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Veröffentlicht am 18.03.2021

Kurzweilige Unterhaltung - leider aber auch nicht mehr.

Gefährten der Hoffnung
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Beschreibung:

Die Welt wurde durch Zombie-Mutanten zerstört, nur wenige Menschen haben überlebt. Einer von ihnen ist der ehemalige Soldat Erik, der unverhofft seiner großen Liebe, Irinskat, begegnet. ...

Beschreibung:

Die Welt wurde durch Zombie-Mutanten zerstört, nur wenige Menschen haben überlebt. Einer von ihnen ist der ehemalige Soldat Erik, der unverhofft seiner großen Liebe, Irinskat, begegnet. Doch als Irinskat und ihre Tochter Nanuk entführt werden, wird sein Glück auf einen Schlag vernichtet. Zusammen mit seinem treuen germanischen Bärenhund Odin, zu dem er eine telepathische Verbindung pflegt und dem Waldkauz Zach, macht sich Erik auf die Suche nach seiner Familie.

Unterwegs begegnen sie der italienischen Kriegerin Giada, die durch die Mutanten alles verlor und nun auf Rache sinnt. Giada schließt sich Eriks Truppe an und schon bald ergeben die beiden Menschen ein eingespieltes Kampf-Team. Doch ob sie Irinskat und Nanuk retten können, steht in den Sternen…

Meine Meinung:

Jörg Krämers Low Fantasy Roman »Gefährten der Hoffnung – Eriks Suche« spielt in Deutschland und bedarf daher keiner genaueren Umschreibung für die landschaftliche Einordnung oder gar zusätzlicher Karten. Dies und der einfach gehaltene Erzählstil gestalten einen leichten Einstieg in die Geschichte um den ehemaligen Soldaten Erik und seine tierischen Freunde Odin und Zach.

Die Grundidee der Geschichte hat mir gut gefallen, denn in einer von Zombie-Mutanten zerstörten Welt findet Erik in dem germanischen Bärenhund Odin einen Verbündeten, zu dem er sogar eine enge telepathische Verbindung hat. Außerdem erzählt Jörg Krämer die Geschichte zu einem großen Teil aus der interessanten Perspektive des Walkauz Zach, der einen hoch in die Lüfte und mit auf Nahrungsfang nimmt. Gerade die Kapitel mit Zach als Erzähler empfand ich als ungemein unterhaltsam, da seine Gedanken immer wieder von der Verliebtheit zu einer gewissen Kauz-Dame durchzogen werden.

Jörg Krämers Geschichte sorgt zwar für kurzweilige Unterhaltung, ist mit ihren 236 Seiten jedoch recht knapp bemessen und lässt noch viel Luft nach oben erkennen. Der Autor hat neben den Mutanten, die Roks genannt werden, weitere interessante Details, wie leuchtende Runen-Schwerter, Kampfsport und einen Feuervogel eingewebt. Das zusammen birgt so viel Potenzial, allerdings hätte ich mir bei diesem Umfang gewünscht, dass die Einzelheiten dazu näher erläutert worden wären, was im Gesamten eine bessere Verbindung zur Story hätte schaffen können. Alternativ dazu hätte man die Geschichte natürlich auch etwas kompakter mit weniger Details machen können.

Für einen Fantasy Roman war mir die Sprache fast schon zu einfach gehalten, und manche Stellen waren etwas holprig zu lesen. Auch der Bereich »Show don’t tell« kann sicherlich noch besser ausgearbeitet werden. Die Kapitel wechseln sich kontinuierlich von der Perspektive des Kauzes in der Gegenwart mit der Erzählungen von Eriks Vergangenheit ab. Dieser Aufbau hat für Abwechslungsreichtum gesorgt und dazu beigetragen, dass man auf jeden Fall weiterlesen wollte und das, obwohl ich mich mit keinem der Protagonisten identifizieren konnte.

Der Ansatz von »Gefährten der Hoffnung – Eriks Suche« ist wirklich gelungen, doch leider konnte mich die Geschichte aufgrund der bereits angesprochenen Punkte handwerklich leider nicht überzeugen.

