Ein wirklich gelungenes Experiment
Worum geht es in diesem Buch? Im Prinzip geht es um ein Kind, das unter widrigen Umständen zu einer jungen Frau wird. Die widrigen Umstände bestehen aus einem alkaholkranken Vater, einer psychisch angeschlagenen ...
Worum geht es in diesem Buch? Im Prinzip geht es um ein Kind, das unter widrigen Umständen zu einer jungen Frau wird. Die widrigen Umstände bestehen aus einem alkaholkranken Vater, einer psychisch angeschlagenen Mutter und zwei gemeinen älteren Zwillingsschwestern. Die ganze Familie lebt auf einem heruntergekommenen Bauernhof. Es gibt daneben noch viele andere Figuren von den Urgroßeltern bis zu Schulkameraden.
Einerseits geht es um die Geschichte dieses Mädchens, die gleich von ihr selbst erzählt wird. Andererseits geht es um Sprache, und wie man diese teilweise traumatisierenden Erlebnisse in Sätze packen kann. Interessant ist, wie die Sprache sich dem Älterwerden der Ich-Erzählerin anpasst, komplexer wird und mehr einer erwachsenen Frau als einem Kleinkind entspricht. Nicht dass jetzt der Eindruck entsteht, der Anfang des Buches sein in einer Babysprache geschrieben. Nein, es sind immer normale Sätze, teilweise vom Wortschatz her mit Lokalkolorit versehen. Zwischendurch beginnt der Text immer wieder gedanklich zu galoppieren, wenn die wiedergegeben Gedanken sprunghaft werden. Dabei werden Assoziationen basierend auf Wörtern oder angedeuteten Gedanken aneinandergereiht, aber immer in vollständigen und grammatikalisch korrekten Sätzen.
Ob mir das Buch gefallen hat? Ja, es hat etwas. Ich finde es interessant, wie die Autorin sprachlich und inhaltlich die Erzählerin ihr zerrüttetes Leben wiedergeben lässt. Das Buch ist sprachlich ein Experiment, das sehr gut gelungen ist, da die verwendete Sprache selbst das traumatisierende Leben der Protagonistin reflektiert ohne dabei in völlig unverständliches Kauderwelsch abzugleiten.
Fazit: Sehr lesenswert, falls man sich sprachlich auf ein Abenteuer einlassen will.