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Freda_Graufuss

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2019

Meerschwein im Geschwisterkrieg

Als uns Einstein vom Himmel fiel
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Nia und Luke sind Einzelkinder und schon seit dem Kindergarten miteinander befreundet. Daher finden es Beide richtig cool, dass sich ihre Eltern ineinander verliebt haben und die alle nun zusammen wohnen ...

Nia und Luke sind Einzelkinder und schon seit dem Kindergarten miteinander befreundet. Daher finden es Beide richtig cool, dass sich ihre Eltern ineinander verliebt haben und die alle nun zusammen wohnen werden. Das Zusammenziehen läuft dabei zunächst absolut harmonisch ab: Nia übergibt ihren neuen Bruder sogar bereitwillig ihr größeres Zimmer, damit dieser dort sein Schlagzeug auch rein bekommt. Doch bald gibt es Streit: um die Wahl des Wochenendausflugs, um das Essen, um den Platz auf der Couch, das Fernsehprogramm. So dauert es auch nicht lange, bis die beiden besten Freunde schon bald in einen erbitterten Geschwisterkrieg ziehen, der sich immer weiter hochschaukelt. Bis.... ja bis eben Einstein vom Himmel fällt.

Meiner Tochter (und auch mir) hat die Geschichte in vielerlei Hinsicht gefallen. Zunächst ist es einfach urkomisch, wie die beiden sich gegenseitig immer fiesere Streiche spielen. Dabei wird niemand verletzt, aber peinlich wird es allemal. Und der Leser mit etwas ausgeprägter Schadenfreude hat eine Menge zu kichern.

Außerdem kommt die Geschichte zwar mit einer Moral (vertragt euch, redet miteinander, schließt Kompromisse) daher, ohne aber zu offensichtlich den moralischen Zeigefinger zu erheben. Die Konflikte und Situationen sind absolut kindgerecht (ab 2./3. Klasse) und auch nachvollziehbar. Wahnsinnig Spannung kommt zwar nicht auf, aber unterhaltsam ist die Geschichte dennoch.
Das die Erwachsenen an einigen Stellen etwas fad bleiben und nix mitbekommen, schiebe ich mal auf die Tatsache "Kinderbuch" und schaue galant darüber weg ;) Die Geschichte verträgt es.

Anders als Erstleserbücher, die gezielt für Erst- und Zweiklässler geschrieben sind, kommt dieses Buch mit relativ wenigen Bildern (die aber dafür sehr schön sind) und einer vergleichsweisen großen Menge Text. Für die knapp 160 Seiten braucht auch ein geübter Leser etwas länger. Leseanfänger sollten also entweder etwas warten oder sich die Geschichte von Mama oder Papa vorlesen lassen. So kann man beim Kuscheln auch wieder mal schön gemeinsam lachen.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Don't judge a book by its cover

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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Hätte ich mich mal an diese alte englische Weisheit gehalten, dann wären mir einige trostlose Augenblicke erspart geblieben. Dann hätte ich nicht 460 Seiten lang hoffen müssen, dass vielleicht doch noch ...

Hätte ich mich mal an diese alte englische Weisheit gehalten, dann wären mir einige trostlose Augenblicke erspart geblieben. Dann hätte ich nicht 460 Seiten lang hoffen müssen, dass vielleicht doch noch etwas aufregendes passiert, ich vielleicht endlich kapiere wer in diesem ganzen Gewirr italienischer Namen noch mal wer war oder, dass am Ende wenigstens etwas großes Unerhofftes auf mich wartet. Alles umsonst.

Vielleicht bin ich auch einfach nicht intellektuell genug, denn das Werk hat durchaus einige Auszeichnungen erhalten. Der Autor (oder zumindest der Übersetzer) versteht es gekonnt mit Wörtern zu spielen und das ganze langweilige Geplänkel in wohlklingende Laute zu packen. Das verhüllt dennoch nicht, dass absolut rein gar nichts passiert.

So geht der Briefträger jeden Tag seine Runde, trifft dabei zahlreiche Dorfbewohner, denen er nicht nur die Post bringt, sondern deren Briefe er heimlich mit liest und sogar abschreibt und archiviert. Ab und an, mischt er sich dabei in ihr Leben ein und versucht ihnen dadurch einen Stoß in die seiner Meinung nach richtige Richtung zu geben. Die meiste Zeit ist er allerdings in der Rolle eines Spanners. Der von außen gierig auf das Leben der Anderen starrt, selbst aber zu feige ist, seines wieder zu ordnen. Kurz gesagt, nicht wirklich ein Sympathieträger.

