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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2019

Ein Klassiker mit Ecken und Kanten.

Die Blütezeit der Miss Jean Brodie
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Beschreibung

Miss Jean Brodie ist eine charismatische und exzentrische Frau die sich in der Blütezeit ihrer Jahre befindet und mit ihren ungewöhnlichen Lehrmethoden junge Schülerinnen einer Mädchenschule ...



Beschreibung

Miss Jean Brodie ist eine charismatische und exzentrische Frau die sich in der Blütezeit ihrer Jahre befindet und mit ihren ungewöhnlichen Lehrmethoden junge Schülerinnen einer Mädchenschule eine ganz besondere (Schul)Bildung zukommen lässt. Mit ihrer Art und Weise eckt sie vor allen bei der Direktorin der Schule und ihren Kolleginnen an. Miss Brodie lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken und verwendet ihre kostbare Blütezeit darauf sechs von ihr auserwählte Mädchen, die alle Teil der »Brodie-Clique« sind, zu formen. Eines dieser Mädchen wird Miss Brodie jedoch verraten.

Meine Meinung

Muriel Spark zählt zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Britanniens und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Im Diogenes Verlag wurde einer ihrer berühmtesten Romane, “Die Blütezeit der Miss Jean Brodie”, der bereits jetzt als Klassiker des 20. Jahrhunderts gilt, neu aufgelegt. Diese Gelegenheit habe ich zum Anlass genommen um mir selbst ein Bild von Muriel Sparks Literatur zu machen.

Die Geschichte über Miss Jean Brodie wurde 1962 veröffentlicht und handelt von einer Frau in der Blütezeit ihres Lebens, deren große Liebe im ersten Weltkrieg gefallen ist und die sich nun als Lehrerin an einer Mädchenschule der ganz besonderen Ausbildung ihrer Schützlinge widmet. In Miss Jean Brodies Unterrichtsstunden bekommen die Mädchen nicht etwa klassische Mathematik gelehrt, sondern vielmehr erzählt Miss Brodie von ihrem eigenen Leben und ihrer Vorliebe für französische Kunst und ihren Urlaubsreisen nach Italien bei denen sie Mussolinis Fascisti bewunderte. Ihr Ziel ist es die Mädchen nicht mit Wissen vollzustopfen, sondern die bereits vorhandenen Anlagen und Talente zum Vorschein zu bringen. Jean Brodie widmet ihre Blütezeit sechs Schülerinnen, die zur Brodie-Clique zusammen wachsen, und nach ihrer Vorstellung eines Tages zur Crème de la Crème gehören können.

Miss Brodie haftet durch ihr außergewöhnlich stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein ein besonderer Charme an, dem sich weder der Leser noch ihre Schülerinnen entziehen können. Doch ihre eigensinnige Lehrmethode stößt vor allem bei der Schuldirektorin auf Ablehnung, die nichts lieber täte als Miss Brodie zu entlassen.

Muriel Spark hat mit wenigen Pinselstrichen eine exzentrische Hauptprotagonistin erschaffen, die polarisiert und den Leser trotz ihrer Fehlerhaftigkeit geschickt um den kleinen Finger wickelt. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Geschichte sind die Mädchen aus der Brodie-Clique welche anhand einiger herausstechender Eigenschaften skizziert werden. Sandy ist weniger für ihre Schönheit als für ihre kleinen Augen berüchtigt, Rose sticht mir ihrem Sexappeal hervor, an Mary wird ständig herumgenörgelt, Jenny tut sich als Schauspielerin hervor, Monica ist in der Mathematik bewandert und Eunice ist die sportliche im Bunde.

Aufgrund der vielen Zeitsprünge erfährt der Leser recht früh, dass ein Mädchen der Brodie-Clique Miss Jean verrät. Welche Beweggründe das Mädchen zu diesem Entschluss bewogen haben wird allerdings erst im Verlauf der Geschichte deutlich. Besonders überrascht war ich, wie offenherzig Muriel Spark mit dem Sexualleben von Miss Brodie und ihrem manipulativen Einfluss auf ihre Schützlinge spielt. Hier habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, welch skandalöse Auswirkungen das in den 60er Jahren gehabt haben muss?

1969 wurde die Geschichte mit Maggie Smith in der Hauptrolle unter dem Titel “Die besten Jahre der Miss Brodie” (engl. Originaltitel “The Prime of Miss Jean Brodie”) verfilmt.

Fazit

Ein Klassiker mit Ecken und Kanten.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Dieser Jugendthriller sorgt für ein intensives Leseerlebnis mit Gänsehautmomenten.