Fazit:

Eine kleine und feine Fantasy-Geschichte bei der besonders die Kauz-Perspektive polarisierend hervortritt, die sonstige Ausarbeitung aber noch einige Wünsche offen lässt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 11.07.2020

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.03.2021

Ausdrucksstarke Bilder über den Holocaust aus Kindersicht

Bald sind wir wieder zu Hause
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Meine Meinung:

Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth haben eines gemeinsam: Sie sind geprägt durch die schrecklichen Erfahrungen in ihrer Kindheit, die das Nazi-Regime und dessen Rassenwahn ...

Meine Meinung:

Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth haben eines gemeinsam: Sie sind geprägt durch die schrecklichen Erfahrungen in ihrer Kindheit, die das Nazi-Regime und dessen Rassenwahn zu Verantworten haben. Die sechs Zeitzeugen werden nicht müde, an diese geschichtsträchtige Epoche mit all ihren Gräuel zu erinnern und ihre Geschichte zu erzählen.

Die Schriftstellerin Jessica Bab Bonde und der schwedische Illustrator Peter Bergting haben die Kindheitserinnerungen dieser Frauen und Männer nun in einen Comic mit dem Titel »Bald sind wir wieder zu Hause« zusammengefasst und machen die Erzählungen bildhaft für Kinder und Erwachsene gleichermaßen zugänglich.

Die Erzählungen von Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth werden nacheinander wiedergegeben und wirken durch die unterschiedlich gefärbten Eindrücke der Kindheitserinnerungen, die sich jedoch im Leiden, quälenden Hunger und den Transporten zu Arbeitslagern, Vernichtungslagern und Konzentrationslagern sowie den fürchterlichen Erlebnissen dort, auf erschreckende Weise gleichen.

Besonders gut gefallen hat mir, dass zum Abschluss jeder Erinnerung ein paar hoffnungsvolle Worte über das weitere Schicksal der Überlebenden einen Lichtschimmer in all der Finsternis verleihen. Keiner von ihnen hat sich von der Dunkelheit gefangen nehmen lassen, sondern sie haben einen lieben Menschen gefunden, geheiratet, Kinder und Enkelkinder bekommen und tragen mit der Wachhaltung und Verbreitung ihrer Erinnerungen dazu bei, dass die Schrecken des Holocaust niemals vergessen werden.

Peter Bergtings Zeichnungen entfalten durch ihre Schlichtheit sowie die triste graubraune und graublaue Farbgebung eine ganz besondere Stimmung. Die Hauptakteure sind stilistisch so dargestellt, dass sie auch ohne die Maßnahmen der Nationalsozialisten (Entfernung der Haare, Enteignung aller Habseligkeiten inklusive Kleidung und Schuhe) kaum voneinander zu unterscheiden sind. Dies schlägt auch eine visuelle Brücke zu den ähnlichen Erfahrungen der Holocaust-Überlebenden. Text und Zeichnungen geben die Geschichten der sechs jüdischen Kinder wieder, ohne dabei etwas zu beschönigen, zu bewerten oder zu erklären – es sind authentisch und nüchtern geschilderte Erlebnisse vom Leben im Ghetto, den menschenunwürdigen Gefangenentransporten zu den Vernichtungslagern sowie den entsetzlichen Todesmärschen.

Leserinnen die sich nicht davor scheuen, in die bedrückende Geschichte des Zweiten Weltkrieges einzutauchen, werden hier mit beklemmenden und erschreckenden Kindheitserinnerungen daran erinnert, wie kostbar Freiheit und Menschenrechte sind und wie wichtig es ist mit Geschichten von Zeitzeugen »Gegen das Vergessen« vorzugehen. Bab Bonde und Bergting ist mit »Bald sind wir wieder zu Hause« ein eindrucksvolles Werk gelungen, dass sich an kleine und große Leserinnen richtet und sich durch die puristische Machart bestens für Comic-Einsteiger eignet.

Fazit:

In »Bald sind wir wieder zu Hause« haben Jessica Bab Bonde und Peter Bergting das düstere Kapitel »Holocaust« für Kinder- und Jugendliche im modernen Comic-Format, ausdrucksstark aufbereitet, sodass diese auch für Erwachsene sehr lesenswert ist!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 10.07.2020

Veröffentlicht am 18.03.2021

Beeindruckend & Berührend

Shanghai Dream
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Meine Meinung:

Im Splitter Double wurden die zwei Bände des Comics »Shanghai Dream« des französischen Autors Philippe Thirault und des portugiesischen Illustrators Jorge Miguel zusammengefasst. In ihrer ...

