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Veröffentlicht am 12.08.2021

Ein durch und durch bewegender Roman

Das Damengambit
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Beschreibung

Ein Autounfall beraubt die achtjährige Beth Harmon ihrer Mutter und macht sie zur Vollwaise. Im Kinderheim versucht Beth der lauten und beängstigenden Realität zu entfliehen, was ihr durch ...

Beschreibung

Ein Autounfall beraubt die achtjährige Beth Harmon ihrer Mutter und macht sie zur Vollwaise. Im Kinderheim versucht Beth der lauten und beängstigenden Realität zu entfliehen, was ihr durch die grünen Beruhigungspillen, die den Kindern tagtäglich ausgegeben werden, leicht fällt. Eines Tages sieht sie den Hausmeister Mr. Shaibel vor einem Brett mit schwarzen und weißen Figuren sitzen und beginnt sich für das Spiel zu interessieren. Das junge Mädchen beweist ein außergewöhnliches Talent und spielt schon bald gegen die erfolgreichsten Männer auf dem Gebiet. Auf dem Weg vom Wunderkind zur Weltmeisterschaft droht die einsame Beth jedoch eine Schlucht aus Drogen und Alkohol zu verschlucken.

Meine Meinung

Die Romanvorlage von Walter Tevis zur erfolgreichen Netflix-Serie »Das Damengambit« wurde 1983 erstveröffentlicht (»The Queen’s Gambit«) und ist nun zum ersten Mal in einer deutschen Übersetzung im Diogenes Verlag erschienen. Die Lektüre des Romans hielt noch ein viel intensiveres Erlebnis für mich bereit, als es die grandiose Serie vermochte.

Walter Tevis schreibt in einem mitreißenden und ergreifenden Erzählstil über das bewegende Leben des Waisenmädchens Beth Harmon, sodass man kaum glauben kann, dass es sich nur um eine rein fiktive Geschichte handelt. Dem bedrückenden Gefühl alleine in der Welt zu sein, entflieht die Achtjährige mit den vom Heim ausgegebenen Beruhigungspillen und als sie durch den Hausmeister Mr. Shaibel ihre Liebe zum Schach entdeckt, kann sie an nichts anderes mehr denken, als an das Spiel mit Bauern, Springer, Läufer, Turm, Dame und König.

Beths herausragende Fähigkeiten als Schachspielerin beginnen sich zu entwickeln und schon bald spielt sie besser als Mr. Shaibel, doch ihr Talent wird in keinster Weise von der Heimleiterin gefördert, sondern vielmehr versucht im Keime zu ersticken als Beth nach einem Vorfall ein Schachverbot erhält. Als Beth mit dreizehn Jahren schließlich doch noch adoptiert wird, lockt sie das Preisgeld der Schach-Turniere mindestens ebenso sehr wie der Reiz des Spieles. Ihr Talent wird von ihrer Adoptivmutter nur zu gerne unterstützt, denn sie bekommt kaum Unterhalt von ihrem Mann und ist durch den Kauf diverser Suchtmittel immer knapp bei Kasse, sodass die Siegprämien im Schach gut gelegen kommen.

Die Entwicklungen und sozialen Hintergründe in Beths Leben sind so spannend miteinander verwoben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Walter Tevis ist ein rundes Gesamtkunstwerk von Settig und Protagonisten gelungen, in dem nicht nur eine starke Frau in einer von Männern geprägten Welt in den Vordergrund rückt, sondern auch der Missbrauch von Alkohol und Beruhigungsmitteln und dann werden durch Beths farbige Freundin Jolene auch noch Rassismusproblematiken ins Spiel gebracht. Ich habe wirklich jede einzelne Seite über den selbstbestimmten Weg von Beth Harmon genossen!

An den ausführlichen Schilderungen von Spielzügen und nervenaufreibenden Turnieren werden Schachspieler bestimmt noch eine etwas eine größere Freude haben, als jemand, der sich mit dem Spiel nicht auskennt. Aber auch ohne diese Kenntnisse weiß Walter Tevis mit seinem imaginären Ausflug in die Schachwelt eine unheimliche Sogwirkung aufzubauen. Ich konnte mich dem Zauber von »Das Damengambit« nicht entziehen und kann den Roman (auch in Kombination mit dem Serien-Soundtrack) nur allerwärmstens empfehlen.

