Eine unglaublich starke Reihe.
The Curse of Truth and Sound„The Curse of Truth and Sound“ — die sehnsüchtig erwartete Fortsetzung von Anne Herzels queerer Piraten-Fantasy Trilogie – hat mich genauso begeistert, wie der Auftakt dieser besonderen Reihe.
„(…) kaum ...
„The Curse of Truth and Sound“ — die sehnsüchtig erwartete Fortsetzung von Anne Herzels queerer Piraten-Fantasy Trilogie – hat mich genauso begeistert, wie der Auftakt dieser besonderen Reihe.
„(…) kaum einen Herzschlag später spuckte sie Blut. Die Taschenuhr entglitt ihren eiskalten Fingern und rollte ins Boot.“
Atemlos verfolgte ich das Geschehen auf und um die Oasis, denn die Ereignisse überschlagen sich, kein Kapitel vergeht ohne Kampf, Problem oder Hürde. Und trotz der durchgängigen Action ist die Handlung mit Tiefe ausgebaut. Hintergründe über die Charaktere, die mystischen Landkarten und die Artefakte sowie über die Bürde, die mit diesen einhergeht, über die Göttergeschichte, die der hier erschaffenen Welt inne liegt, und auch über die Götter selbst sind aufschlussreich, verständlich und interessant eingebracht – und zeigen die Arbeit, die in dem einfallsreichen Worldbuilding steckt.
Anne schafft es, mit dem ersten Satz zu fesseln und rege zu überraschen, bringt zugleich Frische wie Aktualität in das Fantasygenre – denn die diversen Figuren, die Queerness und das Anderssein werden in der Rivay-Crew ebenso großgeschrieben, wie gegenseitige Akzeptanz und Respekt – auch ohne explizite geschlechtliche Einordnung, ohne die Fähigkeit, laut zu sprechen. Doch nicht mal die Meere sind frei von Abneigung und Unverständnis, von Vorurteilen und Hass.
»Ob Mann, ob Frau, ob keins davon, wen kümmert das Detail? Wir lassen Regeln Regeln sein — und leben völlig frei!«
Die Gewässer und Länder um den Superkontinent sind unberechenbar — Piratenjäger, konkurrierende Flotten, Götterbiester und weitaus mehr versteckt sich in den Tiefen, immer öfter angezogen durch die wachsende Macht, die sich am Bord der Oasis befindet. Zudem gerät die Welt merklich aus dem Gleichgewicht … In Band zwei gibt es so viel zu entdecken, neue Informationen überrumpeln Vanella und Rivay, die Vergangenheiten einzelner Mitglieder werden erörtert, die bunte Mannschaft bekommt Besuch, Zuwachs und dezimiert sich auf schreckliche Weise. Eine Gefahr reiht sich an die Nächste, Verluste und Tod, Opfer und Konflikte begleiten den Verlauf. Doch auch Gefühle brechen an die Oberfläche, durch sorgfältig gezogene Fassaden. Anne verzichtet jedoch darauf, das Steuer gen Romantik und Liebelei zu setzten — das Prickeln zwischen der geborenen Oceanshare und ihrem Kapitän ist – den Streitigkeiten und Diskrepanzen zum Trotz – wie ein leichter, vorfreudiger Schauer. Die Autorin bedient sich einem Stil, der dem wilden Setting, der Gnadenlosigkeit entsprechend ist, der Ton wankt munter zwischen harscher Rauheit und lockerem Geplänkel, und doch findet sich hier auch Poesie.
Herausforderungen und Missverständnisse, zu hohe Wellen und Schiffbruch, Mystik, Magie, Freundschaft und Verrat … und ein schmerzlicher Cliffhanger, der selbst den tapfersten Piraten von Bord zieht.