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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2021

Eine märchenhaft schöne Geschichte, berührend erzählt und mit einer Prise Zeitreisezauber versehen.

Kleine Wunder um Mitternacht
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Beschreibung

Ein alter, verlassener Gemischtwarenladen ist das perfekte Versteckt für die drei Kleinkriminellen, die nach einem Einbruch kurz vor Mitternacht Unterschlupf suchen. Als ein Brief durch die ...

Beschreibung

Ein alter, verlassener Gemischtwarenladen ist das perfekte Versteckt für die drei Kleinkriminellen, die nach einem Einbruch kurz vor Mitternacht Unterschlupf suchen. Als ein Brief durch die Jalousien des Ladens geschoben wird, werden Atsuya, Shota und Kohei neugierig, denn vor der Tür ist keine Menschenseele.

Der Brief stammt von einer jungen Frau, die sich in einer sehr persönlichen Angelegenheit an den Ladeninhaber Namiya wendet und bei ihrem Problem um seinen weisen Rat bittet. Doch Namiya ist schon vor Jahrzehnten verstorben und so beschließen die Einbrecher der Dame zu antworten. Die Nacht im Gemischtwarenladen und die magische Korrespondenz mit Briefen durch die Zeit, wird das Leben vieler Menschen verändern.

Meine Meinung

Das florale Cover in Pastelltönen passt hervorragend zu Keigo Higashinos verträumten Roman »Kleine Wunder um Mitternacht« und lädt direkt ein, sich in die Geschichte über drei junge Kleinkriminelle fallen zu lassen, die eine ganz besondere Nacht in einem Gemischtwarenladen verbringen, in dem einst Yuji Namiya für seine Kunden Rat in allen Lebenslagen bot.

Namiyas Gemischtwarenladen umgibt eine besondere Aura, besonders stark ist die Magie, als die Diebe Atsuya, Shota und Kohei dort Unterschlupf suchen. Der Laden scheint eine Art schwarze Zone zwischen den Zeiten zu sein und so erreicht sie ein Brief der Ratsuchenden ›Mondhase‹ aus der Vergangenheit, die von Herrn Namiya Hilfe bei ihrer Entscheidung erhofft, ob sie die Chance auf eine Olympiateilnahme aufgeben soll, um ihre große Liebe zu pflegen. Kohei beschließt Mondhase zu antworten und schon bald sind die drei in eine fesselnde Korrespondenz verstrickt.

Im Folgenden erzählt Keigo Higashino weitere Geschichten anderer Ratsuchenden, aber auch davon, wie es überhaupt dazu kam, dass der Gemischtwarenladenbesitzer Yuji Namiya zu einem beliebten Ratgeber seiner Kundschaft wurde. Die einzelnen Erzählungen sind so geschickt zu einem harmonischen Roman konstruiert, dass sich die Schicksale verschiedener Bewohner der Kleinstadt perfekt miteinander verknüpfen und das Kinderheim Marukoen zu einem zentralen Bestandteil wird.

Von der ersten bis zur letzten Seite konnte mich Keigo Higashino mit seinem berührenden Erzählstil gefangen nehmen und verzaubern, auch wenn er schwere Themen wie Tod und Krankheit behandelt, ist alles in einer hoffnungsfrohen und zuversichtlichen Stimmung eingefärbt. »Kleine Wunder um Mitternacht« handelt von der Stärke zwischenmenschlichen Miteinanders, fängt das Flair unterschiedlicher Jahrzehnte ein und zeigt auf, dass alles in einer Weise miteinander verbunden ist.

Fazit

Eine märchenhaft schöne Geschichte, berührend erzählt und mit einer Prise Zeitreisezauber versehen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 28.05.2021

Veröffentlicht am 15.06.2021

Gänsehaut-Geschichte

Geisterwand
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Beschreibung

Eine dreiköpfige Familie lebt für einen Sommer mit einigen Studenten und einem Professor in einem archäologischen Camp in Northumberland, um das Leben der Eisenzeit zu erforschen. Das naturverbundene ...

Beschreibung

Eine dreiköpfige Familie lebt für einen Sommer mit einigen Studenten und einem Professor in einem archäologischen Camp in Northumberland, um das Leben der Eisenzeit zu erforschen. Das naturverbundene Leben, nahe dem Moor, mit all seiner faszinierenden und mystischen Kraft einer längst vergangenen Zeit, eröffnet den Raum nicht nur für das Jagen und Sammeln von Nahrung, sondern bereitet auch den Boden für archaische und rohe Rituale…

Meine Meinung

Sarah Moss vermischt in ihrem atmosphärischen Roman »Geisterwand« die Anziehungskraft der Vergangenheit mit den realen und greifbaren Ängsten einer siebzehnjährigen jungen Frau in der Gegenwart.