Als Leser ist man komplett in die Gedankenwelt des Briefträgers eingebunden. Man ist sozusagen der Stalker des Spanners. Dennoch brachte mir das streckenweise nicht sehr viel, da mich die Vielzahl der kalabrischen Namen zu sehr verwirrte. Ich hatte keine Lust, eine Liste zu machen und dadurch tauchten viele Personen nur schemenhaft auf und waren für mich schnell vergessen. Zwei, drei Dorfbewohner, die auch der Postbote stärker im Blick hatte, konnte man zwar noch verfolgen, der Rest ging im wortreichen Ausführungen unter. Für mich war die Lektüre leider eine frustrierende Enttäuschung.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Fjelle, mein haariger Freund

Fjelle und Emil - Monstermäßig beste Freunde
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Das es im Schulalltag manchmal laut zu geht kennen alle Eltern. Wenn nun aber unter den Schulkinder ein echtes grünes Monster dabei ist, dann wird es erst recht monstermäßiglaut.
Fjelle, so heißt stadtbekannte ...

Das es im Schulalltag manchmal laut zu geht kennen alle Eltern. Wenn nun aber unter den Schulkinder ein echtes grünes Monster dabei ist, dann wird es erst recht monstermäßiglaut.
Fjelle, so heißt stadtbekannte Monster aus Flusenbek. Er ist nebenbei der beste Freund von Emil, dem Bäckersohn. Was Emil in die gute Position bringt, seine Feunde täglich mit frischen Brötchen zu verwöhnen.
Die restlichen Flusenbek-Schüler finden es nicht ungewöhnlich ein Monster in der Klasse zu haben. Kann es doch sämtliche Schulranzen auf einmal tragen oder ist gern bereit als Schaukel zu dienen. Das es natürlich auch Einschränkungen gibt, daran haben sich alle in der Klasse 4a längst gewöhnt. Fjelle ist nämlich sehr empathisch veranlagt. Das heißt, ist jemand trauig in seiner Nähe so ist Fjelle SUPERtraurig, ist jemand glücklich so ist Fjelle SUPERhappy. Und dann geht schon einmal ein Stuhl im Glückrausch zu Bruch.

Alles könnte also nicht besser sein, wäre da nicht der neue Schuldirektor, der, sagen wir mal, nicht ganz so auf Monster steht. Der Schulalltag wird dadurch nicht gerade einfacher für Emil und sein Monster, da es zu Gefühlsausbrüchen neigt, auch wenn es noch so gutherzig ist. Vielleicht kann Yoga hierbei helfen?!

Fjelle und Emil - monstermäßig beste Freund von Anne Scheller ist ein Kinderbuch aus dem Baumhaus-Verlag, mit sehr schönen Illustrationen von Nina Dulleck. Es ist sowohl für kleine Lesebeginner als auch zum gemeinsamen Vorlesen geeignet, da die Kapitel nicht allzu lang sind. Durch die kindgerechte Sprache lässt es sich flüssig lesen.

Dabei stellt das Buch auch wichtige Themen des Alltags in den Mittelpunkt. Wie reagiere ich bei offensichtlicher Ausgrenzung, ja Mobbing in der Schule? Traue ich mir zu Paroli zu bieten und für meine Freunde einzustehen? Auch wenn sie sich offensichtlich von den Anderen unterscheiden. Kann es nicht auch spannend sein, wenn Jemand anders ist?

Zusammenfassend gefiel mir und meinen jungen Zuhörerinnen das Buch sehr gut. Die Geschichte las sich flüssig und war in sich verständlich. Die angesprochenen Probleme waren nicht aus der Luft gegriffen, sondern absolut nachvollziehbar. An einigen Stellen kullerten dann aber doch dicke Tränen. Die Ausgrenzung von Fjelle war zeitweise schon ziemlich heftig. Da es am Ende aber glücklicherweise (oder selbstverständlich) ein Happy-End gab, haben sich dennoch auch die kleinen Zuhörer mit dem Buch versöhnen können.

Aus unserem Haus daher eine eindeutige Leseempfehlung. Die Geschichte kann auch gut zum Nachdenken und Reden über das hier angesprochene Thema genutzt werden.

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Veröffentlicht am 29.03.2019

Böse Jungs für Lesemuffel

Böse Jungs (Band 1)
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Mit Jungs ist das ja so eine Sache. Die wollen draußen toben, böse sein und bestimmt nicht zu Hause hocken und Bücher lesen. So das Klischee. Und da wir gerade bei Klischees sind: Ein Hai frisst Touristen ...

Mit Jungs ist das ja so eine Sache. Die wollen draußen toben, böse sein und bestimmt nicht zu Hause hocken und Bücher lesen. So das Klischee. Und da wir gerade bei Klischees sind: Ein Hai frisst Touristen am Strand, ein Piranha die Badenden im Süßwasser, eine Schlange ist per se das ultimative Böse und der Wolf will immer die Großmutter fressen.
Der letzte der Genannten hat es nun aber satt. Er will nicht immer der Böse sein. Er will nicht, dass alle immer vor ihm weglaufen. Er will der Gute, der Superheld sein. Und so lädt er die anderen Geächteten zu einem Kaffeekränzchen mit Muffins und ohne Fleisch ein um zu bereden, wie man die Vorurteile abschütteln kann. Nur leider wissen die anderen bösen Jungs noch nicht, warum sie nicht mehr böse sein sollen.

