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Veröffentlicht am 11.11.2022

pannende und actiongeladene Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite!

Der Skorpion Gesamtausgabe 3
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Beschreibung

Der Reliquienhändler Armando Catalano, bekannt als »Der Skorpion« will unbedingt Rache an Kardinal Trebaldi nehmen, der einst seine Mutter als Ketzerin anklagte und sie bei lebendigem Leib ...

Beschreibung

Der Reliquienhändler Armando Catalano, bekannt als »Der Skorpion« will unbedingt Rache an Kardinal Trebaldi nehmen, der einst seine Mutter als Ketzerin anklagte und sie bei lebendigem Leib verbrannen ließ. Trebaldi lässt Armando von seinen Mönchskriegern verfolgen, doch als immer mehr seiner Krieger dem Degen des Skorpions zum Opfer fallen und er diese auch nicht mehr bezahlen kann, wendet sich das Blatt. Die Wahrheit um die Geheimnisse der Verstrickungen in den mächtigsten Familien, wird dabei Stück für Stück enthüllt…

Meine Meinung

In der dritten Gesamtausgabe der frankobelgischen Mantel- und Degen-Comic Serie »Der Skorpion« von Stéphen Desberg und Enrico Marini sind die von 2011 bis 2020 als Softcover veröffentlichte Einzeltitel: »Die Maske der Wahrheit«, »Im Namen des Sohnes«, »Das Geheimnis der Trebaldi« und »Das böse Omen« enthalten.

Dieser abgeschlossene Zyklus ist leider auch der letzte mit den Illustrationen von Enrico Marini, die nachfolgenden Episoden werden von Luigi Critone (»Aldobrando«) gestaltet – allerdings hat mir Enrico in einem Interview verraten, dass er in Zukunft alleine an ein paar Geschichten mit dem Skorpion arbeitet, die unabhängig von der Hauptserie laufen werden (Marini-Fans dürfen sich also freuen!). Leider merkt man es dem letzten Einzelband dieser prachtvollen Hardcoverausgabe auch an, dass im Team Desberg-Marini die Luft raus ist und das Kapitel schnell abgeschlossen wurde – ansonsten bin ich aber wieder sehr begeistert von der phantastischen künstlerischen Umsetzung dieser trivialen wie auch klassischen Haudegen-Serie.

Das Rom des 18. Jahrhunderts wird in diesem Comickunstwerk lebendig und Marini gelingt es mal wieder mit seinen feinen Zeichnungen die Geschichte um familiäre Verstrickungen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen, Machtkämpfe, Intrigen und Ränkespiele in der Kirche gekonnt in Szene zu setzen.

Der Skorpion jagt wie bereits gehabt seiner Rache hinterher und versucht in waghalsigen Aktionen sein Ziel zu erreichen, dabei offenbaren sich ungeahnte Hintergründe der wahren Vergangenheit und es gibt mehr oder weniger überraschende Entwicklungen während ihm von mehreren Seiten aus nach dem Leben getrachtet wird und sich das Geschehen zuspitzt. Zur Auflockerung darf natürlich die Seite als Frauenheld nicht unter den Tisch gekehrt werden, und so ist es kaum verwunderlich, dass sich Armando zwischen aktuellen Liebeleien mit Méjaï und Ansea Latal mit einem Sohn aus einer vergangenen Liebschaft konfrontiert sieht.

Die Zusammenhänge sind leicht nachzuverfolgen und einige der Charaktere erhalten im Verlauf mehr Tiefe, doch den größten Reiz dieser klassischen Mantel-und-Degen-Story übt die temporeiche Action mit bildgewaltigen Verfolgungsjagen über den Dächern Roms und cineastischen Degenkämpfen auf mich aus.

Etwas traurig war für mich die Entwicklung der langjährigen Männerfreundschaft zwischen dem Skorpion und seinem ungarischen Geschäftspartner Husar, die hier zusehends auseinanderdriftet und nur wenig Beachtung geschenkt bekommt. Abschließend zusammengefasst konnte auch die dritte Gesamtausgabe bei mir punkten und die aufgeworfenen offenen Fragen wurden insoweit beantwortet, als die Story einen Abschluss erhält, bei dem noch eine Tür für die Weiterführung offen bleibt.

