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Veröffentlicht am 19.02.2018

Der Trompeter

Die Herzen der Männer
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In den 60er Jahren werden Nelsons Ferien von seinem Besuch im Pfadfinderlager dominiert. In der Schule hat er quasi keine Freunde, daheim wird er vom Vater unterdrückt und nicht für voll genommen. Im Lager ...

In den 60er Jahren werden Nelsons Ferien von seinem Besuch im Pfadfinderlager dominiert. In der Schule hat er quasi keine Freunde, daheim wird er vom Vater unterdrückt und nicht für voll genommen. Im Lager soll das alles anders werden, er arbeitet hart an seinen Abzeichen, darf morgens zur Ansprache sogar die Trompete spielen, hält sich vorbildlichst an alle Regeln. Trotzdem kann er sich weder bei Gleichaltrigen noch bei dem mitgereisten Vater ins rechte Licht rücken und bleibt in seiner Außenseiterrolle. Auch noch Jahre später.

Nickolas Butler hat es mir mit seinem Roman nicht leicht gemacht. Ich tat mich mit dem ganzen Mikrokosmos des Pfadfinderlagers etwas schwer, konnte mich nicht richtig hineinversetzen. Dort gelten eigenen Regeln, die jedoch am laufenden Band unterlaufen werden, auch wenn Einzelne dagegen arbeiten. In Ansätzen kann ich mir das soziale Gefüge dort schon vorstellen, so richtig überzeugt haben mich die Ausführungen nicht. Regelrecht anstrengend fand ich das ständige Gerede von Werten, Heldentum und „echten“ Männerfreundschaften, die als Ideal dahingestellt werden, obwohl kaum ein Protagonist wirklich danach zu streben scheint. Nelson ist da die Ausnahme, leider fand ich ihn als Figur nicht wirklich nahbar. Auch im weiteren Verlauf der Handlung konnte ich seine Handlungsintentionen oft nicht nachvollziehen. Mir hat die Handlung gerade in der zweiten Hälfte etwas besser gefallen. Die erste Hälfte habe ich zwar durchaus mit Interesse gelesen, hätte das Buch aber auch jederzeit zur Seite legen können, in der zweiten Hälfte (und somit in der nächsten Generation) waren mir die Figuren dann doch etwas näher.
Butlers Stil ist zunächst nüchtern, mit der Zeit liest man sich aber ein. Er erzählt immer etwas distanziert, mit der Zeit gelingt es ihm aber trotzdem ein intensives Lesegefühl aufzubauen. Der Ton ist immer etwas melancholisch, oft auch unnötig altbacken, hat mir unterm Strich nur mittelmäßig gefallen.
„Die Herzen der Männer“ ist ein mehrschichtiger Roman, der aber in seiner ganzen Ausführung irgendwie an meinem Geschmack vorbeigedriftet ist. Potential war da, konnte aber meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft werden.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Leider etwas seicht geraten

Die Kathedrale des Lichts
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Nach dem Tod ihrer Mutter bleibt Helena nur noch der Vater, der seinen Kopf aber vor allem für seine Aufgaben als Baumeister frei hat. Die beiden gelangen nach Magdeburg, wo der Erzbischof den Bau seiner ...

Nach dem Tod ihrer Mutter bleibt Helena nur noch der Vater, der seinen Kopf aber vor allem für seine Aufgaben als Baumeister frei hat. Die beiden gelangen nach Magdeburg, wo der Erzbischof den Bau seiner Kathedrale vorantreiben will. Hier treffen sie auf Arbeiter von Nah und Fern, mit guten und bösen Absichten…

Ich lese gerne historische Romane; einerseits natürlich um unterhalten zu werden, andererseits aber auch um Neues zu lernen. So ist die Frage nach der Lektüre nicht nur, hat mir die fiktive Handlung gefallen, sondern auch: was wusste ich vorher noch nicht? Bei der Kathedrale des Lichts habe ich leider nicht so wahnsinnig viel Neues erfahren, da sich die Handlung doch sehr aufs einfache „Vor-sich-hin-leben“ konzentriert. Im Hintergrund spielt sich der Bau einer Kathedrale ab, die Protagonisten sind alle mehr oder wenig darin eingebunden, trotzdem liegt der Fokus immer auf den amourösen oder feindseligen Beziehungen der Figuren. Mir war das einfach ein bisschen zu dünn, zumal es den Figuren selbst auch ein bisschen an Tiefe mangelt. Helene ist schön, Bohnsack arbeitswütig, Gotthart fies und Moritz begabt. Dahinter kommt meist nicht so viel, was ich sehr schade fand. Gut gelungen fand ich die Rückblicke in die Römerzeit, hier gab es dann doch ein bisschen Hintergrund zum Geschehen zu erfahren.
Der Erzählstil hat mir wie bei anderen Werken des Autors sehr gut gefallen, wer z.B. den Gaukler mochte, wird sich auch hier wieder wohlfühlen. Insgesamt glaube ich schon, dass dieses Buch seine Anhänger haben wird, aber es ist sicherlich eine andere Leserschaft als bei vorherigen Werken. Ich habe es schon mit einem gewissen Interesse gelesen, muss aber sagen, dass ich mir viel mehr davon versprochen hatte.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Sie spinnen wieder

Die Brut - Die Zeit läuft
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Gerade einmal ein paar Tage ist es her, seit ein kleiner unschuldiger Kokon aus Peru die Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Seitdem sind Millionen Spinnen geschlüpft, die wiederum Millionen Menschen ...

