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Veröffentlicht am 07.01.2022

Wunderbar spannende Geschichte, aber...

Die Magie der kleinen Dinge
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In der App des Buchgiganten Thalia gibt es eine Funktion, die sich Thalia Next nennt. Man kann dort den Titel eines Buches eingeben, dass man besonders mochte und dann schlägt dir der Generator Bücher ...

In der App des Buchgiganten Thalia gibt es eine Funktion, die sich Thalia Next nennt. Man kann dort den Titel eines Buches eingeben, dass man besonders mochte und dann schlägt dir der Generator Bücher mit vergleichbaren oder ähnlichen Themen bzw. Inhalt vor. Das habe ich mit "Die kleinen Wunder von Mayfair" von Robert Dinsdale gemacht und der Generator schlug mir unter anderem das Buch "Die Magie der kleinen Dinge" von Jessie Burton vor.

Vorab: Jessie Burton hat einen wunderbar fesselnden Schreibstil, der den Leser quasi dazu nötigt, an der Geschichte dran zu bleiben, weil man wissen will, wie es ausgeht. Auch ist die Geschichte um Petronella Brandt und ihr geradezu magisches Puppenhaus sowie die Geheimnisse des Hauses, in das sie eingeheiratet hat, wahnsinnig interessant. Nur eins hat mir diese wunderbare, leicht düstere Geschichte dann doch versaut: Was geht Autoren eigentlich durch den Kopf, wenn sie in ihren Büchern Tiere grausam zu Tode kommen lassen? Muss das sein? Sind Bücher nicht auch dafür da, dass man vor den Grausamkeiten der Realität flüchten kann? Muss man dann über Tierquälerei schreiben? Die Geschichte wäre meiner Meinung nach auch ohne den grausamen Mord an einem Windhund ausgekommen. Sicher ist das mein subjektives Empfinden, aber ich möchte keine Geschichten lesen, in den Tiere gequält oder sinnlos getötet werden. Und deshalb fliegt das Buch auch wieder aus dem Regal.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Illies macht aus Sachbüchern spannende Erzählungen

Liebe in Zeiten des Hasses
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Als es hieß, von Florian Illies erscheint ein neues Buch, dass genauso aufgebaut ist wie "1913 - Der Sommer des Jahrhunderts", in dem es allerdings über die Künstler der Weimarer Republik, ihre Liebeleien ...

Als es hieß, von Florian Illies erscheint ein neues Buch, dass genauso aufgebaut ist wie "1913 - Der Sommer des Jahrhunderts", in dem es allerdings über die Künstler der Weimarer Republik, ihre Liebeleien und ihre Schicksalsschläge durch des NS-Regime gehen soll, da wusste ich sofort, dass ich es lesen werde. Klar, schließlich hat mir ja schon 1913 so gut gefallen. Florian Illies schafft es einfach, ein Sachbuch zu schreiben, dass auch Leute lesen können, die keine historischen Sachbücher mögen, weil sie diese als zu "trocken" empfinden. Aber nicht bei Illies. Der schreibt seine Bücher so interessant, der könnte auch Biografien von Max Mustermann aus Königs Wusterhausen oder Bodo aus Bottrop-Kirchhellen, sprich von völlig unbekannten Leuten schreiben, die er sich zufällig in der Fußgängerzone in Castrop-Rauxel rausgezogen hat und ich würde sie trotzdem lesen. (Mit dem Vergleich hätte ich Torsten Sträter jetzt vermutlich stolz gemacht. Der steht auf so ausufernde Vergleiche. 🤣)

"Liebe in Zeiten des Hasses" ist einfach ein grandioses Stück Geschichtserzählung, dass man gelesen haben muss.

Einen kleinen Abstrich muss ich zum Schluss dann dennoch machen: Ich habe Heinz Rühmann schmerzlich vermisst. Der wurde nur mal kurz nebenbei erwähnt, aber ich hätte dann schon gerne mehr von ihm gelesen. Vielleicht beim nächsten Mal.

