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Veröffentlicht am 23.08.2019

Ein nervenaufreibender Jugendthriller

The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld
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Beschreibung

Der Geheimbund der »Black Coats« hat es sich zur Aufgabe gemacht, gewalttätige Männer, die durch die Justiz keiner gerechten Bestrafung zugeführt werden, eine Lektion zu erteilen. Die begabte ...

Beschreibung

Der Geheimbund der »Black Coats« hat es sich zur Aufgabe gemacht, gewalttätige Männer, die durch die Justiz keiner gerechten Bestrafung zugeführt werden, eine Lektion zu erteilen. Die begabte junge Läuferin Thea erhält nach dem Tod ihrer Cousine eine Einladung der mysteriösen Vereinigung und sieht damit ihre Chance gekommen, Rache an Natalies Mörder zu nehmen. Je weiter Thea im Bund der »Black Coats« eintaucht, desto mehr stellt sich ihr die Frage, ob Rache wirklich für Gerechtigkeit sorgen kann? Mit den ersten Zweifeln kommt bei ihr der Gedanke auszusteigen auf. Doch da ist es längst zu spät, um der gut vernetzten Organisation entkommen zu können.

Meine Meinung

Durch eine mysteriöse Einladung aus dem Hause Beltz & Gelberg wurde ich auf den Jugendthriller »Black Coats…denn wir vergeben keine Schuld« von Colleen Oakes aufmerksam. Genau wie Thea wusste ich überhaupt nichts über den Orden der Black Coats und folgte neugierig der Einladung…

Zwischen den Buchdeckeln erwartete mich eine nervenaufreibende Geschichte über Verlust, Trauer, Rache und Gerechtigkeit, die ein geheimnisumwobener Orden durch Selbstjustiz herzustellen versucht. Genauer gesagt geht es um Gewalt an Frauen und Frauen die es satt haben länger tatenlos zuzusehen, wie die Täter ungestraft davonkommen. Nach einem kurzen Prolog lernt man auf wenigen Seiten die junge Hauptprotagonistin Thea kennen, welche sich nach dem Mord an ihrer Cousine Natalie erst nach der Aufnahme im Orden der Black Coats wieder richtig lebendig fühlt.

Nach und nach lernt man zusammen mit der Hauptprotagonistin die Strukturen der »Black Coats« von der Anwerbung über das Training bishin zu den unterschiedlichen Balancings kennen und beginnt zu ahnen, welchen große Ausmaße das Wirken des Ordens überhaupt hat. Der Sitz der Black Coats befindet sich in einem altehrwürdigen Haus, das mindestens genauso viele Geheimnisse wie der Orden selbst zu beherbergen scheint und somit der perfekte Schauplatz für actionreiche Szenen bietet.

Gemeinsam in einem Team mit anderen frisch angeworbenen Mädchen, deren Stärken ganz unterschiedlicher Natur sind, stellt sich Thea dem harten Training der »Black Coats«. Die Existenz des Ordens und ihre Mitgliedschaft muss sie strengstens geheimhalten, auch vor ihren Eltern und einem anständigen Jungen, in den sie sich von Tag zu Tag mehr verliebt. Die Gemeinschaft des Ordens und vor allen Dingen die eingeschworene Freundschaft und der Zusammenhalt untere ihren Teamkameradinnen geben Thea Halt und die nötige Kraft um über den Tod ihrer Cousine hinwegzukommen und ein neues Leben zu beginnen.

Der temporeiche Handlungsablauf und der flüssige Schreibstil Oakes tragen zu der unglaublichen Sogwirkung des Romans bei, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ehrlich gesagt hat man das Gefühl, dass sich die nervenaufreibende und dichte Atmosphäre der Geschichte auf einen selbst überträgt und mit angehaltenem Atem mitverfolgt, wie Thea immer mehr dem Rausch ihrer Macht als Black Coats Team erliegt.

Die Autorin hat sich eine PoC als Romanheldin auserkoren und lässt an einigen Stellen Theas sensibilisierte Haltung zum Thema Rassismus mit einfließen. Ich persönlich finde es durchaus sehr wichtig, dass diese Thematik in Jugendbüchern angesprochen wird, doch mehr wie ein kurzes Aufleuchten davon gibt es in dieser Geschichte nicht. Deshalb stellt sich mir die Frage, ob die Autorin sich nicht besser in einem extra dafür vorhergesehenen Roman damit beschäftigen sollte, anstatt es hier halb gar zu servieren.

