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Veröffentlicht am 03.09.2019

Komplexe Geschichte zum Zerreißen spannend

Die junge Frau und die Nacht
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Diese Geschichte handelt in Frankreich – in der Region der Côte d’Azur. Eine Schülerin namens Vinca Rockwell soll angeblich in den 1990er Jahren ein Verhältnis zu einem Lehrer gehabt haben. Ebenfalls ...

Diese Geschichte handelt in Frankreich – in der Region der Côte d’Azur. Eine Schülerin namens Vinca Rockwell soll angeblich in den 1990er Jahren ein Verhältnis zu einem Lehrer gehabt haben. Ebenfalls an der Schule waren die Schüler und Freunde Thomas Degalais und Maxime Biancardini, die bis in die Gegenwart in Kontakt blieben. Fünfundzwanzig Jahre später findet an besagter Schule ein Schuljubiläum statt, zu dem Thomas und Maxime kommen, allerdings ohne Vinca. Thomas lebt mittlerweile als Schriftsteller in New York. Zu Schulzeiten verliebte sich Thomas in Vinca, die später verschwand. Jetzt nach über zwanzig Jahren kommen die alten Erinnerungen wieder hoch, vor allem bei Thomas. Damals hatte Thomas eine besondere Rolle als Schüler, denn er lebte bei der Schule, weil seine Eltern die Schule leiteten und dort unterrichteten. Auch Maximes‘ Vater pflegte engen Kontakt zur Schule. Im Nachhinein muss Thomas feststellen, dass seine Mutter und Maximes Vater mehr über Vincas‘ Verschwinden wissen, als sie zunächst zugeben. Thomas versucht, die Nacht des Verschwindens von Vinca zu recherchieren. Dabei muss er feststellen, dass diese Suche nach der Wahrheit nicht ungefährlich ist.
Der Roman Guillaume Musso – zumindest steht auf dem Buchcover „Roman“ – würde ich dem Genre Thriller zuordnen. Da das Buchcover meine Lieblingsfarben widerspiegeln, spricht mich dieses Buch direkt an. Und das Cover ist der Geschichte gut angepasst, denn es wirkt kalt und düster, was man beim Lesen hin und wieder empfindet. In diesem Thriller erzählt der Hauptprotagonist Thomas erzählt die Geschichte in der Vergangenheit und Gegenwart aus einer seiner ICH-Perspektive. So kommt man emotional und atmosphärisch nah an die Figuren und Settings in der Geschichte. Es ist Winter und Sommer in der jeweiligen Epoche. Aufgrund der wechselnden Erzählperspektiven in den unterschiedlichen Epochen und der Nebenfiguren wirkt die Geschichte um Thomas und dem verschwundenen Mädchen Vinca sehr komplex. Aber der Autor gibt zu jedem Buchkapitel Zeitangaben wie das Jahr des Geschehens und den Ort des Geschehens an. Jedes Buchkapitel ist Unterkapitel aufgeteilt, und unter der Überschrift des Kapitels steht jeweils ein Zitat von berühmten Literaten. Am Ende des Buches werden alle Kapitel mit Unterkapitel sowie die Quellen der Zitate aufgelistet. Man sieht, dass der Autor im Hinblick auf Quellen und Lesbarkeit sich sehr viel Mühe gegeben hat,
Mit diesem Thriller hatte ich das erste Mal das Vergnügen, von Guillaume Musso unterhalten zu werden. Denn die Geschichte hat durch Wendungen und Überraschungsmomente im Erzählstrang mir einige spannende Lesestunden bereitet. Trotz der Komplexität der Beziehungen der Figuren und Zeitenwechsel, womit der Autor es einen nicht einfach machte, konnte man mit Neugier von Seite zu Seite sehr gut unterhalten werden. Keinesfalls empfindet man langatmige oder langweilige Szenen in diesem Roman.
Dies wird sicherlich nicht der letzte Roman von dem Autor sein, den ich lesen werde.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Überraschend und informativ

Mo und die Arier
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Mo Asumang ist Mitte der 1960er Jahre in Kassel geboren. Ihr Vater war gebürtiger Ghanaer und ihre Mutter gebürtige Deutsche. Allerdings wuchs Mo die ersten Jahre in einem Kinderheim auf. Später nahm ihre ...

