Ich hätte mir mehr Mehrwert gewünscht.
Zwei Worte vor und eins zurück"Zwei Worte vor und eins zurück" habe ich vor einigen Wochen zusammen mit Kerstin bei einem Ausverkauf entdeckt und gleich mitgenommen. Anfangs wusste ich nicht, dass es sich bei dem Buch um das später, ...
"Zwei Worte vor und eins zurück" habe ich vor einigen Wochen zusammen mit Kerstin bei einem Ausverkauf entdeckt und gleich mitgenommen. Anfangs wusste ich nicht, dass es sich bei dem Buch um das später, anscheinend in einer Neuauflage, erschienene "Landline" handelt, aber irgendwann ist auch bei mir der Groschen gefallen. "Landline" stand schon eine Weile auf meiner Wunschliste, weswegen ich mich natürlich sehr auf die Geschichte gefreut habe.
"Zwei Worte vor und eins zurück" bzw. "Landline" hat mich im Allgemeinen aber leider eher ernüchtert zurückgelassen. Ich habe das Buch zwar mehr oder weniger schnell durchgelesen und auch der Schreibstil hat mir gut gefallen, aber ich habe bei der Geschichte mit jeder Seite mehr auf das Besondere gewartet. Kennt ihr das? Wenn ihr ein Buch zuklappt und feststellt, die Geschichte hat euch überhaupt nichts gegeben? Keine Moral, keine besondere Unterhaltung, kein Mehrwert? Ich hatte "Zwei Worte vor und eins zurück" beendet und mich gefragt, was die Autorin mir mit der Geschichte sagen wollte und wieso sie den Plot so geschrieben hat. Hat die Hauptprotagonistin wirklich ein "magisches" Telefon gebraucht um zu erkennen, dass ihre Familie ihr wichtig ist und dass sie über Weihnachten nicht alleine sein sollte? Hat sie wirklich diese Krise gebraucht, um zu erkennen, wie wichtig die Weihnachtszeit ist und wie sehr ihr Mann sie für ihre Entscheidung, lieber zuhause zu bleiben und zu arbeiten, verurteilt? Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, was dieses "magische" Telefon überhaupt sollte, was es für einen Zweck und Sinn hatte, außer den Rahmen dafür zu bieten, die Gegenwart und die Vergangenheit gleichermaßen zu erzählen.
Außerdem hatte ich so meine Probleme mit den Charakteren wirklich mitzufiebern oder mitzuleiden. Das lag zum einen daran, dass Georgie mir sehr lange unsympathisch erschien und die Autorin bei mir auch den Eindruck vermittelte, dass das auch genauso sein sollte. Sie macht sich sehr oft schlecht, zählt ihre Verfehlungen der letzten Jahre auf und rückt sich selbst in ein schlechtes Licht. Zum anderen lag es daran, dass Neal für mich nicht wie ein eigenständiger Teil der Handlung schien. Es wird ÜBER ihn geschrieben, es gibt auch kleine Dialoge, aber im Großen und Ganzen blieb er mir zu befremdlich und distanziert, als dass ich mich hätte mit ihm identifizieren können – auch wenn ich seine Position in der ganzen Geschichte sehr gut verstanden habe. Ich hätte sehr gerne mehr über ihn erfahren, vor allem über den Gegenwarts-Neal. Dieser blieb leider aufgrund des Vergangenheits-Neal eher im Hintergrund.
Natürlich gibt es auch einige Punkte an dem Buch, die mir gut gefallen haben. Die Plotidee an sich hatte auf jeden Fall Potenzial. Sie hat mir gefallen und stellenweise konnte mich die Autorin damit auch packen. Außerdem mochte ich den Schreibstil von Rainbow Rowell. Gerade am Ende des Buches habe ich mich gefragt, wie sie es geschafft hat, dass ich doch Spaß beim Lesen hatte, obwohl ich mich kaum mit den Charakteren identifizieren konnte und ich den Plot als sehr durcheinander und wenig überzeugend empfand. Außerdem mag ich es, wie Rainbow Rowell in ihren Büchern alle Handlungen sehr realistisch darstellt. Klar, ein magisches Telefon ist nicht realistisch, aber die Eheprobleme, die Georgie und Neal haben, ihr Dilemma und auch Georgies Gefühle fand ich gut dargestellt und authentisch geschildert. Letztlich glaube ich, dass die Autorin mit einem roten Faden in der Geschichte und einem klaren Sinn sehr viel mehr aus der Plotidee hätte rausholen können.
Fazit
"Zwei Worte vor und eins zurück" ist kein schlechtes Buch, denn es lässt sich aufgrund des Schreibstils sehr gut lesen und es gibt auch einige Stellen, die mich gepackt haben. Aber im Großen und Ganzen betrachtet hat mich der Plot enttäuscht und ich fand es schade, dass ich keinerlei Mehrwert aus dem Buch mitnehmen konnte. Meiner Einschätzung nach ist dieses Werk von Rainbow Rowell ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss.