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Veröffentlicht am 18.08.2024

Ungewöhnlich

Der Ire
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Adrian De Groot arbeitet für den deutschen Nachrichtendienst, konnte sich aber als Übersetzer nach Spanien versetzen lassen. Jetzt erreicht ihn ein neuer Auftrag, der ihn nach Hause ins Reich führt: er ...

Adrian De Groot arbeitet für den deutschen Nachrichtendienst, konnte sich aber als Übersetzer nach Spanien versetzen lassen. Jetzt erreicht ihn ein neuer Auftrag, der ihn nach Hause ins Reich führt: er soll den Iren Frank Finn führen, der derzeit in einem spanischen Gefängnis sitzt, aber als verdeckter Spion die Invasion in England vorantreiben soll. Die beiden ungleichen Männer bindet bald nicht nur eine Zweckgemeinschaft, sondern eine eigenwillige Kameradschaft.
Ich musste mich zunächst erst reinlesen. Das Buch spielt in drei Zeitsträngen, die sich z.T. überschneiden, Dinge wiederholen oder einen Rückblick darstellen. De Groots Tagebuch und seine Erzählungen der Geschehnisse heute/damals zeigen die eine Seite, Finn McCools Geschichten aus dem Teutonenland die andere Seite der Medaille. Das ist einerseits sehr trickreich gemacht, andererseits fällt es nicht immer leicht sich zu orientieren bzw. den Faden nicht zu verlieren. Der Stil ist eigenwillig, gerade Finns selbstgeschilderte Abenteuer erinnern an einen Heldenepos und lesen sich dadurch nicht ganz so süffig und oftmals etwas schwülstig. Seine Figur ist schwer zu fassen, da bis zuletzt unklar ist, wie viel „Wahrheit“ in seinen Schilderungen steckt. Adrian lernt man besser kennen, er zeigt offen seine Gefühle, seine Ablehnung der Nazis (obwohl selbst ein Rädchen im System), seine Zuneigung zu Finn, seine Verletzlichkeit. Obwohl er Frank führen soll, scheint er oft das Nachsehen zu haben und von diesem ausgetrickst worden zu sein. Das „scheinen“ sei betont, denn das Verwirrspiel kann man als Leser nicht immer entwirren; so darf auch nach Lektüreende gerätselt werden, was wirklich passiert ist, was den Thriller noch einmal interessanter und faszinierender macht.
Der Autor zeigt oft wie abstrus die Aktionen der Spionageabteilung sind, ebenso den Größenwahnsinn des Regimes. Seine Ausführungen sind historisch fundiert, man merkt die vielen Recherchestunden im Hintergrund. Gleichzeitig bringt er auch immer wieder komische Momente ein, die das schwere Thema auflockern und trotzdem nicht fehl am Platz wirken. Der Ire ist ein wirklich eigenwilliger historischer Thriller, der trotz seiner ungewöhnlichen Konstruktion sehr spannend ist. Einmal eingelesen, konnte ich ihn wirklich nur schwer zur Seite legen.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Rund um die Welt

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
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Seit Aubry ein Kind ist, ist sie auf Reisen. Nicht freiwillig, sondern von einer mysteriösen Krankheit getrieben, die verhindert, dass sie länger als drei oder vier Tage an einer Stelle bleiben kann. Sie ...

