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Veröffentlicht am 04.02.2024

Ein autobiographisches Werk über Glaube, Liebe und Hoffnung in Zeiten des Nationalsozialismus

Mein verdorbenes Blut oder Streuselkuchen nach schlesischer Art
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Der autobiographische Roman "Mein verdorbenes Blut oder Streuselkuchen nach schlesischer Art" von Hubert C. Küter kommt genau zur richtigen Zeit.

Das leidvolle Schicksal des jüdischen Volkes in Deutschlands ...

Der autobiographische Roman "Mein verdorbenes Blut oder Streuselkuchen nach schlesischer Art" von Hubert C. Küter kommt genau zur richtigen Zeit.

Das leidvolle Schicksal des jüdischen Volkes in Deutschlands dunkelster Stunde ist normalerweise hinlänglich bekannt. Der vorliegende Roman geht dann nochmals ein Stufe tiefer und erzählt das ganz persönliche Schicksal einer Familie aus der Perspektive des Halbwaisen und -juden Horst. Diese ganz persönliche Sichtweise der Erzählung lässt nochmals einen ganz anderen und sehr viel intensiveren Blickwinkel zu.

Gerade in der aktuellen Zeit sind meiner bescheidenen Meinung nach solche Bücher wirklich Gold wert, denn durch den wieder erstarkenden Antisemitismus sowie das umherwabernde rechtsnationale Gedankengut, wie beispielsweise die aktuell aufgedeckten umfassenden Remigrationspläne zeigen, sieht man mehr als deutlich, dass man die Stimmen der damaligen Zeitzeugen wieder vermehrt anhören und ins Gedächtnis bringen sollte.

Obwohl ich persönlich bereits sehr vieles über das Leid der Juden in Deutschlands dunkelster Stunde erfahren bzw. erlesen habe ist genau dieses Buch dann dennoch wieder erneut sehr besonders.

Der Halbwaise und -jude Horst erzählt dabei seine ganz persönliche Geschichte im Rückblick und deckt dabei die Zeit rund um den Zweiten Weltkrieg wie auch die Zeit danach ab. Geprägt sind diese ganzen Zeiten durch den ausgeprägten Antisemitismus, die der kleine Horst dann bereits sehr früh zu spüren bekommt. Horst ist für mich persönlich aber dennoch der Held in dieser Geschichte. Trotz der ganzen widrigen Umstände agiert der Junge dann wie ein Stehaufmännchen und macht aus jeder misslichen Lage dann wirklich das Beste daraus. Das Mutter-Sohn-Gespann harrt bis zum Schluss trotz vorheriger eindringlicher Warnungen durch die Verwandtschaft in Breslau aus. Mit welchen Repressalien sowie Ereignissen beide dann konfrontiert sind, erfährt man dabei hautnah in der Erzählung selbst. Die Kriegszeit selbst war sicherlich hart aber es gibt immer wieder besondere Momente, die Horst fast sprichwörtlich heraufbeschwört bzw- zaubert, die dann vom ganzen Mut und der Courage des kleinen Horst berichten. Innerhalb der Familie gibt es dann immer wieder auch kleine lukullische Oasen, von den Horst berichten kann und die unheimlich lecker klingen. Hungrig sollte man dieses Buch vielleicht dann eher nicht lesen.

Der ausgeprägte Antisemitismus während des Zweiten Weltkrieges ist wahrscheinlich vielen von uns nach wie vor sehr präsent. Das Buch endet aber eben nicht mit Ende des Zweiten Weltkrieges sondern berichtet auch über die Flucht von Breslau aus und beleuchtet dabei auch recht ausgiebig die Zeit nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Man könnte meinen, das Gröbste hätte man vielleicht überstanden, aber das Überleben ging dann in der breiten Bevölkerung zunächst weiter. Auch der Antisemitismus war eben nicht mit dem Kriegsende ad acta gelegt sonder war auch danach für Horst ein hartnäckiger Begleiter.