Niemalswelt
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Beschreibung

Seit dem Tod ihres Freundes Jim hat Bee den Kontakt zu ihrer Freundesclique abgebrochen. Als sie ein Jahr später wieder mit ihnen in Kontakt tritt um die ungeklärten Umstände von Jims Tod ...



Beschreibung

Seit dem Tod ihres Freundes Jim hat Bee den Kontakt zu ihrer Freundesclique abgebrochen. Als sie ein Jahr später wieder mit ihnen in Kontakt tritt um die ungeklärten Umstände von Jims Tod in Erfahrung zu bringen, entgehen die Freunde nur knapp einem Autounfall. Wenig später taucht ein Fremder auf und verkündet sie seien eigentlich alle tot, denn der Unfall ist tatsächlich geschehen und sie sind ab sofort in einer Zeitschleife gefangen die elf Stunden und zwanzig Minuten umfasst. Von nun an wiederholt sich immer wieder der gleiche Tag, bis sich die Freunde darauf geeinigt haben wer von ihnen überleben soll. Jims Tod wird zu einem entscheidenden Schlüsselpunkt, denn jeder der Freunde hat in dieser Hinsicht etwas zu verbergen.

Meine Meinung

Zu Marisha Pessl`s Jugendthriller “Niemalswelt” hatte sich der Carlsen Verlag etwas ganz besonders ausgedacht. Im Rahmen einer #Lesewache durfte ich am 17. März mit anderen Blogger-Kolleginnen und Blogger-Kollegen das Buch vorab lesen. Der ein oder andere von euch hat das vielleicht auf Twitter oder Instagram mitbekommen – Die Lesewache war, genau wie die Zeitschleife im Roman, auf elf Stunden und zwanzig Minuten angesetzt und der Wächter hat fleißig mitgetwittert. Den Roman in einem solchen Lesemarathon zu bewältigen war ein intensives und spannendes Erlebnis das mich vollkommen in der Buchwelt abtauchen ließ.

Der bildhafte, fast schon poetische Schreibstil von Marisha Pessl entwickelte nach einigen Seiten eine sogartige Wirkung auf mich und im Handumdrehen steckte ich mitten im Leben der Beatrice “Bee” Hartley, die in ihren jungen Jahren mit dem schmerzlichen Verlust ihrer ersten Liebe zu kämpfen hat. Nach einer längeren Isolationszeit trifft Bee wieder auf ihre Freundes-Clique und genau ab hier entwickelt sich ein unglaublich spannungsgeladener Jugendthriller mit einer dichten und düsteren Atmosphäre. Einfach spooky!

Bee und ihre Clique sind nach einem Autounfall in einer Zeitschleife gefangen, die sofort ein Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Feeling aufkommen lässt. Die Zeitschleife kann nur durch eine Abstimmung beendet werden in der sich die Freunde auf einen Überlebenden einigen. Während ein paar Mitglieder der Clique die Vorteile der Zeitschleife zu ihrem Vergnügen nutzen lassen sich andere wiederum in einen Beobachter- und Lehrmodus fallen. Außerdem ist da noch der Wächter, der die Freunde über die Regelungen der Zeitschleife aufklärt und immer wieder am Rande des Geschehens auftaucht.

Die Präzens des Wächters ist durch den gesamten Roman spürbar, aber ich hatte einen größeren Anteil seiner Rolle im Gesamtkonzept erwartet. So bleibt er ein eher im Unterbewusstsein vorhandener Leiter und Teilnehmer in der Niemalswelt der sich ungefragt zum Tee einlädt. Die Konstruktion der Zeitschleife und die gelungene Einbettung eines Plottwist haben mich jedoch gleich wieder mit der Geschichte versöhnt. Die gut ausgearbeiteten Protagonisten mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten, die von einem leicht reizbarem Agro-Püppchen über eine introvertierte Leseratte, einem modebewussten Homosexuellen bis hin zum coolen Checker reichen ergaben zusammen einen bunten Mix. In dieser Kombination steckte jede Menge Explosionskraft, die die Autorin geschickt zu nutzen wusste und zudem für die ein oder andere Überraschung sorgte.

Marisha Pessl bietet mit “Niemalswelt” einen wirklich außergewöhnlichen Jugendroman der mich vor allem durch seine Psychothrill-Momente für sich gewinnen konnte.

Fazit

Dieser Jugendthriller sorgt für ein intensives Leseerlebnis mit Gänsehautmomenten.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Dieses Buch ruft das Gefühl des Kind sein und Entdeckens wach und verzaubert mit humorvoll porträtierten Persönlichkeiten.