Seit Aubry ein Kind ist, ist sie auf Reisen. Nicht freiwillig, sondern von einer mysteriösen Krankheit getrieben, die verhindert, dass sie länger als drei oder vier Tage an einer Stelle bleiben kann. Sie reist um den ganzen Erdball, mehrfach; und erlebt dabei das ein oder andere Abenteuer.
Westerbekes Roman hat etwas von einem philosophischen Abenteuerroman. Aubry reist zu Fuß, zu Pferd, auf Schiffen, mit der Bahn, ein vielfältiger Urlaubstraum könnte man meinen. Doch sie kämpft immer ums Überleben, nicht in Schwierigkeiten zu geraten, nicht als Anders aufzufallen. Ich mochte die Figur gerne, ihre Entwicklung über die Jahre ist authentisch, auch ihre Zweifel und Sorgen. Obwohl sie immer an neue Orte kommt, ist ihr Handeln oft gleich: orientieren, eine sichere Unterkunft finden, vielleicht sogar Menschen, denen sie trauen kann; kaum hat sie das geschafft, muss sie wieder weiter. Es kommt auf diese Weise zu Wiederholungen, die für mich nicht so schlimm ins Gewicht gefallen sind, den ein oder anderen aber vermutlich stören könnten. Übersinnliches findet auch seinen Weg zwischen die Seiten, das klappt nicht immer ganz glatt. Westerbekes Stil hat mir sehr gut gefallen, er bringt dem Leser die exotischen oder nicht ganz so exotischen Gegenden sehr nahe, detailreich und bildgewaltig. Dabei ist die Handlung nicht streng chronologisch, einiges erfährt man in Rückblenden, manchmal weiß man nicht so recht wie Aubry überhaupt dort gelandet ist, wo man sie im nächsten Kapitel vorfindet. Das macht den Roman verwirrend und interessant zugleich. Das Ende passte dann für mich aber schlicht nicht mehr zur Geschichte; sicherlich ist es schwer hier eine allseits befriedigende Lösung zu präsentieren, aber für mich kam gegen Ende ein Bruch mit der sonst runden Story und ab da holperte es nur noch bis zum letzten Satz anstatt auf eine in sich stimmige Auflösung zuzulaufen. Das hat mich dann doch sehr enttäuscht und hat für mich den Roman etwas kaputtgemacht.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Man sieht sich

Man sieht sich
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Frie und Robert sind unzertrennliche Freunde, seit er für die Oberstufe an ihre Schule gekommen ist. Sie teilen Sorgen und Nöte, er in Angst um seine Mutter, sie in Angst vor ihrem tobsüchtigen Vater. ...

Frie und Robert sind unzertrennliche Freunde, seit er für die Oberstufe an ihre Schule gekommen ist. Sie teilen Sorgen und Nöte, er in Angst um seine Mutter, sie in Angst vor ihrem tobsüchtigen Vater. Doch was zu Abizeiten gut zusammenpasst, muss sich jetzt im echten Leben bewahrheiten. Hält die Freundschaft dem stand?
Karnick verfolgt die Lebenswege der beiden Protagonisten über mehrere Jahrzehnte, wechselt immer wieder die Erzählperspektive. Dadurch lernt man beide sehr gut kennen, die jeweilige Sicht auf den anderen bzw. auf unterschiedliche Ereignisse; trotz dieses Kniffs konnte ich die Gedanken und Handlungen nicht immer nachvollziehen, manches blieb mir bis zum Schluss unverständlich. Der Stil gefiel mir gut, unaufgeregt und ruhig führt uns die Autorin durch die kleinen und großen Dramen des Lebens. Ab und an plätschert die Handlung dann aber doch zu ruhig über die Seiten. Das Lebensgefühl der jeweiligen Jahrzehnte wird gut wiedergegeben, die Autorin schildert authentisch, egal ob es sich um Roberts chaotische Jungs-WG oder Fries stressigen Staatsexamensmarathon handelt. Die Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten entwickelt sich glaubhaft, immer wieder scheint sich die große Liebe anzubahnen, doch nie scheint die Zeit richtig dafür. Der Roman driftet dabei aber nicht ins Kitschige ab, es schwingt höchstens mal ein melancholischer Zug mit. Ich habe den Roman ganz gerne gelesen, konnte aber die Intentionen der Figuren manchmal nicht nachvollziehen und war dann von den Längen etwas ausgebremst.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Redaktionsteam meines Herzens

Relight My Fire
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In Manchester fallen ja oft Regentropfen vom Himmel, doch dass einem ein Student nach meterhohem Flug vor die Füße fällt, das ist dann doch eher ungewöhnlich. Auch wenn Stella von ihrer Arbeit bei der ...

