Familiengeschichte
DschinnsDer Anfang von Fatma Aydemirs "Dschinns" liest sich wie ein Happy End: der anstehende Ruhestand, eine schöne Wohnung und die Aussicht auf Rückkehr in die Heimat. Der plötzliche Tod des Familienvaters Hüseyin ...
Der Anfang von Fatma Aydemirs "Dschinns" liest sich wie ein Happy End: der anstehende Ruhestand, eine schöne Wohnung und die Aussicht auf Rückkehr in die Heimat. Der plötzliche Tod des Familienvaters Hüseyin läutet das Bröckeln der Fassade ein - nach und nach ergibt sich eine tragische Familiengeschichte. Die Geschichte aus der ersten und zweiten Generation der 'Gastarbeiter' wird nacheinander, aber nicht chronologisch aus der Perspektive aller sechs Familienmitglieder erzählt. In den Leben der Eltern und ihrer vier größtenteils schon erwachsenen Kinder spiegeln sich die Themen Zerrissenheit zwischen den Kulturen, Emanzipation, Traditionen, Queerness, seinen eigenen Weg finden und gehen. Dieser Rundumschlag kratzt manchmal an der Grenze, bis zu der literarische Verdichtung glaubwürdig ist, passt aber insgesamt.
Bei der Sprache fühlte ich mich oft in einen Sog hineingezogen, musste mich bremsen, die Seiten nicht zu überfliegen. Dabei aber sehr gut und flüssig lesbar.
Mich hat das Buch berührt, mir migrantische Themen vor Augen geführt, die in meinem Alltag so nicht vorkommen.