Mehr, als ein einfaches Jugendbuch.
Wir sind das Urteil„Wir sind das Urteil“ — so viel mehr als ein Jugendbuch.
Nina Rudt thematisiert in ihrem dystopischen Werk die Gefahren der Anonymität, die das Internet mit sich bringt, und die Auswirkungen auf das Individuum ...
„Wir sind das Urteil“ — so viel mehr als ein Jugendbuch.
Nina Rudt thematisiert in ihrem dystopischen Werk die Gefahren der Anonymität, die das Internet mit sich bringt, und die Auswirkungen auf das Individuum samt dessen inneren Kreis, welches in den Fokus der Medien rückt. Zudem finden sich Rassismus und Stigmatisierung auf ekelhafteste, feige Art.
Das Schlimme hieran? Obgleich die App, mit der über das Leben eines Einzelnen spielerisch entschieden werden kann, fiktional ist – und hoffentlich bleibt – so könnte das Verhalten der Gesellschaft nicht realistischer dargestellt werden.
Das hier erschaffene Rechtssystem wurde lückenlos und nachvollziehbar dargestellt, die Hintergründe von Judge detailreich ausgearbeitet — Vor- sowie Nachteile, Gegner und leidenschaftliche Anhänger finden sich, Sicherheitslücken wie auch ein Umdenken und eine Veränderung. Denn was von fern nach Fairness und einer gemeinschaftlichen Entscheidung aussieht, wandelt sich, wenn man selbst auf ein willkürliches Urteil, bestimmt durch Vorurteile und konturlose Fakten, angewiesen ist …
„Wir sind das Urteil“ offenbart die schlimmsten Seiten der Menschen, die gewiss nicht für Objektivität und das Suchen einer eigenen Meinung bekannt sind. Zeigt, wie leicht die sozialen Medien beeinflussen, binnen Sekunden Hass schüren können, wenn Angst die Oberhand gewinnt, sich vermeintliche Gewissheiten und Überlegenheit verbinden. Mit ihrem Buch regt die Autorin nicht nur während der Geschehnisse zum Mitfiebern, sondern auch zum Nachdenken an.
Nina schreibt authentisch, interessant, lebendig und trotz der vorherrschenden Beklemmung voller Gefühl. Reaktionen und Verhalten der Figuren waren durchweg nachvollziehbar, die Situation, die sich rasend schnell zuspitzt, ungeahnte Ausmaße annimmt, war dramatisch und schockierend zugleich. Twists und Überraschungen halten die Spannung aufrecht, während sich die Storyline in einem Ende verliert, welches nicht perfekter, echter sein könnte.