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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2023

Wildes Buch

Wo die Wölfe sind
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Die Australierin Inti Flynn ist Wolfexpertin und nun beruflich damit beauftragt, den Wolf wieder in den schottischen Highlands anzusiedeln. Doch vor allem bei den Einheimischen erfreuen sich sie und ihr ...

Die Australierin Inti Flynn ist Wolfexpertin und nun beruflich damit beauftragt, den Wolf wieder in den schottischen Highlands anzusiedeln. Doch vor allem bei den Einheimischen erfreuen sich sie und ihr Projekt nicht gerade großer Beliebtheit. Im Buch begleiten wir Inti beim Kampf um ihre geliebten Tiere, aber auch beim Kampf mit sich selbst und ihrer eigenen Vergangenheit.

"Wo die Wölfe sind" konnte mich von Anfang bis Ende packen, was viele Naturromane nicht so gut hinbekommen. Es ist sicher wenig überraschend und auch nicht gerade super originell, dass die Wölfe eher metaphorisch für das stehen, was in Intis Inneren vorgeht, trotzdem schafft es die Autorin, dies subtil, aber auch gekonnt rüberzubringen. Auch die Krimi-Elemente, die etwa ab der Hälfte des Buches Einzug halten, haben mir sehr gut gefallen und für zusätzliche Spannung gesorgt.

Einziges Manko war für mich das doch recht wilde (sorry, Wortwitz) Ende, in dem alles etwas drunter und drüber geht. Diese Aspekte stellten für mich einen fast zu großen Kontrast zu dem doch sonst eher ruhigen Erzähltempo des restlichen Romans, auch der Realitätsbezug ging da doch sehr verloren.

Nichtsdestotrotz, kann ich das Buch vollends weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Liebe geht durch den Magen

Für jede Liebe ein Problem
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In Dahlias Leben reiht sich gerade eine Katastrophe an die nächste. Umso besser, dass sie gerade in der Koch-Realityshow "Chef's Special" gecastet wurde. Dort lernt sie nicht nur kulinarische Höhen und ...

In Dahlias Leben reiht sich gerade eine Katastrophe an die nächste. Umso besser, dass sie gerade in der Koch-Realityshow "Chef's Special" gecastet wurde. Dort lernt sie nicht nur kulinarische Höhen und Tiefen sowie die Vorgänge hinter den Kulissen einer Fernsehsendung kennen, sondern auch London, eine nonbinäre Kandidatin - und zwischen den Töpfen fliegt vielleicht sogar der ein oder andere Funken.

Man kann dem Buch wirklich nicht vorwerfen, dass es eine ausgelutschte Thematik hat. Ich glaube, ich habe noch nie ein Buch mit einer nonbinären Person, geschweige denn Protagonist
in gelesen. Die Autorin schafft es, den Alltag und die Lebensrealität dieser Menschen sehr gut darzustellen und konnte damit bei mir auch für mehr Verständnis und Klarheit sorgen. Damit einhergeht natürlich aber auch die Problematik der Pronomen, die sich im englischen Original sicher weniger kompliziert lösen lässt als in dieser deutschen Übersetzung. Wenn es um London geht, werden die Neopronomen dey/demm verwendet, die natürlich sehr gewöhnungsbedürftig sind und auch mir beim Lesen manchmal Schwierigkeiten bereitet haben. Andererseits wüsste ich auch keine bessere Lösung und ich denke, die Übersetzer Christopher Bischoff und Hanna Christine Fliedner haben hier schon die bestmögliche Arbeit geleistet. Wer mit solchen relativ neuen sprachlichen Konzepten nicht klarkommt, sollte sicher Abstand von diesem Buch halten, gleichzeitig finde ich es einfach nicht fair, dem Roman einzig und allein aus diesem Grund eine schlechte Bewertung zu geben.

Besonders gut gefiel mir an diesem Buch das Setting der Reality-Show. Die Einblicke hinter die Kulissen fand ich super spannend und die Autorin schaffte es auch, dass ich richtig mit den Kandidatinnen mitfieberte. Auch das ist wieder ein Aspekt, den ich so noch nicht aus anderen Büchern kenne. Tatsächlich hätte ich mir gern noch mehr davon gewünscht.

Leider konnte die Geschichte einfach nicht schaffen, dass ich in die Liebesgeschichte von Dahlia und London investiert bin. Wie bereits erwähnt, hatte ich mehr Interesse an der Kochshow und den Vorgängen hinter den Kulissen als an den beiden - und das ist bei einem Romance-Buch, glaube ich, kein gutes Zeichen. So richtig konnte ich hier nie eine Chemie zwischen den beiden spüren.

