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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.08.2023

Freunde & Familie

Vatermal
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Schon auf den ersten Seiten des Buches erfahren wir, dass Protagonist Arda im Sterben liegt. Er schreibt nämlich einen Abschiedsbrief an seinen Vater, der die Familie verlassen hat, als Ardas Mutter mit ...

Schon auf den ersten Seiten des Buches erfahren wir, dass Protagonist Arda im Sterben liegt. Er schreibt nämlich einen Abschiedsbrief an seinen Vater, der die Familie verlassen hat, als Ardas Mutter mit ihm schwanger war und den Arda daher nie kennenlernen konnte. So erfahren wir einiges über Ardas kurzes, aber ereignisreiches Leben, das vor allem von seinem Migrationshintergrund, aber auch von seinen Freunden und seiner Familie geprägt war. Außerdem bekommen wir die Sichtweisen von seiner Mutter und seiner Schwester zu hören, die seit Jahren nicht mehr miteinander geredet haben und selbst ihre eigenen Päckchen tragen müssen.

Zu Beginn der Lektüre war ich von "Vatermal" noch gar nicht begeistert. Das Erzähltempo beginnt eher ruhig und hat wirklich Probleme zu erahnen, wo es inhaltlich hingeht. Da dies doch länger andauerte, hat das Buch da einen Stern Abzug von mir bekommen.

Als die Geschichte dann jedoch so richtig in den Gang kam, wurde sie auch schnell zu einer spannenden Familiengeschichte, wie ich sie gerne lese. Die Menschen in Ardas Kosmos haben alle unheimlich interessante, aber natürlich auch teilweise erschreckende Schicksale. Öziri macht meiner Meinung besonders deutlich, wie sich diese gegenseitig beeinflussen und wie man erkennen kann, warum eine Person so handelt, wie sie es tut, wenn man erst ihre Geschichte kennt. Gerade generationsübergreifende Traumata sowie wie man sie eventuell überwinden kann, werden hier eindrucksvoll dargestellt. Auch das System von Freunden als "Chosen Family", aber auch die Fragilität dieses Systems, spielen in dieser Geschichte eine besondere Rolle.

Wer wie ich Fan von gut geschriebenen Familiengeschichten ist und gern in die (fiktionalen) Lebensgeschichten anderer eintaucht, wird mit etwas Geduld sicher viel Freude an "Vatermal" finden.

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Veröffentlicht am 01.08.2023

Nostalgie im Gepäck

Sylter Welle
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In seinem autobiografisch angehauchtem Roman "Sylter Welle" nimmt uns Max Richard Leßmann mit auf eine Reise, nicht nur auf die Nordseeinsel, sondern auch in seine Kindheit. Zum wahrscheinlich letzten ...

In seinem autobiografisch angehauchtem Roman "Sylter Welle" nimmt uns Max Richard Leßmann mit auf eine Reise, nicht nur auf die Nordseeinsel, sondern auch in seine Kindheit. Zum wahrscheinlich letzten Mal begleitet er seine Großeltern zum Sehnsuchtsort Sylt, der in der Vergangenheit stets mit dem eigenen Wohnmobil besucht wurde, dieses Jahr muss jedoch ein Hotel herhalten. Im Laufe des Aufenthalts wird Max immer klarer, dass sich das Leben von Oma und Opa bald dem Ende zuneigt und schwelgt daher in Kindheitserinnerungen.

Max Richard Leßmann hat definitiv die Stärke seiner Hauptfiguren erkannt. Oma Lore und Opa Ludwig sind zwei schräge Figuren, die immer wieder für wirklich lustige Momente sorgen, die eigentlich nie fehl am Platze sind oder irgendwie respektlos gegenüber dem Alter wirken. Auch im Rest der Familie gibt es einige illustre Figuren, die der Geschichte durchaus Humor geben und den ein oder anderen vielleicht auch an die eigene Familie erinnern lassen. Ich denke, in diesem Witz und der Identifizierbarkeit mit den Protagonisten steckt definitiv die Stärke dieses Buches.

