Profilbild von Fornika

Fornika

Lesejury Star
offline

Fornika ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fornika über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Knapp 600 Seiten Langeweile

Dreizehn Tage
0

Alice Madison hat erst vor einigen Wochen ihren Job als Ermittlerin bei der Mordkommission in Seattle angetreten, da wird sie mit einem brutalen Fall betraut: der Anwalt James Sinclair, seine Frau und ...

Alice Madison hat erst vor einigen Wochen ihren Job als Ermittlerin bei der Mordkommission in Seattle angetreten, da wird sie mit einem brutalen Fall betraut: der Anwalt James Sinclair, seine Frau und die beiden Söhne wurden im trauten Heim brutal ermordet. Die Leichen sind grotesk arrangiert und im Türrahmen findet sich eine mysteriöse Nachricht vom Mörder: „Dreizehn Tage“. Kurz darauf erhält ein weiterer Anwalt aus Sinclairs Kanzlei einen Brief. Darin nur zwei Worte: „Dreizehn Tage“. Für Madison und ihr Team beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit…

Dreizehn Tage ist der Auftakt zu einer Serie um Madison und ihr Team. Ich persönlich bin mit diesem ersten Buch auch völlig bedient. Das Buch umfasst knapp 600 Seiten, davon habe ich maximal 100 mit allenfalls geringem Interesse gelesen, der Rest war schlicht und ergreifend langweilig. Eine Straffung um etwa 300 Seiten hätte vielleicht etwas für Spannung gesorgt, aber so schleppt sich die Handlung in einem ewigen blabla dahin und ich musste mich wirklich zum Weiterlesen zwingen.

Die Protagonisten sind allesamt flach und ohne jegliche Tiefe; Madison soll dem Leser wohl durch die Einstreuung von Szenen aus Kindheit und Jugend näher gebracht werden, das ist in meinen Augen völlig misslungen. Die Ermittlungen folgen blind abstrusen Hinweisen, die der durchschnittliche Krimileser besser gedeutet hätte. Das gipfelt dann irgendwann in einem seltsam-lächerlichen Showdown, den ich so allenfalls in einem schlechten Actionstreifen erwartet hätte.

Anhand von Titel und Klappentext erwartet man eine actionreiche und superspannende Jagd nach dem Mörder, die tickende Uhr immer im Hinterkopf. Die dreizehn Tage verstreichen aber irgendwie spurlos, über große Strecken des Buches verliert man dieses nicht allzu ernst gemeinte Ultimatum völlig aus den Augen.

Der Schreibstil ist gerade in der ersten Hälfte recht zäh. Die Geschichte ist größtenteils im Präteritum geschrieben, wechselt zwischendrin aber immer mal wieder ins Präsens. Ich muss ehrlich zugeben, ich konnte nicht enträtseln ob das einen bestimmten Grund hat, mir kam es ziemlich willkürlich vor. Zudem wurde dadurch der gerade in der ersten Hälfte spärlich gesäte Lesefluss unterbrochen. In der zweiten Hälfte lässt sich die Story dann erfreulicherweise flüssiger lesen.

Zwei Dinge kann ich also positiv hervorheben: die Grundidee der Story hat mir ganz gut gefallen, (auch wenn die Ausführung dann mangelhaft war) und gerade die zweite Hälfte des Buches ist halbwegs flüssig geschrieben.

Alles in allem ist für mich Dreizehn Tage echte Zeitverschwendung gewesen und einen eventuellen Nachfolgeband würde ich niemals lesen. Weiterempfehlen kann ich das Buch auch nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sieben turbulente Tage

Sieben Tage
0

Kapstadt: Vor einigen Wochen wurde die junge Anwältin Hanneke Sloet ermordet. Die Ermittlungen verlaufen im Sande, da taucht plötzlich ein Erpresserschreiben mit einer ungeheuerlichen Behauptung auf: angeblich ...

Kapstadt: Vor einigen Wochen wurde die junge Anwältin Hanneke Sloet ermordet. Die Ermittlungen verlaufen im Sande, da taucht plötzlich ein Erpresserschreiben mit einer ungeheuerlichen Behauptung auf: angeblich deckt die Polizei Hannekes Mörder. Und solange das so bleibt, wird der Erpresser jeden Tag einen Polizisten anschießen. Kaptein Bennie Griessel nimmt den Kampf gegen die Zeit auf.

