Ungewöhnlich
Der IreAdrian De Groot arbeitet für den deutschen Nachrichtendienst, konnte sich aber als Übersetzer nach Spanien versetzen lassen. Jetzt erreicht ihn ein neuer Auftrag, der ihn nach Hause ins Reich führt: er ...
Adrian De Groot arbeitet für den deutschen Nachrichtendienst, konnte sich aber als Übersetzer nach Spanien versetzen lassen. Jetzt erreicht ihn ein neuer Auftrag, der ihn nach Hause ins Reich führt: er soll den Iren Frank Finn führen, der derzeit in einem spanischen Gefängnis sitzt, aber als verdeckter Spion die Invasion in England vorantreiben soll. Die beiden ungleichen Männer bindet bald nicht nur eine Zweckgemeinschaft, sondern eine eigenwillige Kameradschaft.
Ich musste mich zunächst erst reinlesen. Das Buch spielt in drei Zeitsträngen, die sich z.T. überschneiden, Dinge wiederholen oder einen Rückblick darstellen. De Groots Tagebuch und seine Erzählungen der Geschehnisse heute/damals zeigen die eine Seite, Finn McCools Geschichten aus dem Teutonenland die andere Seite der Medaille. Das ist einerseits sehr trickreich gemacht, andererseits fällt es nicht immer leicht sich zu orientieren bzw. den Faden nicht zu verlieren. Der Stil ist eigenwillig, gerade Finns selbstgeschilderte Abenteuer erinnern an einen Heldenepos und lesen sich dadurch nicht ganz so süffig und oftmals etwas schwülstig. Seine Figur ist schwer zu fassen, da bis zuletzt unklar ist, wie viel „Wahrheit“ in seinen Schilderungen steckt. Adrian lernt man besser kennen, er zeigt offen seine Gefühle, seine Ablehnung der Nazis (obwohl selbst ein Rädchen im System), seine Zuneigung zu Finn, seine Verletzlichkeit. Obwohl er Frank führen soll, scheint er oft das Nachsehen zu haben und von diesem ausgetrickst worden zu sein. Das „scheinen“ sei betont, denn das Verwirrspiel kann man als Leser nicht immer entwirren; so darf auch nach Lektüreende gerätselt werden, was wirklich passiert ist, was den Thriller noch einmal interessanter und faszinierender macht.
Der Autor zeigt oft wie abstrus die Aktionen der Spionageabteilung sind, ebenso den Größenwahnsinn des Regimes. Seine Ausführungen sind historisch fundiert, man merkt die vielen Recherchestunden im Hintergrund. Gleichzeitig bringt er auch immer wieder komische Momente ein, die das schwere Thema auflockern und trotzdem nicht fehl am Platz wirken. Der Ire ist ein wirklich eigenwilliger historischer Thriller, der trotz seiner ungewöhnlichen Konstruktion sehr spannend ist. Einmal eingelesen, konnte ich ihn wirklich nur schwer zur Seite legen.