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Veröffentlicht am 06.01.2022

Man sollte sich nicht immer auf die Expertise eines Kritikers verlassen

Der Buchspazierer
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Ich mag Denis Scheck und ich schau mir auch furchtbar gerne "Druckfrisch" an. Ich stimme außerdem mit ihm überein, dass es nicht zwingend ein Qualitätsmerkmal ist, wenn auf einem Buch der Spiegel-Bestselleraufkleber ...

Ich mag Denis Scheck und ich schau mir auch furchtbar gerne "Druckfrisch" an. Ich stimme außerdem mit ihm überein, dass es nicht zwingend ein Qualitätsmerkmal ist, wenn auf einem Buch der Spiegel-Bestselleraufkleber drauf ist (den ich ohnehin wie die Pest hasse und nach jedem Buchkauf sofort vom Schutzumschlag knipper - > ich empfinde es generell als eine Unsitte, Bücher mit Aufklebern zu verschandeln).

Nur kann ich beim Verriss der Bücher nicht immer mit ihm übereinstimmen. So zum Beispiel bei "Der Buchspazierer" von Carsten Henn, der für Herrn Scheck verkitschte Trivialliteratur darstellt. Computer sagt nein! Die Geschichte über den alten Buchhändler, der jeden Abend durch eine Kleinstadt mit Münster spaziert, um seinen Kunden persönlich ihre bestellten Bücher vorbeizubringen und über ein kleines, schlaues Mädchen, dass dem alten Buchspazierer die Augen für ihre Sicht der Dinge öffnet, empfand ich definitiv nicht als verkitscht oder trivial. Sie ist ein Lobgesang auf die Buchhändler, die ihren Beruf leben und für jeden Kunden das passende Buch finden, auch für die, die eigentlich nicht lesen. Dieses Buch lehrt uns, dass neue und moderne Methoden nicht richtig sein müssen, nur weil sie neu und modern sind. Es zeigt, dass es Freude bringen kann, aufeinander zu achten und dass man nicht die Augen davor verschließen sollte, wenn es anderen schlecht geht. Diese Geschichte zeigt, wie sehr Bücher Menschen miteinander verbinden können. Und wer das für trivialen Kitsch hält, der liest auch mit Vergnügen Thomas Mann! 🤮

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Endloses Getanze über Wiesen

Die Welt ohne Fenster
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Wie "Das kostbarste aller Güter" lag auch "Die Welt ohne Fenster" lange auf meinem SUB, jedoch aus ganz anderen Gründen: Ich hatte das Buch schon einmal begonnen, kam aber beim ersten Mal nicht in die ...

Wie "Das kostbarste aller Güter" lag auch "Die Welt ohne Fenster" lange auf meinem SUB, jedoch aus ganz anderen Gründen: Ich hatte das Buch schon einmal begonnen, kam aber beim ersten Mal nicht in die Geschichte rein, was auch am Vorwort der Illustratorin Jackie Morris lag. Ich bin kein großer Fan von Vorwörtern, denn ich lass mir einfach nicht schon vorab von irgendwelchen Autoren oder Besserwissern erzählen, was ich von einem Buch zu erwarten habe. Ich würde mir da gern selbst ein Bild machen. Jackie Morris salbadert also erst einmal über mehrere Seiten herum, wie toll sie die Geschichte dieser recht unbekannten, zum Zeitpunkt des Erscheinens ihres Buches gerade Mal zwölf Lenze zählenden Autorin fand und bei mir war schon die Luft raus, bevor die eigentliche Story begann. Und als ich dann gestern doch endlich in die Geschichte hineinkam, da blieb ich auch nicht lange dabei und ließ mich lieber durch allen möglichen Firlefanz ablenken, weil Barbara Newhall Follett mich trotz vieler schöner Naturbeschreibungen nicht mitreißen konnte. Vielmehr tanzte die Protagonistin Eepersip über mehrere Seiten und gefühlt eine Millionen Mal über Wiesen. Und mir damit auf den Nerven herum. Ich habe das Buch zwar zu Ende gelesen, habe mich aber durchgequält. Der angebliche Zauber der Geschichte konnte mich nicht erreichen. Schade.

