Einmal nach Binz, bitte!
Obwohl das Buch über 500 Seiten hat und ich historische Romane nicht zu meinen Lieblingsgenres zählen würde, habe ich das Buch innerhalb von drei Tagen verschlungen. Das muss schon was heißen!
Caren Benedikt ...
Obwohl das Buch über 500 Seiten hat und ich historische Romane nicht zu meinen Lieblingsgenres zählen würde, habe ich das Buch innerhalb von drei Tagen verschlungen. Das muss schon was heißen!
Caren Benedikt hat es geschafft, mich mit zunächst unsympathischen Charakteren zu verzaubern – auch das ist sehr ungewöhnlich. Genau deswegen muss ich euch jetzt unbedingt mehr von dem Buch erzählen.
Handlung
Der Roman beginnt im Jahre 1924 in Binz auf Rügen. Bernadette von Plesow hat sich über viele Jahre ihren Wohlstand hart erarbeitet – nicht immer auf die moralisch beste Art und Weise, aber dennoch mit viel Kraft und Ausdauer. Nun führt sie zusammen mit ihrem Sohn Alexander das „Grand Hotel“, das renommierteste Hotel in Binz.
Während ihre Tochter noch versucht, sich selbst zu finden und sich künstlerisch austobt, leitet ihr zweiter Sohn Constantin ein Hotel in Berlin. Doch sie ahnt, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht und sich ihr Sohn auch abseits der Legalität bewegt.
Josephine hingegen ahnt davon nichts und wird unerwartet mit dem Leid der davon Betroffenen konfrontiert. Wie soll sie bloß aus der Situation wieder herauskommen?
Als Bernadette dann auch noch von einem unbekannten Mann mit alten Familiengeheimnissen konfrontiert wird, droht alles aus dem Ruder zu laufen.
Meine Meinung
Die meisten Romane haben gleich zu Beginn meistens eine Figur dabei, die absolut liebenswert ist und mit der man sofort mitfiebert. Meistens gerät genau diese Figur kurze Zeit später in Schwierigkeiten.
Im Roman „Das Grand Hotel“ ist das anders: Die erste Person, die man kennenlernt und über dessen Vergangenheit man mehr erfährt, ist Bernadette. Sie war mir von Anfang an sehr unsympathisch! Ich habe sie als streng und ungerecht empfunden.
Auch die anderen Charaktere waren mir nicht besonders sympathisch. Die Kinder von Bernadette Plesow waren Wohlstand eindeutig gewöhnt und hielten sich für etwas Besseres. Die Angestellten sind nicht recht zu Wort gekommen und erledigten einfach nur ihre Arbeit.
Überraschenderweise hat sich meine Einstellung zur Familie mit der Zeit drastisch verändert. Bernadette und Josephine sind mir regelrecht ans Herz gewachsen und es hat sich gezeigt, dass sie doch nicht so herzlos und eigensinnig sind, wie zunächst vermutet.
Auch durfte man einige der Angestellten von Bernadette und Constantin besser kennenlernen. Viele davon waren mir sehr sympathisch und taten mir leid.
Die Geschichte war konstant interessant und teilweise sogar richtig spannend. Die Machenschaften, die Constantin am Laufen hat, habe ich nicht erwartet, bevor ich das Buch begonnen habe. Aber sie haben die Geschichte nur noch spannender gemacht und vor allem eine andere Seite des Reichtums gezeigt. An manchen Stellen war es etwas brutal, aber nicht bis ins Detail beschrieben, sodass man das Buch auch mit eher schwachen Nerven lesen kann.
Der Schreibstil des Romans hat mir sehr gut gefallen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, und das, obwohl historische Romane meiner Erfahrung nach oft schwieriger zu lesen sind, als andere. Dennoch war die Sprache keineswegs banal und man hat einen guten Eindruck davon bekommen, dass der Umgangston in den 1920er Jahren ein anderer war, als heute. Es ist immerhin fast hundert Jahre her.
Das Cover
Das Cover passt sehr gut zum Roman. Das pompöse Erscheinungsbild des Hotels auf dem Roman entspricht dem „Grand Hotel“ sehr gut. Außerdem passt die Farbkombination von gold und blau wunderbar zu dem luxuriösen Leben einiger Figuren. Die Dünen im Vordergrund vermitteln die Ruhe der Gegend, die auch im Buch immer wieder erwähnt wird.
Fazit
Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen und ich kann es jedem ans Herz legen, der dem Genre Historische Romane nicht abgeneigt ist. Die Figuren waren sehr individuell und haben gut in ihre Zeit gepasst. Die Geschichte war durchgehend interessant und flüssig zu lesen.