Fazit

Lebendige Degenkämpfe, jede Menge Verstrickungen sowie der Kampf um die Vorherrschaft über die mächtigsten Familien geben jede Menge Zündstoff für diesen dritten Skorpion-Sammelband. Spannende und actiongeladene Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 28.04.2022

Veröffentlicht am 11.11.2022

Eine mitreißende Geschichte über die Emanzipation eines Bauernmädchens.

Ich, Ellyn
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Beschreibung

1573. In England wächst Ellyn auf einer Art Bauernhof unter ärmlichen Verhältnissen heran. Die seit kurzem fünfköpfige Familie hat kaum ausreichend Essen und der Vater ist durch einen Unfall ...

Beschreibung

1573. In England wächst Ellyn auf einer Art Bauernhof unter ärmlichen Verhältnissen heran. Die seit kurzem fünfköpfige Familie hat kaum ausreichend Essen und der Vater ist durch einen Unfall ans Bett gefesselt, sodass ein großer Teil der Arbeit von Ellyn und ihrem Bruder erfüllt werden.

Als sie eines Tages zum Markt in die Stadt geschickt wird, um etwas zu verkaufen, wird sie von der Musik, die aus der Kirche dringt, magisch angezogen. So etwas hat Ellyn noch nie gehört, und so etwas hat sie auch noch nie gefühlt.

Ellyn ahmt den Gesang nach und besitzt ein ungeahntes Talent fürs Singen. Da nur Jungen die Singschule in der Stadt besuchen dürfen, wagt Ellyn den gefährlichen Schritt und sichert sich verkleidet als Junge die Ausbildung ihrer Träume. Doch als königliche Gesandte auf Ellyns wunderschönen Gesang aufmerksam werden, wird das Mädchen für einen Chor rekrutiert, der für Elisabeth die I. singen soll. Zum ersten Mal in ihrem Leben ist Ellyn weit entfernt von ihrer Familie, ganz alleine mit ihrem Geheimnis…

Meine Meinung

Nell Leyshons berührenden Werke »Die Farbe von Milch« und »Der Wald« haben mich tief beeindruckt, sodass die Erwartungen an ihren neuesten Roman »Ich, Ellyn« dementsprechend hochgesteckt sind. Was soll ich sagen, auch dieser historische Roman aus dem 16. Jahrhundert hat mich gefesselt und bewegt!

Zugegeben, die besonders stilisierte Schreibweise von Nell Leyshon verlangt einem einige Seiten ab, um sich einzulesen, handelt es sich zunächst um einen Fließtext in Kleinschreibung mit fehlender Interpunktion und auch die grammatikalische Ausdrucksweise ist auf den Sprachgebrauch von Nell Leyshons Titelheldin Ellyn angepasst. Im Laufe des Romans spürt man die Entwicklung von Ellyn auch alleine an der Veränderung, die der Text durchmacht, denn nach und nach kommen Großschreibung, Interpunktion und eine gebildetere Sprache hinzu. Natürlich ist das auch große Geschmackssache, aber ich finde es lohnt sich ungemein, sich darauf einzulassen, denn es verleiht der Geschichte einen unglaublich authentischen Touch.

Fasziniert von Ellyns atemberaubender Entwicklung, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und habe es fast in einem Rutsch verschlungen. Der größte Reiz an »Ich, Ellyn« übte für mich die Wahrnehmung der Titelheldin aus, wie sich ihre kleine Welt des abgeschiedenen Landlebens nach und nach ausweitet und schließlich Bildung ihren Horizont erweitert und dabei ihr bisheriges Wissen in den Schatten stellt. Dies ist zum Teil auch recht schmerzlich für die Protagonistin, vor allem in Anbetracht ihrer familiären Beziehung, denn Ellyn wächst über das einfache Leben hinaus.

Nell Leyshon steckt unglaublich viel Empowerment in ihre Geschichte, welches Mädchen und Frauen Mut machen kann und sie darin bestärkt ihren Weg zu gehen.

Fazit

Ungewöhnlich wie immer beschert Nell Leyshon mit ihrem neuesten historischen Roman eine mitreißende Geschichte über die Emanzipation eines Bauernmädchens in der frühen Neuzeit.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 27.04.2022

Veröffentlicht am 11.11.2022

Bild und Text im Einklang mit positiven, bestärkenden und mutmachenden Botschaften zum Thema Kunst bzw. Künstlerdasein.

Kunst ist wichtig
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Meine Meinung

In dem kleinen aber feinen Werk »Kunst ist wichtig: Weil deine Vorstellungskraft die Welt verändern kann« findet sich eine Sammlung einzelner Texte einer der bekanntesten Köpfe der phantastischen ...

