wildorff den Versuch, sich knapp 4 Wochen von täglich mehr als 7.000 (!!!!) kcal zu ernähren, nur um aufzeigen zu können, was mit einem bis dato durchtrainierten Körper und einer gesunden Seele geschieht. Um der Frage nachgehen zu können, wie sich ein alter Mensch in unserer Gesellschaft wohl fühlen mag und welche Schwierigkeiten bestehen, zog er in ein Altersheim, spürte die körperlichen Einschränkungen eines Rentners und dokumentierte mit einer aufwendig erstellten Spezialmaske und einer versteckten Kamera unterschiedliche Alltagssituationen und warf einen Blick hinter die Kulissen und Strukturen eines seniorenheims. Sogar eine 9 Monatige Schwangerschaft durchlebte Jenke von Wilmdorff mit einer in den Niederlanden konzipierten Apparatur um sogar eine Geburt authentisch und real zu inszenieren. Mit allen Schmerzen und Gefühlen. Um nachempfinden zu können wie das Leben am Existenzminimum sein mag, zog er in den Berliner Problembezirk Marzahn zu einer 5 köpfigen Familie. Jenke verging "hören und sehen", denn er wollte wissen, wie sich Sehbehinderte und Hörgeschädigte den Alltag meistern. Vollen Körpereinsatz bewies er beim Experiment Alkohol, wo er in die Welt der Süchtigen abtauchte und aufzeigte, wie schnell und heftig eine Sucht entsteht. Zuletzt beschäftigte er sich mit dem Dauerkonsum von Cannabis und stellte sich dem Tabu-Thema "TOD", indem er für mehrere Wochen in das Sterbehospiz in Berlin-Neukölln zog. Unglaublich. Jenke berichtet von seinen seelischen und körperlichen Erscheinungen und Veränderungen. Manche seiner Experimente und Erfahrungen gehen sehr nahe, klären auf, warnen oder öffnen die Augen. Jenke beschreibt all seine Vorbereitungen und erklärt auch sein Team von Ärzten, Beratern, Psychologen und Experten zu unterschiedlichen Themen und Versuchen.

Mit seinem Buch "Wer wagt, gewinnt" geht Jenke von Wilmsdorff sehr auf das Thema menschliche Ängste und deren Ursprung ein. Sein Werk kann ebenso als Unterhaltung, sowie als Lebenshilfe dienen. Wilmsdorff stellt sich dem Thema ANGST in all seinen Facetten und zeigt auf, dass es sich lohnt, die Angst genauer zu analysieren und zu hinterfragen. Denn oftmals ist die Angst auch nur ein unangenehmer Türsteher, der uns die eigenen Träume verbaut. Am eigenen Leibe erprobt, berichtet er aus seiner Erfahrung und ermöglicht dazu einen kleinen Blick in den Backstage-Bereich zu seinen Experimenten.

Ein klarer Blick in seine Gedanken- und Gefühlswelt, der uns Angsthasen unsere eigenen Denk- & Verhaltensweisen überdenken lassen sollte. Ich bin froh, dieses Buch nun als Taschenbuch doch noch für mich entdeckt zu haben. Auch wenn seine TV-Brisanz aktuell eher gering erscheint, so ist seine Brisanz in diesem Buch gegenwärtiger denn je. Ich hoffe auf viele weitere so klare und offene Ratgeber und Erfahrungsberichte, natürlich würde ich jederzeit auch seinen TV-Formaten wieder folgen! So krass und extrem kann Leben sein, und doch ist es doch unser täglicher Alltag in unserer Umwelt!

Der Autor:
„Jenke von Wilmsdorff ist Journalist, Schauspieler und Autor. Seit 2001 steht er für „Extra – Das RTL Magazin“ vor der Kamera, und übernimmt in seinen investigativen Reportagen die außergewöhnlichsten Rollen und reist an die entlegensten Orte. Er ist stets Teil des Geschehens und geht auch bis an die eigenen Grenzen. Für seine Reise mit nordafrikanischen Flüchtlingen auf dem Weg nach Lampedusa wurde er 2012 für einen International Emmy nominiert. Für viel Aufsehen hat er mit seinen spannenden Selbstversuchen in „Das Jenke-Experiment“ gesorgt, das im Frühjahr 2013 erfolgreich bei RTL ausgestrahlt wurde.“

Das Cover / Gestaltung:
Stimmig, treffend und rund. Jenke von Wilmsdorf als Profil in seinem Buch in dem er über seine Erfahrungen und Selbstversuche berichtet. Sein Leben, sein Gesicht, sein Buch, seine Erfahrungen. Sein Erfolg!

Fazit:
Da ich absolut gar nichts zu meckern habe, gibt es natürlich ganze 5 verdiente Sterne für diesen Erfahrungsschatz der ganz anderen Art. Der Alltag im Leben und sogleich individuell und extrem.