"Das war Mill Valley: Ein Traum, erdacht, um Achtjährige glücklich zu machen." (S. 125) Leider sind die Protagonisten des Buches zwar jugendlich, aber doch älter als acht Jahre und so kann man sich als Leser bei einem Buch mit dem Titel 'Der gefährlichste Ort der Welt' denken, dass es hier um eine amerikanische Kleinstadt geht, in der nicht alles so perfekt ist, wie es oberflächlich gesehen scheinen mag.
Auch wenn meine Jugend anders war als die hier beschriebene, fühlte ich mich aufgrund der guten Beschreibung und der Sprache, die Lindsey Lee Johnson gewählt hat, gleich zurück versetzt in die teils grausamen Teenagerjahre, wo Äußerlichkeiten und die Meinung anderer so wichtig sein können.
Über den Inhalt möchte ich hier möglichst wenig verraten - nur soviel: der Klappentext umfasst ungewöhnlicherweise den Anfang und das Ende des Buches. Das Buch spielt also komplett in der Schulzeit: 8. bis zum Schulabschluss in der 12. Klasse. Beschrieben wird aus einzelnen, ganz unterschiedlichen Blickwinkeln einiger Schüler dieser Abschlussklasse. Man lernt die einzelnen Jugendlichen in diesen verhältnismäßig kurzen Abschnitten intensiv kennen.
In seinen einzelnen Geschichten ist das Buch nichts neues - vieles habe ich so oder so ähnlich schon gelesen oder etwas in Serien oder Filmen gesehen. In seiner Gesamtheit ist Johnsons Buch aber eine komprimierte Darstellung der (möglichen) Probleme Jugendlicher der amerikanischen weißen Mittel- bis Oberschicht. Vor allem ist es recht aktuell - so mag Facebook, das von den Protagonisten des Buches ausführlich genutzt wird, bei den Jugendlichen 2017 schon wieder out sein, aber dafür gibt es neue Medien mit ähnlichen Dynamiken, die derzeit genutzt werden. Das Internet, das nie vergisst, ist in immer neuen Formen ein Aspekt, der das Erwachsenwerden heute stark beeinflusst.
Es ist eine Blase, in der die Protagonisten leben - das wird vom Buch nicht verschwiegen. Armut, Rassismus, Terrorismus - das findet hier alles nicht statt. Dennoch geht es um Themen, die die meisten Jugendlichen in der wohlhabenden westlichen Gesellschaft betreffen. Interessant ist dieser Focus auf die wohlhabende, weiße Oberschicht, in Zeiten, in denen sich die Medien häufig eher auf die Erforschung des wütenden, unterprivilegierten weißen Mann (der potentielle Wähler des orangen Mannes) konzentrieren, wenn es um gesellschaftliche Zustände in den USA geht.
Es sind wohl nicht nicht dringlichsten Probleme der USA, die in diesem Buch behandelt werden, aber ich finde es eine durchaus lesenswerte, aktuelle Lektüre, die zum Nachdenken und Verstehen anregen kann. Auch wenn es manchmal wie ein Jugendbuch anmutet, sehe ich die Zielgruppe doch eher bei Erwachsenen.