Meine Familie und andere Tiere
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Der humorvolle autobiographische Roman “Meine Familie und andere Tiere” von Gerald Durrell ist mir durch die Verlagsvorschau von Piper ins Auge gesprungen. Der Klassiker wurde in einer Neuübersetzung ...



Der humorvolle autobiographische Roman “Meine Familie und andere Tiere” von Gerald Durrell ist mir durch die Verlagsvorschau von Piper ins Auge gesprungen. Der Klassiker wurde in einer Neuübersetzung von Andree Hesse herausgebracht und ist in ein hübsches blau-rotes Cover mit Tier- und Menschensilhouetten gekleidet.

Gerald Durrell berichtet in seinem Roman von seiner Kindheit, in der er mit seiner Familie dem regnerischen England entfloh und auf die sonnenverwöhnte Insel Korfu reiste um dort einige Zeit zu leben. In einer mitreißenden Ich-Perspektive erzählt nimmt Gerald Durrel seinen Leser mit zurück in seine Kindheit in den 30er Jahren und lässt die wunderbar unbeschwerte Zeit von damals aufleben. Seine Erzählung sprüht geradezu voller Lebensfreude und kindlichem Entdeckerdrang und ist vor allem durch die Fauna geprägt, die Durrell auf Korfu von Früh bis Spät erkundete.

Besonders gut gefallen hat mir die scharfe Beobachtungsgabe die sich hinter Durrells Figuren verbirgt. Seine gesamte Familie zeichnet er mit liebevollen Pinselstrichen, die mich durchaus an die scharfe Zunge Jane Austens erinnerte. Im Ganzen betrachtet dann zwar nicht ganz an die Klasse einer Austen heranreicht und dennoch zu bezaubern weiß. Vor allem die Zeichnung seiner Mutter hat mir einige Male ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Sie ist wunderbar schrullig und ihre unabsprechliche Liebenswürdigkeit strahlt wie ein Polarstern durch die Zeilen. Von seinen Geschwistern wird Gerald Durrell meist schräg beäugt, denn er ist der Sonderling der Familie, der komisches Tierzeug mit ins Haus schleppt und damit für jede Menge Unordnung und Unmut sorgt. Nur seine Mutter Louisa scheint die einzige Person in der Familie zu sein, die ihn in seinem Tatendrang ermutigt und niemals ein böses Wort darüber verliert.

“Meine Familie und andere Tiere” von Gerald Durell ist ein Wohlfühlbuch von der ersten bis zur letzten Seite und besticht zusätzlich mit seinem humorvollen Unterton. In die Kindheit des autodidaktischen Zoologen eintauchen zu können und die Welt mit seinen Augen zu betrachten hat mir unheimlich viel Freude bereitet. Wer hier allerdings einen Spannungsroman erwartet der sollte liebe der Finger von dem Buch lassen.

Fazit

Dieses Buch ruft das Gefühl des Kind sein und Entdeckens wach und verzaubert mit humorvoll porträtierten Persönlichkeiten.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Verstörend, berührend und absolut sprachgewaltig.

Anna
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Beschreibung

Auf Sizilien ist ein Virus ausgebrochen dem alle Erwachsenen zum Opfer fielen. Als Anna ihre Eltern verlor war sie gerade einmal dreizehn Jahre alt, ihr kleiner Bruder Astor war vier. Seither ...



Beschreibung

Auf Sizilien ist ein Virus ausgebrochen dem alle Erwachsenen zum Opfer fielen. Als Anna ihre Eltern verlor war sie gerade einmal dreizehn Jahre alt, ihr kleiner Bruder Astor war vier. Seither sind vier Jahre vergangen, Wasser und Lebensmittel werden langsam knapp und es gibt keine Elektrizität mehr. Größere Brände haben das blühende Land in eine ausgedörrte Landschaft verwandelt. Anna muss immer weitere Strecken auf sich nehmen um ihren Bruder und sich selbst versorgen zu können. Doch die Gewissheit, dass sie bald den Schutz ihres Häuschens mitten im Wald verlassen müssen drängt sich unwillkürlich in den Vordergrund.

Meine Meinung

Der dystopische Roman “Anna” ist mein erster Roman von Niccolò Ammaniti und seine Schreibkunst hat mich von der ersten Seite an begeistert. In einem nüchternen und minimalistischen Stil zeichnet der Autor ein Endzeitszenario ohne Erwachsene. In seiner Geschichte übergibt er das Schicksal Siziliens in die Hände der Kinder und in die Hände von Mutter Natur.

