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Veröffentlicht am 11.06.2021

Eine herrlich schräge Dystopie mit viel Witz und gesalzener Gesellschafts-Satire!

QualityLand 2.0 (QualityLand 2)
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Beschreibung

Endlich kann Peter Arbeitsloser seiner Arbeit als Maschinentherapeut nachgehen, ungestört Probleme der technischen Geräte lösen und Spannungen zwischen Haushaltsgeräten nachgehen, wäre da ...

Beschreibung

Endlich kann Peter Arbeitsloser seiner Arbeit als Maschinentherapeut nachgehen, ungestört Probleme der technischen Geräte lösen und Spannungen zwischen Haushaltsgeräten nachgehen, wäre da nicht ein Billionär der mit Peters Hilfe Präsident werden will, die Sache mit dem Dritten Weltkrieg und Kiki Unbekannt, die endlich mehr über ihre wahre Herkunft herausfinden will und dabei von einem Killer verfolgt wird.

Meine Meinung

Drei Jahre ist es her, dass mich Marc-Uwe Kling mit seiner intelligenten, humorvollen, gesellschaftskritischen und bissigen Dystopie »QualityLand« begeisterte – höchste Zeit für einen würdigen Nachfolger. Also Vorhang auf für »QualityLand 2.0 – Kikis Geheimnis«!

Auch im zweiten »QualityLand« Band hält uns Marc-Uwe Kling gekonnt den Spiegel vor die eigene Nase und lässt seine Leserinnen in humorvoll überspitzten Episoden erleben, wohin uns die digitalisierte Zukunft, Klimawandel und kopflose Politik führen könnten.

Der Handlungsrahmen spinnt sich um Protagonisten, die aus dem ersten Band bekannt sein dürften, falls eine Auffrischung nötig sein sollte ist das auch kein Problem, denn zu Beginn der Geschichte liefert Kling noch einem einen Überblick über seine Figuren. Eine wichtige Rolle nimmt der Maschinentherapeut Peter Arbeitsloser ein, der immer wieder in bester Action-Streifen-Manier von einem reichen Geschäftsmann gekidnappt wird, um ihm bei der Wahl zum Präsidenten behilflich zu sein, und dann ist da natürlich noch Kiki Unbekannt, die endlich mehr über ihre Herkunft in Erfahrung bringen will und dabei von einem mörderischen Killerroboter verfolgt wird.

Außerdem wird den Leser
innen auf eine skurril-komische und dennoch erschreckende Art und Weise der Absturz von Martyn aus den hohen Levelkreisen bis zum gesellschaftlichen Abschaum vor Augen geführt.

»QualityLand 2.0« mutet im Vergleich zu seinem Vorgänger um einiges düsterer an, kann mit seinen zahlreichen popkulturellen Einflüssen (wie. z. B. Monty Pythons »Ritter mit der Kokosnuss« uvm.) und Klings urkomischer und scharfer Betrachtungsgabe zu Lachflashs verleiten. Ein wirklich grandioses Stück dystopischer Unterhaltungskunst, dass zum Nachdenken anregt und für jeden Fan schwarzhumoriger Satire ein absolutes MUST-READ ist.

Fazit

Eine herrlich schräge Dystopie mit viel Witz und gesalzener Gesellschafts-Satire!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 26.11.2020

Veröffentlicht am 11.06.2021

Das private Corona-Tagebuch einer Ehefrau, Mutter, Tochter und Autorin

Als die Welt stehen blieb
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Meine Meinung

Die norwegische Bestseller-Autorin Maja Lunde wurde mit ihrem dystopischen Roman »Die Geschichte der Bienen« bekannt, welcher erst den Auftakt zu einem bewegenden Klimaquartett darstellt. ...

Meine Meinung

Die norwegische Bestseller-Autorin Maja Lunde wurde mit ihrem dystopischen Roman »Die Geschichte der Bienen« bekannt, welcher erst den Auftakt zu einem bewegenden Klimaquartett darstellt. Eigentlich wollte die Autorin den vierten Teil ihres Quartetts schreiben, doch die weltweite Corona-Pandemie ähnelt viel zu sehr den Szenarien, die Lunde in ihren Geschichten spinnt und so erschien kürzlich, mit dem dünnen Büchlein »Als die Welt stehen blieb«, das bisher persönlichste Werk der Schriftstellerin.