Gerade einmal ein paar Tage ist es her, seit ein kleiner unschuldiger Kokon aus Peru die Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Seitdem sind Millionen Spinnen geschlüpft, die wiederum Millionen Menschen getötet haben. Trotz fieberhafter Suche sind die einschlägigen Fachmänner und –frauen der Lösung noch kein Stück näher gekommen. Die Spinnen dagegen brüten wieder…

An Band eins hatte ich schon bemängelt, dass am Ende viel zu viele lose (Spinnen-)fäden übrig blieben, quasi nahtlos kann ich diese Kritik fortführen. Teil zwei ist eine sehr ziellose Weitererzählung der verschiedenen Handlungsstränge, die völlig unabgeschlossen in der Luft hängen bleiben. Chaos, Angst, Ekel und viele kleine und großen Dramen spielen sich ab; die große Handlung wird dadurch jedoch kaum vorangebracht. Boones Stil gefällt mir immer noch, ich bin auch gespannt wie er dem Ganzen ein (hoffentlich spinnenfreies) Ende bereiten wird. Band zwei erscheint mir jedoch sinnlos zusammengesponnen und hätte in zusammengestampfter Form sicherlich als weitere Kapitel in Teil 1 und 3 völlig ausgereicht.

Veröffentlicht am 07.12.2017

(K)ein Reiseführer

Frankreich für die Hosentasche
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Frankreich. Land der Genüsse und Genießer. Land der Mode. Land der Kunst und der Künstler. Land des Eiffelturms und der Mona Lisa. Jeder hat so seine eigenen Stichworte, die er sofort mit unserem Nachbarland ...

Frankreich. Land der Genüsse und Genießer. Land der Mode. Land der Kunst und der Künstler. Land des Eiffelturms und der Mona Lisa. Jeder hat so seine eigenen Stichworte, die er sofort mit unserem Nachbarland verbindet. Zippricks kleines Büchlein erweitert den eigenen Horizont und sorgt für so manchen Aha-Effekt. Sehr ansprechend geschrieben und aufbereitet, lernt man interessante Fakten, unnützes Wissen und allerlei drumrum. Zippricks Art Wissen zu vermitteln, fand ich sehr ansprechend, der Aufbau des Buches hat mich leider nicht so recht überzeugt. Ein wirklicher roter Faden fehlt, alles dreht sich natürlich um Frankreich, dafür wird Politik und Soziales, Kulinarisches und Kulturelles wild und unstrukturiert zusammengeworfen. Es handelt sich um ein nettes Buch für den frankophonen Leser, aber sicherlich um keine geeignete Lektüre, wenn man sich wirklich mit Land und Leuten befassen will. Das Potential scheint mir doch verschenkt. Schade.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Mittelmäßiger Serienauftakt

Legenden des Krieges: Das blutige Schwert
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Thomas Blackstone ist Steinmetz, sorgt für sich und seinen taubstummen Bruder. Als dieser eines Verbrechens beschuldigt wird, bleibt nur der Galgen. Oder die königliche Armee, die für den bevorstehenden ...

Thomas Blackstone ist Steinmetz, sorgt für sich und seinen taubstummen Bruder. Als dieser eines Verbrechens beschuldigt wird, bleibt nur der Galgen. Oder die königliche Armee, die für den bevorstehenden Krieg gegen Frankreich dringend mehr Bogenschützen benötigt. Die ungleichen Brüder finden sich schnell in vorderster Front wieder, auf dem Weg zur großen Schlacht von Crécy.

Gilman hat thematisch bei mir voll ins Schwarze getroffen, ich fand die Geschehnisse rund um den Hundertjährigen Krieg schon immer sehr interessant. Seine Einblicke in die Welt der berüchtigten englischen Bogenschützen waren sehr spannend und aufschlussreich. Auch die Perspektive des kleinen Mannes ist sehr gelungen. Leider hat mich der Erzählstil des Autors so gar nicht angesprochen, sehr distanziert berichtet er über Blackstones Erlebnisse. Der ist mir weder sympathisch noch unsympathisch gewesen, denn leider gab es nicht viele Möglichkeiten sich mit ihm zu identifizieren. Auch die anderen Figuren wirken eher platt. Kein idealer Ausgangspunkt für die geplante Reihe, obwohl man die Figuren so zugegebenermaßen besser kennen lernen würde. Der Spannungsbogen ist ganz ordentlich gelungen, auch wenn ganz große Überraschungen ausbleiben. Zwischenzeitlich plätschert die Story leider auch etwas dahin.
Ich bin mir noch unschlüssig, ob ich den weiteren Bänden eine Chance geben soll, wirklich überzeugt hat mich dieser erste Teil nicht.