In Manchester fallen ja oft Regentropfen vom Himmel, doch dass einem ein Student nach meterhohem Flug vor die Füße fällt, das ist dann doch eher ungewöhnlich. Auch wenn Stella von ihrer Arbeit bei der Stranger Times einiges gewöhnt ist, ist dieser Vorfall für die frischgebackene Studentin nicht ohne. Wie gut, dass sie ihre Kollegen an ihrer Seite weis, die ihr bei der Aufklärung der Hintergründe helfen. Knallharte Recherche unter Zuhilfenahme von Grace‘ Keksen, Banecrofts Blunderbuss und nicht zuletzt der Zusammenarbeit mit Detective Sturgess aka Stielauge bringen die Mitglieder der Redaktionsfamilie an ganz neue Grenzen.
McDonnells Humor ist einfach großartig. Er pointiert haarscharf, ohne dabei gekünstelt zu wirken, und man kann beim Lesen oft nicht anders als laut zu lachen. Dieser Witz hat sich auch im nunmehr vierten Band nicht abgenutzt. Ebenso der Cast, denn auch an den Redaktionsmitgliedern lassen sich natürlich immer noch neue Seiten entdecken; Manny trägt beispielsweise neuerdings Hosen. Meistens zumindest. In diesem Band werden einige lose Fäden der vorherigen Teile wieder aufgenommen, man sollte diese also für den vollen Genuss kennen, auch wenn die eigentliche Kernhandlung abgeschlossen ist.
Die Handlung ist actionreich, fantasievoll, oft skurril, aber auf jeden Fall immer höchst unerwartet. Der Autor verbindet bekannte Fantasieelemente mit neuen Ideen, lässt aber gleichzeitig auch ein paar altbekannte Klischees in völlig neuem Licht erscheinen. Natürlich ist der Roman wieder gespickt mit einigen brandneuen Artikeln frisch aus der Druckerpresse, sodass man kein Abo der Stranger Times braucht, um zu wissen, dass Sarahs einfach die besten Leader abgeben. Der lockere Stil, die temporeichen und teils absurden Dialoge tun ihr übriges und so kann man einfach nicht anders als an den Seiten kleben zu bleiben. Ich habe jede Seite genossen, und kann nur hoffen, dass die Wartezeit bis zum nächsten Band nicht zu lange wird. Große, dicke Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 25.06.2024

Spannender Provencekrimi

Verräterisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 10)
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Die heißen Sommertage bringen in Le Lavandou nicht nur Gutes hervor, denn die Leiche einer jungen Frau kommt ans Tageslicht. Geköpft. Während die Polizei unter dem Druck ihres Chefs Zerna in eine Richtung ...

Die heißen Sommertage bringen in Le Lavandou nicht nur Gutes hervor, denn die Leiche einer jungen Frau kommt ans Tageslicht. Geköpft. Während die Polizei unter dem Druck ihres Chefs Zerna in eine Richtung ermittelt, führen Ungereimtheiten Leon in eine ganz andere Richtung.
Eyssens Krimi verbindet Urlaubsfeeling mit Spannung. Obwohl schon der zehnte Teil der Reihe, lässt sich das Buch gut auch ohne Vorwissen lesen, die wichtigsten Beziehungen werden auch so klar. Der Cast ist weitgehend bekannt, an der ein oder anderen Stelle wirken die Figuren inzwischen etwas aufgewärmt, aber das fand ich zu verschmerzen. Der Fall hat mich dafür dieses Mal wirklich gepackt. Nicht nur ist die Mordmethode ziemlich brutal, sondern man hat durch eingestreute Perspektivwechsel immer mal wieder einen anderen Blick. Spannung wird auch dadurch erzeugt, dass einige Nebenhandlungsstränge eingeflochten werden, von denen lange nicht klar ist, ob und wie sie mit den Mordfällen in Zusammenhang stehen. Der lockere und flüssige Erzählstil des Autors sorgt auch dafür, dass sich das Buch sehr unterhaltsam liest. Fehlen darf es natürlich auch nicht an reichlich Provenceflair, was sich stimmig in die Handlung einfügt und nicht etwa nur abgearbeitet wirkt. Ich mochte diesen Ausflug nach Le Lavandou wirklich gerne, ein gelungener Band der Reihe.

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