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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn der Schein trügt

Die Frau an der Schreibmaschine
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New York, in den goldenen Zwanzigern: Rose Baker ist Schreibkraft in einem Polizeirevier. Effizient und korrekt geht sie ihrer Arbeit nach, schwärmt heimlich für ihren Kollegen, lebt das zurückgezogene ...

New York, in den goldenen Zwanzigern: Rose Baker ist Schreibkraft in einem Polizeirevier. Effizient und korrekt geht sie ihrer Arbeit nach, schwärmt heimlich für ihren Kollegen, lebt das zurückgezogene Leben eines grauen Mäuschens. Das soll sich ändern als eine neue Kollegin die Bühne betritt. Odalie ist ein Paradiesvogel und nimmt Rose bald immer mehr für sich ein. Mit schwerwiegenden Folgen…
Suzanne Rindell wurde für ihr Debut bereits hochgelobt und im Großen und Ganzen möchte ich mich da auch anschließen. Die Autorin versteht sich sehr gut auf eine scharfe Charakterzeichnung, ob man die Protagonisten mag, steht dann auf einem anderen Blatt. Rose ist eine Person, deren Entwicklung man z.T. nur kopfschüttelnd mitverfolgen kann, mit der Zeit konnte ich sie immer weniger leiden. Odalie als Gegenstück ist ebenfalls sehr gut herausgearbeitet und gerade ihre Vergangenheit, die immer mehr ans Licht gezerrt wird, ist sehr spannend. Sprachlich ist der Roman ebenfalls sehr ansprechend, Rose erzählt die Geschichte rückblickend. Leider gibt sie zwischenzeitlich einige Andeutungen von sich, die das Ende des Buches vorwegnehmen.
Das Flair der 20er Jahre ist für den Leser sehr plastisch wiedergegeben, egal ob es sich um das „einfache“ Leben auf der Straße oder das glamouröse der Oberschicht handelt. Gerade die Auswirkungen der Prohibition fand ich sehr realistisch dargestellt. Ich hatte mir einen größeren Einblick in die Polizeiarbeit erhofft, unterm Strich hätten Rose und Odalie mehr oder weniger überall arbeiten können. Schade, dass diesem Aspekt nicht etwas mehr Leben eingehaucht worden ist.

Fazit: ausgezeichnet erzählt, nur einfach inhaltlich nicht ganz meins.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gelungener Wissenschaftsthriller mit kleinen Schwächen

Die Suche
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Max und Erica sind ein Traumpaar. Er ist engagierter Künstler, sie aufstrebende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Parasitologie. Auf einem renommierten Kongress in Amsterdam will sie ihre bahnbrechenden ...

Max und Erica sind ein Traumpaar. Er ist engagierter Künstler, sie aufstrebende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Parasitologie. Auf einem renommierten Kongress in Amsterdam will sie ihre bahnbrechenden Erkenntnisse zur Malaria vortragen. Und verschwindet in der Nacht zuvor spurlos. Max begibt sich auf die Suche.

Nick Louth stellt hier eine Erkrankung in den Mittelpunkt, die auch heute noch jährlich viel zu viele Todesopfer fordert. Nicht zuletzt, weil das Interesse der großen Pharmafirmen an neuer Medikation, sagen wir mal, zurückhaltend ist. Louth weiß wovon er schreibt, hat jahrelang als Journalist in diesem Themenbereich gearbeitet und man merkt dem Buch seine Recherche zur Malaria an. Auch wenn man keinen medizinischen Hintergrund hat, kann man den Ausführungen doch gut folgen. Rund um diese harten Fakten, spinnt er eine gelungene fiktive Story. Die „heutige“ Handlung wird durch Tagebucheinträge Ericas ergänzt; diese war vor einigen Jahren in Afrika zu Forschungszwecken. Das Geschehen wird somit von zwei Richtungen aufgerollt. Leider wird die Story gegen Ende doch sehr actionlastig, sodass der wissenschaftliche Aspekt schnell hinter atemlosen Verfolgungsjagden verschwindet. Ich persönlich hätte das nicht gebraucht, Louths Schreckensszenario war mir an sich schon spannend genug.

Fazit: gut recherchierter Thriller.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Grandioser Krimigenuss für Fans der düsteren Atmosphäre

Gun Street Girl
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Belfast, mitten in den 80ern. Als wäre Sean Duffy mit den immer wieder aufflackernden Unruhen und Aufständen nicht schon genug unter Stress, als wäre der Status als katholischer Bulle nicht schon brisant ...