Leider führte auch genau dieser Punkt zu meinem größten Kritikpunkt. Ich wusste am Ende überhaupt nicht so recht, was das Buch von mir wollte. Zwar waren die Geschichten unterhaltsam, jedoch am Ende auch irgendwie nichts Besonderes, einfach weil viele Menschen sicher auch ähnliche Menschen in ihrer Familie haben. Für ein humoristisches Buch war es nicht witzig genug, für alles andere fehlte auf jeden Fall der Tiefgang. Die guten Denkansätze über Alter und Vergänglichkeit wurden da meiner Meinung nach nicht genug erforscht.

Zwar hatte ich durchaus Spaß mit der Lektüre, jedoch hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. So habe ich ein bisschen die Befürchtung, dass dieses Buch leider schnell in Vergessenheit geraten wird.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Wenn das Leben zur Fotoausstellung wird

Die Erinnerungsfotografen
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Der Himmel in "Die Erinnerungsfotografen" ist ein Fotoladen. Dort trifft man nach dem Tod auf Herrn Hirasaka, der einen dazu einlädt, für jedes Jahr des Lebens ein Erinnerungsfoto auszuwählen und schließlich ...

Der Himmel in "Die Erinnerungsfotografen" ist ein Fotoladen. Dort trifft man nach dem Tod auf Herrn Hirasaka, der einen dazu einlädt, für jedes Jahr des Lebens ein Erinnerungsfoto auszuwählen und schließlich in einer Art Diashow diese noch einmal zu betrachten, bevor man ins Jenseits eintritt. Wer Herr Hirasaka ist und wie er zu dieser Aufgabe gekommen ist, kann er selbst genauso wenig beantworten wie die Frage, was die Toten nach der Fotoschau erwartet. Im Buch begleiten wir ihn bei seiner Arbeit und finden vielleicht doch noch etwas mehr über ihn heraus.

"Die Erinnerungsfotografen" war mein erster Ausflug in die japanische Literatur und ich habe es sehr genossen. Der Schreibstil ist zum Großteil herrlich unaufgeregt und die Autorin geht das Thema Tod mit dem notwendigen, aber gleichzeitig auch nicht übermäßigen, kitschigen Respekt an, was ich sehr mochte. Auch die richtige Portion Humor ist in der Geschichte zu finden. Gleichzeitig lädt die Thematik natürlich auch zum Nachdenken ein und schafft eine neue, interessante Perspektive auf das Leben nach dem Tod.

Gerade gegen Ende des Buches fehlte mir jedoch ein klein wenig der rote Faden und die Geschichte ging für mich nicht so ganz rund zu Ende. Während die Geschichte vorher eher ruhig und nüchtern erzählt wird, überschlagen sich gegen Ende die Ereignisse und es wird für meinen Geschmack etwas zu wild. Ich denke, die Botschaft, die die Autorin vermitteln wollte, hätte man auch etwas wenig dramatischer bzw. passender zum Rest des Buches gestalten können.

Nichtsdestotrotz kann ich "Die Erinnerungsfotografen" allen empfehlen, die ein nicht zu langes Buch lesen wollen, das trotzdem zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 21.07.2023

So geht Jugendbuch!

Hani & Ishu: Fake-Dating leicht gemacht
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Hani und Ishu, zwei Teenager mit bengalischen Wurzeln aus Dublin, haben beide so ihre Probleme. Hani ist mit der Intoleranz ihrer vermeintlichen Freundinnen konfrontiert, die nicht nur ihre Kultur und ...