Silvie ist siebzehn Jahre alt und verbringt den Sommer mit ihrer Mutter und ihrem dominanten Vater, der seinen ganzen Jahresurlaub für sein archäologisches Hobby genommen hat, in einem Camp in den Wäldern Nordenglands, nahe der Grenze zu Schottland. Das Projekt zur Erforschung der Lebensweise in der Eisenzeit wird von einem Professor geleitet und von einigen seiner Studenten begleitet, doch schnell wird klar, dass eigentlich Silvies Vater mit seiner ganzen Inbrunst bezüglich der britannischen Vorfahren die eigentliche Führung übernommen hat. Mit pedantischer Genauigkeit achtet ihr Vater auf das getreue Nachahmen der damaligen Zeit, von der Kleidung, der Schlafstätte bis hin zur Nahrungszubereitung, um so den Vorfahren so nahe wie möglich zu kommen.

In der Sommerhitze, die Haut gereizt von den kratzenden Tuniken aus grobem Stoff und belastet durch die kräftezehrende Suche nach Nahrung schmelzen die Masken des gesellschaftlichen Miteinanders der Gegenwart und geben den Blick auf die rohe Seite der Menschlichkeit frei. Doch Silvie versucht dennoch die Zeichen der Gewaltausübung ihres Vaters vor den anderen zu verbergen.

Die feinfühligen Worte von Sarah Moss lassen die bangen Gefühle und panische Angst, die Silvie gegenüber ihrem beherrschenden Vater empfindet, zunächst unterschwellig anklingen, was sich jedoch schon bald zu einer greifbaren Furcht steigert und sich stetig verdichtet, bis man den unangenehmen Kloß einer bösen Vorahnung nicht mehr verleugnen kann.

Eine Beklemmung, der man sich nicht entziehen kann, dringt zwischen den Zeilen zu einem durch und wird durch die alten Rituale und Gebräuche, derer die Männer nachspüren noch verstärkt. Nachdem die Urinstinkte und Triebe nicht mehr durch Jagen zu befriedigen sind, üben die gewaltigen Mächte von Geisterwand und Opfergaben ihre Anziehungskraft aus.

Silvie ist fasziniert von der Studentin Molly, die im Gegensatz zu ihr ein ungebrochenes Selbstbewusstsein ausstrahlt und ohne Angst mit ihren männlichen Studenten umgeht, sogar nackt baden geht. Molly bleibt es nicht verborgen, dass mit Silvie etwas nicht stimmt, und versucht unter die harte Schutzschale der Verdrängung zu knacken.

Fazit

Sarah Moss nutzt in »Geisterwand« die gespenstische Kraft der urzeitlichen Riten aus, um gegenwärtigen Missbrauch und Unterdrückung mit einer Gänsehaut-Geschichte zu verdeutlichen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 27.05.2021

Veröffentlicht am 15.06.2021

Die pfiffige Comicadaption von »Enola Holmes« durch Serena Blasco wird durch die ansprechenden und detaillierten Bilder zu einem Hit für junge und jung gebliebene Krimi-Fans.

Enola Holmes (Comic). Band 1
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Meine Meinung

Die erfolgreiche Jugend-Krimi-Reihe um Sherlock Holmes jüngere Schwester »Enola Holmes« von Nancy Springer ist spätestens seit der Netflix-Adaption mit Millie Bobby Brown (bekannt aus der ...

Meine Meinung

Die erfolgreiche Jugend-Krimi-Reihe um Sherlock Holmes jüngere Schwester »Enola Holmes« von Nancy Springer ist spätestens seit der Netflix-Adaption mit Millie Bobby Brown (bekannt aus der Mystery Serie ›Stranger Things‹) in aller Munde.

Von Serena Blasco gibt es eine wunderschöne Comicadaption, die nun in der deutschen Übersetzung von toonfish (dem Kinder-Comic Imprint des Splitter Verlags) herausgebracht wird. Das erste Abenteuer der cleveren Holmes-Schwester, »Der Fall des verschwundenen Lords«, habe ich mir angesehen und bin unheimlich begeistert von der wundervollen Umsetzung des Jugendromans und den zauberhaft aquarellierten Illustrationen, die ganz ohne harte Linien auskommen.