Obwohl ich noch keines der Bücher um Bennie Griessel gelesen habe, bin ich mit der Figur schon nach wenigen Sätzen warm geworden. Meyer versteht es sehr gut seine Figuren zu charakterisieren und so ist man schnell im Bilde. Griessel ist trockener Alkoholiker und den inneren Kampf gegen die Sucht beschreibt Meyer sehr realistisch. Allgemein finde ich seinen Stil sehr angenehm und flüssig zu lesen, selbst komplexe Zusammenhänge werden gut verständlich erklärt.

Der Name des Buches ist Programm, denn die Handlung spielt sich in einem Zeitrahmen von sieben sehr turbulenten und spannenden Tagen ab. Obwohl der Fall einen etwas „trockenen“ Hintergrund hat, kommt dennoch nie Langeweile auf. Das Setting in Cape Town war interessant und man erfährt so nebenbei welche alltäglichen Konflikte und Probleme die Menschen dort so umtreiben.

Das Buch ist vom Autor in Afrikaans verfasst worden und einige der Begriffe werden auch in der deutschen Fassung beibehalten. Ein kleines, hilfreiches Glossar am Schluss des Buches erklärt und übersetzt diese.

Fazit: Ein kluger und spannender Thriller, der mir wirklich gut gefallen hat, sodass ich auch die anderen Bücher um Griessel ins Auge fassen werde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schicksale im Seattle der 30er Jahre

Die chinesische Sängerin
0

Ist sie es oder ist sie es nicht? Der chinesisch-stämmige William lebt in einem Waisenhaus in Seattle. Als er sieben Jahre alt war, ist seine Mutter ins Krankenhaus gekommen und er hat danach nie wieder ...

Ist sie es oder ist sie es nicht? Der chinesisch-stämmige William lebt in einem Waisenhaus in Seattle. Als er sieben Jahre alt war, ist seine Mutter ins Krankenhaus gekommen und er hat danach nie wieder etwas von ihr gehört. Bei einem Besuch im Kino fällt William deshalb aus allen Wolken, denn er ist sich sicher: die Frau auf der Leinwand ist seine Ah-Ma, seine Mutter. William begibt sich auf die Suche.

Entgegen der Aussage des Klappentexts handelt das Buch weniger von Williams Suche als vom Leben seiner Mutter. Ohne hier allzu viel zu verraten, ihr Leben ist durch eine Reihe von Schicksalsschlägen gezeichnet, die für manchen Leser vielleicht etwas zu hart sein mögen; zumindest handelt es sich bei diesem Buch nicht um eine nette, leichte Geschichte. Jamie Ford beschreibt die Zustände schonungslos, ob es sich um dabei um Williams hartes Leben im Waisenhaus, die allgegenwärtige Diskriminierung der asiatisch-stämmigen Bevölkerung oder um das Elend der gemeinen Bevölkerung handelt. Allgemein finde ich seinen Stil sehr angenehm zu lesen, die Seiten fliegen nur so dahin. Man kann sich recht gut mit William und seiner Mutter identifizieren, Gedankengänge und Handlungsweisen sind gut nachzuvollziehen.

Trotzdem ist bei mir der Funke einfach nicht so recht übergesprungen, manche Wendung war mir zu klischeehaft und ich konnte mich einfach nicht komplett in der Geschichte verlieren.

Fazit: ein Buch, das mich nicht komplett überzeugt hat, aber trotzdem solide Unterhaltung und einige neue Blickwinkel bietet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wundervoll

Der Distelfink
0

Theodore Decker ist gerade einmal 13 Jahre alt, als seine Mutter bei einem gemeinsamen Museumsbesuch durch einen Terroranschlag ums Leben kommt. Völlig verwirrt irrt Theo durch die Museumstrümmer und nimmt ...

