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Veröffentlicht am 08.01.2018

Düster und manchmal verwirrend

Rekorder
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Ein Buch, in dem es um geheimnisvolle Videos geht. Das klingt natürlich erstmal spannend. Was hat es mit den Videos auf sich? Und wie setzt der Autor das Thema Video in Buchform um?
Angesetzt ist der Hauptteil ...

Ein Buch, in dem es um geheimnisvolle Videos geht. Das klingt natürlich erstmal spannend. Was hat es mit den Videos auf sich? Und wie setzt der Autor das Thema Video in Buchform um?
Angesetzt ist der Hauptteil der Handlung in den 1990'er Jahren, als VHS-Videos noch allgegenwärtig waren und das thematisierte Hineinschneiden von Szenen in andere Videos wohl am ehesten möglich war. Davon ausgehend, dass der Klappentext bekannt ist, möchte ich eigentlich nicht viel mehr über die Handlung verraten, da alles weitere als Spoiler angesehen könnte.

Das Buch ist nicht ganz so gruselig, wie man vielleicht erwartet, wenn man an Filme wie "Ring" denkt. Eine düstere Stimmung zieht sich aber durch das Buch. Die Spannung, die aufgebaut wird, ist eher subtil.

Streckenweise war das Buch für mich verwirrend. Lange Zeit bleibt unklar, was es mit dem ungewöhnlichen Ich-Erzähler auf sich hat. Der Wechsel der Zeitebene und des Fokus auf andere Personen sind zunächst verwirrend. Erst spät setzt sich das alles zu einem Gesamtbild zusammen. Eine komplette Auflösung der Geschichte bleibt der Autor uns aber leider schuldig.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Ein eher schwaches Buch des von mir geschätzten Heinz Strunk

Jürgen
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Ohne das so geplant zu haben, habe ich zuerst den Film "Jürgen" gesehen, bevor ich kurz darauf endlich auch das Buch gelesen habe. Konzentriert sich der Film auf die Reise nach Polen mit Eurolove, umfasst ...

Ohne das so geplant zu haben, habe ich zuerst den Film "Jürgen" gesehen, bevor ich kurz darauf endlich auch das Buch gelesen habe. Konzentriert sich der Film auf die Reise nach Polen mit Eurolove, umfasst das Buch einen längeren Zeitraum und mehr Aspekte und Episoden aus dem Leben des Ich-Erzählers Jürgen Dose, wobei die Polen-Reise auch hier der Höhepunkt ist, auf den die bisherige Geschichte hinaus läuft.

Heinz Strunks neuestes Buch "Jürgen" sollte man keinesfalls mit dem Vorgänger "Der goldene Handschuh" vergleichen. Eher schließt es an das frühere schriftstellerische Werk Strunks an: ein tragikomischer Held mit Komplexen gegenüber Frauen. Bei Jürgen stehen diese Probleme mit Frauen mehr im Vordergrund als z.B. in "Fleisch ist mein Gemüse". Trotzdem ich - meiner Meinung nach - nicht mit übertriebenen Erwartungen an die Lektüre herangegangen bin, hat mich "Jürgen" leider nicht wirklich überzeugt - ich halte es tatsächlich auch für eins von Heinz Strunks schwächeren Büchern. Dabei ist es aber immer noch unterhaltsam, manchmal auch witzig. Das Buch ist teilweise eine Sammlung von Sprüchen, 'Tipps' aus Single-Ratgebern und dazu einige bereits bekannte Heinz Strunk-Motive (kranke Mutter, Essen beim Griechen ...). Das hat leider seine Längen.
Ich würde das Buch wirklich nur Strunk-Fans empfehlen - Strunk-Neulingen, denen "Der goldene Handschuh" vielleicht zu heftig ist, lege ich "Fleisch ist mein Gemüse" oder "Junge rettet Freund aus Teich" ans Herz.

Veröffentlicht am 17.08.2017

Anders als erwartet

Sieben Nächte
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Ein Buch, für das man sich trotz seiner Kürze (138 Seiten) Zeit nehmen sollte. Andererseits ideal, wenn man abends nur ein paar Seiten lesen will - durch die Einteilung in 7 (bzw 9) Teile lässt es sich ...

Ein Buch, für das man sich trotz seiner Kürze (138 Seiten) Zeit nehmen sollte. Andererseits ideal, wenn man abends nur ein paar Seiten lesen will - durch die Einteilung in 7 (bzw 9) Teile lässt es sich perfekt unterbrechen und häppchenweise lesen. Leichte Literatur ist "Sieben Nächte" nicht, dafür aber eine zum Nachdenken anregende.

Durch die vollmundige Ankündigung des Buches hatte ich allerdings (zu) hohe Erwartungen, die leider nicht gänzlich erfüllt wurden. Für mich ist "Sieben Nächte" kein Meilenstein der Literatur.

Sprachlich hat das Buch von Simon Strauß mir sehr gut gefallen. Die Sprache ist besonders - melodisch und dynamisch. Die Sprache ist für mich das Highlight dieses Buches, hinter der die Story leider ein Stück zurück steht.

Inhaltlich hatte ich eine intensivere Beschäftigung mit den sieben Todsünden erwartet, die der Autor eher streift bzw als Aufhänger benutzt, um sich dann mit vielen anderen Themen zu beschäftigen.
Es ist ein Porträt der Generation der End-20-Jährigen. Natürlich lässt sich keine Generation komplett verallgemeinern, aber viele werden sich doch im einen oder anderen Punkt wieder erkennen - Akademiker allerdings eher als Arbeiter. Auf die Weltlage wird dabei überhaupt nicht eingegangen. Ob das Buch (dadurch) auch noch in 20 Jahren eine Generation charakterisiert? Oder ist es gerade ein Kennzeichen dieser Generation, um sich selbst zu kreisen und das große Weltgeschehen wenig zu beachten?
Simon Strauss wirft interessante Fragen auf - ob das jetzt innovativ und neu ist, stelle ich mal in Frage. Antworten findet er auch keine bis wenige - was aber auch nicht seine Aufgabe ist.
Als Gesamtwerk hat mich dieses Buch etwas enttäuscht, aber im Detail dann doch angesprochen. Es finden sich hier kluge Sätze, Wortspielereien, zum Nachdenken Anregendes.

