Profilbild von Fornika

Fornika

Lesejury Star
offline

Fornika ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fornika über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schöner Kinderbuchklassiker

The Wind in the Willows
0

Der Maulwurf hat gerade seinen Frühjahrsputz hinter sich gebracht und gönnt sich nun eine kleine Auszeit. Dabei gelangt er an den Fluss, wo er die Ratte Ratty trifft. Gemeinsam mit ihm, seinem Freund dem ...

Der Maulwurf hat gerade seinen Frühjahrsputz hinter sich gebracht und gönnt sich nun eine kleine Auszeit. Dabei gelangt er an den Fluss, wo er die Ratte Ratty trifft. Gemeinsam mit ihm, seinem Freund dem Dachs und dem Gentlemankröterich Toad of Toad Hall erlebt er so einige Abenteuer.

Ein sehr schönes Kinderbuch, das völlig zu Recht zu einem Klassiker geworden ist. Grahame hat sich wunderbare Abenteuer für die vier ausgedacht, besonders die Erlebnisse von Toad haben es mir angetan. Die Figuren sind alle sehr menschlich geraten, Toad besonders. Er residiert in seinem Anwesen, fährt gerne schnelle Autos und verdankt es eigentlich nur seinen guten Freunden, dass er nicht völlig abhebt, weil er sich manchmal für den Größten hält. Da hebt Grahame auch mal den sprichwörtlichen Zeigefinger und zeigt wie man sich ordentlich zu benehmen hat bzw. welche Konsequenzen das Leben zu ziehen pflegt.

Aber auch die anderen drei erleben allerlei Spannendes oder auch einfach Entspannendes wie ein schönes Picknick am Fluss. Die meisten Kapitel entsprechen eher kleinen Kurzgeschichten, sodass man das Buch auch gut peu à peu lesen könnte. Sofern man solange warten mag ; ) All das erzählt Grahame sehr bunt und farbenfroh, aber auch sehr präzise und manchmal regelrecht poetisch. Sprachlich finden also sowohl der kleine als auch der große Leser Zugang zum Buch. So manches Mal hat mich Grahame zum Schmunzeln gebracht und über die ganze Geschichte hinweg sehr gut unterhalten. Ein, zwei Erlebnisse fand ich nicht so gelungen, das tut aber insgesamt dem Lesespaß nicht viel.

Fazit: zu Recht ein Kinderbuchklassiker. Würde ich jederzeit wieder lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Man hätte so viel draus machen können

The Tortilla Curtain
0

L.A.: Glamour, Sonne, schmucker Lebensstil. Hier lässt es sich leben. Zumindest, wenn man wie Delaney Mossbacher auf der Sonnenseite des Lebens wohnt. In seiner upper-class-Gegend ist sein größtes Problem, ...

L.A.: Glamour, Sonne, schmucker Lebensstil. Hier lässt es sich leben. Zumindest, wenn man wie Delaney Mossbacher auf der Sonnenseite des Lebens wohnt. In seiner upper-class-Gegend ist sein größtes Problem, dass die Muscheln zum Abendessen verkocht sind. Doch dann wächst sich eine „Bedrohung“ zu immer größerem Ausmaß heran: illegale Einwanderer aus Mexiko siedeln sich im nahen Canyon an, lungern auf Supermarktparkplätzen herum, „stören“ das Stadtbild. Zunächst für Delaney kein wirkliches Problem, doch dann ist er plötzlich ganz persönlich beteiligt und alles ändert sich.

Aus dem Thema hätte man so viel machen können. T. C. Boyle reflektiert leider nur sehr oberflächlich über das Einwandererthema, sammelt gängige Vorurteile zu Hauf und verliert sich in extrem langweiligen Beschreibungen von den nichtigsten Kleinigkeiten. Ich hätte mir eine kritische soziale Studie gewünscht, eine Erzählung, die nachdenklich macht. Starke Charaktere wollte ich sehen, jemand mit dem man sich identifizieren kann. Eine realitätsnahe Geschichte wenigstens, die einem das harte Leben als Illegaler näher bringt. Nichts davon habe ich bekommen. Sehr schade. Mir tut jeder Schüler leid, der dieses Werk als Schullektüre durchkauen musste.

Fazit: interessantes Thema, mehr aber auch nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwölf Jahre Hölle

Twelve Years a Slave
0

Solomon Northup wurde als freier Mann geboren, führte ein gut situiertes Leben in New York. Doch eines Tages gerät er an die Falschen und er erleidet ein grausames Schicksal. Denn Solomon ist schwarzer ...