Ungeschönt, faszinierend und erschreckend zugleich schildert Ammaniti die Entwicklungen der jungen Kinder. Dieser Lesestoff ist absolut nichts für schwache Nerven. Sobald die Kinder erwachsen werden fallen auch diese dem Virus zum Opfer und sterben. Zurück bleiben nur die Allerjüngsten, die weder eine normale Welt kennen noch mit Vorbildern aufwachsen die ihre Moralvorstellungen prägen.

Durch das gekonnte Spiel mit Urängsten webt der Autor eine dichte Atmosphäre der ich mich nicht entziehen konnte. Der Alltag der Kinder besteht aus einem harten Überlebenskampf in einer Umwelt die auf das grundsätzliche zurückgeworfen wurde, was unvermeidlich die Frage aufdrängt: Woraus schöpfen die Kinder und Jugendlichen ihren (Über)Lebenswillen. Ammaniti liefert als Antwort darauf eine bunte Mischung aus Legenden und Mythen die ihren Ausgangspunkt in der Fantasie der jungen Menschen finden.

Einige der Kinder glauben so zum Beispiel an eine kleine Riesin die bereits am Virus Erkrankten retten kann, andere Kinder wiederum sind der festen Überzeugung das ein bestimmtes paar Markenturnschuhe den Weg aus dieser wahr gewordenen Hölle darstellen.

Der Geschichte wird aus der Perspektive der Titelheldin “Anna” erzählt, die nach dem Verlust ihrer Eltern für ihren kleinen Bruder Astor verantwortlich ist und durch die harten Lebensumstände sich zu einer Überlebenskünstlerin entwickelt die schonungslos über die Zustände und ihr Leben berichtet. Besonders gut hat mir die durchweg bedingungslose Liebe Annas zu ihrem Bruder gefallen und die Tatsache, dass sie Trotz der ausweglosen Situation und der verrohlichten Umgangsformen noch dazu fähig ist Freundschaftsbande zu knüpfen.

Sprachlich hat mir die Geschichte von Niccolò Ammaniti ausgezeichnet gut gefallen und ich hätte sicherlich noch ein paar hundert Seiten mehr von “Anna” vertragen. Das Ende ist offen gehalten und bietet Raum für die eigenen Gedanken – doch in diesem Fall hätte ich mir einen ausgereifteren Abschluss gewünscht.

Fazit

Eine Endzeitstory der anderen Art. Verstörend, berührend und absolut sprachgewaltig.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Ein absolut gelungener Reihenauftakt der Lust auf mehr macht!

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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Beschreibung

Die Krankenschwester Florance Nightingale Shore diente ihrem Land im ersten Weltkrieg und freut sich nun auf einen angenehmen Ruhestand. Auf dem Weg zu einer Freundin wird Florance am hellichten ...



Beschreibung

Die Krankenschwester Florance Nightingale Shore diente ihrem Land im ersten Weltkrieg und freut sich nun auf einen angenehmen Ruhestand. Auf dem Weg zu einer Freundin wird Florance am hellichten Tag in einem Zugabteil ermordet. Zur gleichen Zeit erfüllt sich für die neunzehnjährige Louisa ein großer Traum, als sie eine Anstellung bei der angesehenen und glamourösen Familie Mitford erhält. Der Mordfall um Florance Nightingale Shore zieht nicht nur die Aufmerksamkeit der Bahnpolizei und der Öffentlichkeit auf sich, sondern weckt auch die Neugier der siebzehnjährigen Nancy Mitford. Gemeinsam mit ihrem Kindermädchen Louisa stellt sie Ermittlungen zu dem außergewöhnlichen Fall an.
Meine Meinung

Jessica Fellowes ist die Nichte von Julian Fellowes, der bekanntermaßen die Drehbücher zu einer meiner Lieblingsserien, “Downton Abbey”, verfasst hat, und so flossen bereits einige Begleitbücher zur Serie aus ihrer Feder. Ihr Roman “Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht” wird unter einer Mischung aus der Gesellschaftsserie Downton Abbey und einem Kriminalroman von Agatha Christie beworben. Meine Neugier war diesem Roman also schon im ersten Augenblick sicher!

Ich finde es immer besonders spannend, wenn Schriftsteller sich von wahren Begebenheiten oder Persönlichkeiten zu einer Geschichte inspirieren lassen. Genau das ist bei dem vorliegenden Roman von Jessica Fellowes der Fall. Schon der Titel verrät, dass sich die Autorin mit der geschichtsträchtigen Familie Mitford, um genauer zu sein mit den Schwestern der Familie, befasst hat. Außerdem handelt es sich bei dem Mord an der Krankenschwester Florance Nightingale Shore um einen realen Fall. In der Realität konnte der Mordfall allerdings im Gegensatz zur fiktiven Geschichte von Jessica Fellowes nicht gelöst werden.