Meine Meinung:

Im Splitter Double wurden die zwei Bände des Comics »Shanghai Dream« des französischen Autors Philippe Thirault und des portugiesischen Illustrators Jorge Miguel zusammengefasst. In ihrer Geschichte über die Auswüchse des Rassismus und Antisemitismus im Zweiten Weltkrieg wurde mir eine kaum bekannte Perspektive eröffnet – die Flucht der verfolgten Juden nach Shanghai.

Der ehemalige Regieassistent Bernhard Hersch und seine Frau Illo, die vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten Drehbücher schrieb, sind geschockt von den Ereignissen der Reichspogromnacht und den immer drastischeren Maßnahmen gegen ihr Volk. Bisher wähnten Sie sich in trügerischer Sicherheit, da ihr Vater ein hochdekorierter Held des Ersten Weltkrieges ist. Doch als sich die Lage zuspitzt, können Sie auch die militärischen Auszeichnungen und Verdienste nicht länger schützen.

Aufgrund der gesundheitlichen Verfassung von Illos Vater hatte die Familie bis zuletzt von einer Flucht abgesehen, doch nun beschließt die Familie sich dem Strom der Verfolgten, darunter zahlreiche Wissenschaftler und Künstler, anzuschließen und den Weg ins Exil einzuschlagen. Jedoch sind längst die üblichen Ziele aus dem Dritten Reich nicht mehr ohne gültiges Visum zu erreichen. Damals wurde die chinesische Stadt Shanghai zu einem, mir bisher weitgehend unbekannten, Fluchtpunkt für die jüdische Bevölkerung – diese letzte Chance nutzten Bernhard und Illo.

Ein letztes Mal lässt der alte Kriegsveteran seine Beziehungen spielen, erhält jedoch nur zwei Tickets für die Schiffspassage in den rettenden Hafen Shanghais. Mit dem Traum, Illos letztes vielversprechendes Drehbuch auf die Kinoleinwand zu bringen, im Gepäck, ahnt Bernhard noch nicht, dass er schon bald völlig auf sich alleine gestellt sein wird.

Die Hoffnung auf ein besseres Leben im Fernen Osten zerplatz jedoch direkt nach der Ankunft im Hafen Shanghais. Obwohl die Stadt von den mit dem Deutschen Reich verbündeten Japanern und anderen Besatzungsmächten regiert wurde, wurden die Juden auch auf Drängen der Nazis nicht verfolgt. Die Lebensumstände für die Flüchtlinge waren allerdings auch an diesem weit entfernten Ort äußerst hart. Bernhard hat jedoch einen starken Willen und kämpft mit allen Mitteln darum, ihren Traum zu verwirklichen und Illos Drehbuch zu verfilmen.

Das kreative Team Thirault und Miguel haben mit »Shanghai Dream« eine unglaublich intensive und mitreißende Geschichte vorgelegt, die die Gräueltaten des NS-Regimes lebendig werden lässt. Die detaillierten Zeichnungen von Jorge Miguel heben die bedrückende und angsterfüllte Stimmung, die die Eingrenzung und Verfolgung eines ganzen Volkes während des Zweiten Weltkrieges entfacht haben, besonders ergreifend hervor. Sehr schön finde ich, dass in der fiktiven Geschichte ein weniger bekannter Fluchtort in den Mittelpunkt gerückt wird und auch die Position der Filmszene aufgegriffen wird.

Mit »Shanghai Dream« tragen Thirault und Miguel einen wichtigen Beitrag »Gegen das Vergessen« bei und erinnern daran, wie zerbrechlich die Freiheit tatsächlich ist und welch hohes Gut die Menschenrechte sind. Um diese Aspekte zu unterstreichen hätte ich mir allerdings noch etwas Anhangmaterial oder zumindest ein Vor- oder Nachwort gewünscht, in dem die historischen Bezüge zu der fiktiven Geschichte und deren Hintergründe deutlich gemacht werden.

Fazit:

Ein beeindruckendes wie auch berührendes Werk über die Flucht vor der Verfolgung und dem Traum einen Film zu verwirklichen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 07.07.2020

Veröffentlicht am 18.03.2021

Eine Klimaschutz-Fabel, die aktueller nicht sein könnte.