Das Buch lässt sich wie eine Art Corona-Tagebuch lesen und wir begleiten die Norwegerin, wie sich das Leben für sie durch den Virus verändert hat, wie sie zwischen Homeschooling, der Bewältigung des Alltags und der nervenzehrenden Nachrichtenflut verzweifelt.

Ohne Filter präsentiert Maja Lunde ihre Ängste, Sorgen und ihre Wut gegenüber dem unsichtbaren Weltveränderer, der zwar auch das Thema, dass ihr besonders am Herzen liegt, nämlich den Klimaschutz, präsenter macht, aber auch viele andere Dinge grundlegend verändert.

Die Gefühle und Empfindungen die Maja Lunde in dieser Zeit des Lockdowns in sich trägt dürften vielen von uns bekannt vorkommen. Auch die Phasen, die sie in ihrem Tagebuch schildert, fühlen sich vertraut an. Hilflosigkeit und die eigene Nutzlosigkeit gegenüber der Situation und den schrecklichen Bildern, die aus Europa und dem besonders schlimm getroffenen Italien die Nachrichten beherrschen, greifen um sich.

Die persönlichen Erlebnisse der Schriftstellerin lassen sich leicht weglesen und zeichnen ein authentisches Bild ihrer eigenen Wahrnehmung und Reflexion ihrer Erfahrungen während der ersten Welle der Pandemie. Allerdings hätte ich mir eine etwas differenzierte und tiefgehendere Auseinandersetzung und Betrachtung des Themas gewünscht. So bleibt das Buch einfach ein persönlicher Corona-Tagebuch-Bericht, der sich zwar gut lesen lässt und einem das Gefühl vermittelt nicht alleine mit Sorgen, Ängsten, Wut und Verzweiflung zu sein, aber eben auch nicht mehr.

Fazit

Das private Corona-Tagebuch einer Ehefrau, Mutter, Tochter und Autorin, dass persönliche Einblicke in den Alltag und die Gefühlswelt offenbart, es aber an einem differenzierten Blick und mutmachender Hoffnung fehlen lässt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 25.11.2020

Veröffentlicht am 11.06.2021

Eine Geistergeschichte ganz im Sinne eines Schauerromans

Die Drehung der Schraube
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Beschreibung

Nachdem der zehnjährige Miles und seine Schwester, die achtjährige Flora ihre Eltern verloren haben, kommt eine junge Gouvernante nach Bly Manor, um die beiden Kinder auf dem entlegenen Landsitz ...

Beschreibung

Nachdem der zehnjährige Miles und seine Schwester, die achtjährige Flora ihre Eltern verloren haben, kommt eine junge Gouvernante nach Bly Manor, um die beiden Kinder auf dem entlegenen Landsitz zu unterrichten. Die junge Frau scheint mit den engelsgleichen und lieblichen Kindern das große Los gezogen zu haben, doch schon bald verwandelt sich das Paradies auf Erden in den reinsten Albtraum. Miles hat einen Schulverweis erhalten und auf dem Anwesen scheinen böse Geister ihr Unwesen zu treiben…

Meine Meinung

Henry James Novelle »Die Drehung der Schraube« erschien 1898 zum ersten Mal und ist ganz im Stile einer klassischen Gothic Novel gehalten. James lässt einen unbekannten Erzähler die Aufzeichnungen einer Gouvernante in einer gesellschaftlichen Runde am Kamin erzählen und baut dabei auf den authentischen Eindruck, den diese Erzählung aus zweiter Hand auf die Zuhörer haben mag.

Die Gouvernante berichtet davon, wie es zu ihrer Anstellung als Erzieherin für die engelsgleichen Kinder Miles und Flora kam, deren Onkel aus unerfindlichen Gründen mit keinerlei Problemen behelligt werden möchte und die gesamte Verantwortung der jungen Gouvernante überträgt. Das Leben auf dem idyllischen Anwesen Bly gestaltet sich zunächst Recht angenehm, in der Haushälterin Mrs. Gros findet die Gouvernante schnell eine Vertraute und die Kinder sind ohne Fehl und Tadel erzogen und haben fabelhafte Manieren.