Theodore Decker ist gerade einmal 13 Jahre alt, als seine Mutter bei einem gemeinsamen Museumsbesuch durch einen Terroranschlag ums Leben kommt. Völlig verwirrt irrt Theo durch die Museumstrümmer und nimmt aus einem Impuls heraus ihr liebstes Bild mit: Ein kleines Gemälde des Künstlers Carel Fabritius namens Der Distelfink. Es war das erste Gemälde in das sich seine Mutter verliebt hat und Theo muss es einfach „retten“. Und irgendwie gelingt es ihm nicht es wieder zurückzugeben, denn sein Leben verläuft nach Mutters Tod sehr turbulent; der Distelfink scheint da die einzige Konstante zu sein.

Wundervoll. Dieses eine Wort hätte als Rezension völlig ausgereicht. Ich war begeistert von Theos Geschichte und absolut verzaubert von Tartts Art diese zu erzählen. Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem jedes Wort so gut durchdacht ist, Kleinigkeiten so liebevoll ausgearbeitet sind und so manche Weisheit geschickt eingearbeitet wurde. Donna Tartt zeichnet Theos Leben nach, die Höhen und (leider häufiger vorkommenden) Tiefen. Schonungslos, ausdrucksstark, feinsinnig. Gerade im ersten Teil des Buchs kommt sie auch immer wieder auf verschiedene Kunstwerke zu sprechen und beschreibt diese so, dass man sie direkt vor dem geistigen Auge sehen kann; jeden einzelnen Pinselstrich. Ich denke man muss ihre Art zu erzählen mögen, mich aber hat sie mit dem Distelfink völlig gefangen genommen und so manchen Satz hätte ich mir gerne eingerahmt.

Fazit: Für mich ein absolutes Lesehighlight, denn ich habe jede einzelne Seite genossen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Literarische Perle über ein großartiges Stück Musik

Der Dirigent
0

1941: Deutschland bereitet sich auf die Belagerung von Leningrad vor und schneidet die Stadt systematisch von jeglicher Versorgung ab. Da treffen in der belagerten Stadt zwei völlig unterschiedliche Menschen ...

1941: Deutschland bereitet sich auf die Belagerung von Leningrad vor und schneidet die Stadt systematisch von jeglicher Versorgung ab. Da treffen in der belagerten Stadt zwei völlig unterschiedliche Menschen aufeinander. Der eine ist der große Komponist Dmitri Schostakowitsch, Mitglied der musikalischen Elite Leningrads. Der andere, Karl Eliasberg, Dirigent des Radioorchesters, stand bisher immer außerhalb dieses elitären Zirkels. Doch während ein Großteil der wichtigen Künstler auf Befehl von oben nach Sibirien evakuiert wird, bleiben beide in der Stadt. Schostakowitsch schreibt in den Trümmern und unter ständiger Bombardierung seine berühmte siebente Sinfonie, genannt „Leningrader Sinfonie“.

Sarah Quigley hat hier die Entstehungsgeschichte eines der berühmtesten Stücke seiner Zeit aufgezeichnet. Es ist wirklich eine bewegende und mutige Geschichte, inmitten des Chaos und der Verzweiflung, des Hunger und Tod. Schostakowitsch und Eliasberg könnten nicht unterschiedlicher sein, egal ob das Persönlichkeit oder Ansehen in der Gesellschaft betrifft. Quigley charakterisiert ihre Protagonisten sehr gut, man lebt und fühlt mit ihnen mit. Selbst der unmusikalische Leser kann den Schaffensprozess des Komponisten sehr gut nachvollziehen, auch wenn mancher Fachterminus vielleicht einer Erklärung bedürft hätte. Ich würde jedem empfehlen sich die Sinfonie einmal anzuhören, denn Musik lässt sich nun einmal nicht wirklich perfekt in Worte fassen, auch wenn Quigley ihren Job sehr gut gemacht hat.

Für mich war „Der Dirigent“ eine wirklich außergewöhnliche Geschichte über die Menschen Leningrads, die knapp 900 Tage Belagerung mit eisernem Willen durchstehen mussten. Und über zwei Menschen, die die klassische Musik auch in diesen harten Zeiten am Leben gehalten haben und so vielleicht manchem etwas Hoffnung geben konnten.