Fazit

Ein durch und durch bewegender Roman über ein weibliches Wunderkind in einer Männerdomäne, der sich liest, wie eine Erzählung, die so nur das Leben schreibt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 26.07.2021

Veröffentlicht am 12.08.2021

Fesselnde Vorgeschichte zu Barries Klassiker »Peter Pan«, die tief unter die Haut geht.

Die Chroniken von Peter Pan - Albtraum im Nimmerland
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Beschreibung

Jamie folgte als erster Junge den verheißungsvollen Versprechungen, eines Lebens voller Abenteuer und Spaß, Peter Pan auf seine Insel. Die Jahre brachte viele verlorene Jungen nach Nimmerland, ...

Beschreibung

Jamie folgte als erster Junge den verheißungsvollen Versprechungen, eines Lebens voller Abenteuer und Spaß, Peter Pan auf seine Insel. Die Jahre brachte viele verlorene Jungen nach Nimmerland, doch Peters Auffassung von Spaß ist gefährlich und brutal und so entstehen im Band der jahrzehntelangen Freundschaft zwischen Jamie und Peter langsam erste Risse. Aus Freundschaft erwächst ein tiefer Hass und Feinschaft für die Ewigkeit…

Meine Meinung

Der magische Roman von James M. Barrie über Peter Pan, den Jungen der niemals erwachsen wird, zählt wohl zu den bekanntesten Klassikern, und fast jedes Kind kennt die Geschichte über Nimmerland, Tinker Bell, die Meerjungfrauenlagune und die Piratenbucht. Doch welche Geheimnisse verbergen sich zwischen den Zeilen? Dieser Frage fühlt Christina Henry in ihrer düsteren Fantasyadaption »Die Chroniken von Peter Pan – Albtraum im Nimmerland« auf den Zahn.

Jamie wurde als erster Junge von Peter Pan auserwählt, mit auf seine Insel zu kommen, dort niemals Erwachsenwerden zu müssen und ein besseres Leben voller Spaß und Abenteuer zu verbringen. Doch Peters Vorstellung von Spaß hat scharfe Zähne und Krallen, die im Laufe der Zeit etliche Jungen das Leben gekostet hat. Die Reihen der ›Verlorenen Jungen‹ lichten sich im Kampf gegen die Piraten, durch Schlachten untereinander und den Bluthunger der monströsen Vieläugigen.

Durch Jamies Augen erblickt man die Schattenseiten Peter Pans, der als Puppenspieler die Fäden zieht und dabei kaum etwas anderes als Eifersucht empfindet, schon gar nicht Verantwortung gegenüber den verlorenen Jungen. Im Gegensatz dazu kümmert sich Jamie um die Bande und macht sich zunehmend Sorgen und stellt ihre bedingungslose Liebe zu Peter in Frage.

Mit Fingerspitzengefühl hat Christina Henry ihre ganz eigene Vorgeschichte zu den Anfängen Nimmerlands gewebt und diese perfekt in den Rahmen von Barries Roman über Peter Pan eingebettet. Dieses großartige Puzzlespiel hat eine große Faszination von der ersten bis zur letzten Seite auf mich ausgeübt. Bitte mache aber nicht denselben Fehler wie ich und lies den Klappentext, denn hier wird leider schon etwas zu viel verraten und es geht die Magie der Überraschung verloren, die Henry für ihre Leserinnen und Leser bereithält.

Der Roman lebt nicht nur von der Umkehrung der verheißungsvollen Vorstellung des Nimmerlands mit seinen Meerjungfrauen, Feen und Abenteuern in ein gefährliches Inselreich, von dem es kein Entkommen gibt, sondern vor allen Dingen von der Weiterentwicklung des Hauptprotagonisten Jamie, der, nachdem er schon einigen Jahrzehnten mit Peter auf der Insel verbracht hatte, die Dinge zu hinterfragen beginnt. Jamie macht sich Sorgen um die anderen Jungen, besonders um den Jüngsten unter ihnen, der nicht bereit ist für so viel Schrecken und Blut vergießen. Peter stört es jedenfalls kaum, denn stirbt ein verlorener Junge, wird dieser im Handumdrehen durch einen neuen ersetzt.