Doch schnell wird das traumhafte Bild dieses ländlichen Paradieses durch mysteriöse Erscheinungen getrübt. Sind es womöglich die bösen Geister der letzten Gouvernante Miss Jessel und des ehemaligen Butlers Peter Quint, die eine skandalöse Liebe miteinander verband, und die nun wie im Leben auch im Tod auf Bly ihr Unwesen treiben? Und was hat Miles im Internat schlimmes angestellt, um von der Schule verwiesen zu werden?

Fragen über Fragen, die sich im Laufe der Handlung zu einem ganzen Berg ungeklärter Fragezeichen anhäufen, denn Henry James Geschichte baut auf die subtile Spannung des Nicht-Gesagten. In meinem Empfinden geht er hierbei etwas zu weit, denn für mich ging einiges an schauderhafter Spannung dadurch flöten, dass einfach zu viele Dinge (bis zum Ende) fraglich blieben.

Die junge Frau steigert sich zusehends in ihre Angst um ihre jungen Zöglinge und möchte sie um jeden Preis vor den bösen Dämonen schützen. Bei diesem Unterfangen greift ein leichter Gruselfaktor, vor allem auf der psychologischen Schiene, da man sich bei diesem Augenzeuginnenbericht zu keiner Zeit sicher sein kann, wie viel der Geschichte wahr und was der Einbildung der Erzählerin entsprungen ist.

»Die Drehung der Schraube« von Henry James ist ein nicht ganz perfekter Gruselroman für kalte Herbst- und Winterabende, der mit seinen langen und verschachtelten Satzkonstruktionen den perfekten Klassiker-Charme versprüht.

Fazit

Eine Geistergeschichte ganz im Sinne eines Schauerromans, die zum Ende allerdings noch zu viele Fragen offen lässt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 24.11.2020

Veröffentlicht am 11.06.2021

Der Auftakt zu einem fulminanten Epos über eine kleine Freiheitskämpferin

Little Bird 1
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Meine Meinung

Auf das Eisner-Award prämierte Fantasy-Highlight »Little Bird – Der Kampf um Elders Hope« von Darcy von Poelgeest, Ian Bertram und Matt Hollingsworth habe ich mich im Vorfeld schon wahnsinnig ...

Meine Meinung

Auf das Eisner-Award prämierte Fantasy-Highlight »Little Bird – Der Kampf um Elders Hope« von Darcy von Poelgeest, Ian Bertram und Matt Hollingsworth habe ich mich im Vorfeld schon wahnsinnig gefreut – und das zurecht!

Die epische Endzeit-Geschichte über die junge Little Bird, die sich einem schier aussichtslosen Freiheitskampf verschrieben hat und sich gegen die überwältigende Macht der Kirche, die über den Nordkontinent herrscht, stellt. Little Bird stammt aus Kanada, wo sich in der Wildnis noch der Widerstand gegen die repressive Herrschaft von New Vatican findet. Doch der Widerstand ist so gut wie besiegt und nun liegt es an der unerschrockenen Titelheldin das Blatt zu wenden.

In einem temporeichen Verlauf befreit Little Bird den berühmtesten Widerstandskämpfer und je näher sie dem Zentrum der Glaubensgemeinschaft kommt, desto näher rückt sie auch ihrer eigenen Familiengeschichte. Der Kampf um Freiheit verbindet Darcy Poelgeest auf äußerst geschickte Weise mit der Suche nach der eigenen Identität und wartet mit dem ein oder anderen Plottwist auf, den man so vielleicht nicht gleich kommen sieht.

Das klar gezeichnete Geschichtskonstrukt wandelt sich im Lauf der Geschichte zu einem verqueren Leseerlebnis, dass durch die faszinierenden Zeichnungen der Illustratoren Ian Bertram und Matt Hollingswohrt mit Leben erfüllt werden. Jedoch muss ich gestehen, dass ich nicht mit soviel Brutalität und Gedärm gerechnet hätte, denn die kleine Little Bird ist genauso erbarmungslos wie ihr „scheinheiliger“ Gegner.

