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Veröffentlicht am 21.07.2022

Krimi und interessante Geschichtsstunde

Tiergarten Blues
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Kommissar Peter Kappe ermittelt im Berlin des Jahres 1980 in einem Fall, der mit dem Auffinden einer abgehakten Hand beginnt und zu einem Mord führt, der in Zusammenhang mit den Bausünden bei der Konstruktion ...

Kommissar Peter Kappe ermittelt im Berlin des Jahres 1980 in einem Fall, der mit dem Auffinden einer abgehakten Hand beginnt und zu einem Mord führt, der in Zusammenhang mit den Bausünden bei der Konstruktion der Kongresshalle steht. Der „Blues“ im Titel steht auch zu Recht, denn Blues-Musik spielt in der Rahmenhandlung auch eine Rolle.
Diese Krimireihe war mir neu und ich war neugierig darauf, wie es gelingt die zeitgeschichtlichen Fakten, eingebunden in einen Kriminalfall, so zu präsentieren, dass kein langweiliges Geschichtsbuch daraus entsteht. Zu Beginn kam mir der Roman eher wie eine Dokumentation vor, die sich jedoch gut las. Ich fand dabei die Darstellung der Lebensumstände in Ost- und Westberlin gelungen. Für mich ist die Balance gelungen, ich fand es gut verflochten und ausgewogen, das damalige Berlin wird präsent.
Im Verlauf der Geschichte gewinnen die Protagonisten auch an Kontur und neben den zeitbezogenen Einlassungen steht dann auch der Kriminalfall im Vordergrund. Von den breit gestreuten Charakteren – mit Ecken und Kanten – bekommen Kappes und Rosi besondere Sympathiepunkte von mir. Auf den Kriminalfall konnte ich mich gut einlassen und kam als Leserin dann auch „näher“ an die handelnden Personen ran. Der Showdown war mir etwas zu kurz ausgefallen, da hatte ich beim Lesen das Gefühl, als wenn das Manuskript eine bestimmte Länge nicht überschreiten darf, wirkte auf mich etwas gehetzt. Das führt auch dazu, dass ich keine volle Punktzahl vergebe.
Insgesamt habe ich mich unterhalten gefühlt und konnte mir einige zeitgeschichtliche Hintergründe auch wieder ins Gedächtnis rufen. Gut finde ich am Ende auch die Hinweise zu Fakten und Vision. Empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Keine Durchschnittskost

Sperling
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Das Erstlingswerk von Katharina Korbach macht mich etwas ratlos. Zwei Leben treffen hier aufeinander: Eine junge Frau, Charlotte, die mit ihrer Essstörung mal mehr und mal weniger gut umgehen kann und ...

Das Erstlingswerk von Katharina Korbach macht mich etwas ratlos. Zwei Leben treffen hier aufeinander: Eine junge Frau, Charlotte, die mit ihrer Essstörung mal mehr und mal weniger gut umgehen kann und ein Dozent, Wolfgang, der gerade dabei ist seine Dissertation zu verfassen und einfach nicht weiterkommt,
Als Leserin nehme ich hier die Rolle der stillen Beobachterin ein. Ich verfolge die in kurzen Kapiteln erzählten Schilderungen, die auf mich oft sehr sprunghaft wirken. Die Sprache selbst, die die Autorin wählt, ist schön und sehr genau und liest sich flüssig. Sie verwendet oft sehr kurze Sätze, ohne Verb. Die direkte Rede wird ohne Anführungszeichen gesetzt, ich weiß zunächst oft nicht, ob es sich um Gedanken oder tatsächlich Gesprochenes handelt. Die Protagonisten bleiben für mich auf Distanz, es fällt mir schwer, mich in deren Gefühlswelt hineinzuversetzen. Ich empfinde auch zwischen den Protagonisten viel emotionale Distanz, deren Gefühlswelt bleibt mir fremd. Es entsteht zuweilen auch Nähe, aber nicht zu nah. Letztendlich sind Charlotte und Wolfgang gut füreinander. Freunde von Charlotte und Wolfgang nehmen ihren Platz in der Geschichte ein, genau wie Charlottes Therapeut, der schließlich verschwindet und nur noch als Erinnerung bleibt. Vieles bleibt in diesem Buch ungesagt, ungedacht, ungeklärt. Für mich sehe ich mehr Fragen als Antworten in dem Buch. Das Buch hat sich Respekt verdient, die Autorin hat echtes Potential, aber das Buch kommt leider nicht an mich ran, ich finde keinen richtigen Zugang, was wahrscheinlich auch an dem Thema liegt.

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Veröffentlicht am 24.06.2022

Es brennt in Providence

City on Fire
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City on Fire ist der Start einer Trilogie um Danny Ryan, dessen Familie und Freunde innerhalb der beiden Mafia-Clans italienisch- und irischstämmiger „Familien“. Die Geschichte beginnt 1986 auf Rhode Island, ...

