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Veröffentlicht am 27.12.2020

Historisch interessanter Stoff

München
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Im Herbst 1938 gibt es in München den letzten Versuch einen europaweiten Krieg abzuwenden. Auf Hitlers Einladung hin, treffen Chamberlain, Mussolini und Daladier ein, um ein Abkommen auszuhandeln; die ...

Im Herbst 1938 gibt es in München den letzten Versuch einen europaweiten Krieg abzuwenden. Auf Hitlers Einladung hin, treffen Chamberlain, Mussolini und Daladier ein, um ein Abkommen auszuhandeln; die Deutschen dürfen Teile der Tschechoslowakei annektieren, müssen dafür aber weiteren Frieden garantieren. Im Tross der Minister finden sich auch kleine Beamte, wie die Studienkollegen Hugh Legat aus Britannien und der deutsche Paul von Hartmann. Die beiden versuchen auf ihre ganz eigene Art und Weise die Katastrophe abzuwenden.

Harris hat schon in einigen seiner Thriller bewiesen, dass er brisanten historischen Stoff großartig aufarbeiten kann. „München“ hat mich allerdings nicht so überzeugen können wie es vorherige Romane getan haben. Dies liegt jedoch nicht an der Thematik, die ist nämlich hochspannend. Auch wenn man natürlich weiß, dass das Münchner Abkommen gescheitert ist, lässt einen die Erzählung über diese schicksalhaften drei Tage im September `38 hoffen und bangen. Durch Hartmann und Legat hat man einen guten Blick auf die Hintergründe und Schauplätze jenseits der offiziellen Treffen, was ich sehr interessant fand. Faszinierend wie viele Menschen mit unglaublich feinem diplomatischem Gespür nötig waren, um zahlreiche Fettnäpfchen vermeiden zu können. Harris‘ Stil gefiel mir schon immer, und auch dieses Mal hat er alles richtig gemacht. Neben aufgearbeiteten Fakten, gibt es spannende Nebenhandlungen, flüssig und ansprechend erzählt. Ich wurde in diesem Buch mit den fiktiven Figuren allerdings so gar nicht warm, und das hat mir ein wenig den Lesespaß verdorben, da ich gerne weniger über deren Privatleben und dafür mehr über die wichtigen Konferenzen erfahren hätte. Trotzdem ist „München“ ein lesenswerter Roman für den geschichtsinteressierten Leser, auch wenn ich andere aus der Autorenfeder runder fand.

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Nette Jugendfantasy

Ein Fluch so ewig und kalt
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Harper führt kein leichtes Leben. Der Vater ist abgehauen, der Bruder in zwielichtige Geschäfte verwickelt, sie selbst leidet an einer körperlichen Behinderung und ihre Mutter ist schwer erkrankt. Doch ...

Harper führt kein leichtes Leben. Der Vater ist abgehauen, der Bruder in zwielichtige Geschäfte verwickelt, sie selbst leidet an einer körperlichen Behinderung und ihre Mutter ist schwer erkrankt. Doch es kommt noch schlimmer, denn eines Abends wird Harper entführt, ins Königreich Emberfall. Dort soll sie zu ihrem alltäglichen Kummer mal eben noch einen Fluch brechen, der Thronfolger Rhen bindet. Wahrlich keine einfache Aufgabe, will Harper doch vor allem eines: nach Hause.