Solomon Northup wurde als freier Mann geboren, führte ein gut situiertes Leben in New York. Doch eines Tages gerät er an die Falschen und er erleidet ein grausames Schicksal. Denn Solomon ist schwarzer Hautfarbe und somit mitnichten in allen Staaten der USA ein freier Mensch. Eine wahre Odyssee beginnt…

Ein beeindruckender Erlebnisbericht. Obwohl Solomon nicht unnötig auf Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten herumreitet (es gibt derer trotzdem genug), ist man beim Lesen oft fassungslos. Natürlich haben wir heute vielleicht ein etwas anderes Verständnis von Freiheit, aber mit welcher Selbstverständlichkeit hier über die Leben anderer entschieden wird, ist wirklich erschreckend. Northups Schicksal steht als Beispiel für viele andere, die dasselbe erlitten haben. Man erhält einen guten Einblick was es bedeutete Sklave zu sein, abhängig von der Willkür des Besitzers, ausgeliefert und rechtslos. Sprachlich kommt immer ein erzählerischer Charakter durch, auch wenn sich Northup mal in detailreichen Erklärungen zum Baumwollanbau verliert. Er bleibt dabei aber immer etwas distanziert, das mag dem damaligen Zeitgeist entsprechen, vielleicht wollte er damit aber auch eine gewisse Sachlichkeit in die Thematik bringen und sich nicht in Wehklagen verlieren.

Fazit: gibt der abstrakten Geschichte zur Sklaverei ein Gesicht. Ein Bericht, der aufrüttelt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn Familie alles ist was bleibt

The Cement Garden
0

Jack und seine drei Geschwister bleiben alleine zurück als nicht lange nach dem Tod des Vaters auch noch die Mutter stirbt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion vergraben sie ihre Leiche im Keller, wollen sie ...

Jack und seine drei Geschwister bleiben alleine zurück als nicht lange nach dem Tod des Vaters auch noch die Mutter stirbt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion vergraben sie ihre Leiche im Keller, wollen sie immer bei sich behalten. Die Minderjährigen verraten niemandem von ihrem Tod, ziehen sich immer mehr in ihre kleine Welt zurück und können so ein ganz normales Familienleben führen. Nach außen hin zumindest.

Ian McEwan weiß ohne Zweifel toll zu erzählen, inhaltlich hat sich The Cement Garden aber in eine Richtung entwickelt, die mir so gar nicht gefiel. Einige Charakterentwicklungen fand ich logisch, andere total erzwungen. Z.T. kratzt der Autor nur an der Oberfläche, versäumt den tieferen Blick auf das Innenleben. Gerade gegen Ende scheint er die schockierende Wirkung in den Vordergrund zu stellen (sofern man davon schockiert sein will). Die Stimmung ist gekonnt aufgebaut, düster, beklemmend… und doch ging mir das alles nicht wirklich nahe. Obwohl man die Geschichte aus Jacks Perspektive erzählt bekommt, bleiben Gefühle und Sehnsüchte seltsam abstrakt. Manchmal erschienen mir die vier Geschwister lebloser als die einzementierte Mutter. Viele Kleinigkeiten machten die Geschichte zudem unglaubwürdig, z.B. das Verhalten sämtlicher Personen außerhalb der Familie. Wieso fragt keiner der Nachbarn, Freunde, Bekannten nach der Mutter?

Insgesamt konnte mich McEwan diesmal leider nicht wirklich fesseln, obwohl interessante Ansätze vorhanden waren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Austens Erstling

Sense and Sensibility
0

Nach dem Tod des Vaters lebt die Familie Dashwood in mehr oder weniger bescheidenen Verhältnissen auf dem Land. Die beiden Töchter, Marianne und Elinor könnten nicht verschiedener sein. Die eine trägt ...

Nach dem Tod des Vaters lebt die Familie Dashwood in mehr oder weniger bescheidenen Verhältnissen auf dem Land. Die beiden Töchter, Marianne und Elinor könnten nicht verschiedener sein. Die eine trägt das Herz auf der Zunge und neigt zum Melodramatischen. Die andere ist die Vernünftige, Rationelle der Familie. Beiden gemein ist jedoch die erste Liebe, die einschlägt wie der sprichwörtliche Blitz.

Dieser erste Roman aus Austens Feder zeigt schon ihren Witz und Biss, den ich an ihren Büchern so schätze. Sie hat ihre ganz eigene (spitze) Art auf die englische Society herabzublicken und diese immer wieder gekonnt auf die Schippe zu nehmen. Nicht ganz so ausgereift war meiner Meinung nach die Grundhandlung wie man es von ihren späteren Werken her kennt, gut unterhalten fühlte ich mich trotzdem. Verantwortung und Konsequenzen der eigenen Handlung zu tragen, das sind die zwei Hauptthemen, auf die Austen immer wieder zurückkommt. Trotzdem handelt es sich hierbei um eine schöne Liebesgeschichte, die – soweit darf ich wohl spoilern – austentypisch endet.

Fazit: nicht ihr bestes Werk, aber durchaus lesenswert.