Sehr gut gefallen hat mir, dass sich die Autorin in ihrem Jugendroman mit dem Thema Selbstjustiz auseinandersetzt und der Protagonistin nach einer gewissen Zeit das Saatkorn des Zweifels über ihr Tun einsät. Zunächst werden die fragwürdigen Gedanken von dem guten Gefühl, das die Organisation in Thea auslöst überlagert. Colleen Oakes läutet den Plottwist recht spät ein und spitzt den Spannungsbogen zu einem grandiosen Showdown-Finale zu, dass für meinen Geschmack sogar etwas zu viel des Guten bereithält.

Fazit

Ein nervenaufreibender Jugendthriller über Gewalt an Frauen und dem schmalen Grat zwischen Rache und Gerechtigkeit.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Die facettenreiche Persönlichkeit von Victor Hugo wird anhand einer gelungenen Geschichte aus Historie und Fiktion und den beeindruckenden Bildern von Laurent Paturaud in diesem Comic gekonnt in Szene gesetzt

Victor Hugo
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Meine Meinung

Der historische Comic »Victor Hugo – Im Exil« von Esther Gil und Laurent Paturaud befasst sich mit einem Ausschnitt des Leben und Wirkens eines der bekanntesten französischen Schriftsteller, ...

Meine Meinung

Der historische Comic »Victor Hugo – Im Exil« von Esther Gil und Laurent Paturaud befasst sich mit einem Ausschnitt des Leben und Wirkens eines der bekanntesten französischen Schriftsteller, Victor Hugo, der für den Widerstand gegen den Staatstreich von Napoleon III. aus Frankreich verbannt wurde und sein Exil zuerst auf der britischen Kanalinseln Jersey und dann auf Guernsey verbrachte. Zu seinen bekanntesten Werken zählen »Der Glöckner von Notre Dame« und »Die Elenden« (»Les Misérables«).

Die Handlung des Comics basiert zwar auf realen historischen Hintergründen und bezieht bekanntes Wissen über den genialen Autor und leidenschaftlichen Sozialkritiker Victor Hugo mit ein, wird dann aber mit einer fiktiven Handlung durchbrochen, die Victor Hugo aus seinem Exil zurück nach Paris lockt, um dort mehr über die tragischen Umstände des Todes seiner geliebten Tochter Leopoldine in Erfahrung zu bringen. Der Tod von Victor Hugos Tochter ereignet sich tatsächlich 1843 kurz nach ihrer Hochzeit mit Charles Vacquerie, als sie zusammen bei einem Bootsunfall in der Seine ertrinken.

In einem umfangreichen illustrierten Dossier werden im Nachgang zum Comic die Fakten und Fiktion dieser Geschichte einander gegenübergestellt und man bekommt eindrucksvoll bebilderte Portraits der historischen Persönlichkeiten, Informationen zu der Politik während des zweiten Kaiserreiches sowie Zeitungsausschnitte über den Bootsunfall vorgelegt.

Während einer Séance erscheint der Geist von Leopoldine. Fest überzeugt davon, mit seiner verstorbenen Tochter kommunizieren zu können, begibt sich der Schriftsteller auf eine gefährliche Reise nach Frankreich, um die Umstände zu Leopoldines Tod aufzudecken und ihrem Geist damit Frieden zu schenken. Ein weiterer Handlungsstrang wird um den Engländer John Charles Tapner gesponnen, der sich parallel zur Story entwickelt und erst zum Ende hin mit den Panels über Victor Hugo verschmilzt.

Die Zeichnungen von Laurent Paturaud bestechen mit vielen Details und fein gezeichneten Gesichtern, die sich besonders durch eine ausdrucksstarken Mimik auszeichnen. Die Szenerien spielen sich teilweise auf den britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey sowie in Paris ab, egal ob die Meeresküste oder enge Gassen den Hintergrund bilden, Paturaud fängt die Kulissen gekonnt in seinen Panels ein. Die meist beige Farbgebung passt hervorragend zur historischen Geschichte und wechselt zum Teil in düstere Farben, die das menschliche Elend der damaligen Zeit abbilden.

