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Veröffentlicht am 25.07.2017

Auswirkungen einer Rettung

Sommerkind
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"Sommermädchen" ist ein einfühlsam erzählter Roman. Erzählt wird die Geschichte von Kolja, dessen Schwester Malu nach einem Schwimmunfall im Wachkoma liegt, und von Ragna, die diese Schwester vor 30 Jahren ...

"Sommermädchen" ist ein einfühlsam erzählter Roman. Erzählt wird die Geschichte von Kolja, dessen Schwester Malu nach einem Schwimmunfall im Wachkoma liegt, und von Ragna, die diese Schwester vor 30 Jahren gerettet hat.
Anhand des Schwimmunfalls der jungen Malu wird deutlich, wie sehr ein einzelnes Unglück einer Person die Menschen im Umfeld intensiv und lange beeinflussen kann.

Das Ende löst nicht alles auf und vermag deshalb manche Leser enttäuschen. Auch ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte noch etwas weiter hätte erzählt werden sollen. In "Sommermädchen" stehen einzelne Themen, Szenen und Zwischentöne vor der Gesamthandlung. Deshalb ist es insgesamt doch ein schönes Buch, das zum Nachdenken anregt. Die Charaktere und ihre Beziehung zueinander werden intensiv und gut beschrieben.
Mir haben auch die Beschreibungen der Nordsee, insbesondere der Hallig, sehr gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 17.07.2017

Verschiedene Lebensumstände in Haiti

Kein anderes Meer
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Das Buch "Kein anderes Meer" als die Geschichte eines verschwundenen Mädchens zu bezeichnen, kann missverstanden werden. Tatsächlich zieht die Autorin Edwidge Danticat einen Kreis, in dem sie nacheinander ...

Das Buch "Kein anderes Meer" als die Geschichte eines verschwundenen Mädchens zu bezeichnen, kann missverstanden werden. Tatsächlich zieht die Autorin Edwidge Danticat einen Kreis, in dem sie nacheinander einige Bewohner der fiktiven haitianischen Stadt Ville Rose auftreten lässt, die alle miteinander zu tun haben, aber vordergründig wenig Verbindung zu der verschwundenen Claire. Die Beschreibung dieser verschiedener Leben in Haiti machte für mich aber gerade den Reiz dieses Buches aus. So unterschiedlich ihre Leben und Schicksale sind, so gemeinsam ist ihnen allen, dass keiner wirklich glücklich ist. Das Leben, die mystische Weltsicht und die Umstände in Haiti, wie sie im Roman beschrieben werden, sind mir als Westeuropäerin doch sehr fremd - umso spannender fand ich es, darüber zu lesen. Auch mit überaus geringer Kenntnis über das Land Haiti kann man dem Buch gut folgen - immerhin hat die aus Haiti stammende Autorin das Buch ja für eine US-amerikanische Leserschaft geschrieben.

Das Ende ist zwar rund - alles findet zusammen - aber das Verschwinden von Claire, also die eigentliche Grundstory wird dann für mein Empfinden etwas zu schnell aufgelöst.

Insgesamt aber ein interessantes, gut geschriebenes Buch!

Veröffentlicht am 07.07.2017

Literarische Perle

Was man von hier aus sehen kann
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Cover und Klappentext lassen nicht vermuten, dass es sich bei "Was man von hier aus sehen kann" tatsächlich um eine echte literarische Perle handelt. Die eigentliche Handlung ist hierbei recht übersichtlich ...

Cover und Klappentext lassen nicht vermuten, dass es sich bei "Was man von hier aus sehen kann" tatsächlich um eine echte literarische Perle handelt. Die eigentliche Handlung ist hierbei recht übersichtlich - im Mittelpunkt stehen meiner Meinung nach die beteiligten Personen, die Stimmung und die Sprache, in der der Roman abgefasst ist.