Das Buch versucht auf jeden Fall viel Neues und ich hoffe wirklich, dass wir in Zukunft mehr tolle Geschichte mit nonbinären Protagonist
innen lesen dürfen. Leider konnte mich "Für jede Liebe ein Problem" nur mittelmäßig überzeugen.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Ein Genuss für Sprachliebhaber

Babel
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"Babel" entführt uns in das Oxford eines alternativen 19. Jahrhunderts, in dem die Macht des britischen Empires vor allem durch Silberbarren entstanden ist, die durch das Aktivieren durch Wortpaarungen ...

"Babel" entführt uns in das Oxford eines alternativen 19. Jahrhunderts, in dem die Macht des britischen Empires vor allem durch Silberbarren entstanden ist, die durch das Aktivieren durch Wortpaarungen magische Kräfte freisetzen. Robin Swift, der als Kind von seinem mysteriösen Vormund Professor Lovell aus Kanton nach England geholt wurde und dort eine hervorragende Fremsprachenerziehung genoss, beginnt sein erstes Jahr am Oxforder Übersetzungsinstitut. Dieses ist vor allem mit der Herstellung und Instandhaltung eben dieser Silberbarren betraut und stellt somit einen wichtigen Bestandteil der Macht des Empires dar. Nun begleiten wir Robin durch seine Studienzeit, in der er Freunde und Zugehörigkeit findet, aber auch Verrat erfährt und immer mehr seine Umstände und seine Herkunft hinterfragt.

Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an die Sprachen - es war für mich als Übersetzerin eigentlich wie gemacht. Die Autorin gibt an einigen Stellen quasi populärwissenschaftliche Einblicke in die Übersetzungswissenschaft, was meiner Meinung nach, in einer Welt, in der Übersetzung oft und zum Teil zu Unrecht von Laien kritisiert werden, total angebracht ist - ich hoffe wirklich, dass durch dieses Buch mehr Menschen Wertschätzung für diese Tätigkeit bekommen. Gleichzeitig gibt es auch immer wieder recht intensive Ausflüge in die Sprachgeschichte und -theorie, die einigen Lesern sicher zu trocken werden könnten, ich fand sie dafür aber sehr spannend. In jedem Fall merkt man, dass die Autorin total begeistert von Sprachwissenschaften ist.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Buches, der meiner Meinung nach toll vermittelt wird, ist Kritik am Kolonialismus und die Diskussion von Aufarbeitungsversuchen. Sicherlich ist das gerade ein Thema, das viel diskutiert wird, doch selten habe ich die Problematik so gut erklärt bekommen wie hier. Ich denke, dass viele Menschen, die in dem Thema bisher noch nicht so gut aufgeklärt waren, hier ein deutlich besseres Verständnis bekommen. Auch das Thema Aktivismus und wie weit er gehen darf, werden hier sehr interessant behandelt.

Besonderes Lob verdienen auch die Übersetzerinnen Heide Franck und Alexandra Jordan. Ein Buch über Übersetzungen zu übersetzen ist sicher eine harte Nuss und ich habe eigentlich nie das Gefühl gehabt, dass es holprige Lösungen oder übersetzt klingende Stellen gab - und das stelle ich mir gerade bei diesem Buch sehr schwierig vor.

Ich kann die Kritiken, die bei diesem Buch teilweise angebracht werden, durchaus verstehen. 700 Seiten sind nicht gerade wenig und die sprachwissenschaftlichen Abhandlungen findet sicher nicht jeder interessant. Auch wer hier ein intensives Fantasy-Buch erwartet, wird da sicher eher enttäuscht werden, da die Fantasy-Elemente hier doch sehr wenig vorhanden sind. Ich hatte aber unheimlich viel Freude mit dem Buch und fand, dass es mich zu wichtigen Themen definitiv zum Nachdenken angeregt hat.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Warum feiern alle dieses Buch?

Mr Wrong Number
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Olivia scheint der größte Pechvogel aller Zeiten zu sein. Sie ist nicht nur extrem tollpatschig, sondern hat es nun sogar geschafft, beim Verbrennen der Liebesbriefe ihres Ex ihr gesamtes Haus abzufackeln. ...

Olivia scheint der größte Pechvogel aller Zeiten zu sein. Sie ist nicht nur extrem tollpatschig, sondern hat es nun sogar geschafft, beim Verbrennen der Liebesbriefe ihres Ex ihr gesamtes Haus abzufackeln. Nun muss sie übergangsweise bei ihrem Bruder einziehen - und seinem unausstehlichen Mitbewohner Colin. Zum Glück versüßt ihr eine anonyme Nummer, mit der sie immer wieder romantische Nachrichten austauscht, den Tag.