Esther Gil und Laurent Paturaud ist es gelungen einen mitreißenden Comic zu kreieren, der einen interessanten Abschnitt aus dem Leben von Victor Hugo behandelt und dem Leser einen Blick auf die Persönlichkeit hinter den beliebten Romanen und Gedichten zulässt, auch wenn das düstere und beinahe kriminalistische Abenteuer in Frankreich der Fantasie der Autoren entsprungen ist. Dabei erhält man auch einen Blick auf Hugos freizügiges Liebesleben und bekommt ein Paris präsentiert, dass ihn zu seinem größten Werk »Les Miserables« inspirierte.

Fazit

Die facettenreiche Persönlichkeit von Victor Hugo wird anhand einer gelungenen Geschichte aus Historie und Fiktion und den beeindruckenden Bildern von Laurent Paturaud in diesem Comic gekonnt in Szene gesetzt.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Eine fluffig-leichte Unterhaltungslektüre

Effi liest
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Beschreibung

1894. Die junge Effi soll in einem Pensionat zu einer vornehmen Dame erzogen werden, um in die Gesellschaft eingeführt werden zu können und einen passenden Ehemann zu finden. Bei der Erziehung ...

Beschreibung

1894. Die junge Effi soll in einem Pensionat zu einer vornehmen Dame erzogen werden, um in die Gesellschaft eingeführt werden zu können und einen passenden Ehemann zu finden. Bei der Erziehung dort erhält sie jedoch keinerlei Einblick in die näheren Details, die das Eheleben mit sich bringen werden. Als Effi eines Tages bei einem Ausflug ein Buch mit unsittsamen Inhalt enteckt und von ihrer Lehrerin damit erwischt wird, muss Effi vorzeitig die Schule verlassen und zu ihrem Vater nach Berlin heimkehren.

In Berlin hofft Effi Antworten auf ihre zahlreichen Fragen zu finden. Doch kaum zu Hause angekommen reist auch schon ihre Tante an, um die weitere Erziehung der Achtzehnjährigen zu übernehmen.

Meine Meinung

Bereits die Ähnlichkeit des Buchtitel »Effi liest« mit Theodor Fontanes Klassiker »Effi Briest« lässt Rückschlüsse auf die zeitgebende Epoche des Romans zu. Genau wie der berühmte Klassiker spielt auch Anna Morettis Geschichte zum Ende des 19. Jahrhunderts in einer Zeit, die durch Prüderie ebenso sehr wie durch wissenschaftlichen Fortschritt und fortschreitende Industrialisierung geprägt ist. Die Gestaltung des Covers mit einer feinen Damensilhouette (auch Scherenschnitt, der sich im 19. Jahrhundert in Deutschland einer großen Beliebtheit erfreute) vor dem Hintergrund des Brandenburger Tores in Berlin passt hervorragend zur Geschichte.

Bei Anna Moretti handelt es sich um ein Pseudonym für die deutsche Autorin Mara Andeck, welche bereits mehrere Bücher im Bereich der Jugend- und Frauenliteratur veröffentlichte. Mit »Effi liest« betritt die Schriftstellerin nun das Terrain einer romantischen Komödie zu einer faszinierenden Zeit, die gesellschaftliche Gepflogenheiten mit sich bringt, über die man heute nur noch lächeln kann. Der perfekte Nährboden für eine heitere Lektüre ist gegeben und wurde zusätzlich mit fein gezeichneten und sehr lebhaft dargestellten Protagonisten bestückt.

Elena Sophie von Burow, kurz Effi, ist die Heldin des Romans und wächst mit ihrer neugierigen und unaffektierten Art schnell an das Leserherz. Mutig und zielstrebig schlägt sich Effi auf ihrem Weg zu mehr Wissen, Aufgeklärtheit und Emanzipation durch die von Männern dominierte Welt.