Kemmerers Jugendfantasyreihe ist im Original schon sehr erfolgreich, und ich kann nach der Lektüre schon nachvollziehen warum. Das Königreich Emberfall ist lebendig gestaltet, auch wenn manches noch nicht ganz ausgereift schien. Die Autorin beschreibt alles sehr detailreich, so wie sie auch ihre Figuren gut ausgearbeitet hat. Harper mochte ich gerne, sie ist nicht auf den Mund gefallen, aber auch keine Superheldin, die jedes Problem mit einem Klacks lösen kann. Rhen wirkt zunächst etwas unnahbar, was sich später aber erfreulicherweise legt. Die beiden verbindet zum Glück keine kitschige Liebesgeschichte, aber an ihren Kabbeleien kann man schon seinen Spaß haben. Auch Rhens Wachkommandant Grey belebt die Handlung, er war für mich eine der besten Figuren. Die Autorin erzählt ihre Geschichte abwechslungsreich und spannend, auch die Fantasie kommt nicht zu kurz. Gerade zum Ende hin fühlte ich mich dann aber doch einmal zu sehr an große bekannte Fantasywerke erinnert, vielleicht können die Folgebände da etwas Neues nachlegen. Insgesamt war ich von diesem Ausflug in die Jugendfantasy positiv überrascht und werde nach den Folgebänden Ausschau halten.

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Veröffentlicht am 03.12.2020

Atmosphärischer Krimi

Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel
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1761 verschlägt es den jungen Notariatsgehilfen Nicholas Le Floch nach Paris. Dank seines Patenonkels wird er direkt dem Polizeipräfekt unterstellt, der auch bald eine schwierige Aufgabe für Nicholas hat. ...

1761 verschlägt es den jungen Notariatsgehilfen Nicholas Le Floch nach Paris. Dank seines Patenonkels wird er direkt dem Polizeipräfekt unterstellt, der auch bald eine schwierige Aufgabe für Nicholas hat. Polizeikommissar Lardin wird der Korruption und Erpressung verdächtigt, Le Floch soll ihm heimlich auf die Schliche kommen. Doch da verschwindet Lardin urplötzlich, während die Ermittlungen ungeahnte Ausmaße annehmen.

Parots Reihe um Le Floch ist schon seit Jahren sehr erfolgreich, und auch mich hat er nach etwas Eingewöhnungszeit für sich eingenommen. Die große Stärke des Autors liegt in einer sehr lebendigen Beschreibung der Stadt Paris, ihrer Bevölkerung wie auch ihrer Architektur. Selbst den Gestank der Straßen fängt er authentisch ein, zwischenzeitlich fühlte ich mich an Süskinds Parfüm erinnert. Der Autor drückt sich recht gewählt, manchmal auch unnötig altbacken aus. Daran musste ich mich erst gewöhnen, im Endeffekt passte die Sprache aber wunderbar zu den Figuren. Le Floch ist ein noch etwas ungestümer junger Mann, der im Laufe des Buches wichtige Lektionen nicht nur in seinem Beruf, sondern fürs Leben lernen muss. Ich habe seine Entwicklung gerne verfolgt, die mir immer stimmig und lebensnah erschien. Auch der Vermisstenfall entwickelt sich glaubhaft, spannend und mit vielen interessanten historischen Details, die der Autor wie zufällig einstreut. Nicholas bekommt tatkräftige Hilfe zur Seite gestellt, und so stapft man mit den Ermittlern atemlos durch den Pariser Dreck und kann gar nicht genug bekommen. Mich hat Le Floch nach kleinen Startschwierigkeiten überzeugt, und so werden auch die Folgebände bald gelesen werden müssen.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Hebamme mit Spürnase

Fräulein Gold: Schatten und Licht
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1922 gibt Hebamme Hulda Gold alles für ihre Patientinnen in ihrem Armutsviertel. Ob mitten in der Nacht, sonntags und sowieso oft ohne Bezahlung ist sie für sie da. Auch als eine Wöchnerin von Ängsten ...

