Alyson Noël ist mir seit ihrer „Evermore“-Reihe ein Begriff, deren ersten Teil ich vor Jahren mal gelesen habe. Damals konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen, weswegen ich die Reihe auch nie weitergelesen habe. Trotzdem bin ich immer neugierig auf die Neuerscheinungen von Autoren, von denen ich mal Bücher gelesen habe, selbst wenn dies Jahre her ist und/oder sie mich nicht wirklich überzeugen konnten. Deshalb hatte ich mir den Klappentext von „Beautiful Idols“ durchgelesen und festgestellt, dass dies eher ein Buch bzw. eine Reihe für mich sein würde, als die „Evermore“-Bücher. Zumindest war ich sehr gespannt, wie Alyson Noël dies umsetzen würde.
Im Grunde bietet „Beautiful Idols“ eine super interessante und komplexe Geschichte, die leider erst sehr spät ihren wahren Kern und ihr eigentliches Potenzial entfaltet. Schon der Prolog macht deutlich, dass es neben den im Klappentext angesprochenen drei Jugendlichen Aster, Layla und Tommy, auch um Madison geht. Diese wird allerdings im Laufe des Buches nur immer mal wieder erwähnt und mit kleinen Kapitel und kleinen Häppchen eingeführt, die dem Leser das Gefühl vermitteln, dass sie eigentlich keinen großen Anteil am Plot und an der Handlung hat. Tja, falsch gedacht. Denn das hat sie. Allerdings wird das eher sehr spät deutlich. Zum einen baut das zwar gerade für die letzten 100-150 Seiten nochmal ordentlich Spannung auf (vor allem im Hinblick auf einen zweiten Band), zum anderen lässt es die ersten 300 Seiten eher wie eine Hin- bzw. Einführung wirken, was ich ein wenig schade fand. Schließlich habe ich mich lange gefragt, wohin das alles führen wird, was wird aus den Clubs werden und mit den Protagonisten passieren?
Ich hätte mir von dem Buch gewünscht, dass die Autorin die Spannung viel früher aufgebaut hätte, denn gerade gegen Ende erinnerte mich die Handlung stellenweise an „Pretty Little Liars“. Seltsame Dinge gehen vor sich, die Protagonisten können niemandem wirklich vertrauen und komische Botschaften zerstören Beziehungen, verunsichern die drei Hauptcharaktere und führen zu Verhaftungen. Auch wenn man denkt, der Leser hätte den Plan und wüsste, wer hier die Leben der anderen zerstören will: hat er nicht. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wer wohl so etwas tun würde, was mit Madison passiert ist und wie Tommy, Layla und Aster in diese Situation kommen konnten. Ein absolutes „Pretty Little Liars“-Erlebnis – was, wie gesagt, für mich ein wenig zu spät kam.
Das Ende und der damit verbundene Cliffhanger würden mich "Beautiful Idols" wirklich ausgesprochen gerne 4 Sterne geben lassen, weil es einfach die absolut beste Stelle war, um das Buch zu beenden und den Leser auf den zweiten Teil gieren zu lassen. Es ist toll, wie die Autorin es schafft, dass ich unbedingt die Fortsetzung lesen will, obwohl das Buch nicht das war, was ich erwartet hatte.
Vier Sterne gibt es von mir trotz sehr gutem Ende, grandiosem Cliffhanger und einer interessanten und mysteriösen Handlung leider nicht, was überwiegend an den Charakteren lag. Zu großen Teilen der Geschichte mochte ich sie schlichtweg einfach nicht. Der Wettbewerb bringt die schlechtesten und unsympathischsten Eigenschaften der drei Hauptprotagonisten zum Vorschein, dass ich mich seltsam unwohl in der Geschichte gefühlt habe. Tommy ist ein Möchtegern-Musiker, der sich nicht traut, seinem Vater zu sagen, dass er sein Sohn ist, obwohl er mehrere Möglichkeiten hatte. Zwar erschien er mir noch als der „Normalste“ der drei, aber sein Oberwasser bei Erfolgen, sein selbstsicheres Auftreten bei Layla und seine Unentschlossenheit und Wankelmütigkeit bezüglich der beiden Frauen, auf die er wohl steht, machten ihn für mich nicht unbedingt zu einem starken Charakter. Auch Aster hat mich nicht bewegt. Sie ist arrogant, egoistisch, viel zu selbstsicher in allem, was sie tut und hält sich für etwas Besseres. Allerdings kuscht sie vor ihrer Familie, rennt offenen Auges in eine Falle und besitzt im Allgemeinen eher wenig Menschenkenntnis. Und Layla ... gibt sich im Endeffekt taffer, als sie ist, lügt und betrügt, findet Gründe, warum sie diesen Job machen muss, hält sich im Endeffekt aber nicht daran und macht sich gerne selbst etwas vor. Klingt auf jeden Fall nicht unbedingt spaßig.
Als alle drei dann später in die Opferrolle gedrängt werden, konnte ich viel mehr mit ihnen anfangen. Sie tun sich zusammen, es kämpft nicht mehr jeder für sich selbst und sie erkennen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Dass sie erst in einer Gruppe zusammenkommen müssten, um das festzustellen, fand ich traurig, denn der ganze Wettbewerb rund um die Clubs und um Ira Redman stinkt von Anfang an zum Himmel. Sie befinden sich alle drei in einer Abwärtsspirale, die meiner Meinung nach von Anfang an deutlich war, was die Geschichte aber wohl so spannend mach und mich am Ende dann doch dazu gebracht hat, die Figuren aufgrund ihrer Ahnungslosigkeit und ihrer Naivität zu mögen.
Den zweiten Band will ich unbedingt noch lesen. Vor allem, um herauszufinden, ob sich die Charaktere weiterentwickeln, aus ihren Fehlern lernen und beginnen, sich endlich gegenseitig zu vertrauen, aber auch, um herauszufinden, wer da Spielchen mit den drei Promotern spielt. Ob es der offensichtliche Feind ist oder ob hinterrücks die Fäden gezogen werden. Ich denke, es wird spannend bleiben.
Fazit
„Beautiful Idols – Die Nacht gehört dir“ hatte so viel Potenzial, das meiner Meinung nach nur in Teilen ausgeschöpft wurde. Ich hätte mir zumindest einen Charakter gewünscht, mit dem ich mich hätte identifizieren können, sowie einen schnelleren Spannungsaufbau. Die Geschichte braucht sehr lange um auf den eigentlichen Plot hinzuarbeiten, so dass am Ende für die mysteriösen Ereignisse kaum noch Platz bleibt. Trotzdem denke ich, dass die Autorin einen guten Auftaktband geschrieben hat und die Fortsetzung noch sehr viel interessantes, spannendes und mysteriöses für die Leser bereithält.