Dabei werden ihr die unterschiedlichsten weiblichen Charaktere zur Seite gestellt wie z. B. Fräulein Grimaud, Effis Lehrerin am Pensionat, die ich mir bildhaft vorstellen konnte, mit ihrer sauertöpfischen Miene und einem unter der Oberfläche brodelndem Temperament, wenn sich ihre Schützlinge mal wieder daneben benehmen. Als sie mit einem dampfenden Zug verglichen wird, konnte ich fast nicht mehr an mich halten. Noch viel besser gefallen hat mir Effis Tante mit ihrer skurrilen, verzückenden und strengen Art, die jedoch keinerlei Zweifel an der Liebe zu ihrer Nichte lässt.

»Was ist so schlimm an einer Praline, die weiß, wofür sie raschelt?« fragt Effis beste Freundin und Vertraute Betty ganz zu Recht und stößt damit ein wichtiges Thema des Romans an. Frauen werden aufgrund der von Männern angenommen zarten Konstitution ihres Geschlechts nicht für voll genommen und erhalten nur Zugang zu einem begrenzten Wissen. Die jungen Damen von gutem Stand bereiten sich somit auf ein Leben als Ehefrau vor und können nur Mutmaßungen darüber anstellen was in der Ehe tatsächlich auf sie zukommt. Das einzige, was ihnen mit auf den Weg gegeben wird, sind eine gute sittsame Erziehung und die Förderung der Talente wie z. B. Malen, Musizieren und Sticken.

Effi entdeckt durch Zufall ein wissenschaftliches Buch über den Genuss, doch bevor sie mehr über den darin beschriebenen Liebesakt in Erfahrung bringen kann, wird die Lektüre konfisziert und als Konsequenz daraus wird sie kurzerhand des Pensionates verwiesen, um nicht noch andere Mädchen mit ihrem vermeintlichen Wissen und unsittsamen sowie neugieren Verhalten zu verderben.

Zusammen mit zwei Freundinnen setzt sie alles daran an das Buch zu gelangen, schließlich kann sich Effi nicht vorstellen warum manches Wissen nicht für Frauen zugänglich, ja sogar schädlich sein sollte, vor allen Dingen wenn es sie selbst betrifft. Im Zug zurück nach Berlin lernt sie den jungen Arzt Max von Waldau kennen, der sie unwillkürlich in ihrer Annahme bestätigt. Aus diesem Ausgangspunkt entspinnt sich ein herrlich humorvoller Plot, der mich trotz der vorhersehbaren Storyline gebannt an die Seiten fesselte, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Die Geschichte wird zum größten Teil aus Effis Perspektive ich der Ichform erzählt und mit Briefen von Max von Waldau an seinen jüngeren Bruder unterbrochen, aus denen die Erforschung der Medizin zur damaligen Zeit bildhaft dargestellt wird und man das Gefühlsleben des Arztes mitverfolgen kann. Der Einfluss und die Meinung anderer Mediziner wie Sigmund Freud und Wilhelm Fließ wird dabei stark mit einbezogen und sorgt aus heutiger Sicht für einige Lachtränen. Der Ernst der Situation zur damaligen Zeit wird allerdings mit dem historisches Beispiel einer Nasen-Operation an Emma Eckstein durch Fließ untermauert.

Jedes Kapitel wird mit einem Zitat aus der Zeit des Romans eingeläutet. Sehr treffend fand ich die Worte der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach.

Anna Moretti überzeugt in ihrem Roman »Effi liest« mit viel Humor, einem Schreibstil der perfekt zum Zeitrahmen ihrer Geschichte passt und fängt dabei die gesellschaftlichen Konventionen und Regeln dieses prüden Jahrhunderts ein, in dem Frauen zwar wie süßes Konfekt herausgeputzt werden und mit ihren Röcken für die Männer rascheln sollen, dabei aber nicht wissen dürfen was in ihrem eigenen Körper vor sich geht.

Fazit

Eine fluffig-leichte Unterhaltungslektüre die mit viel Humor die biedere Zeit des 19. Jahrhunderts zum Leben erweckt.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Eine berührende und beeindruckende Coming-of-Age und Coming-Out Geschichte

Pirouetten
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Meine Meinung

Tillie Walden erzählt in ihrer autobiographischen Graphic Novel »Pirouetten« von ihrem steinigen Weg des Erwachsenwerdens, der sie durch die harte Schule von Eiskunstlauftraining, Mobbing ...