Die Geschichte hinter Teil 1 von Böse Jungs ist schnell erzählt und genauso schnell gelesen. Handelt es sich doch um einen Comic. Obwohl ich zunächst skeptisch angesichts der doch einfach gehaltenen Zeichnungen und des schlichten Covers war, ist es dennoch ein großer Lesespaß für Kinder um die 8 Jahre. Es gibt eine sehr einfach gehaltene Geschichte, Slapstick-Humor, der teilweise auf Kindergarten-Niveau zurückgreift (was zumindest bei uns zu Hause immer gut ankommt) und schließlich ein Happy-End. Wir haben das Büchlein mit zwei Mädels gelesen, die erst gar nicht einsehen wollten, warum sie ein Jungenbuch überhaupt anschauen sollten. Am Ende wurde dennoch viel gelacht. Die Große hat sich das Buch sogar noch einmal geschnappt und selbst gelesen.

Und hier liegt glaube ich auch der Vorteil des Comics, denn:
(1) Ja, es ist schnell durchgelesen und
(2) für ca. eine Stunde Lesespaß ist der Preis von 10,00€ nicht wenig. (vor allem wenn man bedenkt, dass es mittlerweile schon 4 Teile gibt)

ABER: durch die Kürze greifen Leseanfänger und Lesemuffel doch eher selbst zum Buch. Sie können drin blättern und sich über einzelne Szenen kaputtlachen. Die Motivation ist definitiv eher gegeben, als bei einem umfangreicheren Buch.

Und nach Ende der Lektüre finde ich auch das Design gar nicht so schlecht. Es ist eben nur ungewohnt in einer Zeit der Hochglanzcover mit Glitereffekten

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Veröffentlicht am 18.03.2019

Bullerbü liegt jetzt in Deutschland,

Wir Kinder vom Kornblumenhof, Band 1: Ein Schwein im Baumhaus
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... denn nicht nur der Titel allein, auch die Geschichte hat doch einige Parallelen zum berühmten schwedischen Vorbild.

Erzählt wird die Geschichte von der 9-Jährigen Mai, die mit ihren Eltern und ihren ...

... denn nicht nur der Titel allein, auch die Geschichte hat doch einige Parallelen zum berühmten schwedischen Vorbild.

Erzählt wird die Geschichte von der 9-Jährigen Mai, die mit ihren Eltern und ihren zwei Geschwistern auf dem Kornblumenhof wohnt. Weil dort aber noch zu viel Platz übrig ist, wohnen da auch noch eine Tante mit ihren zwei Kindern, sowie Tante und Onkel mit noch einmal zwei Kindern. Damit die sieben Kinder auch genügend Babysitter haben, machen Oma und Opa die Familienbande komplett.

Man kann sich vorstellen, dass bei sieben ungefähr gleichaltrigen Kindern immer eine Menge los ist. Wenn man dann auch noch auf einen Bauernhof mit einer Vielzahl unterschiedlicher Tiere lebt, ist auf jeden Fall dafür gesorgt, dass es nie langweilig wird. Jedenfalls für 9-Jährige

Es beginnt damit, dass eines der Schweine plötzlich und vollkommen unerwartet kleine Ferkel bekommt. Praktischerweise gleich sieben, so dass alle interessierten Schweinehüter versorgt sind. Aber was wird mit ihnen, wenn sie groß sind? Werden sie auf den Kornblumenhof bleiben können? Außerdem gibt es da noch ein wahres Mädchengeheimnis um ein Baumhaus, dass unbedingt geschützt werden muss. Wird das gelingen?

Das Buch liest sich wirklich gut und ist bei uns zu Hause sehr gut angekommen. Aber ehrlich gesagt, passiert nicht so wahnsinnig viel auf den knapp 100 Seiten. Daher könnte es für Leser(innen) ab 10 Jahren vielleicht schon zu langweilig sein. Erzählt wird im Ich-Stil von Mai. Die Sprache ist dabei absolut altersgerecht und auch gut verständlich. Das Buch selbst ist sehr liebevoll illustriert - den Stil erkennt man bereits sehr gut auf dem Cover.

Wie bereits erwähnt, kam die Geschichte hier sehr gut an. Selbst an Teil 2 wurde schon Interesse geäußert. Ich selbst bin gespannt, wie sich die Geschichte um den Kornblumenhof weiter entwickelt. Viel Konflikte und Potential für neue Geschichten hat Teil 1 nicht geliefert. Aber ich lasse mich auch gern überraschen.

Fazit: Für Mädchen ab 8 Jahren ein kurzweiliges Buch über eine familiäre Landidylle. Auch für das Auge sehr schön gemacht.