Ich habe mich wirklich unheimlich auf dieses Buch gefreut. Ich habe mich da nicht nur vom Hype auf Instagram & Co. anstecken lassen, auch die Prämisse fand ich super spannend. Sie war es dann aber auch, die mich davon abgehalten hat, dieses Buch irgendwann abzubrechen, denn ansonsten konnte ich der Geschichte nicht viel abgewinnen.

Hauptproblem war für mich die absolut unausstehliche Protagonistin Olivia. Ihre Tollpatschigkeit wird als witzig und "anders" verkauft, kam bei mir aber oft nur als nervig und ignorant an. Liv geht mit dem Eigentum anderer Menschen total fahrlässig um, wenn man sie auf ihre Fehler anspricht, reagiert sie genervt und unhöflich (und wir als Leser sollen dabei auf ihrer Seite stehen) und sie lügt, dass sich die Balken biegen, regt sich aber enorm auf, wenn andere Menschen es tun. Ich wollte einfach jeden Charakter, der Olivia auch nur sympathisch fand, schütteln und schreien, dass man Reisaus nehmen sollte.

Hinzu kommen seltsame Erklärungen und Plot Devices, die für mich kaum Sinn ergeben haben. Bestes Beispiel: Das ganze Buch über wird das Feuer vor Beginn des Buches von Liv als "Upps, wie peinlich" abgetan, während ich mir sicher bin, dass man in der Realität sicher total verstört von diesen Ereignissen wäre. Letztendlich ist das Ganze nur ein Storyelement, damit Liv aus ihrer Wohnung kommt, aber das hätte man doch auch durch andere, weniger dramatische Ereignisse auslösen können bzw. man hätte ihr etwas Gewissensbisse geben können. Die Spitze des Eisberges waren dann noch Sexszenen, die ich persönlich alles andere als sexy fand.

Tut mir leid, aber hier verstehe ich mal wieder überhaupt nicht, warum um dieses Buch so ein Hype herrscht. Sehr schade!

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Veröffentlicht am 20.05.2023

Urlaub mit Geheimnissen

Happy Place
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Harriet und Wyn waren einst das Traumpaar in ihrem Freundeskreis. Nun sind die beiden bereits seit einigen Monaten getrennt - nur weiß kaum jemand davon. Als der jährliche Urlaub mit der alten College-Clique ...

Harriet und Wyn waren einst das Traumpaar in ihrem Freundeskreis. Nun sind die beiden bereits seit einigen Monaten getrennt - nur weiß kaum jemand davon. Als der jährliche Urlaub mit der alten College-Clique in Maine ansteht, wollen sie es endlich allen sagen, doch es kommt anders. Die geliebte Villa steht zum Verkauf und somit wird es das letzte Mal sein. Da zusätzlich auch Harriets Freundin Sabrina am Ende des Urlaubs heiraten will und sie ihr die Zeit nicht verderben wollen, beschließen Harriet und Wyn, wenigstens bis dahin noch so zu tun, als wären sie zusammen. Was folgt, ist eine Woche voller Sommerspaß, aber auch voller Herzschmerz und Beziehungsverarbeitung.

Emily Henry ist definitiv die Königin der Sommerromanzen. Man bekommt richtig Lust, auch mal an einem Hummerfestival in Maine teilzunehmen und lernt die Freunde von Harreit Wyn ins Herz zu schließen. Auch wie über psychische Gesundheit in diesem Buch geredet wurde, hat mir gut gefallen. Eine nette Strandlektüre ist es auf jeden Fall.

Leider kann auch dieses Buch für mich nicht über "nett" hinausgehen. Interessanterweise liegen dafür dieselben Gründe für mich wie bei "Beach Read": die super langweiligen Protagonisten und ihre noch langweiligere Liebesgeschichte. Die Beziehung von Harriet und Wyn und die Gründe, warum sie die Trennung bisher geheim gehalten hatten, wirkten auf mich sehr konstruiert, außerdem habe ich nie wirklich Chemie zwischen den beiden gespürt.

Wie auch bei "Beach Read" hätte ich viel lieber die anderen Freunde der beiden näher kennengelernt. Emily Henry scheint wirklich ein Talent dafür zu haben, interessante Nebencharaktere und Schauplätze zu schaffen, ich verstehe nur nicht ganz, warum sie es nicht schafft, das auch auf die Protagonisten zu übertragen.

"Happy Place" ist definitiv ein nettes Buch für den Sommer - nicht mehr und nicht weniger.

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