Summa summarum zeugt dieser außergewöhnliche Roman sehr authentisch von der damaligen schwierigen Zeit. Für mich sind solche Zeitzeugenberichte extrem wichtig, da dieses dann nochmals einen spezielleren Blick bieten. Diese Berichte sind es schließlich, die uns allen zur Mahnung dienen sollten, dass solches Leid nie mehr wieder geschehen möge.

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Veröffentlicht am 03.02.2024

Großwildjagd in Afrika - Ein "Hobby" für gut betuchte Kunden mit ungeahnten menschlichen Abgründen

Trophäe
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Gaea Schoeters aktuelles literarisches Baby ist wohl selbst so ikonisch, wie die Trophäen der im gleichnamigen Buch thematisierten Großwildjagd in Afrika.

"Trophäe" ist für mich persönlich vor allem eines ...

Gaea Schoeters aktuelles literarisches Baby ist wohl selbst so ikonisch, wie die Trophäen der im gleichnamigen Buch thematisierten Großwildjagd in Afrika.

"Trophäe" ist für mich persönlich vor allem eines - auf jeder einzelnen Seite sehr bildgewaltig und detailliert umgesetzt. Vorausschicken möchte ich vielleicht auch gleich noch, dass Zartbesaitete dann bei der ein oder anderen Szene schnell an ihr persönliches Limit kommen könnten. Hier wäre vielleicht auch eine Triggerwarnung eingangs im Buch nochmals angebracht.

Wer sich allerdings auf Schoeters Trophäenjagd in Afrika dann einlässt wird sehr schnell in die Szenerie eingesaugt. Als absoluter Wildlife- und Afrika-Fan sowie auch Dokunerd in Sachen Umwelt-, Natur- und Wildlifedokus war mir die sehr umstrittene Trophäenjagd bereits bekannt gewesen.

Was sich mir allerdings hier im Buch dann relativ schnell präsentierte schlug dann doch nochmals dem Fass den Boden aus. Ziemlich frühzeitig im Buch gibt es eine für mich bis dahin nicht absehbare Wendung im Geschehen und ich war persönlich vor den hier gezeigten menschlichen Abgründen dann einfach mehr als schockiert.

Das Werk lässt mich irgendwie richtig fassungslos zurück. Die "normale" Trophäenjagd ist bereits schon sehr speziell und ich kann sicherlich die im Roman präsentierten unterschiedlichen Sichtweisen nachvollziehen verabscheue aber auch nach dem Buch dann diese organisierte Großwildjagden nach wie vor, auf denen gut betuchte Kunden dann quasi Gott spielen.

Die Stärke dieses Romans ist es, die Lesenden direkt in die Handlungen reinzuziehen und die Protagonisten dann Seite an Seite zu begleiten. Es prasseln immer wieder sehr viele Infos und Eindrücke auf einen selbst beim Lesen ein und der Plot wird andauernd weiter voran getrieben, ohne dass man kurz verschnaufen könnte.

Ich persönlich erwartete einen kurzweiligen und interessanten Bushwalk in Afrika und bekam genau dieses organisierte "Abenteuer" präsentiert. Die stetige Intensität hat meine Erwartungen um Welten übertroffen und die menschlichen Abgründe haben mich teilweise arg überrumpelt.

Nichtsdestotrotz dürfen wir vielleicht auch gerade vor diesen thematisierten Abgründen nicht die Augen verschließen.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Auf den Spuren unserer zeitlich weit enfernten Vorfahren wandeln - Edutainment für Kinder, wie es sein sollte

Warum die Welt nicht fair ist
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Hararis zweiter Streich "Warum die Welt nicht fair ist" in der vierbändigen "Unstoppable Us"-Reihe steht seinem Vorgängerband in wirklich nichts nach.

Wir lasen bereits Band 1 mit großer Begeisterung ...

