Profilbild von Forti

Forti

Lesejury Star
offline

Forti ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Forti über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2023

Hat mich nicht richtig berührt

Lichte Tage
0

"Lichte Tage" von Sarah Winman ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verlust.
Vor allem in der ersten Hälfte ist das Buch sehr sprunghaft und ich musste doch sehr aufpassen, die jeweiligen Handlungsstränge ...

"Lichte Tage" von Sarah Winman ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verlust.
Vor allem in der ersten Hälfte ist das Buch sehr sprunghaft und ich musste doch sehr aufpassen, die jeweiligen Handlungsstränge immer der richtigen Zeitebene zuzuordnen. Ziemlich fordernd also. So richtig gepackt hat mich das Buch (vielleicht auch deshalb) leider erst im letzten Drittel , in dem es weniger Zeitsprünge gibt. Vorher sprang der Funke nicht richtig rüber. Und ganz warm bin ich mit Michael und Ellis, die im Mittelpunkt der Handlung stehen, bis zum Schluss nicht geworden. Ihre Charaktere, ihre Schicksale, ihre Liebe - das hat mich alles nicht wirklich berührt ohne dass ich sagen könnte woran das lag.
Eine ungewöhnliche Liebes- und Freundschaftgeschichte, die man durchaus lesen kann, die bei mir aber leider keinen bleibenden Eindruck hinterlassen wird.

Veröffentlicht am 04.05.2023

Dystopie der eher ruhigen Töne

Und dann verschwand die Zeit
0

"Und dann verschwand die Zeit" von Jessie Greengrass ist eine Dystopie der eher ruhigen Töne und hat mir gut gefallen. Pauly, Caro und Sally sind Überlebende einer verheerenden Flutkatastrophe, die im ...

"Und dann verschwand die Zeit" von Jessie Greengrass ist eine Dystopie der eher ruhigen Töne und hat mir gut gefallen. Pauly, Caro und Sally sind Überlebende einer verheerenden Flutkatastrophe, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel steht und die auf der ganzen Welt dramatische Auswirkungen hatte. Die Zivilisation ist wohl in Teilen zusammengebrochen, allerdings bleibt das genaue Ausmaß unklar. Zusammen leben die drei auf High House an der Küste Englands und berichten im Wechsel davon, wie sie dorthin gekommen sind, was vor der Katastrophe passiert ist und (eher andeutungsweise) wie ihr Leben nun aussieht. Dabei gibt es wenig Spannung oder Wendungen – keine Gewalt, Action oder Machtkämpfe. Die Erzählung konzentriert sich eher auf die drei Charaktere, die unterschiedlich mit den Aspekten Schuld, Verantwortung, Überlebenskampf umgehen, und sich doch irgendwie zusammenraufen müssen, um das Überleben gemeinsam zu meistern. Dabei verzichtet Jessie Greengrass aber auf extreme Kontraste zwischen den Charakteren, was zu dieser eher ruhigen Geschichte gut passt. Diese Dystopie ist anders, aber wenn man sich darauf einlässt, ist sie durchaus lohnend.

Veröffentlicht am 02.05.2023

Leidenschaft und Trauer bei den Schönen und Reichen

Du bist so schön, sogar der Tod erblasst
0

Akwaeke Emezis Roman nimmt einen mit in die Welt der Schönen und Reichen. Die (äußerliche) Schönheit aller Charaktere wird immer wieder erwähnt, die finanzielle Sorglosigkeit ist allgegenwärtig. Das wirkte ...

Akwaeke Emezis Roman nimmt einen mit in die Welt der Schönen und Reichen. Die (äußerliche) Schönheit aller Charaktere wird immer wieder erwähnt, die finanzielle Sorglosigkeit ist allgegenwärtig. Das wirkte auf mich so übertrieben, dass ich es gerne als Satire gelesen hätte, aber so ist es denke ich nicht gemeint. Man muss sich also wohl einfach auf den Ausflug in diese für die meisten von uns leicht surreale Welt in der Karibik einlassen, die ja durchaus auch ihren Reiz hat. Vielleicht ist sie ja auch als Kontrast zum dunkelroten Faden zu verstehen, der sich durch das Buch zieht: Trauer um einen geliebten Menschen. Dieses Thema hat Akwaeke Emezi meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt. Der Verlust und die Liebe sind noch da, aber halt neben dem restlichen Leben - Alltag, Fröhlichkeit, neue Liebe sind möglich, langjährige Trauer aber auch. Emezi schafft es, das Thema ernst zu nehmen, es zu würdigen, ohne dass es das komplette Buch einnimmt und zu düster wird.
Die Liebesgeschichte ist packend geschrieben, auch wenn sie konventioneller und erwartbarer als gehofft daher kommt. Die Beschreibung der Leidenschaft und auch der expliziteren Szenen haben mir aber gut gefallen.
Queerness kommt immer wieder vor, spielt aber nur winzige Nebenrollen in dieser Hetero-Liebesgeschichte.
Geschrieben ist das Buch so flüssig, dass nie Langeweile aufkommt.
Wer nicht mit zu hohen Erwartungen an das Buch heran geht und sich auf die Liebesgeschichte und die Glitzerwelt mit (zu) viel Schönheit einlässt, wird gut unterhalten.