Meine Meinung

Tillie Walden erzählt in ihrer autobiographischen Graphic Novel »Pirouetten« von ihrem steinigen Weg des Erwachsenwerdens, der sie durch die harte Schule von Eiskunstlauftraining, Mobbing und Coming-Out zu einem selbstbestimmten Leben führte.

Die preisgekrönte Zeichnerin Tillie Walden hat sich für ihr autobiographisches Werk die wohl schwerste Zeit, die des Heranwachsens, herausgepickt und erzählt von den prägendsten Ereignissen in ihrem jungen Leben. Da ihr Leben über Jahre hinweg durch das harte und disziplinierte Eislauftraining, welches das Aufstehen mitten in der Nacht und Turniere am Wochenende mit sich brachte und ihr fast die Luft zum Atmen nahm, bestimmt wurde, nimmt dies dementsprechend den größten Teil des Comics ein. Zu Beginn eines jeden Kapitels stellt Tillie Walden eine bestimmte Eiskunstlauffigur vor und gibt Auskunft darüber, was sie mit dieser verbindet.

Zwischen dem eintönigen und stark durchgetakteten Leben stechen Tillies zwiespältige Emotionen als junges in vielerlei Hinsicht unsicheres Mädchen hervor. Unter der Oberfläche spürt Tillie ganz deutlich, dass sie sich in Wirklichkeit zu Mädchen hingezogen fühlt und das Eiskunstlaufen entwickelt sich mit der Zeit zu einer wahren Hassliebe. Denn Tillie kann überhaupt nichts mit dem frühen Aufstehen, den Kostümen, und dem aufgebrezelten Make-Up anfangen. Passend zu der niedergeschlagenen Stimmung die Tillie durch ihrer Findungsphase begleitet, ist der Graphic Novel in einem schlichten Design und einer dunklen Lilafarbenen Koloration gehalten, die sich auf das wesentliche konzentriert und eine unglaublich dichte Atmosphäre heraufbeschwört und nur kurzzeitig durch gelb dargestellte Lichtblicke unterbrochen wird.

»Piouretten« ist das beeindruckende Werk einer inspirierenden Künstlerin, dass Mut macht den eigenen Weg zu gehen, möge dieser sich auch noch so schwer gestalten. Es werden unterschiedliche Themen angeschnitten, von dem Cliquendasein in einer Mädchenmannschaft insbesondere dem internen Konkurrenzkampf über Mobbing und sexuelle Belästigung bis hin zu dem starken Hadern bezüglich des richtigen Zeitpunktes für das Coming-Out. Dabei spielen immer wieder wichtige Stützpfeiler in Tillies Leben eine Rolle (wie z. B. ihre erste Eiskunstlauflehrerin und ihre Cello-Lehrerin), die ihr Kraft geben, sie unterstützen und auf ihrem Weg begleiten. Etwas zu kurz kommt mir bei der ganzen Geschichte die erste Liebe zu einer Mitschülerin sowie der Umgang mit sexueller Belästigung. Den Grund hierfür würde ich allerdings bei der Tatsache suchen, dass es sich hier um eine biographische Geschichte handelt und die Autorin sehr ehrlich ihren eigenen Gefühlen Ausdruck verleiht. Insbesondere die Schilderung ihrer familiären Verhältnisse hat mich stark getroffen und so ist es umso bewundernswerter mitzuverfolgen, wie sich diese junge Frau ihren Weg bahnte.

Durch die klare Struktur, die sich wie ein roter Faden durch die Kapitel des autobiographischen Comics zieht, die minimalistische und pointierte Farbgestaltung in Lila- und Gelbtönen und die leicht verständliche Panelführung kann ich »Piouretten« auch Comic-Neulingen, die sich für eine gut erzählte Comic of Age Geschichte interessieren, sehr ans Herz legen.

Fazit

Eine berührende und beeindruckende Coming-of-Age und Coming-Out Geschichte verpackt in einer ausdrucksstarken Graphic Novel.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Eine packende Graphic Novel bei der nicht nur die Zombie-Apokalypse im Vordergrund steht, sondern es auch um bedingungslose Freundschaft und Hoffnung geht.