Ein Buch zum Nachdenken - interessant vor allem für junge Akademiker.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Marx trifft Darwin - aber nur in der Fiktion

Und Marx stand still in Darwins Garten
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Ilona Jerger hat sich in ihrem Roman viel vorgenommen: wissenschaftliche und historische Fakten in einen unterhaltsamen Roman zu verpacken, ist keine einfache Aufgabe - in meinen Augen ist ihr der Spagat ...

Ilona Jerger hat sich in ihrem Roman viel vorgenommen: wissenschaftliche und historische Fakten in einen unterhaltsamen Roman zu verpacken, ist keine einfache Aufgabe - in meinen Augen ist ihr der Spagat zwischen Unterhaltung und Fakten bedingt gelungen.

London, Ende des 19. Jahrhunderts. Zwei prägende Männer der Zeit - Charles Darwin und sein Vornamensvetter Karl Marx - verbindet einiges: beides wissenschaftliche Vordenker, die sowohl von diversen Wehwehchen als auch von einer Schreibblockade geplagt sind. Erstaunlicherweise haben sie sich in der Realität nie persönlich kennengelernt.
Die hier thematisierte fiktive Begegnung der beiden, die dem Buch seinen Titel gibt und auf die die Geschichte hin arbeitet, verläuft in meinen Augen dann eher unspektakulär. Es bleibt bei einem einmaligen Abendessen der beiden - den Eklat sehe ich hier nicht.

Die Autorin verliert sich manchmal in Details. Das mag manchen​ Lesern gefallen, ich fand es eher ermüdend. Ilona Jerger umkreist hierbei vorallem zwei Themen, die die beiden gealterten Wissenschaftler umtreiben: das Verhältnis zur Kirche und die eigenen körperlichen Leiden - für mich ehrlich gesagt nicht die Themen, über die ich bevorzugt lese. Ich glaube der Autorin, dass der Stoff gut recherchiert ist, aber mir sagt die Mischung von Realität und Fiktion nicht wirklich zu und außerdem ist es mir dann oft zu theoretisch bzw philosophisch für einen unterhaltenden Roman.

Wer sich für die gesellschaftlichen Umbrüche des ausgehenden 19. Jahrhundert interessiert und gerne halbfiktive historische Romane liest, fühlt sich hier vielleicht besser unterhalten als ich.

Veröffentlicht am 31.07.2017

Anders als erwartet

Eine von uns
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"Eine von uns" erzählt von einem englischen Dorf auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Einbrecher - statt seine Opfer zu berauben, scheint er sie eher beobachten zu wollen. Hierbei werden nacheinander ...

"Eine von uns" erzählt von einem englischen Dorf auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Einbrecher - statt seine Opfer zu berauben, scheint er sie eher beobachten zu wollen. Hierbei werden nacheinander vier Dorfbewohner in dem Focus genommen: eine junge Hausfrau, der Aushilfspriester, der Dorfpolizist und der Leiter des örtlichen Supermarktes. Die momentane Situation und die jeweilige persönliche Vorgeschichte werden aus ihrem Blickwinkel berichtet.
Das Buch ist inspiriert von wahren Geschehnissen. Die Autorin Harriet Cummings ist in dem englischen Dorf aufgewachsen, in dem 1984 der sogenannte Fox in Häuser eingebrochen ist - von den wahren Ereignissen, von denen sie im Nachwort erzählt, weicht die hier aufgeschriebene Geschichte allerdings deutlich ab.

Obwohl sich das Buch größtenteils flüssig liest, ist es manchmal sprachlich speziell - im Einzelfall vielleicht auch etwas sperrig. Das ergibt sich einerseits durch die Erzählung im Präsens, vor allem (meiner Einschätzung nach) aber durch die Übersetzung des Österreichers Walter Goidinger. Durch den österreichischen Einschlag wirkt die Sprache, die das Buch jetzt hat, für deutsche Leser vielleicht manchmal etwas ungewohnt bis altbacken.
Das war ein Grund, warum ich an manchen Stellen ins Stocken kam. Ein anderer Grund abseits der Sprache sind kleine Details, die mir unklar blieben und bei denen ich mir im Nachhinein nicht sicher bin, ob sie Absicht sind: habe ich etwas nicht richtig verstanden? Soll der Leser in die Irre geführt werden? Oder sind es Fehler? (Wenn mir jemand die erste Jahreszahl auf Ruth' Grabstein erklären kann, würde ich mich sehr über eine Nachricht freuen)

Die Autorin versteht es, eine unheimliche Stimmung aufzubauen, aber richtig spannend fand ich das Buch nicht und würde es auch keinesfalls als Krimi einordnen.
Lange Zeit kommt die Suche nach dem Fox nicht voran - die gegenseitigen Verdächtigungen der Dorfbewohner sind nicht so allgegenwärtig und nervenaufreibend, wie ich angenommen habe. Stattdessen stehen die vier vorgestellten Einzelpersonen und ihre persönlichen Probleme im Vordergrund. Das war ganz interessant und die vier Personen sind mir auch ein Stück ans Herz gewachsen, aber ich hatte vom Buch etwas anderes erwartet und bin deshalb etwas enttäuscht.