Die Titelauswahl “Die Schwestern von Mitford Manor” hat mich dazu verleitet, daran zu glauben dass diese Mädchen der Mitfords bzw. zumindest Nancy Mitford, die älteste der Schwestern, eine Hauptrolle in der Geschichte übernimmt. Doch in dieser Hinsicht hat sich der Roman in eine andere Richtung entwickelt. Das Kindermädchen Louisa bildet das perfekt passende Bindeglied zwischen den beiden Handlungssträngen Kriminalfall und Gesellschaftsroman. Zum einen lernen wir durch Louisas Rolle im Haushalt der Mitfords in Oxfordshire das Leben in einer gut betuchten Familie in den 1920er Jahren kennen, und zum anderen knüpft Louisa durch einen Zufall mit dem Bahnhofspolizist Guy einen Kontakt der eine größere Sichtweise auf den Mordfall an Florance Nightingale Shore eröffnet.

Durch diese Herangehensweise und die Erzählperspektive aus Louisas Blickwinkel wird natürlich die Rolle von Nancy Mitford als Hauptprotagonistin ausgestochen. Nancy fungiert in der Geschichte vor allem als Beispiel dafür, wie sehr sich eine junge Dame in ihrer gesellschaftlichen Stellung eine Freundin herbeisehnt. Mit ihren siebzehn Jahren ist Nancy noch nicht in die Gesellschaft eingeführt worden und sieht in ihrem neuen Kindermädchen, das gerade einmal zwei Jahre älter ist, die perfekte Freundin und Verbündete für ihre Geschichten und ihren Schabernack.

Louisa ist für mich die eigentliche Hauptprotagonistin der Geschichte und steht im erheblichen Kontrast zu Nancy Mitford. Als Tochter einer Wäscherin steht ihr ein mittelloses Leben in den schlechtesten Ecken Londons bevor. Ihr größter Traum geht mit ihrer Anstellung bei den Mitfords in Erfüllung. Dementsprechend ist Louisa darauf bedacht ihren Job nicht durch die Freundschaft zu Nancy Mitford leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

Jessica Fellowes hat ihre Figuren mit feinen Pinselstrichen gezeichnet und einen Hauch der Atmosphäre der 1920er Jahre zwischen den Buchseiten eingefangen. Wie zu Beginn bereits erwähnt, hat es mir sehr gefallen, dass sich die Autorin von realen Persönlichkeiten inspirieren lies und einige passende Charaktereigenschaften mit verarbeitet hat. Die Protagonistin Nancy im Buch hat ihre Freude an Geschichten und liebt es vor allem gruseliges nieder zu schreiben und ihren kleinen Geschwistern vorzulesen. Im realen Leben war Nancy Mitford tatsächlich Schriftstellerin. Außerdem hat es Jessica Fellowes tatsächlich geschafft etwas Downton Abbey Flair heraufzubeschwören. Die Geschichte eignet sich also perfekt für alle die sich noch die Wartezeit bis zum Kinofilm überbrücken möchten.

Die Spannung kommt ganz nach Agatha Christie Manier ins Spiel. Gleich zu Beginn der Geschichte ereignet sich der Mordfall und Jessica Fellowes lässt dem Leser einen gewissen Spielraum um gewisse Protagonisten näher unter die Lupe zu nehmen und mitzurätseln. An dieser Stelle möchte ich noch kurz erwähnen was für einen tollen Charakter Jessica Fellowes mit Guy Sullivan erschaffen hat. Der freundliche und hilfsbereite Bahnhofspolizist ist ein makelloses Beispiel für seinen Berufsstand und war mir mit seinem starken Gerechtigkeitsempfinden auf Anhieb sympathisch.

Der erste Teil aus der Reihe “Die Schwestern von Mitford Manor” hat mich gut unterhalten und durch den gekonnten Spannungsaufbau fiel es mir schwer das Buch aus der Hand zu legen. Neugierig bin ich nun vor allem auf die nächsten Bände und wie die Autorin vor allem mit den faschistischen Hintergründen einiger Schwestern umgeht.

Fazit:

Ein absolut gelungener Reihenauftakt der Lust auf mehr macht! Rästelhafte Krimispannung gepaart mit dem Flair der 1920er Jahre – hier ist gute Unterhaltung garantiert.