Veröffentlicht am 24.04.2023

Money makes the world go round

3000 Yen fürs Glück
0

"3000 Yen fürs Glück" von Hika Harada ist weniger heiter als das Cover vermuten lässt. Der Roman hält dafür aber ein, was Untertitel und Klappentext versprechen: eine Familiengeschichte, in der Geld der ...

"3000 Yen fürs Glück" von Hika Harada ist weniger heiter als das Cover vermuten lässt. Der Roman hält dafür aber ein, was Untertitel und Klappentext versprechen: eine Familiengeschichte, in der Geld der rote Faden ist. Das war für mich teilweise schon an der Grenze zu zu monothematisch, weswegen man das Buch auch nur lesen sollte, wenn man sich zumindest ein wenig für haushalten und finanzielle Absicherung interessiert, sonst wird man das Buch vermutlich bald frustriert aus der Hand legen.
Es startet mit eher oberflächlichen Charakteren und sprachlich und inhaltlich ziemlich nüchtern mit Spartipps, die man auch schon woanders gelesen hat. Die beiden Töchter in den Zwanzigern, mit denen man in das Buch einsteigt, fand ich charakterlich oberflächlich und unsympathisch. Interessanter wird es dann aber mit der Großmutter, dem (ich sag mal) Nachbarn und der Mutter der Familie. Diese waren (teilweise) sympathischer und in jedem Fall aber interessantere Charaktere. Alle handelnden Personen gehen unterschiedlich mit dem Thema Geld um, was wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass sie aus unterschiedlichen Generationen stammen, die wirtschaftlich und gesellschaftlich anders konditioniert wurden. Gemeinsam ist ihnen aber ein eher sorgenvoller Blick in die Zukunft und die eigene finanzielle Absicherung. Man kann das Buch deshalb auch als Abgesang auf die Mittelschicht lesen, die auch in Japan zu kämpfen hat.
Das Buch schafft es nicht immer, selbst über den beschriebenen Oberflächlichkeiten zu stehen, und als deutsche Leserin fand ich es auch nicht wirklich innovativ, aber dennoch hat die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Positionen durchaus etwas interessantes und lesenswertes.

Veröffentlicht am 19.04.2023

Hat mich nicht gepackt

Mr. Goebbels Jazz Band
0

Die Handlung des Buches klingt absurd, ist es in Teilen auch, aber sie greift reale Begebenheiten auf: die Jazz-Band gab es wirklich. Sie war Teil der Radio-Propaganda, die die Nazis Richtung England sendeten.

Die ...

Die Handlung des Buches klingt absurd, ist es in Teilen auch, aber sie greift reale Begebenheiten auf: die Jazz-Band gab es wirklich. Sie war Teil der Radio-Propaganda, die die Nazis Richtung England sendeten.

Die Sprache des Romans sticht hervor. Sie ist sehr ungewöhnlich und machte die Lektüre nicht gerade einfach. Das liegt nicht nur an der insgesamt gesteltzten Sprache, sondern noch mehr daran, dass auf wörtliche Rede fast vollständig verzichtet wird. Für mich deshalb ziemlich sperrig und den Lesefluss behindernd - andererseits ist das Buch dadurch natürlich etwas besonderes und hat für manch Lesenden bestimmt einen gewissen Reiz.

Statt Gesprächen zwischen den Figuren sollte man also direkt Einblicke in die Gedankenwelt der einzelnen Protagonisten erhalten. Mir blieben trotzdem alle Figuren fremd und unnahbar. Die Band ist eher Hintergrund als dass sie die tatsächliche Geschichte wäre - das hatte ich anders erwartet. Interessant aber das illustre Leben von William Joyce alias Wilhelm Froehlich, einem englischen Nazi, der aus Deutschland heraus Radiopropaganda machte. Der Roman konzentriert sich in der ersten Hälfte auf sein bewegtes Leben, seinen Werdegang, bevor er 1939 nach Deutschland migrierte und Teil der Propaganda wurde. Auch die surreale Realität, in der die Band sich in Kriegszeiten bewegt, hatte etwas faszinierendes: nah an der Macht, dabei aber Krieg, Verfolgung, Ermordung gekonnt ignorierend. Die Bandgeschichte blieb aber eher blass und die Figur Fritz Mahler, im Gegensatz zu den anderen offenbar eine fiktive Person, die kurioserweise einen Roman über die Band schreiben soll, blieb für mich völlig undurchsichtig.

In Erinnerung wird mir William Joyce bzw Wilhelm Froehlich bleiben und ich frage mich, warum der Autor sich nicht einfach auf diese doch recht dankbare Figur konzentriert hat, denn der Rest des Buches hat mich nicht überzeugt.


Mich hat das Buch leider nicht richtig gepackt. Es hat mich weder amüsiert, noch hatte ich das Gefühl, auf andere Art und Weise mit Gewinn aus der Lektüre gegangen zu sein. Schade.