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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2016

Starker Roman

An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
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Der Wolf ist zurück in und um Berlin. Er zieht seine einsamen Kreise in den kalten Wintertagen und berührt dabei die Leben unterschiedlichster Leute. Das junge Pärchen aus Polen, das seit Jahren daran ...

Der Wolf ist zurück in und um Berlin. Er zieht seine einsamen Kreise in den kalten Wintertagen und berührt dabei die Leben unterschiedlichster Leute. Das junge Pärchen aus Polen, das seit Jahren daran scheitert sich ein neues Leben aufzubauen. Die zwei Teenager, die ihr Glück in Berlin versuchen wollen, weil sie in ihrem Heimatdorf keine Perspektive sehen. Die gescheiterte Künstlerin, der Alkoholiker, die ungeliebte Tochter…
Schimmelpfennig nimmt uns mit seiner episodenhaften Erzählung mit in den ganz normalen Alltag ganz normaler Leute. Ein melancholischer Unterton begleitet die Erzählung, klare Worte findet der Autor um den Leser in den Bann zu ziehen, eine kühle Atmosphäre zu zeichnen. Die Charaktere sind vielseitig und echt gestaltet, die Einzelschicksale mehr oder weniger spannend. Bewusst wird oft auf Namen verzichtet, wie auch der Autor an anderer Stelle reduziert schreibt um vieles offen zu lassen. Mich hat sein Roman überzeugt und ich hoffe, dass dies kein einmaliger Ausflug Schimmelpfennigs in die Romanwelt war.

Veröffentlicht am 31.10.2016

Doktor Cain

Der Fürst des Nebels
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Max Carver flieht vor dem drohenden zweiten Weltkrieg mit seiner Familie in ein kleines Fischerdörfchen. Dort freundet sich der Junge schnell mit Roland an, auch Max‘ Schwester findet schnell Gefallen ...

Max Carver flieht vor dem drohenden zweiten Weltkrieg mit seiner Familie in ein kleines Fischerdörfchen. Dort freundet sich der Junge schnell mit Roland an, auch Max‘ Schwester findet schnell Gefallen an ihm. Die drei könnten einen unbeschwerten Somme genießen, wäre da nicht ein geheimnisvoller Steingarten und gruselige Erzählungen über einen gewissen Doktor Cain. Max findet bald heraus, dass nicht alle Geschichten erfunden sind…

„Der Fürst des Nebels“ ist Zafons erster Roman und man merkt schon, dass sein Schriftstellertum da noch etwas in den Kinderschuhen steckte. Die Story fand ich nicht besonders originell (mehrmals fühlte ich mich an King erinnert oder auch an Doctor Who), auch der Stil und die Dialoge sind noch etwas hölzern. Da es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt, ist die etwas einfachere Schreibweise durchaus nachvollziehbar, trotzdem zeigt der Autor ja bereits mit dem Folgeband, dass Jugendbuch eben nicht gleich einfache Kinderstory sein muss. Die Ansätze sind durchaus da, Zafon zeigt hier schon sein Talent für interessante Settings und malt sehr deutliche, lebhafte Bilder. Leider konnte mich die Handlung dann einfach nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 31.10.2016

Bis an die eigenen Grenzen – und darüber hinaus

Am Ende aller Zeiten
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Ein Asteroidenschauer beendet das gutbürgerliche Leben, in dem sich Edgar gerade so schön eingerichtet hatte. Seine Frau und auch die beiden Kleinkinder überstehen mit ihm die ersten schwierigen Tage nach ...

Ein Asteroidenschauer beendet das gutbürgerliche Leben, in dem sich Edgar gerade so schön eingerichtet hatte. Seine Frau und auch die beiden Kleinkinder überstehen mit ihm die ersten schwierigen Tage nach der Katastrophe, dann jedoch werden die vier getrennt. Edgar, Sportmuffel sondergleichen muss einmal quer durch England laufen, in der Hoffnung die drei wiederzufinden. An seiner Seite ein wahrhaft sonderlicher Haufen anderer Überlebender.

