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Veröffentlicht am 07.06.2020

Für mich zu Unrecht gefeiert

Meine Schwester, die Serienmörderin
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In Lagos leben die erwachsenen Schwestern Korede und Ayoola immer noch bei der betuchten Mutter. Während Ayoola hauptsächlich von ihren Schönheit zu leben scheint, arbeitet Korede sehr engagiert als Krankenschwester. ...

In Lagos leben die erwachsenen Schwestern Korede und Ayoola immer noch bei der betuchten Mutter. Während Ayoola hauptsächlich von ihren Schönheit zu leben scheint, arbeitet Korede sehr engagiert als Krankenschwester. Ayoola ist beliebt und begehrt, Korede unbeachtet und nur nützlich, wenn die Schwester mal wieder einen ihrer Verehrer um die Ecke gebracht hat.
Das Buch ist gefühlt gerade in aller Munde; und wie es dann immer so ist, gehypte Bücher wecken große Erwartungen, die dann oft nicht komplett erfüllt werden. Witzig und ironisch sollte es sein; da habe ich anscheinend eine andere Auffassung von schwarzem Humor bzw. Ironie, denn ich fand weder das eine noch das andere. Für mich las sich Koredes Geschichte eher wie ein Drama; immer im Schatten der Schwester, immer um deren Wohlergehen bemüht, Korede das Mauerblümchen. Dass die Schwester mehrfach zur Mörderin wird, ändert an der Grundgeschichte nichts. Man will Korede schütteln und hofft, dass sie irgendwann erkennt, nur ausgenutzt zu werden. Ayoola bleibt eine oberflächliche Figur, was natürlich jetzt bezeichnend für ihren Charakter sein könnte; aber zumindest den Weg zur Serienkillerin hätte man ja vielleicht für etwas Tiefe nutzen können. Auch der Blick auf die nigerianische Gesellschaft bleibt oberflächlich, da hilft auch das Einstreuen von Worten in der Landessprache wenig. Der Story liest sich sehr flott, kurze Sätze und noch kürzere Kapitel (z.T. nur wenige Zeilen) machen das Vorankommen einfach. Für mich war der Roman zum Glück schnell gelesen, denn überzeugen konnte er mich nicht. Potential war da, aber ausgeschöpft ist es bei weitem nicht.

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Veröffentlicht am 06.06.2020

Beginn der Familiensaga

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
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Das Grand Hotel ist in Binz das wohl beste Haus am Platz, unweit der Strandpromenade gelegen, die zum Flanieren einlädt. Bernadette von Plesow führt es mit harter Hand, weiß die Arbeit ihrer Angestellten ...

Das Grand Hotel ist in Binz das wohl beste Haus am Platz, unweit der Strandpromenade gelegen, die zum Flanieren einlädt. Bernadette von Plesow führt es mit harter Hand, weiß die Arbeit ihrer Angestellten aber auch zu schätzen. Doch selbst ihr Sohn Alexander, seines Zeichens Geschäftsführer des Hotels, kommt gegen die mütterliche Übermacht nur schwer an. Unter der leidet auch Tochter Josephine, die ihre Freiheit im fernen Berlin wähnt, im Varieté ihres Bruders Constantin. Doch auch dort ist nicht alles Gold, was glänzt.
Ich gehöre wahrscheinlich nicht unbedingt zur Zielgruppe, habe mich aber durchaus schon für leichtere Schmöker begeistern können. Fürs Grand Hotel konnte ich das leider nur bedingt, mir war es viel zu seicht. Zudem ist die Handlung relativ vorhersehbar, viele „Ereignisketten“ hat man so schon in diversen anderen Büchern gelesen. Das macht sie nicht unbedingt schlecht, aber mitreißend spannend wird es so schon mal nicht. Binz und Umgebung kenne ich aus eigener Erfahrung, so richtiges Inselfeeling kommt aber nicht auf. Natürlich wird die berühmte Strandpromenade gehäuft erwähnt, ansonsten kommt aber kaum Lokalkolorit rüber; da hatte ich mir schon mehr erwartet, gerade auf den knapp 500 Seiten sollte doch dafür etwas mehr Raum möglich sein. Die Figuren sind ganz solide, aber auch mit Liebe gestaltet; viele Entwicklungen sind absehbar, aber gerade Hoteleignerin Bernadette hat mir schon sehr gut gefallen. Sie hat ihren eigenen Kopf und weiß den auch vortrefflich einzusetzen. Auch ihren Sohn Constantin mochte ich, er bewegt sich am Rande der Legalität (oder auch mal auf der anderen Seite) und ist eine durchaus spannende Figur; leider kommt er viel zu kurz, vielleicht steht er in weiteren Bänden im Mittelpunkt. Die Autorin erzählt ihre Geschichte in lockerem Ton, ihr Stil passt zur Geschichte und so liest diese sich wirklich schnell; gestört haben mich daran lediglich die Zitate der Figuren, die jedem noch so pupsigen Kapitel vorangestellt wurden, was irgendwann nur noch zum Überlesen eingeladen hat.
Fazit: Wer leichte Unterhaltung sucht, und nicht unbedingt Spannung zum Mitfiebern, der wird mit dieser Saga glücklich werden; mich hat sie nicht vollends überzeugen können.

