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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2021

Intelligente Unterhaltungsliteratur

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Das Romandebüt der Journalistin Alena Schröder ist intelligente Unterhaltungsliteratur.
Das Buch beginnt etwas schwafelig-schwülstig, steigert sich dann aber. Irgendwann hat mich "Junge Frau, am Fenster ...

Das Romandebüt der Journalistin Alena Schröder ist intelligente Unterhaltungsliteratur.
Das Buch beginnt etwas schwafelig-schwülstig, steigert sich dann aber. Irgendwann hat mich "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" dann richtig gepackt. Die Geschichte ist mit ihren zwei Zeitebenen und dem unterschiedlichen Personal sehr kurzweilig. Fünf Frauen aus 4 Generationen müssen ihren Weg finden. Die Frauen sind sehr unterschiedlich, vielleicht manchmal an der Grenze zum Stereotyp. Aber dadurch ist es auch abwechslungsreich zu lesen. Geschrieben ist das ganz sehr eingängig, aber nie flach. Eher leichte Szenen wechseln sich mit tragischen ab.
Der Aspekt Restitution ist meiner Einschätzung nach gut dargestellt. Man bekommt einen guten Eindruck wie komplex das Thema ist, ohne dass es dabei zu ausschweifend behandelt wird.

Veröffentlicht am 13.01.2021

Kafkaesk mysteriös

Die Schrift
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Eine ungewöhnliche, manchmal kafkaesk anmutende Geschichte, die der österreichische Autor Simon Sailer hier erzählt. Der Wissenschaftler Leo gelangt an eine ominöse Schrift, deren Zeichen er nicht entziffern ...

Eine ungewöhnliche, manchmal kafkaesk anmutende Geschichte, die der österreichische Autor Simon Sailer hier erzählt. Der Wissenschaftler Leo gelangt an eine ominöse Schrift, deren Zeichen er nicht entziffern kann, deren Herkunft nicht ermittelbar ist und die sich wie ein Fluch über sein Leben legt.

(Nicht nur) am Ende gibt dieses Büchlein viel Raum für Interpretationen. Wer gerne mysteriöse, offene Geschichten liest, ist hier an der richtigen Stelle. Wer lieber genau weiß, woran er bei der Lektüre ist, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden.

Hervorzuheben auch die stimmigen Illustrationen von Jorghi Poll, die einen tollen Rahmen für diese besondere Geschichte bilden.

Veröffentlicht am 03.01.2021

Zu viele Potentiale, die nicht ausgeschöpft werden

Dieses ganze Leben
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Erwartet hatte ich eine Coming of Age-Geschichte – vielleicht hatte ich ungerechtfertigterweise auch eine Geschichte à la Elena Ferrante erwartet. Aber "Dieses ganze Leben" ist anders. Erzählt wird die ...

Erwartet hatte ich eine Coming of Age-Geschichte – vielleicht hatte ich ungerechtfertigterweise auch eine Geschichte à la Elena Ferrante erwartet. Aber "Dieses ganze Leben" ist anders. Erzählt wird die Geschichte von der jugendlichen Paola, die den Erwartungen ihrer Mutter und des Umfelds oft nicht standhalten kann. Aber schnell wird klar, dass es kein Buch nur über Teenager-Problemchen ist, sondern dass auch ein Familiengeheimnis aufgedeckt wird. Ein weiterer Schauplatz ist Paolas Verhältnis zu ihrem jüngeren, körperbehinderten Bruder und das Mit- und Gegeneinander von drei Frauengenerationen. Insgesamt also ganz schön viele, potentiell sehr interessante, Felder, die hier abgegrast werden – vielleicht zu viele, denn vieles wurde nur sehr beiläufig abgehandelt.
Mich hat das Buch deshalb nicht vollständig überzeugt und ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, welcher Zielgruppe ich es zum Lesen empfehlen soll. Vielleicht bin ich mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen, aber zu einem guten Teil lag es auch an den zu vielen Potentialen, die das Buch dann nicht erfüllen konnten.

Veröffentlicht am 06.11.2020

Schwächere Fortsetzung

Ada
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Christian Berkel knüpft mit "Ada" an sein Debüt "Der Apfelbaum" an, in welchem er sich von seiner eigenen Familiengeschichte inspirieren lies und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte vor und während des ...

Christian Berkel knüpft mit "Ada" an sein Debüt "Der Apfelbaum" an, in welchem er sich von seiner eigenen Familiengeschichte inspirieren lies und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte vor und während des Zweiten Weltkriegs erzählte. Die Geschichte von Sala und Otto wird jetzt weiter erzählt. Allerdings steht im neuen Buch ihre 1945 geborene Tochter Ada im Mittelpunkt. Die Geschichte wird von ihr erzählt, die Eltern sind nur Nebenfiguren. So wie auch der später geborene kleine Bruder, der nur Sputnik genannt wird. Die Nachkriegszeit bis Ende der sechziger Jahre ist wohl ganz gut (allerdings auch sehr verdichtet) getroffen: verdrängte Traumata, Schweigen der Elterngeneration, Wirtschaftswunder, Studentenrevolte, schließlich sogar Woodstock. Aber das habe ich alles schon mal irgendwo anders gelesen. Es war nichts neues und dazu eine eher durchwachsene Handlung – Ada erlebt viel, aber macht selbst wenig. Dadurch blieb sie mir fremd und etwas blass. Außerdem immer wieder schwafelige, lange Szenen. Das Buch vermochte mich nur selten zu packen – eigentlich nur bei der Beschreibung der Demo anlässlich des Besuches des Schahs in Berlin. Das fand ich intensiv beschrieben. Ansonsten dümpelt das Buch leider die meiste Zeit vor sich hin und endet dann auch noch recht offen. Was hat Ada zwischen Woodstock und heute erlebt? Was wird aus ihr? Erfahren wir das im nächsten Buch von Christian Berkel und dann aus Sputniks (= der Autor selbst?) Sicht? Mal sehen, ob mich nach diesem eher durchwachsenen Leseerlebnis dann doch noch mal die Neugier packt.

Veröffentlicht am 31.10.2020

Kreative Sprachbilder

Die Infantin trägt den Scheitel links
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Helena Adler hat eine ungewöhnliche Coming of Age-Geschichte geschrieben. Die Abgründe in der Vier-Generationen-Familie im ländlichen Österreich in den 1980‘er und 1990‘er Jahren tun sich nach und nach ...

Helena Adler hat eine ungewöhnliche Coming of Age-Geschichte geschrieben. Die Abgründe in der Vier-Generationen-Familie im ländlichen Österreich in den 1980‘er und 1990‘er Jahren tun sich nach und nach auf.
Die namenlose Ich-Erzählerin gehört nicht richtig dazu - sowohl in der Familie als auch im Dorf eckt sie an. Nichtsdestotrotz (oder deswegen?) wächst sie dem Leser unwillkürlich ans Herz.

Das Buch strotzt von einer kreativen, bildhaften Sprache - für mich das Highlight dieses Buches! Der österreichische Einschlag machte es noch interessanter. Insgesamt sprachlich oft anspruchsvoll. Fordernd, intelligent, lesenswert!