Endzeit
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Meine Meinung

Die Graphic Novel »Endzeit« von Olivia Vieweg wurde, nach ihrer ersten Veröffentlichung 2012 im Schwarzer Turm Verlag, letztes Jahr in einem hübschen Softcover im Carlsen Verlag neu aufgelegt. ...

Meine Meinung

Die Graphic Novel »Endzeit« von Olivia Vieweg wurde, nach ihrer ersten Veröffentlichung 2012 im Schwarzer Turm Verlag, letztes Jahr in einem hübschen Softcover im Carlsen Verlag neu aufgelegt. Die postapokalyptische Zombie-Story hat mich alleine durch das leuchtende Cover neugierig gemacht, welches bereits auf eine außergewöhnliche Story abseits des Mainstream schließen lässt.

Die wunderschöne bunte Farbgebung der Panels in hellen Tönen von Gelb, Orange und einer ganzen Palette an Pink-Tönen von Rosarot über Fuchsia bis hin zu Magenta mag im ersten Augenblick nicht besonders gut zu einem düsteren Endzeitszenario passen. Genau das und natürlich der starke Plot mit zwei weiblichen Hauptprotagonisten, die ganz ohne männliche Hilfe zurechtkommen haben mich unglaublich beeindruckt. Olivia Vieweg beweist mit ihrem Graphic Novel meisterhaft, dass bunte Bilder mit einer tief gehenden Geschichte Hand in Hand gehen können.

Schauplatz der Zombie-Apokalypse ist Deutschland. Um genau zu sein, es konnten sich nur Menschen in Weimar und Jena retten und diese führen nun ein von Zäunen abgetrenntes Leben. Alle Güter zum Überleben werden über den Zugverkehr, der nun nicht mehr für Menschen bestimmt ist, ausgetauscht. Natürlich bringt eine solche Endzeitgeschichte die ein oder anderen psychotischen Traumata mit sich.

Nach einer kurzen Einführung begegnen sich Vivi und Eva im verbotenen Zug woraus zuerst eine Zweckgemeinschaft entsteht, denn beide möchten sich nach Jena durchschlagen. Während die unterschiedlichen Charakterzüge der beiden Protagonistinnen freigelegt werden, Vivi leidet seit der Zombie-Apokalypse an Angstzuständen und kann vor lauter Albträumen kaum eine Nacht durchschlafen und Eva ist eine absolut starke Persönlichkeit, die sich viele Gedanken um die (Um)Welt macht und sich selbst zu helfen weiß, entwickelt sich eine bedingungslose Freundschaft zwischen den Mädchen.

Das Beste an der Geschichte sind natürlich die fabelhaften Zeichnungen Viewegs, bei denen mir die andersartige Darstellung der Zombies, deren Infizierung sich durch Blumenranken bemerkbar macht, am meisten gefallen haben. Die bereits erwähnte Farbgebung sorgt für die passende atmosphärische Untermalung und erzeugt eine starke emotionale Stimmung.

Diese Graphic Novel hat es echt in sich, denn man merkt den beiden Protagonistinnen deutlich an wie schwer sie an den Zombie-Vorfällen zu knabbern haben. Sie müssen sich nicht nur gegen die Infizierten zur Wehr setzen, sondern sich auch mit Schuldgefühlen aufgrund des eigenen Überlebens auseinandersetzen. Ein bisschen zu kurz kommt mir bei der tief gehenden Geschichte über Hoffnung und Freundschaft die Abhandlung des Endes. Außerdem hätte ich gerne noch etwas mehr über die Hintergründe dieser außergewöhnlichen Pflanzen-Zombies erfahren. Vielleicht wird es dazu ja noch eine Unterfütterung in der Filmadaption, die noch diesen Monat in die deutschen Kinos kommt, geben? Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt darauf, wie das Material filmisch umgesetzt wurde. Der Film zu Olivia Viewegs Graphic Novel kommt am 22. August 2019 in die deutschen Kinos.

Fazit

Eine packende Graphic Novel bei der nicht nur die Zombie-Apokalypse im Vordergrund steht, sondern es auch um bedingungslose Freundschaft und Hoffnung geht.