Mo Asumang ist Mitte der 1960er Jahre in Kassel geboren. Ihr Vater war gebürtiger Ghanaer und ihre Mutter gebürtige Deutsche. Allerdings wuchs Mo die ersten Jahre in einem Kinderheim auf. Später nahm ihre Großmutter Charlotte sie zu sich, wo sie dann weiterlebte. Anfang der 1960er Jahre lernten sich ihre Eltern kennen; für die damalige Zeit waren diese bilingualen Beziehungen weniger als heute. Der Anstoß für dieses Buch war ein Song für Mo Asumang, den ein rechtsextremer Neonazi aus der rechtsextremen Szene publik machte, und später bei einer öffentlichen Sendung vorgespielt wurde. Mo war schockiert von dem Text, weil ihr Name darin vorkam. Nachdem Mo recherchiert hat, und mittlerweile auch weiß, dass ihre Großmutter Charlotte als junge Frau bei der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg war, geht ihr das Zunehmen der agierenden Rechtsextremen, der AFD- und Pegida-Anhänger nicht mehr aus den Kopf. Deshalb begibt sie sich auf eine Reise – man könnte auch sagen eine Mission – zu der Geschichte der Nationalsozialisten von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Sie trifft sich mit unterschiedlichen Personen in Burschenschaften, mit einem angehenden Aussteiger aus der Szene und sie reist sogar in den Iran. Denn der Begriff „Arier“ lässt ihr ebenso keine Ruhe. Datingportale, Rockergruppen und Konzerte waren ebenso ihre Treffpunkte, um die Szene besser kennenzulernen, um die Menschen zu verstehen, dass sie rassistisch agieren.
Dieses Sachbuch, das man auch als Biografie bezeichnen kann, ist informativ, vor allem zu dem Begriff „Arier“ und dessen Ursprung. Mo Asumang beging gefährliches Terrain für ihre Recherchen, aber sie ist mutig gewesen, sich mit teilweise gefährlichen Menschen zu treffen. Im Nachhinein wundert es einen, dass diese Menschen gesprächsbereit waren, und nicht Gewalt ihr gegenüber ausgeübt haben. Mich überraschte das Gespräch zwischen Mo und dem Aussteiger Chris, der davon erzählte, dass man nur noch für die rechtsextremen Gruppierungen lebt. Manche werden auf Dauer krank – psychisch krank bis hin zu Selbstmordgedanken – weil sie nur noch für die Szene leben, und kein richtiges Sozialleben mehr haben wie Freundin und Freunde sowie Familienbezug.
Meiner Meinung nach bietet dieses Sachbuch genug Diskussionsgrundlage in der Bildung wie zum Beispiel im Geschichts-, Politik und Sozialkundeunterricht, aber auch in außerschulischen Einrichtungen wie Jugendvereine. Denn Rassismus und Diskriminierung trifft immer mehr Menschen aus verschiedenen Sozialgruppen, nicht immer nur Menschen mit Migrationserfahrungen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Totgeglaubte leben länger

Vanitas - Schwarz wie Erde
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Eine Frau – Ende dreißig – arbeitet in einer Wiener Blumenhandlung. Nur ihr Chef und ihre Kolleginnen wissen, dass sie dort arbeitet. Eigentlich lebte sie in Deutschland in der Vergangenheit. Zur Tarnung ...

Eine Frau – Ende dreißig – arbeitet in einer Wiener Blumenhandlung. Nur ihr Chef und ihre Kolleginnen wissen, dass sie dort arbeitet. Eigentlich lebte sie in Deutschland in der Vergangenheit. Zur Tarnung hat sie sich einen neuen Namen gegeben: Carolin Springer. Eines Tages bekommt sie eine blumige Botschaft. Wenn diese Botschaft erscheint, weiß Carolin, was sie zu tun hat. Unter falschen Vorwänden reist Carolin nach München. Dort wird ihr eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Carolin soll ihre Nachbarin Tamara Lambert unter falschen Vorwänden kennenlernen. Tamara Lambert gehört zu einer bekannten Bauunternehmerfamilie. Dann existiert noch eine Konkurrenz unter den Bauunternehmen in München; die Familie Vossen. In den letzten Wochen starben mehrere Personen auf Baustellen in der Stadt. Carolins Kontaktperson ist Robert, der ihr die Anweisungen gibt, dass die den beiden Familien Lambert und Vossen auf den Grund geht. Allerdings darf niemand wissen, dass Carolin noch lebt. Wird Carolin der Aufgabe gewachsen sein?
Ursula Poznanski wählte für diesen Thriller unter anderem ihre Heimatstadt Wien aus. Zentraler Ort spielt aber München in diesem Thriller. Konkurrenz unter Bauunternehmerfamilien, mafiaartige Ereignisse und Morde stellen den Mittelpunkt in diesem Thriller. Carolin Springer stellt eine Figur dar, die unter falschen Namen agiert. In der Geschichte selbst nimmt sie eine weitere Rolle als Journalistin unter falschen Namen ein. Carolin hatte einmal ein anderes Leben in der Vergangenheit mit ihrem richtigen Namen. Leider bleiben diese Vergangenheit und das Leben der Carolin nebulös. Man erfährt sehr wenig über sie. Es gibt Andeutungen zu einer gefährlichen Operation von Seiten der Polizei, bei der Carolin als tot geglaubt wurde von bestimmten Personen. Diese Personen müssen sehr gefährlich sein, weil Carolin sich vor ihnen fürchtet, und hofft, dass diese Personen sie nicht finden. Ansonsten ist der Thriller mittelmäßig spannend erzählt. Trotz dass die Geschichte aus der Perspektive von Carolin erzählt wird, fehlt ein gewisser Kick im Erzählstrang. Man vermisst Wendungen und Überraschungen von Spannungsmomenten in diesem Thriller.
Leider gefiel mir dieser Thriller mittelmäßig aufgrund mangelnder Spannung und Hintergrundinformationen zur Person Carolin Springer. Die Idee hinter dieser Figur finde ich gut, und sicherlich ist diese Figur ausbaufähig. Da im Klappentext angedeutet wird, dass dieser Thriller ein „Auftakt zur brandneuen Reihe psychologischer Thriller“ sein soll, gebe ich für weitere Bände eine Chance, dass sie besser sind als dieser Band.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Düster und emotionskalt erzählt