Ich bin eigentlich nicht der typische Sci-Fi-Leser, dieses Buch hat es mir dennoch angetan. Walker schreibt sehr ansprechend und ich fand Edgar einfach sehr sympathisch, gerade wegen seiner kleinen, alltäglichen Makel. Er ist ein echter Couchpotatoe, irgendwie immer Kind geblieben und kann mit Verantwortung nicht sonderlich gut umgehen. An seinem Beispiel zeigt der Autor sehr gut, wie nichtig viele unserer „Probleme“ im Alltag so sind; wenns hart auf hart kommt, sind viele Sachen einfach total irrelevant. Walkers Szenario erscheint recht realistisch, gerade die Art wie sich viele Menschen verändern; die einen entdecken ihre gute Seite, sie helfen einander, unterstützen auch viele Fremde; die anderen greifen zu drastischen Maßnahmen um das allerbeste für sich selbst rauszuschlagen, komme was da wolle. Irgendwann drängte sich mir der Vergleich zu The Road auf, damit kann sich Am Ende aller Zeiten nicht messen. Trotzdem fühlte ich mich gut unterhalten, der flappsige Stil des Autor fesselte mich einfach an die Seiten und die Story war gut erzählt.

Veröffentlicht am 28.10.2016

Ansprechender Band Zwei

Wintergewitter
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Der erste Weltkrieg ist zwar seit Jahren vorbei, das Elend jedoch nicht. Die Inflation nimmt Fahrt auf, die Hetzreden der Rechten auch. Auch vor dem Polizeipräsidium machen die Braunen nicht Halt, sodass ...

Der erste Weltkrieg ist zwar seit Jahren vorbei, das Elend jedoch nicht. Die Inflation nimmt Fahrt auf, die Hetzreden der Rechten auch. Auch vor dem Polizeipräsidium machen die Braunen nicht Halt, sodass Reitmeyer sich auch mit diesem Problem rumärgern muss. Zudem leidet er unter den traumatischen Erlebnissen in den Schützengräben, erlebt immer wieder Panikattacken. Keine idealen Ausgangsbedingungen um dem Mörder einer jungen Frau auf die Spur zu kommen.

Reitmeyer kannte ich schon aus Band eins und war gespannt wie er den ersten Weltkrieg überstanden hat. Anhand seines Beispiels (und dem seiner Kollegen) zeigt Felenda sehr gut, welche Spuren der Krieg hinterlassen hat. In „Der eiserne Sommer“ herrschte noch Vorkriegszeit, inzwischen zeigt sich die Münchner Bevölkerung ernüchtert. Die Autorin fängt diese Stimmung gut ein, zeigt wie subtil und durchdacht die Nationalsozialisten diese Stimmung für sich nutzen konnten. Die Art und Weise wie systematisch Hitlers Weg bereitet wurde, nimmt im Buch einiges an Raum ein und fügt sich doch hervorragend in die fiktive Kriminalgeschichte ein. Die hat ihre spannenden Momente, hat mich jedoch nicht komplett gefesselt. Der Fall ist auf jeden Fall gut durchdacht und sorgt für einige Überraschungen, sodass der eine oder andere Dämpfer im Spannungsbogen zu verzeihen ist. Das Buch liest sich sehr flüssig und hat mit Reitmeyer einen sympathischen Protagonisten. Insgesamt ist „Wintergewitter“ ein toller Krimi für Geschichtsinteressierte.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Bedeutungslos ist DAS Stichwort

Das Fest der Bedeutungslosigkeit
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Alain, Ramon, Charles und Caliban. Vier Männer, die in Paris ihren Lebensmittelpunkt haben und sich seit Jahren kennen, miteinander älter geworden sind. Vier Männer, die sich durch 144 Seiten philosophieren, ...

Alain, Ramon, Charles und Caliban. Vier Männer, die in Paris ihren Lebensmittelpunkt haben und sich seit Jahren kennen, miteinander älter geworden sind. Vier Männer, die sich durch 144 Seiten philosophieren, denken, sinnieren und witzeln. Vier Männer, denen ich so gar nichts abgewinnen konnte. Wahrlich bedeutungslose Dialoge, Monologe und Gedankengänge füllen die Seiten. Bedeutungslose kleine Episoden aus dem täglichen Leben der vier ebenfalls. Ich konnte der Handlung leider nichts abgewinnen, was wahrscheinlich auch daran lag das es keine gab ; ) Zumindest keinen roten Faden, der die Episoden verbunden hätte. Ich weiß, dass Kundera auch anders kann, seine wunderbare Art zu erzählen hat er nicht verloren. Aber sein Talent, eine berührende und ansprechende Geschichte zu ersinnen. Man hat lange auf seinen neuen Roman gewartet, doch vielleicht hätte ich auch einfach noch ein bisschen länger gewartet um dafür einen Roman von „alter“ Qualität zu bekommen.