Die Geschichte beginnt sofort mit einer spannenden Note, denn Enolas Mutter verschwindet spurlos und das gerade am vierzehnten Geburtstag ihrer Tochter. Das Mädchen macht sich zunächst selbst auf die Suche, doch als sie nicht weiterkommt, beschließt sie ihre berühmten Brüder, Mycroft und Sherlock Holmes zu benachrichtigen.

Kunstvoll setzt Serena Blasco die Charaktere in Szene und betont ihre hervorstechenden Eigenschaften, ohne dass es zu aufdringlich wirkt. Enolas Erziehung lässt in den Augen ihrer Brüder sehr zu wünschen übrig, denn ihre Mutter hat es versäumt sie zu einer Lady zu erziehen und so stiefelt Enola mit unsittlicher Kleidung für eine junge Dame ihres Alters durch die Gegend und genießt ihre Freiheit ohne enges Korsett. Erst als sie davon Wind bekommt, dass Mycroft sie in ein Internat stecken will, erkennt sie die Vorteiler dieser Kleidung für sich und flieht nach London um die Suche nach ihrer Mutter selbst in die Hand zu nehmen.

Kriminalistische Spannung und Coming-of-Age werden hier mit den antiquierten Sitten des 19. Jahrhundert gemixt, sodass am Ende ein erfrischendes Abenteuer für junge und jung gebliebene Leser*innen herauskommt.

Die Themen Emanzipation und Stärkung des Selbstbewusstseins werden gelungen vermittelt, indem die Hauptprotagonistin durch ihre Kombinationsgabe und Entwicklung ihren Weg selbst findet. Natürlich eignet sich diese herrliche Comic-Adaption durch die leicht verständliche Panelführung auch für Comiceinsteiger.

Fazit

Die pfiffige Comicadaption von »Enola Holmes« durch Serena Blasco wird durch die ansprechenden und detaillierten Bilder zu einem Hit für junge und jung gebliebene Krimi-Fans.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 26.05.2021

Veröffentlicht am 15.06.2021

Courtney Peppernells zauberhafte Gedichte verleiten zum Träumen, Verlieben und geben Halt im Kummer.

Dein Herz ist mein Meer
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Meine Meinung

Gedichte waren bisher noch nicht in mein Blickfeld geraten, einmal abgesehen von ein paar Klassikern, die wir in der Schule auswendig lernen mussten und danach auch wieder vergessen wurden. ...

Meine Meinung

Gedichte waren bisher noch nicht in mein Blickfeld geraten, einmal abgesehen von ein paar Klassikern, die wir in der Schule auswendig lernen mussten und danach auch wieder vergessen wurden. Im Wunderraum Verlag ist kürzlich die Gedichtsammlung »Dein Herz ist mein Meer« der australischen Schriftstellerin Courtney Peppernell erschienen, dessen Klappentext-Versprechungen mich sofort gefangen nahmen.

Peppernell behandelt in ihren Versen verschiedene Themen, die lose zusammenhängen, zum besseren Wiederfinden beim Nachschlagen jedoch in Gedanken-Kategorien wie Liebe, Träume, Liebeskummer, Traurigkeit, Mut und Hoffnung geordnet sind. Die Texte umfassen manchmal nur wenige Zeilen, manchmal sind es auch größere Absätze und die Autorin bedient sich bei ihren wunderschönen Zeilen unterschiedlichen Versformen, sodass ganz unterschiedliche Rhythmen und Stile aufeinanderfolgen.

Durch die Behandlung unterschiedlicher Themen wird sicherlich jeder in dieser wundervoll poetischen Gedichtsammlung fündig, egal ob man gerade etwas sucht um Trauer und Einsamkeit zu bewältigen oder man auf den süßen Wolken der Verliebtheit schwebt. Courtney Peppernells Texte sind wunderschön und lassen sich zu jeder Gelegenheit genießen, ob als Bettlektüre vor dem Einschlafen, an einem sonnigen Tag am Strand oder in einer Kaffeepause.

Nicht alle Gedichte haben in gleicher Form mein Herz getroffen, aber im Ganzen gesehen war »Dein Herz ist mein Meer« ein toller Einstieg in die vielfältige Welt der Gedichte, und ein toller Band für jede Lebenslage.