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Keine Gute-Nacht-Geschichte: Ein düsteres Märchen über die Shoa

Das kostbarste aller Güter
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Eigentlich wollte ich, seit ich "Die Bibliothekarin von Auschwitz" gelesen habe, erstmal Abstand von Büchern über die Shoa/den Holocaust nehmen. Nicht etwa, weil ich vor dem Thema die Augen verschließen ...

Eigentlich wollte ich, seit ich "Die Bibliothekarin von Auschwitz" gelesen habe, erstmal Abstand von Büchern über die Shoa/den Holocaust nehmen. Nicht etwa, weil ich vor dem Thema die Augen verschließen will, sondern weil ich mich beim Lesen zu sehr in die Protagonisten hineinversetze, was mir ja schon bei der Bibliothekarin von Auschwitz so an die Nieren ging, da ich stets und ständig das Gefühl hatte, der Tod säße mir im Nacken. Und dann bin ich irgendwann im Sommer in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung über "Das Kostbarste aller Güter" gestolpert und hab es mir dann dennoch mitgenommen. Es mussten allerdings noch ein paar Monate ins Land gehen, bevor ich mich an das Buch herantraute.

In diesem Buch wird märchenhaft über das Schicksal eines kleinen jüdischen Mädchens berichtet, dessen Vater es im Eifer einer Kurzschlussreaktion vor dem sicheren Tod in Auschwitz' Gaskammern bewahrt. Wenn ich hier von einer "märchenhaft" spreche, dann meine ich aber keineswegs die "Am Ende wird alles gut" - Erzählungen, die man Kindern vor dem Schlafen gehen vorliest, sondern bezieht sich auf den Schreib- bzw. Erzählstil, den Jean-Claude Grumberg für seine Geschichte ausgewählt hat. Die Geschichte beginnt mit einer armen, weltfremden Holzfällersfrau, die jeden Tag auf den Zug wartet, der durch ihren Wald fährt, weil sie vom "Gott des Zuges" eine Gabe erhofft, sei es, dass der Krieg endet oder etwas zu Essen. Jedoch handelt es bei jenem Zug um einen Transportzug, in dem jüdische Gefangene ins nahegelegene KZ deportiert werden. In einem der Züge befindet sich eine junge Familie, die kürzlich erst Familienzuwachs bekommen hat, Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen und da die junge Mutter aufgrund von Mangelernährung und Hunger nicht mehr genug Milch für beide Kinder hat, beschließt der junge Familienvater kurzerhand, eines der beiden Kinder zu nehmen und es, eingewickelt in seinen Gebetsschal, aus dem Zug zu werfen. Was uns im ersten Moment barbarisch erscheint, rettet dem Kind, es ist ein kleines Mädchen, das Leben. Das Kind landet weich im Schnee, wo die alte Holzfällerfrau es findet und mit nach Hause nimmt, um es als ihr Kind groß zu ziehen. Um es zu ernähren, geht sie mit einem mürrischen Einsiedler in einem dunklen Waldstück einen Handel ein und selbst ihr Mann, der von dem Kind Anfangs absolut nichts wissen wollte, gewinnt es schließlich so lieb, als wäre es sein Eigenes. Doch das Glück, dass die Holzfällerfamilie schließlich teilt, währt nicht lang und auch der wahre Vater des Kindes erlebt unfassbares Grauen, sodass er sich beinahe aufgibt.

Halten wir fest: Trotz des Erzählstils ist das kein Märchen, es geht immerhin um den Holocaust. Aber es geht auch um eine Frau, die weiß, dass sie ein jüdisches Kind groß zieht, die sich aber um dessen Herkunft nicht schert, deren Mann, der am Anfang starke Vorbehalte gegen das Kind hat, welche schließlich durch Liebe besiegt werden, die ihn sogar dazu treibt, sich zum Wohle des Kindes zu opfern und einen menschenverachtenden Einsiedler, der dennoch das Herz am rechten Fleck hat.

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