Hani und Ishu, zwei Teenager mit bengalischen Wurzeln aus Dublin, haben beide so ihre Probleme. Hani ist mit der Intoleranz ihrer vermeintlichen Freundinnen konfrontiert, die nicht nur ihre Kultur und Religion nicht ernst nehmen, sondern ihre sexuelle Orientierung als albern ansehen. Ishu hat dagegen mit den hohen akademischen Erwartungen ihrer Eltern zu kämpfen, die den Kontakt zu Ishus Schwester größtenteils abgebrochen haben, seitdem diese sich versucht hat, etwas Eigenes aufzubauen. Die beiden bekommen die Idee eines Fake-Dating-Arrangements, das beiden Vorteilen bringen soll: Ishu kann mehr Beliebtheit erlangen, um Schülersprecherin zu werden und damit mehr Ansehen bei ihren Eltern zu bekommen und Hani kann ihren Freundinnen endlich beweisen, dass sie wirklich lesbisch ist. Doch trotz aller Regeln entwickelt sich aus dieser Idee bald mehr.

Vor "Hani & Ishu" hatte ich einer Reihe Jugendbücher gelesen, die mir nicht so richtig gefallen hatten - so langsam hatte ich die Befürchtung, dass ich nun zu alt für das von mir früher so geliebte Genre zu sein. Dieses Buch konnte mir wieder Hoffnung schenken! Wie ich es bei Jugendbüchern liebe, sind die Figuren authentisch, teilweise naiv, wie Teenager nun oft sind, aber trotzdem nicht doof. Wir begleiten sie dabei, wie sie wachsen, uns wird aber auch klargemacht, dass ihre Entwicklung noch lange nicht zu Ende ist - ein einfaches Prinzip, das bei YA leider oft nicht so richtig umgesetzt wird.

Besonders positiv sticht bei diesem Buch die Integration der bengalischen Kultur heraus. Die Autorin gibt uns einen Einblick in diese doch spannende Welt, sie ist aber nicht Dreh- und Angelpunkt, und es wird für nicht bengalische Leser nicht alles kleinlichst erklärt, als wäre man im Sachunterricht. Mir haben diese Abschnitte besonders viel Spaß gemacht.

Ich kann Hani & Ishu wirklich allen YA-Freunden ans Herz legen!

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Hätte so viel mehr sein können

Was ist mit uns
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Es ist Liebe auf den ersten Blick: Ben und Arthur lernen sich zufällig auf dem Postamt kennen, sprechen kurz miteinander, werden dann aber wieder auseinander gerissen. Doch die beiden können diese kurze ...

Es ist Liebe auf den ersten Blick: Ben und Arthur lernen sich zufällig auf dem Postamt kennen, sprechen kurz miteinander, werden dann aber wieder auseinander gerissen. Doch die beiden können diese kurze Begegnung einfach nicht vergessen und begeben sich so auf die Suche nach dem jeweils anderen - was in der Millionenstadt New York alles andere als einfach ist. Was folgt, sind erste Liebe, Selbstzweifel, Teenie-Herzschmerz und ganz viel New York.

Die Grundprämisse des Buches hat mir unheimlich gefallen. Und so konnte mich auch das erste Drittel des Buches, in dem genau das passiert, wirklich überzeugen. Es ist wirklich spannend, mit den beiden mitzufiebern, ob sie sich wirklich finden werden und auf welche interessanten Dinge und Persönlichkeiten sie bei dieser Suche stoßen.

Tatsächlich finden sich die beiden jedoch relativ schnell, was ich persönlich sehr enttäuschend fand. Fast wirkte es auf mich ein bisschen so, als wären die Autoren die Ideen ausgegangen. Was danach folgt, ist eigentlich eine ziemlich durchschnittliche Teenie-Erste Liebe-Geschichte, die sicherlich nicht schlecht, aber auch einfach nichts Besonderes ist. Auch die LGBT-Komponente und die damit verbundenen Themen des Coming Outs, der Selbstzweifel und der Homophobie in der Gesellschaft bringt da leider auch nicht viel Neues.

Jugendliche werden mit dieser Geschichte sicher viel Spaß haben, auch dass es eine weitere schöne Geschichte mit schwulen Charakteren gibt, finde ich schön. Trotzdem hätte man noch viel mehr aus dem Buch herausholen können, wenn man die sehr interessante Grundprämisse etwas weiter verfolgt hatte - schade.

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