Mehr Hans als Magda
ReichskanzlerplatzEin Portrait Magda Goebbels? Ja schon, aber nicht nur. Und wer tatsächlich mit der Erwartung eines ‚intensives Porträts‘ dieser Frau an die Lektüre heran geht, wird vielleicht enttäuscht werden. Magda ...
Ein Portrait Magda Goebbels? Ja schon, aber nicht nur. Und wer tatsächlich mit der Erwartung eines ‚intensives Porträts‘ dieser Frau an die Lektüre heran geht, wird vielleicht enttäuscht werden. Magda Goebbels, geschiedene Quandt ist eine zentrale, wiederkehrende Person in Nora Bossongs „Reichskanzlerplatz“, bleibt aber immer unscharf bzw. uneinschätzbar. Auch für den Ich-Erzähler Hans, der sie seit seiner Jugendtage kennt und sich ihrer Präsenz bis zum Schluss nicht erwehren kann. Es ist auch eher seine Geschichte, die hier beschrieben wird. Das Leben eines queeren Jugendlichen in der Weimarer-Republik, der später als Beamter im Nationalsozialismus noch ambivalenter als zuvor lebt. Das wäre auch ohne Magda Goebbels eine interessante Geschichte gewesen. So ergibt sich aus beiden Figuren eine interessante wenn auch nicht zwingende Kombination.
Ein Buch über den Nationalsozialismus, das nur subtil über sein Personal wertet und in dem Verantwortliche im Nationalsozialismus erschreckend menschlich dargestellt werden. Interessant auch die unbeantwortbar bleibenden Fragen, was wäre gewesen wenn.