Unfollow
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Meine Meinung:

Die Graphic Novel »Unfollow« ist mein erster Kontakt mit Lukas Jüligers Artwork, das sich durch mangaeske Zeichnungen und einen ausgeprägten Stil mit Wiedererkennungswert auszeichnet. Jüliger ...

Meine Meinung:

Die Graphic Novel »Unfollow« ist mein erster Kontakt mit Lukas Jüligers Artwork, das sich durch mangaeske Zeichnungen und einen ausgeprägten Stil mit Wiedererkennungswert auszeichnet. Jüliger verzichtet vollkommen auf die übliche Panelführung und Sprechblasen, sondern reiht die Bilder untereinander an und lässt von einer auktorialen Erzählstimme durch die Geschichte des Klima-Influencer und Öko-Gruru »Earthboi« führen.

Zunächst kommt etwas Verwirrung auf, denn unweigerlich fragt man sich als Leser*in, wer denn da spricht und über das Leben von Earthboi, dessen Erinnerungen bis zum Kambrium zurückreichen und der als Inkarnation der Natur verstanden werden kann, berichtet. An dieser Stelle bitte am Ball bleiben, denn sobald sich der Blickwinkel erweitert und einem klar geworden ist, dass die Fangemeinschaft des Influencers, die sich mit Jüngern oder Sektenmitgliedern vergleichen lassen, die Erzählenden sind, bekommt die Geschichte noch einmal eine ganz neue Note.

Nach einer Kindheit die durch Besuche beim Kinderpsychologen und Psychiatrieaufenthalte geprägt ist, bricht der Junge mit der besonderen Verbindung zur Natur aus einer dieser Einrichtungen aus und folgt seiner Bestimmung. Um den Menschen die verheerenden Auswirkungen der Ausbeutung des Planeten Erde vor Augen zu führen, benutzt er die sozialen Medien und wird damit zum neuen Phänomen im World Wide Web.

Doch wie kann die Menschheit die nahende Klimakatastrophe abwenden, ohne dabei die Weltordnung völlig umzukrempeln?

»Earthboi« passt mit seinem digitalen Instrument und seiner Anpassung als stylische Influencer-Ikone ohne Frage in die moderne Zeit wie kein anderer, aber auch ihm fehlt noch der nötige Funke, um einen Prozess in Gang zu setzen, der die Welt verändert. Ein wichtiges Instrument hat er jedoch schon an der Hand: unzählige Follower und Anhänger.

»Earthboi« die Installationskünstlerin Yu kennenlernt, scheint das fehlende Puzzle-Stück gefunden. Gemeinsam gründen sie eine Art Öko-Kommune, die durch VIP-Besuche die nötige Aufmerksamkeit und Vermarktung erfährt. Die Botschaft der Gemeinschaft verbreitet sich immer rasanter. Doch Earthboi hat in Yu jemanden gefunden, der ihn menschlicher und für weltliche Genüsse verführbar macht. Das gefällt den Hardcore-Jüngern aber überhaupt nicht und so kommt es zu Differenzen im Paradies.

Lukas Jüliger legt mit »Unfollow« eine Graphic Novel vor, die sich durch die strukturierte Aneinanderreihung von Text und Bildern auch für Comic-Einsteiger anbietet. Zudem wird die Aufmerksamkeit durch die großflächige Kolorierung in Blau und zarten Rot-Tönen auf das Wesentliche gelenkt.

Lukas Jüliger wirft mit seiner kritischen Erzählung das Scheinwerferlicht auf die gegenwärtige Gesellschaft und gibt damit Denkanstöße. Trotz des wichtigen Themas und der gelungenen Umsetzung, die mit subtiler Spannung an die Seiten zu fesseln weiß, kam mir das Ende etwas zu abrupt und unrund daher.

Fazit:

»Unfollow« gleicht einer utopischen Fabel, die die Klimakrise und die bizarren Auswüchse der Social-Media-Kultur in einer Geschichte vereint.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 06.07.2020

Veröffentlicht am 18.03.2021

Emanzipation auf einer abgeschiedenen norwegischen Insel

Vardo – Nach dem Sturm
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Beschreibung:

Ein gewaltiger Sturm zieht am Weihnachtsabend 1617 an der Küste von Vardø auf und reißt die Männer der Insel, die gerade zum Fischen aufgebrochen sind in die Tiefe. Die Frauen des abgeschiedenen ...