City on Fire ist der Start einer Trilogie um Danny Ryan, dessen Familie und Freunde innerhalb der beiden Mafia-Clans italienisch- und irischstämmiger „Familien“. Die Geschichte beginnt 1986 auf Rhode Island, da ist Dannys Welt noch in Ordnung. Nach dem grausamen Tod seines besten Freundes und Schwagers Pat findet sich Danny dann in einer Rolle innerhalb des irischen Clans wieder, die er so nicht gewollt hatte.
Dan Winslow versteht es, die Geschichte so zu erzählen, dass man in ihren Bann gezogen wird. Die familiären und freundschaftlichen Bande werden klar beleuchtet, die Charaktere gut beschrieben. Der Wandel von Freund zu Feind erfolgt allmählich, ausgelöst durch eine moderne Helena. Ich hatte keine Probleme, den unterschiedlichen Protagonisten zu folgen. Durch Winslows Erzählkraft werden auch grausame Szenen noch gut lesbar und verfolgen einen nicht. Für mich eine spannende, mafiatypische Geschichte, die das Potential für eine Verfilmung hat. Ich habe das Buch gerne gelesen, auch wenn einige Passagen dazwischen etwas gestraffter hätten sein können. Ein geradliniges Buch, das Erwartungen an die Folgeromane weckt.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Unaufgeregter Krimi und ein Stück Familiengeschichte in einem Roman

Tiefes, dunkles Blau
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Ein Fischer zieht den toten Arzt Moritz Jansen, der parallel in einem Biotech-Unternehmen tätig war, in seinem Netz aus dem See. Gemeinsam ermitteln Rosa Zambrano, Seepolizistin in Zürich, und Martin Weiß ...

Ein Fischer zieht den toten Arzt Moritz Jansen, der parallel in einem Biotech-Unternehmen tätig war, in seinem Netz aus dem See. Gemeinsam ermitteln Rosa Zambrano, Seepolizistin in Zürich, und Martin Weiß von der Kriminalpolizei in diesem besonderen Mordfall. Zwischen Rosa und Martin entwickelt sich dazu eine romantische Beziehung.
Zu Beginn erschloss sich mir der Roman nicht gleich als Krimi, auch wenn die Wasserleiche gleich zu Beginn entdeckt wird. Man lernt Rosa erst einmal als Privatperson mit ihren Gedanken, gärtnerisch-kulinarischen Vorlieben und Problemen, sowie einige Freunde und Familienmitglieder kennen. Und auch das spätere Mordopfer wird beschrieben, in seiner Funktion als Arzt und mit seinem familiären Hintergrund. Dann erst entwickelt sich der Mordfall, mit Rosa in ihrer Rolle als Seepolizistin.
Seraina Kobler versteht es Bilder zu erzeugen, denn sie beschreibt genau und auf eine schöne Art und Weise die Geschehnisse, ob im privaten Umfeld oder in Bezug auf den Kriminalfall. Durch die ruhige und unaufgeregte Erzählweise kommt aber dennoch keine richtige Spannung auf. Etwas mehr an „Thrill“ entsteht erst im letzten Drittel. Obwohl das Grundthema um gentechnische Methoden, auf dem die Geschichte aufbaut, einer gewissen Dramatik nicht entbehrt und von gesellschaftspolitischer Bedeutung ist. Daraus hätte man für die Geschichte selbst jedoch noch mehr machen können, finde ich.
Als Roman liest sich das Buch stilistisch gut, aber das gewisse Etwas fehlte mir einfach. Eine Fortsetzung brauche ich nicht.
Wer einen unaufgeregten, stilistisch gut geschrieben Krimi sucht, der über das Familienleben der Hauptprotagonistin viel verrät, ist hier richtig.

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Ein verzwickter Fall für Sargento Lluc

Mallorquinische Rache
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Ein schwieriger Fall wartet darauf von Sargento Lluc Casasnovas gelöst zu werden. Ein Mord in der historischen „Tren de Sóller“ beschäftigt Lluc noch kurz vor seiner Frühpensionierung und gibt einige Rätsel ...

Ein schwieriger Fall wartet darauf von Sargento Lluc Casasnovas gelöst zu werden. Ein Mord in der historischen „Tren de Sóller“ beschäftigt Lluc noch kurz vor seiner Frühpensionierung und gibt einige Rätsel auf. Dazu kommen Probleme mit einer Kollegin und auch sein Privatleben beansprucht ihn.
Ein Krimi, der auch durch sein Lokalkolorit punktet, der ein oder andere auf Spanisch eingestreute Begriff verstärkt dies noch dazu. Man spürt die profunden Ortskenntnisse der Autorin, die bereits lange auf Mallorca lebt und man selbst bekommt aufgrund der wunderbaren Beschreibungen selbst Lust auf Urlaub! Auf den Umschlagsinnenseiten kann man sich anhand der Karten dazu noch orientieren.
Der Schreibstil hat mir sehr gefallen und ist auch mit einer Prise Humor gewürzt. Beim Lesen ist man gleich zu Beginn im Fall drin, denn der Mord lässt nicht lange auf sich warten. Der Krimi ist durchweg spannend, weist keine Längen auf und erstaunt durch viele Wendungen. Bis zum Schluss war mir nicht klar, wer als Täter infrage kam. Die Charaktere sind gut beschrieben, jeder mit seiner persönlichen Geschichte und mit seinen Stärken und Schwächen.
Ein Buch an dem man dranbleiben will und bei dem man am Ende sagt: Hoffentlich gibt es noch weitere Fälle mit Lluc auf Mallorca!

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