Belfast, mitten in den 80ern. Als wäre Sean Duffy mit den immer wieder aufflackernden Unruhen und Aufständen nicht schon genug unter Stress, als wäre der Status als katholischer Bulle nicht schon brisant genug, führt ihn ein Doppelmord in ganz ungeahnte Tiefen. Ein Ehepaar wurde vor dem heimischen TV eiskalt erschossen. Der zunächst glasklare Fall verzettelt sich mehr und mehr…
Knappe anderthalb Jahre sind seit den Geschehnissen vom vorherigen Band vergangen und doch hat sich für Irland im Allgemeinen und Duffy im Speziellen nicht viel geändert. Auf den ersten Blick zumindest. Mit einer subtilen Leichtigkeit erzählt McKinty von den politischen Entwicklungen dieser Zeit, von den gesellschaftlichen Umbrüchen und Veränderungen und damit meine ich jetzt nicht nur den veränderten Musikgeschmack ; )
Ich mag Duffy einfach, sein staubtrockener Humor und Sarkasmus, seine Liebe zu guter Musik & Literatur machen ihn sympathisch, ebenso seine Fehler und Schwächen, die ihn so schön menschlich machen. Man merkt ihm an, dass er so langsam aber sicher irgendwie den Boden unter den Füßen verliert und drückt ihm fest die Daumen, dass er die Kurve bekommt. Dieses Mitfiebern nicht nur für die Entwicklung des Falles, sondern eben auch für die Entwicklung der Protagonisten macht dieses Buch zu einem wahren Pageturner. McKintys Talent für düstere, raue Atmosphäre versetzt den Leser in die richtige Stimmung für die Story, seine z.T. geradezu poetische Ausdrucksweise (danke natürlich auch an den Übersetzer), ließen mich so schnell nicht wieder los. Irgendwo habe ich munkeln hören, dies solle der letzte Band mit Duffy sein. Wenn ja, hat der Autor der Reihe mit einem fulminanten Ausrufezeichen ein Ende gesetzt. Wegen mir darf er gerne noch weitere Bände nachschieben.

Fazit: einfach ein tolles Buch. Lesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich würde jederzeit wieder mitfrühstücken

Frühstück mit den Borgias
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„Du musst nicht verrückt sein, um hier zu arbeiten, aber es hilft.“ (S. 25)
So lautet der Leitspruch des schrulligen Hotels The Cliffs, in dem der junge Wissenschaftler Ariel Panek dank gecancelten Weiterfluges ...

„Du musst nicht verrückt sein, um hier zu arbeiten, aber es hilft.“ (S. 25)
So lautet der Leitspruch des schrulligen Hotels The Cliffs, in dem der junge Wissenschaftler Ariel Panek dank gecancelten Weiterfluges strandet. Der merkwürdige Haufen Gäste, auf die er dort trifft, bestätigt ihn in seinem Beschluss, am nächsten Morgen frühestmöglich wieder zu verschwinden. Doch bis dahin steht ihm noch eine interessante Nacht mit den Dauergästen, den Borders, bevor.

DBC Pierre siedelt seinen Roman in wahrhaft klassischer, englischer Atmosphäre an: absonderliche, etwas exzentrische Charaktere; ein altes Landhotel mit ganz eigenem Stil; Nebel, Nebel und noch mal Nebel. Mir hat das Setting unglaublich gut gefallen, der Autor hat zudem großes Talent den Leser in die richtige Stimmung zu versetzen. Gekonnt erzählt er seine Novelle mit leichtem Schauergefühl, ich war schnell gefesselt von seiner Geschichte. Mit seiner Hauptperson Ariel wurde ich jedoch nicht so wirklich warm, auch die Handlungen seiner Freundin konnte ich nicht immer nachvollziehen, dafür haben mich die Borders und Besitzer des Hotels mehr als amüsiert. Witzig und voller englischem Humor meint man manchmal einer schwarzhumorigen Slapstickkomödie beizuwohnen. Doch der Autor weiß zu überraschen und so kommt alles ganz anders. Mich hat das Buch immer gut unterhalten, kleine Schwächen haben den Lesegenuss nicht merklich geschmälert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fall Drei für Alice Quentin

Eismädchen
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Sie sind der Inbegriff von Unschuld: junge Mädchen, in weiße, wallende Nachthemden gehüllt. Und sie sind tot. Ermordet von einem Serientäter, der die Taten eines gewissen Kinsellas haargenau zu kopieren ...

Sie sind der Inbegriff von Unschuld: junge Mädchen, in weiße, wallende Nachthemden gehüllt. Und sie sind tot. Ermordet von einem Serientäter, der die Taten eines gewissen Kinsellas haargenau zu kopieren scheint. Kinsella jedoch sitzt seit Jahr und Tag hinter Schloss und Riegel. Psychologin Alice Quentin soll den Psychopathen auftauen und ihm seine Geheimnisse entlocken. Bevor die nächste Kinderleiche im Schnee auftaucht.

Ich kenne keinen der beiden Vorgängerbände, kam aber trotzdem sehr gut klar. Natürlich wird ab und an Bezug auf alte Fälle o.ä. genommen, aber das ließ sich verschmerzen. Alice fand ich auf Anhieb sympathisch, auch weil sie ihre kleinen Macken hat. Man kann sich ganz gut in sie hineinversetzen, auch wenn mir manche Dinge mit der Zeit auf die Nerven gingen; ihre unterschwellige Schwärmerei für den Kollegen zum Beispiel. Kinsella erinnerte mich zwar eine Spur zu oft an den guten, alten Hannibal Lector, aber das tat der Lesefreude nicht wirklich weh, dafür war der Fall einfach viel zu spannend. Rhodes erzählt sehr flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Perfide ausgedacht, sehr fesselnd erzählt und ohne unnötiges Gemetzel, ist man schneller am Ende angekommen als einem lieb ist.

Fazit: spannender Krimi mit kleinen Schwächen.