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Spannend erzählt

Beute
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Die Fahrt im luxuriösesten Zug der Welt ist einem Fahrgast gar nicht gut bekommen, er wird Tage später tot an den Gleisen aufgefunden. Bennie Griessel und sein Team ermitteln, werden aber schnell von ganz ...

Die Fahrt im luxuriösesten Zug der Welt ist einem Fahrgast gar nicht gut bekommen, er wird Tage später tot an den Gleisen aufgefunden. Bennie Griessel und sein Team ermitteln, werden aber schnell von ganz oben ausgebremst.
In Bordeaux will Daniel eigentlich nur sein Leben leben: die Katze knuddeln, am Wochenende mit dem Motorrad rausfahren, in seinem Job als Schreiner besser werden. Doch da taucht unverhofft seine Vergangenheit wieder auf… und lässt ihm keine Wahl.

Deon Meyer hat mit diesem Band Bennie Griessel wieder zu gewohnter Form auflaufen lassen; war der vorherige Band noch sehr von Bennies Alkoholsucht geprägt (was doch seeehr ausufernd thematisiert wurde), ist diese Sucht natürlich nicht komplett ad acta gelegt, man kann sich aber doch wieder auf die gute alte Verbrecherjagd konzentrieren. Die hat es in sich, wird doch sehr schnell klar, dass die Ermittler ihr Potential von offizieller Seite aus nicht ausschöpfen dürfen. Diese Tatsache zeigt dem Leser mal wieder sehr deutlich, was es bedeutet in Südafrika zu leben. Korruption, fehlende Ressourcen und ähnliche Probleme begleiten die Spurensuche immer wieder. Im krassen Gegensatz dazu liest sich der Erzählstrang um Daniel. Zwar lebt er eher zurückgezogen als einfacher Arbeiter in Bordeaux, trotzdem hat er ein gutes und sicheres Leben. Seine Figur fand ich sehr spannend, er muss harte Gewissensentscheidungen treffen und so seine mühsam erarbeitete Komfortzone verlassen. Wie die beiden Erzählstränge zusammengeführt werden verrate ich natürlich nicht, nur so viel: es wird spannend, die Lage spitzt sich zu und natürlich erzählt Meyer alles in gewohnter Manier. Mir hat „Beute“ sehr gut gefallen, kleine Punktabzüge gibt es aufgrund kleiner Längen im Bordeauxteil. Trotzdem ein lesenswerter Thriller.

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Veröffentlicht am 01.06.2020

Der Lack ist ab - vorerst

Der Knochengarten
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Im Garten eines ehemaligen Kinderheims werden mehrere Dutzend Leichen in unterschiedlichen Verwesungsstadien gefunden. Über Jahre hinweg müssen diese dort vergraben worden sein; pikanterweise handelte ...