Hararis zweiter Streich "Warum die Welt nicht fair ist" in der vierbändigen "Unstoppable Us"-Reihe steht seinem Vorgängerband in wirklich nichts nach.

Wir lasen bereits Band 1 mit großer Begeisterung und daran schließt dann der zweite Band nahtlos an. Beide können jedoch voneinander losgelöst gelesen werden.

Ganz ohne DeLorean mit Fluxkompensator schickt uns Yuval Noah Harari erneut in der Zeit zurück und lässt uns auf den Spuren unserer zeitlich weit enfernten Vorfahren wandeln.

Konzept und Didaktik werden, wie bereits im ersten Band der Reihe erfolgreich fortgeführt und so bestechen auch hier wieder die durchweg kurzweiligen Texte, ergänzt um die farbigen Illustrationen, welche die Kinder dann noch tiefer ins Werk eintauchen lassen.

Dass die Vermittlung von geschichtlichem Wissen alles andere als trocken rübergebracht werden kann beweist Harari hier aufs Neue.

Genau so sieht für uns spannendes Edutainment für Kinder aus, das unterhält und wichtige Fakten fast spielerisch nebenbei vermittelt.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Den ganz besonderen Tagen zwischen den Jahren nachspüren

Magie der Raunächte
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Petra Brauns aktuelles Ratgeberbuch "Magie der Raunächte - Mein Begleiter durch die mystische Zeit" begleitet interessierte Leseinteressierte durch die vielleicht mystischste Zeit des ganzen Jahres.

Wer ...

Petra Brauns aktuelles Ratgeberbuch "Magie der Raunächte - Mein Begleiter durch die mystische Zeit" begleitet interessierte Leseinteressierte durch die vielleicht mystischste Zeit des ganzen Jahres.

Wer bis dato mit den Raunächten noch nichts anfangen konnte kommt hier dem magischen Geheimnis dahinter auf die Spur.

Alleine die tolle Aufmachung des Buches zog mich persönlich sehr schnell ins eigentliche Thema hinein.

In Wort und Bild erläutert Braun das Konstrukt der vielleicht zwölf geheimnisvollsten Nächte des Jahres und gibt dabei gerade Newbies Orientierung im Thema und wirft dabei auch gute Fragen zur Selbstreflexion auf.

Wer Spiritualität, Mythen und Ritualen aufgeschlossen gegenübersteht, bekommt hier ein tolles Workbook für die Zeit zwischen den Jahren.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Ein junges Rentier erkundet seinen Lebensraum und verliert dabei den Anschluss an seine Herde

Das kleine Rentier und das Rotkehlchen
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Rosa Baileys Erzählung für Kinder ab etwa 4 Jahren vom kleinen Rentier und dem Rotkehlchen hat uns persönlich auf ganzer Linie überzeugt.

Ein noch junges unerfahrenes Rentier erkundet dabei sehr neugierig ...

Rosa Baileys Erzählung für Kinder ab etwa 4 Jahren vom kleinen Rentier und dem Rotkehlchen hat uns persönlich auf ganzer Linie überzeugt.

Ein noch junges unerfahrenes Rentier erkundet dabei sehr neugierig mit seiner Mutter und der Herde die Natur. Doch dabei verliert es dann urplötzlich den Anschluss zu seinen Begleitern.

Das Buch besticht durch kurze prägnante Textpassagen die mit sehr üppigen Bildern unterlegt sind, welche die erzählte Geschichte genial aufnehmen. So gibt es eine rasche Bindung zu den Charakteren und zur Story selbst.

Von der Didaktik und den enthaltenen bzw. versteckten Botschaften gefällt uns das Kinderbuch durchweg sehr gut.

Man kommt mit den (Vor)Lesekindern ins Gespräch und fiebert beim Abenteuer des kleinen Rentiers mit.

Summa summarum ein tolles Buch für die dunkle Herbst- und Winterzeit, das Kindern ein spannendes Abenteuer präsentiert.

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