Beschreibung:

Ein gewaltiger Sturm zieht am Weihnachtsabend 1617 an der Küste von Vardø auf und reißt die Männer der Insel, die gerade zum Fischen aufgebrochen sind in die Tiefe. Die Frauen des abgeschiedenen Ortes bleiben auf sich alleine gestellt zurück. Maren hat im Sturm Vater, Bruder und Verlobten verloren und muss nun zusammen mit ihrer Mutter und der schwangeren Schwägerin ums Überleben kämpfen.

Drei Jahre nach der Katastrophe wird auf Geheiß des norwegischen Königs ein Kommissar nach Vardø gesandt, der schon in Schottland Hexen verbrannte und nun auf der abgelegenen Insel für Ordnung sorgen soll. Ursa, die frisch angetraute Frau des Hexenjägers, begegnet auf Vardø zum ersten Mal in ihrem Leben unabhängigen Frauen und lernt unter welch harten Bedingungen diese ihre Leben meistern. Ihr Mann sieht jedoch nur eines – die Sünde der indigenen Völker und die Hexerei, die es auszumerzen gilt.

Meine Meinung:

Die britische Schriftstellerin Kiran Millwood Hargrave legt mit »Vardø – Nach dem Sturm« einen historischen Roman vor, der mir tief unter die Haut gegangen ist.

Schauplatz ist die titelgebende Insel Vardø in der Finnmark, vor deren Küste es am 24. Dezember des Jahres 1617 tatsächlich einen heftigen Sturm gab. Noch im selben Jahr erließ König Christian IV. ein Dekret gegen Hexerei und schwarze Magie, welches verstärkt Hexenverfolgungen in Dänemark, Schleswig-Holstein und Norwegen nach sich zog. Auch die Bestimmung des Lensmanns John Cunningham und die Aussendung des schottischen Kommissars Absalom Cornet, um den Klerus in die Finnmark und nach Vardø zu bringen, vor allem um dort gegen das indigene Volk der Sámi vorzugehen, die mit ihren Runen und Trommeln als Windzauberer verunglimpft wurden, beruht auf einer wahren Begebenheit.

Doch bevor die Schrecken der Inquisition auf Vardø um sich greifen und die Spaltung der Frauen-Gemeinschaft für gegenseitige Denunziation aus Missgunst, Neid und Rachsucht sorgt, wird den Leser*innen zunächst die Frauengemeinschaft, insbesondere die zwanzigjährige Maren und deren harte Lebensbedingungen näher vorgestellt.

Im kontrastreichen Gegensatz dazu steht die junge Frau Ursa, die mit ihrer kranken Schwester bei ihrem liebenden Vater in Bergen zu einer feinen Dame heranwächst, und in der Hoffnung auf ein besseres Leben mit dem angehenden Kommissar Absalom Cornet verheiratet wird. Schonungslos bekommt sie ihre untergeordnete Stellung als Frau zu spüren, und erträgt die ehelichen Pflichten, denen es an Zärtlichkeiten und Liebe fehlt.

Auf Vardø treffen die grundverschiedenen Frauen Maren und Ursa aufeinander. Da die bergische Schönheit in keinster Weise auf das entbehrungsreiche Leben vorbereitet ist und nicht die nötigen Fertigkeiten mit sich bringt, um den Haushalt führen zu können, holt sich diese Hilfe bei Maren. Zwischen den Frauen entsteht eine feste Freundschaft, die ihnen Halt gibt und den Nährboden für tiefere Gefühle bereitet.

Kiran Millwood Hargrave hat mich mit der einnehmenden Geschichte über die starken Frauen von Vardø und die Gräuel der Hexenverfolgung durchweg gefesselt. Erschreckend und tief berührend fasst die Autorin die Angst vor dem Klerus in ihren Zeilen ein und sorgt für pure Gänsehaut.

Fazit:

Dieser Roman ist so stürmisch und aufwühlend wie die raue See. Kiran Millwood Hargrave veranschaulicht in »Vardø« wie die frühzeitige Emanzipation auf einer abgeschiedenen norwegischen Insel mit der Hexenverbrennung zusammenhängt und wie Freundschaft und Liebe gegen alle Gräuel bestehen.

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