Im Garten eines ehemaligen Kinderheims werden mehrere Dutzend Leichen in unterschiedlichen Verwesungsstadien gefunden. Über Jahre hinweg müssen diese dort vergraben worden sein; pikanterweise handelte es sich bei dem Kinderheim um eine kirchliche Einrichtung, und so stoßen die Ermittler des ReMIT schnell auf eine Mauer des Schweigens. Das Erfolgsduo Hill/Jordan gibt es nicht mehr, und so wartet ein hartes Stück Arbeit auf das Team.

Ich mag die Reihe um Hill & Jordan sehr, habe allerdings den letzten Band verpasst. Das war wohl ein Fehler, denn die Entwicklungen (Hill im Knast, Jordan außen vor) sind nun wirklich keine guten Vorrausetzungen für einen spannenden Krimi mit dem Duo. Leider zeigt sich im Laufe der Handlung wirklich, das McDermid ohne die beiden nicht so gut kann, immer mal wieder muss der eine oder andere auf unpassende Weise mitmischen, und so wirkt die ganze Geschichte immer mal wieder sehr bemüht. Der Fall selbst ist sicherlich in gewohnter Manier gestrickt, trotzdem fehlen einfach die zwei Zugpferde, die sonst Ermittlungsrichtung und –tempo vorgegeben haben. Das restliche Team arbeitet oft eher an internen Querelen, als sich um die Leichenfunde zu kümmern. Wäre schnelles Handeln erforderlich, kommt zunächst erst mal niemand in die Puschen. Mir fehlte gewohnte Zielstrebigkeit, gewohnte Spannung, und auch gewohntes Tempo; mal abgesehen davon, dass Jordan & Hill fehlten. McDermid hat natürlich das Erzählen nicht verlernt, aber ich wäre froh, würde sie wieder zu gewohnter Qualität zurückfinden. Ich fand den Knochengarten nicht ganz schlecht, aber das kann die Autorin sonst wirklich besser.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Girls just wanna have fun

City of Girls
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Gerade volljährig wird Vivian aus ihrem behüteten Elternhaus nach New York zu ihrer Tante Peg geschickt. Die führt ein Varietétheater für den einfachen Arbeiter von nebenan, trotzdem wird nicht an Glamour, ...

Gerade volljährig wird Vivian aus ihrem behüteten Elternhaus nach New York zu ihrer Tante Peg geschickt. Die führt ein Varietétheater für den einfachen Arbeiter von nebenan, trotzdem wird nicht an Glamour, Glitter und kleinen Skandalen gespart. Vivian taucht in diese Welt ein, und blüht auf.

Gilberts New York der 1920er ist laut und bunt, ein bisschen frivol und dekadent. Sie beschreibt das Theaterleben in kräftigen Farben, man ist sofort mittendrin. Vivian hat mir als Hauptfigur gut gefallen, sie wirkt echt, auch wenn manches Verhalten doch etwas klischeehaft ist. Ihren Lebensweg verfolgt man über viele Jahre, und es macht Spaß ihre Entwicklung zu beobachten. Sie passt sicherlich in keine Schublade, und eckt mit ihrer Art schon auch mal an, war mir aber trotzdem sympathisch. Aber auch die anderen Figuren in der Geschichte, allen voran Tante Peg sind interessant und nicht unbedingt immer das, was man auf den ersten Blick erahnen kann. Die Geschichte ist meist spritzig und temporeich, trotzdem gibt es auch kleine Längen, weil die Handlung zu lange auf der Stelle tritt. Auch hatte ich mir etwas mehr Tiefgang erwartet, alles bleibt doch eher oberflächlich. Ich hatte trotzdem Spaß an der Lektüre, aber die Autorin hat hier Potential verschenkt. Ihr Stil gefiel mir sehr gut, leicht, aber auch mit spitzer Feder erzählt sie Vivians Geschichte; diese erzählt aus der Ich-Perspektive, und der Ton passt gut zu ihrer Persönlichkeit. „City of Girls“ ist ein runder Roman, der Spaß macht und unterhält, dem etwas Tiefgang aber nicht geschadet hätte.

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