1922 gibt Hebamme Hulda Gold alles für ihre Patientinnen in ihrem Armutsviertel. Ob mitten in der Nacht, sonntags und sowieso oft ohne Bezahlung ist sie für sie da. Auch als eine Wöchnerin von Ängsten um ihre verschollene Nachbarin geplagt wird, versucht Hulda Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei trifft sie auf den zugeknöpften Kommissar North, der die Angelegenheit nicht mit dem nötigen Eifer zu verfolgen scheint. Hulda beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Anne Sterns historischer Krimi legt großen Wert auf ein authentisches Großberlin der 20er Jahre. In jedem noch so kleinen Detail steckt viel Recherchearbeit, wodurch die Geschichte ungemein gewinnt. Ich bin sofort abgetaucht in Huldas Viertel, und konnte mir alles sehr lebhaft vorstellen. Auch Sterns Figuren sind lebendig, sei es nun Hulda selbst, der warmherzige Zeitungsverkäufer von nebenan oder ein x-beliebiger Rotzlöffel von der Straße. Hulda hat mich leider einmal zu oft an Charly Ritter aus der Gereon-Rath-Reihe erinnert, aber in den nächsten Bänden kann sie sich sicherlich noch etwas besser abheben. Ihre taffe Art gefällt mir, auch ihr erstaunlich modernes Denken. Ihre Arbeit als Hebamme fand ich gut beschrieben, leider muss sie dann den Ermittlungen zu viel Platz einräumen. Die entwickeln sich nicht ganz so spannend wie erhofft, aber die Geschichte ist rund und wird zu einem schlüssigen Ende gebracht. North bleibt neben Hulda etwas blass, aber auch das kann sich in den Folgebänden ja noch ändern. Ich mochte den Stil der Autorin sehr, und auch wenn ich nicht völlig begeistert bin, werde ich in die nächsten Bände mit Hulda doch bestimmt reinlesen.

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Einfach nur gut

Dark
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Blair saß jahrelang im Gefängnis und bemüht sich nun nach ihrer Entlassung einen Weg in ein normales Leben zu finden. Der Kontakt zum eigenen Kind ist erschwert, ein lausiger Job in der Tankstelle bestimmt ...

Blair saß jahrelang im Gefängnis und bemüht sich nun nach ihrer Entlassung einen Weg in ein normales Leben zu finden. Der Kontakt zum eigenen Kind ist erschwert, ein lausiger Job in der Tankstelle bestimmt ihren Tag, und immer und überall muss sie vorbildlich einen Verstoß gegen ihre Bewährungsauflagen vermeiden. Schwierig, erst recht, wenn man von einer ehemaligen Zellengenossin genötigt wird, sich auf die Suche nach deren verschwundener Tochter zu machen. Und die hat auch nicht gerade eine weiße Weste.

Candice Fox hat mich mit ihrer Crimson Lake Reihe schon sehr begeistert, und diese Begeisterung hat sich bei Dark schon nach wenigen Seiten wieder eingestellt. Der lockere Stil, ein z.T. sarkastischer Ton und witzige Dialoge haben mich sofort angesprochen. Blairs Geschichte erfährt man erst mit der Zeit, sie ist ein wirklich interessanter Charakter. Auch die anderen Hauptfiguren Exhäftling Sneak und die Beamtin Jessica haben Ecken und Kanten. Das Zusammen- bzw. Gegenspiel der drei hat Tempo, aber auch Köpfchen. Allen drei gemein ist die Tatsache, dass an ihrem Beispiel wie nebenbei gesellschaftskritische Themen aufgezeigt werden, wie etwa alltäglicher Rassismus, Intoleranz etc. Die Autorin reitet jedoch nicht darauf herum, sondern zeigt auf subtile Art und Weise, was ihrer Meinung nach falsch läuft. Aber natürlich lässt sich auch der Entführungsfall sehr spannend an, actionreich, rasant und z.T. brutal entwickelt sich die Handlung. Ich mochte den Thriller sehr, auch wenn mir die australischen Handlungsorte aus früheren Büchern etwas gefehlt haben. Auch wenn ich Blair ein ruhigeres Leben wünsche, wäre ich doch auf eine Fortsetzung ihrer unfreiwilligen Abenteuer mehr als gespannt.

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