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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2024

Besser als man denken könnte

Pi mal Daumen
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Anfangs hat man bei Alina Bronskys neuem Roman "Pi mal Daumen" vielleicht das Gefühl, dass diese Geschichte der zwei gegensätzlichen Charaktere Oscar und Moni etwas einfach und schnell auserzählt ist, ...

Anfangs hat man bei Alina Bronskys neuem Roman "Pi mal Daumen" vielleicht das Gefühl, dass diese Geschichte der zwei gegensätzlichen Charaktere Oscar und Moni etwas einfach und schnell auserzählt ist, aber das ist nicht so. Die Figuren waren mir am Anfang zu überzeichnet, wuchsen mir aber mit der Zeit dann trotzdem richtig ans Herz. Moni, Oscar und auch Justin hätte ich gerne noch weiter durchs Leben begleitet.
Die Geschichte erzählt von Freundschaften, ungerechten Bildungschancen, dem Wissenschaftsbetrieb an einer Universität und davon, sich nicht vom ersten Eindruck einer Person blenden zu lassen. Das ist jetzt alles nicht neu und auch nicht hoch komplex, aber sehr unterhaltsam und liebenswert geschrieben.
Für mich hat diese Geschichte sehr viel mehr Inhalt, skurrilen Charme und Aussagekraft als es anfangs wirkte und das hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 15.07.2024

Geschichte einer dysfunktionalen Familie

Nochmal von vorne
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Wie schon in ihrem Debut "Otto" widmet sich Dana von Suffrin auch in "Nochmal von vorne" einer dysfunktionalen, traumatisierten deutsch-(ost)jüdischen Familie. Das ist oft schwarz-humorig, bohrt in Abgründen ...

Wie schon in ihrem Debut "Otto" widmet sich Dana von Suffrin auch in "Nochmal von vorne" einer dysfunktionalen, traumatisierten deutsch-(ost)jüdischen Familie. Das ist oft schwarz-humorig, bohrt in Abgründen ohne immer Antworten zu haben. Das Buch hat wenig Handlung, beleuchtet in Rückblenden das Familienleben mit all seinen Abgründen. Und obwohl das Buch durchaus Potential zu einer sehr dunklen Lektüre hat, wird es nicht dauerhaft düster. Die Ich-Erzählerin Rosa vermittelt immer die Hoffnung, zwar nicht auf eine strahlende Zukunft, aber darauf, irgendwie mit diesem Leben und all seinem Ballast zurecht zu kommen.
Wem "Otto" gefallen hat, der wird auch das neue Buch von Dana von Suffrin mögen. Wer hingeben ein Problem mit Schachtelsätzen und/oder der Abwesenheit einer Handlung hat, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden.

Veröffentlicht am 10.01.2024

Neustart im fremden Nachbarland

Nebenan ist doch weit weg
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Ein gelungenes Jugendbuch (ab ca. 11 Jahren), das nicht nur das Thema Umzug in eine fremde Umgebung sensibel umsetzt, sondern auch das Thema Polen gelungen behandelt. Beide Themen werden von der Autorin ...

Ein gelungenes Jugendbuch (ab ca. 11 Jahren), das nicht nur das Thema Umzug in eine fremde Umgebung sensibel umsetzt, sondern auch das Thema Polen gelungen behandelt. Beide Themen werden von der Autorin Antje Bones nicht zum Exzess ausgeschlachtet, so geht es beim Thema Polen nicht wirklich in die Tiefe, aber das wäre hier auch zu viel. Stattdessen auch viel Alltag einer Zwölfjährigen mit Schule, Familie, Freundschaften, aber halt mit Polen-Hintergrund. Die Ich-Erzählerin lässt dabei aber auch immer tief in ihre aufgewühlte Gefühlswelt blicken nach dem Umzug in ein fremdes Land mit neuer Sprache.
Die gelungenen Zeichnungen von Michael Szyszka lockern das Buch auf, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Veröffentlicht am 08.12.2023

Anderer Blickpunkt auf die deutsche Nachkriegszeit

Als wir an Wunder glaubten
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Die Autorin behandelt die Nachkriegszeit nicht plakativ - Themen wie Kriegsversehrtheit, die Nazi-Vergangenheit und Armut werden zwar erwähnt, stehen aber gleichberechtigt mit der eigentlichen Geschichte ...

Die Autorin behandelt die Nachkriegszeit nicht plakativ - Themen wie Kriegsversehrtheit, die Nazi-Vergangenheit und Armut werden zwar erwähnt, stehen aber gleichberechtigt mit der eigentlichen Geschichte der Jugendlichen Betty und ihrer Mutter Edith. Über die Vergangenheit wird meist nicht gesprochen - das bezieht sich nicht nur auf die Nazi-Vergangenheit, sondern auch auf die Beziehungsgeflechte im norddeutschen Dorf, in dem die beiden Leben. Um so interessanter für Betty und die Lesenden, was die verschrobene Guste zu erzählen hat. Was ist hier Fakt und was Fiktiv - das bleibt lange offen. Das passt auch zum dritten großen Thema des Romans: Aberglaube. Vermeintliche Heilsbringer stehen bei vielen hoch im Kurs - eine Fortsetzung der Versprechen der Nazis und gleichzeitig Hoffnung in trüben Zeiten. Dennoch etwas, das ich noch nie als Thema speziell für die Nachkriegszeit auf dem Schirm hatte.
Für mich insgesamt eine ruhige, gut erzählte, andere Geschichte über die Nachkriegszeit in Deutschland. Gefallen hat mir auch die Konzentration auf den weiblichen Blickwinkel.

Veröffentlicht am 26.09.2023

Die ??? als Erwachsene

Rocky Beach
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Ein Gedankenexperiment, was aus den ??? geworden sein könnte, wenn sie denn jemals erwachsen werden würden. Man erfährt nur bruchstückhaft, wie es den dreien ergangen ist, nachdem sich ihre Wege getrennt ...

Ein Gedankenexperiment, was aus den ??? geworden sein könnte, wenn sie denn jemals erwachsen werden würden. Man erfährt nur bruchstückhaft, wie es den dreien ergangen ist, nachdem sich ihre Wege getrennt haben. Trotzdem entsteht zu jedem ein aussagekräftiges Bild. Das hat mir gefallen, auch wenn man sich vielleicht andere Lebenswege für die drei gewünscht oder vorgestellt hätte.
Verbunden ist das mit einer etwas verworrenen Kriminalgeschichte, die bei den drei Detektiven den Ermittler-Spürsinn wiedererweckt. Naja, das war nicht ganz überzeugend. Zudem ist die ganze Geschichte so hetero-männlich wie nichts anderes, das ich in den letzten Monaten gelesen habe - Frauen sind hier höchstens Stichwortgeberinnen. Nicht nur deswegen wirkt das ganze Buch wie aus der Zeit gefallen, was an die Hörspiele anknüpft und wiederum auch seinen Reiz hat. Auch die düstere Atmosphäre Rocky Beachs fand ich gelungen.