Die Differenzen der einstmals besten Freunde werden größer und der Graben zwischen ihnen erreicht eine Tiefe, die schließlich nicht mehr so einfach überbrückt werden kann.

So ist »Albraum im Nimmerland« ein tiefgründiges Werk über einen Peter Pan, der durch die realistische Ausarbeitung seiner bereits vorhandenen narzisstischen Charaktereigenschaften eine entzauberte, sogar gewaltsame und verschlagene Seite zeigt. Christina Henrys Adaption dieses Kinderklassikers ist ein absolutes Highlight, jedoch im Gegensatz zum Original nichts für schwache Gemüter, denn es gibt einige detailliert geschilderte Kämpfe, bei denen es äußerst brutal zugeht.

Fazit

Ein absolutes Highlight aus Christina Henrys dunklen Chroniken, denn in »Albtraum im Nimmerland« erzählt sie die fesselnde Vorgeschichte zu Barries Klassiker »Peter Pan«, die tief unter die Haut geht und alles auf den Kopf stellt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 25.07.2021

Veröffentlicht am 12.08.2021

Dramatisches Possenspiel mit Unterhaltungswert

Der französische Gast
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Beschreibung

Das Familienglück von Ellen und Avery North ist perfekt. Sie leben in der ländlichen Umgebung von London und haben zwei wunderbare Kinder, Anne besucht ein Mädcheninternat und Hugh leistet ...

Beschreibung

Das Familienglück von Ellen und Avery North ist perfekt. Sie leben in der ländlichen Umgebung von London und haben zwei wunderbare Kinder, Anne besucht ein Mädcheninternat und Hugh leistet seinen Wehrdienst ab. Die Besuche bei ihrer Schwiegermutter in London sind mehr Pflicht als Vergnügen und so wird die junge Französin Louise als Gesellschafterin eingestellt. Die elegante junge Frau erobert das Herz der alten Dame und beginnt auch den erfolgreichen Verleger Avery mit ihrem bestechenden Charme und einer ordentlichen Portion Unverschämtheit zu betören.

Meine Meinung

Ich liebe literarische Wiederentdeckungen und Dorothy Whipple zählt definitiv zu jenen, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man sich Gesellschaftsromanen mit Biss und scharfer Beobachtungsgabe nicht entziehen kann.

Die englische Schriftstellerin veröffentlichte erfolgreich Romane und Kinderbücher, bis sie in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs in Vergessenheit geriet. »Der französische Gast« war ihr letzter Roman und ist nun die erste deutsche Veröffentlichung eines ihrer Werke überhaupt. In ihrer Geschichte über die gefährliche Bedrohung einer langjährigen und glücklichen Ehe zieht sie aus einer trivialen Situation einen unterhaltsamen und mitreißenden Roman, der mich von der ersten Seite an zu fesseln vermochte.

Mit feinsinnigem Gespür zaubert Dorothy Whipple ein Ensemble mitreißender Persönlichkeiten auf ihre Romanbühne, die im Zusammenspiel eine hervorragende Energie verströmen und sich durch geschickte Verquickung der Erzählfäden eine kribbelnde Grundspannung aufbaut. Zwar erzählt Whipple ihre Geschichte nicht aus der Ich-Perspektive ihrer Protagonisten, dennoch gelingt es ihr mit einer geschickten Betrachtungsweise den Leser mitten ins Geschehen zu ziehen. Schließlich lässt sich die Situation der verheirateten Hausfrau und Mutter nur allzu gut nachvollziehen, deren für die Zeit typisch Stolzen und starrsinnigen Mann sich in die Fänge einer reizenden jungen Dame wiederfindet.

Ellen North ist dabei eine bodenständige Frau in den 40ern, die sich nichts aus Fashion und Geld macht und in ihrer glücklichen Familienblase Erfüllung findet und vielleicht gerade aufgrund dieser sicheren Stellung viel zu naiv im Umgang mit ihrem französischen Gast ist. Ganz im Gegensatz zu Ellen hat Louise aufgrund ihrer niederen gesellschaftlichen Stellung ihre große Liebe verloren und ist aus ihrer Heimat geflohen. Mit ihrem angekratzten Ego will die selbstsüchtige Louise unbedingt das Glück anderer an sich reißen, um ein Stück vom Kuchen der Wohlhabende abzubekommen.