Die Hochhausspringerin
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Eine junge Frau – ihr Name ist Riva – stand viele Jahre als Sportlerin im öffentlichen Rampenlicht. Gut durchtrainiert, perfektioniert für die Gesellschaft als Vorzeigeobjekt. Von einem Tag auf den anderen ...

Eine junge Frau – ihr Name ist Riva – stand viele Jahre als Sportlerin im öffentlichen Rampenlicht. Gut durchtrainiert, perfektioniert für die Gesellschaft als Vorzeigeobjekt. Von einem Tag auf den anderen streikt Riva, und will nicht mehr springen. Deshalb wird die Psychologin Hitoma Yoshida beauftragt, Riva zu motivieren, sich dem Sport wieder zu widmen. Dazu muss Hitoma erst einmal herausfinden, warum Riva sich dem Sport und Erfolg wiedersetzt. Hitoma kommt nicht an Riva heran, und bezieht einen Mann mit hinein, der Riva motivieren soll. Gleichzeitig setzt Hitomas‘ Auftraggeber – der Master genannt – sie unter Druck, dass sie endlich etwas unternehmen soll, damit Riva weder die Gesellschaft, noch die Sponsoren der Sportlerin vergrault. Hitoma wendet nicht ganz akzeptierte Methoden an. Kann Hitoma Riva aus ihrem Loch herausholen?
Julia von Lucadou greift in ihrem Debütroman zwei Frauenfiguren auf, die an ihre jeweiligen Leistungsgrenzen stoßen. Riva, die sportliche Figur, und Hitoma, die wissenschaftliche Figur, wobei beide stark, aber auch zerbrechlich wirken. Stärke nach außen zeigen für den Erfolg, aber in ihren stillen Rückzugsräumen verlieren sie sich in Schwäche und Einsamkeit, denn dann bricht das nach außen gezeigte Rückgrat zusammen. Jede von beiden versucht, auf ihre methodische Art und Weise ihr Ziel zu erreichen beziehungsweise möglichst unbeschadet aus ihrer Misere herauszukommen. Die Autorin schuf perfektionierte Figuren, die an einem strengen disziplinierten Lebensablauf verfolgen müssen beziehungsweise sollen. Andere Figuren in dem Roman vor, wie die beiden Frauen funktionieren sollen. Aber dieses Funktionieren ist begleitet von Gefühlskälte, Gefühlsarmut und technologisch durchgetaktet. Eine Welt aus Beobachtung, Computertechnologie und sozialer Ignoranz besteht diese Welt in dem Roman. Beziehungen und Familien existieren eigentlich nicht, dann eher als maschineller Ersatz in Form einer Roboterfigur.
Als ich diesen Science-Fiction Roman begann zu lesen, dachte ich immer, es ist ein Roman über zwei Frauen in zwei Lebenswelten, aber als ich dann mich genauer mit dem Roman befasste, und feststellte, dass es sich um einen Science-Fiction Roman handelte, war ich zunächst überrascht. Einzige Elemente meiner Meinung nach, waren die Technologien in den Settings und das durch und durch organisierte Leben der beiden Hauptprotagonistinnen. Es wird bei diesem Roman auch gerne von einem dystopischen Roman gesprochen. Dazu fehlen mir aber mehr die gesellschaftlichen Umstände in diesem Roman. Denn der Fokus liegt hauptsächlich auf dem Umfeld der beiden Frauen. Auf mich wirkte der Roman eher psychologisch und sozialpsychologisch, als ob man mit den beiden Frauen ein Experiment durchführen würde. Ein wenig Spannung habe ich ebenfalls vermisst.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Auftakt einer Fantasy Trilogie