Der Auftakt zur dystopischen Fantasy-Saga »Little Bird« hinterlässt mit »Der Kampf um Elders Hope« mit einer stimmigen Story, kantigen Charakteren und einem fantasievollen Artwork einen bleibenden Eindruck. Blutige Kämpfe, dramatische Entwicklungen und das persönliche Schicksal der Titelheldin machen definitiv Lust auf mehr. Jedoch muss ich sagen, dass ich mir in der Fortsetzung etwas mehr Emotionen wünsche.

Fazit

Der Auftakt zu einem fulminanten Epos über eine kleine Freiheitskämpferin, die großes bewirkt und sich mit Kraft und Grips in einem radikalisierten Glaubenskrieg beweist.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 22.11.2020

Veröffentlicht am 11.06.2021

Mischung aus Fantasy, History und slawischer Mythologie

Der Bär und die Nachtigall
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Beschreibung

Am Rande des Waldes, im Norden Russlands, wo viele Monate des Jahres eine Eiseskälte herrscht, wohnt der Bojar Pjotr Wladimirowitsch mit seiner Familie in einem kleinen Dorf. In dieser Wildnis ...

Beschreibung

Am Rande des Waldes, im Norden Russlands, wo viele Monate des Jahres eine Eiseskälte herrscht, wohnt der Bojar Pjotr Wladimirowitsch mit seiner Familie in einem kleinen Dorf. In dieser Wildnis herrschen noch immer die Geschichten über den Frostkönig und der uralten Magie von Hausdämonen und Kobolden. Doch der christliche Glaube duldet diese Märchen und die Opfergaben an diese uralten Gottheiten nicht neben sich. Wasja, die Tochter des Bojaren kann jedoch die Geister sehen, die sie vor der dunklen Magie beschützen und so ist es an ihr, die Brücke in das Reich des mystischen Waldes zu überqueren.

Meine Meinung

Katherine Arden entführt ihre Leser*innen mit ihrem Debütroman »Der Bär und die Nachtigall« in die schneebedeckte Wildnis im Norden Russlands, zu einem Fleckchen Erde namens Lesnaja Semlja, wo die Mythen und Legenden der russischen Folklore tief verwurzelt sind.

Mit ihrem zauberhaften Schreibstil lässt die Autorin eine fesselnde Atmosphäre entstehen, die zum träumen und fürchten zugleich einlädt und das Gefühl von alten Märchenfilmen aufkommen lässt. Besonders gut gelungen ist Katherine Arden die Einwebung einer modernen Note, die sich übergangslos mit dem historischen Setting von Rus Mitte des 14. Jahrhunderts verbindet. Der Alltag der Menschen und die Ereignisse dieser Zeit, wie die Christianisierung, die auch an diesen entfernten Fleck Erde mit einem neuen Priester vordringt, werden authentisch geschildert und mit einer starken Protagonistin angereichert, deren Emanzipation eine tragende Rolle einnimmt.

Der Handlungsfaden mag einen zunächst auf den Pfad eines klassischen Märchens lenken, denn Pjotr Wladimirowitschs Frau Marina stirbt nach der Geburt ihrer Tochter Wasilisa, die kurz auch Wasja genannt wird, und der Vater sieht sich gezwungen eine neue Frau zu heiraten, die ihrer Rolle als Stiefmutter alle Ehre macht. Wasja wächst aber nicht zu einer typischen Prinzessin heran die ihren Retter auf dem weißen Ross erwartet, sondern zu einer wilden Naturgewalt, die als einzige die Geister in ihrem Haus und im Dickicht des Waldes zu sehen vermag und die Zügel selbst in die Hand nimmt.

Eine große Faszination übten auf mich die Wesen und Geister der russischen Folklore aus, die in der Küche (Domovoi), im Stall (Dwornik), im Wasser (Rusalka) und den eiskalten Winternächten (Frostkönig) ihre Heimat haben. Gerne wäre ich noch viel tiefer in ihre Welt eingetaucht und freue mich daher schon unheimlich auf den nächsten Band von Katherine Ardens Winternacht Trilogie.

Fazit

Dieser Mischung aus Fantasy, History und slawischer Mythologie konnte ich mich nicht entziehen. Ein wundervoller Debütroman, der die Faszination von Folklore und modernem Storytelling mit Bravour vereint!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 21.11.2020