Das gegenwärtige Geschehen steigert sich zusehends zu einem dramatischen Finale während man mit den einzelnen Charakteren mitfiebert. Klar hat Ellen mit ihrer liebenswürdigen Persönlichkeiten die Sympathie auf ihrer Seite, doch Dorothy Whipple ist es mit ihrem einfühlsamen Erzählstil gelungen, dass man sogar mit der affektierten und zerstörerischen Louise und Avery Mitgefühl empfinden kann. Auf jeden Fall darf man bis zuletzt gespannt sein, was Dorothy Whipple für ihre Figuren im Sinn hat!

Fazit

Ein mitreißendes und dramatisches Possenspiel, dass sich auch über 60 Jahre nach der Erstveröffentlichung unheimlich gut lesen lässt!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 24.07.2021

Veröffentlicht am 12.08.2021

Zum Knuddeln schön!

Der Knuddelsaurus
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Meine Meinung

Der kleine Knuddelsaurus ist unterwegs und freut sich sehr, als er auf andere Dinokinder trifft, mit denen er spielen und jede Menge Spaß haben kann. Das Leben ist ein Fest, doch auch die ...

Meine Meinung

Der kleine Knuddelsaurus ist unterwegs und freut sich sehr, als er auf andere Dinokinder trifft, mit denen er spielen und jede Menge Spaß haben kann. Das Leben ist ein Fest, doch auch die schönste Spielerei birgt Konflikte in sich.

Beim Versteck-Spielen kommt es zu Unstimmigkeiten und der Knuddelsaurus erkennt seine Freunde nicht wieder. Er fragt sich, wie er die schlechte Laune und den Unmut vertreiben kann, da erinnert er sich an den Ratschlag seines Dinopapas und ist gar nicht mehr traurig.

Rachel Bright gelingt es mit der zuckersüßen Bilderbuch-Geschichte »Der Knuddelsaurus« die wohltuende Kraft von liebevollen Umarmungen zu vermitteln. Bei den herzigen Illustrationen von Chris Chatterton, die veranschaulichen, wie der kleine Knuddelsaurus seine Freunde umarmt und damit die Welt ein Stückchen besser macht, geht einem einfach das Herz auf. Ist es nicht herrlich zu sehen, welch große Wirkung eine freundliche Geste in sich trägt?

Fazit

Eine empathische Dinogeschichte zum Wohlfühlen, die mit herzigen Umarmungen glücklich macht.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 21.07.2021

Veröffentlicht am 12.08.2021

Lass die Sorgen frei

Der Sorgosaurus
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Meine Meinung

In »Der Sorgosaurus« von Rachel Bright begleitet man einen kleinen roten Dinosaurier dabei, wie er seinen Tag beginnt und sich auf einen Ausflug vorbereitet. Doch der kleine Dino macht sich ...

Meine Meinung

In »Der Sorgosaurus« von Rachel Bright begleitet man einen kleinen roten Dinosaurier dabei, wie er seinen Tag beginnt und sich auf einen Ausflug vorbereitet. Doch der kleine Dino macht sich über so vieles Gedanken und sorgt sich um jede Kleinigkeit, dass seine Pläne schnell ins Wanken geraten können.

Da hat der kleine Dinosaurier alles so gut durchgeplant, da versetzt ihm die schlechte Wettervorhersage einer Echse in Angst und Schrecken. Der flatternde Angst-Schmetterling umfängt ihn mit Dunkelheit, da erinnert sich der kleine Sorgosaurus an einen guten Ratschlag seiner Mama und macht sich mit dem Drücken seiner größten Schätze frei von den Sorgenfaltern.

Die knubbeligen Illustrationen von Chris Chatterton wirken wie Wachsstiftbilder und ziehen mit leuchtenden Farben den Blick auf sich. Besonders die bunten Schmetterlinge sind wunderbar anzusehen und zugleich eine wundervolle Metapher für das flatternde Gefühl von Angst im Bauch. Rachel Bright und Chris Chatterton haben mit dem Sorgosaurus eine tolle Mutmach-Geschichte für Kinder geschaffen, die sich in den gereimten Versen gut zum Vorlesen und alle, die sich zu viele Sorgen machen, eignet.

Fazit

Eine liebevolle Bildergeschichte, die zeigt, wie sehr es sich lohnt unbegründete Sorgen fliegen zu lassen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 21.07.2021