Die Welt der Buchstaben
Das GeschenkMilan ist ständig im Stress: als Analphabeth bleiben ihm viele Türen verschlossen. Und oft versucht er unbemerkt bei Lese- und Schreibanforderungen im Alltag einen Ausweg zu finden. Ob das die Programmierung ...
Milan ist ständig im Stress: als Analphabeth bleiben ihm viele Türen verschlossen. Und oft versucht er unbemerkt bei Lese- und Schreibanforderungen im Alltag einen Ausweg zu finden. Ob das die Programmierung des Navigationsgerätes, der Verzicht auf Social Media, komplizierte Strategien beim Restaurantbesuch ohne die Speisekarte lesen zu können oder Zeichnungen statt Notizen beim Arbeitsplatz, Milan muss sich ständig neue Lösungen einfallen lassen, um mit diesen Situationen umzugehen, weil er um jeden Preis verhindern möchte, dass seine Leseunfähigkeit aufgedeckt wird.
Eines Tages ist er auf dem Weg zur Arbeit, als ein Mädchen einen Zettel an eine Autoscheibe hält. Er kann zwar nicht lesen, was auf diesem Zettel steht, aber er fühlt sich zu dem Mädchen sofort verbunden und ahnt an ihrem Blick, dass es eine Art Hilfe-Ruf ist. Als er seiner Freundin die Zeichnung zeigt, die er von dem Zettel gemacht hat, ist sie sofort entsetzt, da es sich offenbar um einen Entführungsfall handelt. Und damit beginnt eine Verfolgungsjagd, die Milan zurück zu seiner jugendlichen Vergangenheit führt, zurück nach Rügen. Auf eine Insel, in der sich in einer Nacht sein komplettes Leben verändert hat als seine Mutter ums Leben gekommen ist und er bei dem Brand des Elternhauses ebenfalls beinahe gestorben wäre. Doch Milans Erinnerungen an seine Kindheit und Jugendzeit sind sehr verschwommen und beim Fortschreiten der Handlung merkt er, dass fast alles anders gelaufen ist, als er gedacht hat. Und vor allem scheinen die Buchstaben ihm längst nicht so unleserlich gewesen zu sein wie heute.
Mich hat "das Geschenk" von Sebastian Fitzek auf eine ganz besondere Art und Weise berührt. Milan ist nicht durch Zufall zum Analphabeten geworden, was seine Geschichte noch viel trauriger und irgendwie hoffnungsloser macht. Viele unterschiedliche Menschen haben falsche Entscheidungen getroffen, sodass Milan so lebt wie er lebt. Dabei hätte er ein vollkommen anderes Leben führen können. Ich selber habe jeden Tag mindestens ein Buch in der Hand - ob privat oder beruflich - ohne Lesen würde mein Welt nicht existieren - und deswegen finde ich es sehr gelungen, wie Sebastian Fitzek die Welt eines Analphabeten dargestellt.
Es ist, meiner Menung nach, nicht einer seiner spannensten Thriller, auch nicht der rasanteste, dafür aber sehr interessant - und die bewährte unerwartete Wendung findet auf jeden Fall statt!