Fazit

Courtney Peppernells zauberhafte Gedichte verleiten zum Träumen, Verlieben und geben Halt im Kummer.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 25.05.2021

Veröffentlicht am 15.06.2021

Ein absolutes Must-Read für Fans der Chroniken von Alice!

Die Chroniken von Alice - Dunkelheit im Spiegelland
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Meine Meinung

Nach »Finsternis im Wunderland« und »Die Schwarze Königin« sind »Die Chroniken von Alice« eigentlich abgeschlossen, doch Christina Henry erfreut ihre Leser*innen in der Anthologie »Dunkelheit ...

Meine Meinung

Nach »Finsternis im Wunderland« und »Die Schwarze Königin« sind »Die Chroniken von Alice« eigentlich abgeschlossen, doch Christina Henry erfreut ihre Leser*innen in der Anthologie »Dunkelheit im Spiegelland« mit vier zusätzlichen Kurzgeschichten bzw. Novellen aus ihrer düsteren und brutalen Adaption des Klassikers von Lewis Carroll.

In der ersten Geschichte mit dem Titel ›Ein bezauberndes Wesen‹ erleben wir zusammen mit Alice neugieriger Schwester Elizabeth Violet Hargreaves ein mitreißendes Abenteuer, als sie an einem Festtag auf dem großen Platz der neuen Stadt einen mysteriösen Vogelmann entdeckt, ihrer Familie, in der Hoffnung einen Blick auf dessen Gesicht erhaschen zu können, entwischt und der eigenartigen Gestalt schließlich in ein Labyrinth folgt.

Die Geschichte ist geprägt von einer ruhigen Erzählweise, die für unterschwellige Gänsehaut sorgt und mit Themen wie Missbrauch, sexuelle Belästigung, Verirrungen und der bösen Seite der Menschen spielt und das in ein düsteres Fantasy-Märchen gegossen hat mir gut gefallen. Elizabeth Violet Hargraeves ist dabei ein ganz schön mutiges Mädchen, die mindestens genauso neugierig ist, wie ihre Schwester Alice.

Fabelhaft ist auch, wie Henry aufzeigt, dass Familien miteinander reden sollten – vor allen Dingen Eltern mit ihren Kindern und sie auch an schwierige Themen heranführen müssen. Denn an dieser Geschichte sieht man beispielhaft wohin Verheimlichung und Verschwiegenheit führen können. Elizabeth weiß nichts von ihrer Schwester Alice und fühlt sich, als sie von Dritten davon erfährt, dementsprechend schlecht. Da ist Tür und Tor geöffnet für finstere Einflüsterungen aus dem Off.

Die zweite Geschichte mit dem Titel ›Mädchen in Bernstein‹ handelt von der Stärke Alice, die auf sich selbst aufpassen kann, dabei aber gar nicht imme wirklich so mutig ist, wie sie es sich vielleicht wünscht. Dennoch hat sie genug Selbstbewusstsein, um darauf zu vertrauen, dass sie sich selbst retten kann. Eine magische Erzählung, die ein weiteres Puzzlesteinchen zu ihrem Charakter liefert.

›Als ich zum ersten Mal in die Stadt kam‹ ist die dritte Geschichte, die sich mit Hatcher und seiner Vergangenheit befasst. Diese famose Erzählung ist mein absoluter Liebling der Anthologie, denn ich fand es unheimlich spannend zu erfahren wie aus dem kämpferischen Jungen Nicholas der blutige Axtmörder Hatcher wurde. Besonders gut gelungen ist das bildliche Setting, durch das man sich fühlt, als wäre man hautnah dabei.

Zum Abschluss gibt die vierte Geschichte, ›Der Gnadenthron‹, einen Ausblick auf die Zukunft von Alice und Hatcher. Es gibt noch einmal ganz viel Magie, Stärke und Mut und die Botschaft, dass die Andersartigkeit von Menschen (hier: Magier und Zauberer) nicht per se etwas Sündhaftes und Schlimmes sind, das es auszurotten gilt.

Henrys märchenhafte Kurzgeschichten mit subtilem Horror leben von einem ruhigen Handlungsablauf und vermitteln bedeutsame Themen. Für den vollen Genuss sollte man jedoch die vorherigen Alice-Bände auf jeden Fall gelesen haben.

Fazit

Christina Henry entführt mit ihren vier Erzählungen noch einmal in ihr fantasievolles und unheimliches Wunderland. Ein absolutes Must-Read für Fans der Chroniken von Alice!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 21.05.2021