Die Krone der Dunkelheit
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In dieser Geschichte geht es um die Menschen auf dem Kontinent Lavarus, der sich in das nördliche Thobria und das südliche Melidrian aufteilt. Allerdings geht von West nach Ost eine lange Mauer zwischen ...

In dieser Geschichte geht es um die Menschen auf dem Kontinent Lavarus, der sich in das nördliche Thobria und das südliche Melidrian aufteilt. Allerdings geht von West nach Ost eine lange Mauer zwischen Thobria und Melidrian. Man bezeichnet es auch als das Niemandsland. Im Norden herrscht der König Andreus mit seiner Frau Erinna. Vor einigen Jahren bekam die Königin zwei Kinder – die Zwillinge Freya und Talon. Ein Schicksal trübt seit Jahren das Leben der Königsfamilie. Denn Talon wurde entführt, und ist nicht wieder aufgetaucht. Ohne Wissen ihrer Eltern, hat sich die Zwillingsschwester Freya über eine Alchimistin Magie angeeignet. Mit dieser Magie will Freya ihren Bruder finden. Sie vermutet aufgrund kleiner Hinweise, dass Talon auf der anderen Seite der Mauer sein kann. Parallel möchte eine junge Frau Ceylan Rache üben, weil ihre Eltern von einem König auf der anderen Seite der Mauer ermordet wurden. Ceylan will kämpfen und bewirbt sich bei den Wächtern, die an der Mauer im Niemandsland leben. Sie muss sich durchsetzen, um in der Welt der Männer sich zu behaupten. Für beide jungen Frauen beginnt eine abenteuerliche Reise.
Laura Kneidl erzählt im ersten Band der Fantasy Trilogie die Geschichte einer fantasievollen Welt, die von zwei unterschiedlichen jungen Frauen erzählt. Auf der einen Seite ist die Prinzessin Freya, die ihren Zwillingsbruder sucht, und auf der anderen Seite Ceylan, die sich an die Mächtigen fern der Mauer rächen will. Ihre Eltern wurden getötet, vermutlich durch den König der Unseelie. Man muss allerdings dazu unterscheiden, dass es im Süden in Melidrian zwei Königreiche existieren, die der Unseelie und der Seelie. Freya, die Königstochter des Nordens und ein jahrelanger gefangengehaltener Wächter begeben sich auf eine Abenteuerreise. Diese Reise birgt Gefahren, vor allem für Freya. Denn man könnte sie erkennen, dass sie die Prinzessin des Königs ist. Freya wächst an ihrer Rolle, um sich den Gefahren zu stellen, und möglichst unbemerkt ihren Bruder zu finden. Ceylan dagegen ist eine Figur, die sich von Anfang an durchbeißt. Sie hat die Willensstärke, den Kampfgeist und den Mut, sich einerseits als Wächternovizin aufgenommen zu werden, und als einzige Wächterin ernstgenommen zu werden. Ihr Ziel hat sie immer vor Augen. Diese Geschichte baute die Autorin komplex auf, weil verschiedene Settings eingebaut wurden. Es gibt Hauptfiguren und zahlreiche Nebenfiguren um die Hauptfiguren herum. Aufgrund der ungewöhnlichen Fantasienamen, muss man sich zügig an die Verflechtungen gewöhnen. Anhand des Schreibstils gelingt es Laura Kneidl diese Figuren gut einfließen zu lassen, um die Beziehungen miteinander verstehen zu können. Ein Glossar am Ende des ersten Bandes ist anfangs sehr hilfreich, um sich auf den ersten Seiten der Geschichte zu Recht zu finden. Stellenweise bildet man beim Lesen Assoziationen zu Georg R.R. Martins Reihe Game of Thrones (von meiner filmischen Perspektive).
Bisher haben mir die Abwechslung der Settings, die unterschiedlichen Figuren und deren Beziehungen sowie der relativ zügige Erzählstil sehr gut gefallen. Mit großer Erwartung und Neugier freue ich mich auf Band 2, der im Sommer 2019 erscheinen soll.