Meine Meinung

In dem kleinen aber feinen Werk »Kunst ist wichtig: Weil deine Vorstellungskraft die Welt verändern kann« findet sich eine Sammlung einzelner Texte einer der bekanntesten Köpfe der phantastischen Literatur- und Comicszene, Neil Gaiman, angereichert mit den Illustrationen von Chris Riddell.

Die enthaltenen Texte sind im Verlauf mehrerer Jahre entstanden und wurden für diese Ausgabe inhaltlich kuratiert. Im ersten Kapitel ›Credo‹ finden sich die Glaubenssätze des erfolgreichen Autors, die voller Weisheiten stecken und bei denen mein Kopf kontinuierlich bestätigend nickte.

Persönlicher wird es dann in den folgenden Abschnitten ›Warum unsere Zukunft von Büchereien, Lesen und Tagträumen abhängt‹, denn dort bekommt man einen guten Eindruck davon, welch wichtigen Stellenwert alles rund um das geschriebene Wort bei Neil Gaiman einnimmt, insbesondere Büchereien.

Die letzten beiden Kapitel ›Einen Stuhl bauen‹ und ›Macht gute Kunst‹ richten sich in erster Linie an kreative Köpfe, wobei Neil Gaiman aus dem eigenen Erfahrungsschatz schöpft und bekräftigende Worte für Kunstschaffende jeglicher Couleur findet.

Zu einem absolut großartigen Schatz wird diese Textsammlung allerdings erst durch die schwungvollen Illustrationen von Chris Riddell. Durch diese erhalten die Texte Gaimans noch mehr Wirkkraft und ziehen sofort das Auge auf sich. Sicherlich ist »Kunst ist wichtig« nicht nur ein Buch für Künstler, sondern für all jene, die gerne Lesen und sich vom Zauber, die Bild und Schrift entfalten, mitnehmen und inspirieren lassen.

Fazit

Bild und Text im Einklang mit positiven, bestärkenden und mutmachenden Botschaften zum Thema Kunst bzw. Künstlerdasein.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 26.04.2022

Veröffentlicht am 11.11.2022

Phantastische Mischung mit Gänsehautpotential.

Der Letzte Schatten. Band 1
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Meine Meinung

In Anbetracht der aktuellen Lage könnte der Comic »Der letzte Schatten: 1. Kapitel« von Denis-Pierre Filippi nicht brisanter sein. Während Europa vom russischen Krieg gegen die Ukraine in ...

Meine Meinung

In Anbetracht der aktuellen Lage könnte der Comic »Der letzte Schatten: 1. Kapitel« von Denis-Pierre Filippi nicht brisanter sein. Während Europa vom russischen Krieg gegen die Ukraine in Atem gehalten wird, zeichnet Filippi in seinem Werk ein Bild über die Schrecken des 1. Weltkrieges.

Russische Soldaten und darunter auch überlebende Zivilisten wie ein Arzt und seine zwei Töchter sind am Rande ihrer Kräfte und finden in den Wäldern einen Gutshof, in dem sie von der Baronin herzlich empfangen werden. Die Truppe kann sich ausruhen und die zahlreichen Verwundeten können endlich versorgt werden. Auf dem Dachboden versteckt die Baronin allerdings auch heimlich Kinder und in den Schatten treiben sich mysteriöse Geschöpfe um.

Unter dem Dach des Gutshofs treffen Welten aufeinander, die schmerzliche und erschütternde Welt des Krieges und die unschuldige Welt der Kinder sowie eine schützende Macht, die sich bisher nur am Rande zeigt. Mit geschickt ausgewählten Panels und seinen ausdrucksstarken sowie detailverliebten Bildern setzt Gaspard Yvan die Handlung in ein atmosphärisches Setting, das mich nicht mehr losgelassen hat. Ich mochte den Zeichenstil unheimlich gerne, der in Kombination mit der stimmigen Koloration eine emotionale Wirkung auf mich ausübte.

Die märchenhaft verschneide Landschaft wird von schwer verwundeten und getöteten Soldaten geziert und die Töchter des Doktors sind einem Grauen ausgeliefert, vor dem sie niemand schützen kann. Im Kontrast dazu entwickelt sich die Handlung auf dem Gutshof der Baronin, denn hier gibt es Zuflucht für die Unschuldigen und die älteste Tochter entdeckt die Kinder auf dem Dachboden, wo sich ihr ein Ort Gemeinschaft eröffnet. Doch auch in diesem Haus sind die Auswirkungen des Krieges auf die menschliche Seele spürbar.

