Eine Liebe gegen alle Widerstände, die tatsächlich weit über den Tod hinaus geht
Wo du nicht bistStell dir vor, du findest völlig unverhofft die Liebe deines Lebens, ihr baut euch zusammen ein Leben auf, wollt heiraten, die Welt ist schön. Doch plötzlich verändert sich die politische Lage in deinem ...
Stell dir vor, du findest völlig unverhofft die Liebe deines Lebens, ihr baut euch zusammen ein Leben auf, wollt heiraten, die Welt ist schön. Doch plötzlich verändert sich die politische Lage in deinem Heimatland und eure Beziehung darf vor dem Gesetz nicht mehr existieren. Deine große Liebe wird als Mensch zweiter Klasse gesehen, du wirst beleidigt, weil du dich mit ihm eingelassen hast, wirst drangsaliert, nur weil du liebst. Was tust du? Ziehst du dich aus der Beziehung zurück und hoffst, eines Tages jemanden anderen zu finden, den du lieben kannst oder gehst du gegen alle Widerstände an und kämpfst um den Menschen, der dir alles bedeutet?
Vor diese Entscheidung sieht sich auch Irmgard Weckmüller gestellt.
Ihr Leben war von Anfang an alles andere als leicht. Ihr Vater fällt im ersten Weltkrieg, ihre Mutter nimmt sich kurze Zeit später deshalb das Leben und lässt Irma und ihre Schwester allein zurück. Beide sind noch Kinder und sollen eigentlich ins Waisenhaus, doch die Nachbarsfrau greift ein und zieht die beiden Mädchen (wenn auch nicht ganz uneigennützig) groß.
Die Mädchen werden erwachsen und finden Arbeit, Irma im chicen KaDeWe und Martha in Diensten einer wohlhabenden Familie. Leider ist Marthas Arbeitgeber ein Schuft und vergreift sich mehrmals an ihr. Dabei wird sie schwanger, will das Kind aber nicht behalten. Irma tut einen Arzt auf, der ungewollte Schwangerschaften unterbricht: Dr. Erich Bragenheim. Schon beim ersten Aufeinandertreffen mit Erich fühlt sich Irma augenblicklich zu ihm hingezogen, und der Arzt erwidert ihre Gefühle. Es dauert einige Zeit, doch die beiden werden ein Paar und hegen eine unendliche Liebe füreinander. Sie wollen heiraten und ihr Leben miteinander verbringen, doch die Machtergreifung Hitlers wirft ihre Schatten auf die Idylle, denn Erich ist Jude.
Die Geschichte von Irma und Erich ist sehr ergreifend, vor allem, weil Irma nicht aufhört, um ihre große Liebe zu kämpfen, ganz gleich, welche Schikanen die Nazis ihr zuteil werden lassen. Auch nach Erichs Tod und kämpft Irma weiter, nämlich dass ihre Liebe vor dem Gesetz endlich anerkannt wird: Sie will Erich noch posthum heiraten. Dafür nimmt sie wiederum viel Ärger auf sich, hält aber Diffamierungen sowie die Schikanen der Bürokratie stand.
Wenn man bedenkt, dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, dass es Irmgard Weckmüller und Erich Bragenheim wirklich gab und das Irma tatsächlich darum gekämpft hat, dass ihre Ehe mit Erich anerkannt wird, obwohl dieser viele Jahre zuvor gestorben ist, dann leidet man noch viel mehr mit den Protagonisten. Auch am Ende des Buches zu lesen, dass Erich einen Stolperstein bekommen hat, hat mich sehr berührt. Ja, "Wo du nicht bist" geht generell sehr ans Herz. Und an die Nieren. Und sollte unbedingt gelesen werden.