Der Leser begleitet die Ich-Erzählerin Luise von ihrer Kindheit bis in ihre 30'er. Handlungsort ist ein kleines Dorf im Westerwald. Hier finden sich neben Luise und ihrer Oma Selma noch einige andere mehr oder weniger schrullige Bewohner, die sehr liebevoll beschrieben werden.
Buddhismus, Christentum und Aberglaube - all dies findet sich in Luises Umfeld. Es wird allerdings nie wirklich spirituell - in kleine Häppchen verpackt, niemals belehrend oder gar missionierend lesen sich auch diese Themenaspekte ziemlich unterhaltsam.

Die Sprache, in der das Buch verfasst ist, hat ihren eigenen Klang, ihr eigenes Tempo. Mir hat das sehr gut gefallen.

Ein überaus lesenswerter Roman über das Leben, den Tod, die Liebe.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Guter Thriller für Jugendliche (und interessierte Erwachsene)

Niemand wird sie finden
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Mit dem 15-jährigen Ich-Erzähler Flynn durchläuft der Leser zwei parallele Handlungsstränge: einerseits geht es um das spurlose Verschwinden von Flynns Freundin January, andererseits um seinen Umgang mit ...

Mit dem 15-jährigen Ich-Erzähler Flynn durchläuft der Leser zwei parallele Handlungsstränge: einerseits geht es um das spurlose Verschwinden von Flynns Freundin January, andererseits um seinen Umgang mit seiner Homosexualität. Obwohl sich eine Kombination dieser zwei Thematiken nicht unbedingt anbietet, gelingt dem Autor Caleb Roehrig damit ein sehr gutes Jugendbuch, das auch ich als Erwachsene gerne gelesen habe.

Die Geschichte ist gut geschrieben. Kritischen Lesern wird auffallen, dass Flynns Erzählsprache nicht unbedingt die eines 15-jährigen ist - sie klingt sehr viel erwachsener. Für mich überwiegt allerdings die gute Lesbarkeit der Geschichte über diesem Manko - zudem fände ich es schlimmer, wenn der Autor versuchen würde Jugendsprache zu imitieren. Durch die Ich-Perspektive ist man als Leser ganz nah dran am Geschehen und auch in Flynns Gedankenwelt - gefällt mir sehr!

Veröffentlicht am 21.06.2017

Wiederentdeckung aus den 1920'er Jahren

Marylin
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Marylin ist ein Buch, das 1928 als Fortsetzungsroman in einer österreichischen Zeitschrift erschienen ist. Der Leser sollte sich also auf eine spezielle Lektüre einstellen. Das äußert sich einerseits ...


Marylin ist ein Buch, das 1928 als Fortsetzungsroman in einer österreichischen Zeitschrift erschienen ist. Der Leser sollte sich also auf eine spezielle Lektüre einstellen. Das äußert sich einerseits in der Erzählweise eines Fortsetzungsromans, andererseits und vor allem aber in der fast 90 Jahre alten Sprache, die sich manchmal durchaus ungewohnt liest, manchmal Dinge andeutet, die damals wohl leicht verständlich waren, heutzutage aber nicht so offensichtlich sind.
Alles in allem liest das Buch sich aber gut - mit der gebührenden Aufmerksamkeit wird man keine Probleme haben, der Handlung zu folgen.


Erzählt wird eine Geschichte, über die der Verlag im Klappentext und auf seiner Homepage mehr preis gibt, als ich vor der Lektüre hätte wissen wollen. Es ist eine ungewöhnliche Liebesgeschichte ohne Kitsch. Gleichzeitig erfährt der Leser einiges über das Leben in den USA zu Zeiten der Rassentrennung. Der Roman ist hierbei nie belehrend.


Arthur Rundt bietet einen interessanten Blick auf die USA der 1920'er Jahre. Er kannte die USA zwar durch mehrere Reisen, bewahrte sich aber dennoch den Blick von außen, wodurch dieser Roman wohl erst möglich wurde. Die 1920'er Jahre sind in diesem Buch nicht voll von glamourösen Parties, stattdessen wird das Leben ganz normaler Menschen beschrieben.


Das Nachwort von Primus-Heinz Kucher ist sehr wissenschaftlich - hier hätte ich mir mehr und einfacher formuliertes Hintergrundwissen zur Thematik gewünscht.


Insgesamt eine tolle, unbedingt lesenswerte Wiederentdeckung!