Die Mischung aus dem Krieg der Erwachsenen, der unschuldigen Welt der Kinder und mysteriösen Monsterwesen lässt natürlich den Vergleich zu Guillermo del Toros spektakulärem Film »Pans Labyrinth« aufkommen. Es bleibt allerdings noch abzuwarten, ob »Der letzte Schatten« in diese großen Fußstapfen mit dem Folgeband hineinwächst.

Fazit

Mythische Wesen, die Grauen des Ersten Weltkriegs in den russischen Wäldern und eine rettende Rast in einem abgelegenen Gutshof – das zusammen ergibt eine phantastische Mischung mit Gänsehautpotential.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.04.2022

Veröffentlicht am 11.11.2022

Die Geschichte vom Raub der Persephone sowie dem tragischen Schicksal von Orpheus und Eurydike bildhaft in Szene gesetzt.

Mythen der Antike: Orpheus und Eurydike
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Meine Meinung

Die erste Hälfte des neuesten Comics aus der Reihe »Mythen der Antike« von Luc Ferry und Clotilde Bruneau befasst sich mit dem Raub der Persephone und die zweite Hälfte ist der titelgebenden ...

Meine Meinung

Die erste Hälfte des neuesten Comics aus der Reihe »Mythen der Antike« von Luc Ferry und Clotilde Bruneau befasst sich mit dem Raub der Persephone und die zweite Hälfte ist der titelgebenden tragischen Liebesgeschichte von »Orpheus & Eurydike« gewidmet. Eines haben die beiden Geschichten jedoch gemein, sie entführen in die Unterwelt, wo Hades über die Toten herrscht.

Die zwei griechischen Göttersagen wurden wieder einmal von Diego Oddi (der auch bereits »Ödipus«, »Eros & Psyche« illustrierte) in ansprechende Panels gegossen.

Hades hat sich Persephone, die wunderschöne Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter, als Frau auserkoren und entführt diese in sein unterirdisches Reich. Demeter verlangt von Zeus jedoch, dass ihre Tochter zurückgegeben wird und nutzt ihre Macht, um ihrer Bitte Nachdruck zu verleihen. So versagt sie der Erde ihre Fruchtbarkeit, sodass die Menschen hungern und drohen, daran zugrunde zu gehen.

Durch diesen geschickten Schachzug von Demeter sieht sich Zeus dazu verpflichtet zu handeln, wenn er seine geliebten Menschen retten will, doch auch Hades ist um keine Spielchen verlegen und so trägt es sich zu, dass Zeus einen Kompromiss mit dem Gott der Unterwelt aushandelt, der für die Entstehung der Jahreszeiten sorgen wird. Denn nun weilt Persephone nur noch für vier Monate bei Hades und wenn sie für den Rest des Jahres zu ihrer Mutter zurückkehrt, wird auch das Land wieder mit Fruchtbarkeit gesegnet.

Direkt im Anschluss wechselt die Handlung zu Orpheus, der mit seiner Harfenmusik jedes Wesen zu verzaubern weiß und sein Liebesglück mit der Nymphe Eurydike in vollen Zügen genießt.

Das Schicksal hält für Orpheus und Eurydike allerdings keine rosige Zukunft bereits, sondern wendet sich ins Dramatische als Euydike von einer giftigen Schlange gebissen wird und in den Armen ihres Geliebten stirbt. Verzweifelt macht sich Orpheus auf den Weg in die Unterwelt, wo er sich seine Gabe zunutze macht und mit seiner Musik den Fährmann Charon verzaubert, sodass er bis zu Hades gelangt und von ihm seine geliebte Eurydike zurückfordert. Ob ihm dies gelingt, liest man am besten selbst in diesem grandiosen Comic nach!

Mittlerweile bin ich ein großer Fan der Reihe »Mythen der Antike«, denn Luc Ferry und Clotilde Bruneau schaffen es immer wieder in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Zeichnern die Sagenwelt aus der griechischen Mythologie durch das Comicformat leicht zugänglich für Jeden zu erzählen.

Fazit

In diesem weiteren starken Comic-Band über Sagen aus der griechischen Mythologie wird die Geschichte vom Raub der Persephone sowie dem tragischen Schicksal von Orpheus und Eurydike bildhaft in Szene gesetzt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.04.2022