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Veröffentlicht am 09.03.2023

Dramatisch und brutal

With you through the night
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Beim Auftakt der With-You-Serie zog zunächst das auf Spannungselemente hindeutende Cover meine Aufmerksamkeit auf sich: eine Art leuchtender Fingerabdruck. Entfernt fühlte ich mich an das Cover von "Kiss ...

Beim Auftakt der With-You-Serie zog zunächst das auf Spannungselemente hindeutende Cover meine Aufmerksamkeit auf sich: eine Art leuchtender Fingerabdruck. Entfernt fühlte ich mich an das Cover von "Kiss & Crime - Zeugenkussprogramm" von Eva Völler erinnert und hoffte auf eine ebenso unterhaltsame wie romantische Geschichte. So cute wurde es allerdings nicht, vielmehr wurde mir schnell klar: Ganz andere Schiene - eher verrucht, sündig und dark.

Tatsächlich punktet das vorliegende Werk in puncto Action weitaus mehr, eben weil die Story deutlich düsterer angelegt worden ist, darauf muss man sich eben im Vorfeld einstellen.

Apropos 'im Vorfeld': Theoretisch hätte mir auffallen müssen, dass es sich bei "With you through the night" um ein Spin-off der Rival-Reihe handelt - und das, obwohl ich sogar beide Vorgänger gelesen hatte ("You’re my rival", "You’re my fate").

Tatsächlich mochte ich Elizas Freundin Camy, die nun ihre 'eigene' Geschichte bekommen hat, damals deutlich mehr als die ursprüngliche Hauptfigur. Aber bei all den Romanwelten, in die ich abtauche, möge man mir nachsehen, dass es beim Namen 'Camy' nicht sofort geklingelt hat.

Abgesehen davon bleibt die Autorin ihrem Plotrahmen treu: Es erwartet euch ein New-Adult-Roman der etwas anderen Art. Zum obligatorischen Bad Boy gibt’s quasi noch Lebensgefahr, allgegenwärtige Bedrohung durch hasserfüllte Feinde und brutale Mafiosi-Machenschaften obendrauf.

Was mich ein wenig geärgert hat: Eigentlich ist Camy echt eine clevere junge Frau - als ihr beispielsweise zu Beginn der Story eine gewisse Person auffällig erscheint, registriert sie dies sofort. Doch kaum, dass reelle Gefahr droht, handelt sie plötzlich teilweise naiv und impulsiv.

Klar, dass sie mit diesem Verhalten zunächst bei Chris aneckt, der a) generell nicht happy darüber ist, überhaupt abtauchen zu müssen und b) vom Typ her eher die Ansicht "Lieber zu vorsichtig sein, als hinterher Hätte ich doch nur zu denken" vertritt. Aber da sie sich beide gegenseitig ziemlich attraktiv finden … na, ihr ahnt es.

Sowohl der rasante Start als auch die eigentliche Annäherung der an sich facettenreich gezeichneten Hauptfiguren ging mir einen Hauch zu flott. Insbesondere um nahtlos in die Story einsteigen zu können, empfehle ich das vorherige Lesen der Rival-Reihe, ansonsten bekommt man womöglich das Gefühl, handlungstechnisch irgendwie etwas verpasst zu haben.

Der Vorher-Nachher-Cut hätte in meinen Augen mehr Sinn gemacht, wenn es statt der Aufdröselung in eine Dilogie ein einziges, dafür seitentechnisch umfangreicheres Gesamtwerk gegeben hätte. Bei ohnehin so wenigen Seiten hingegen riss mich der Zeitsprung irgendwie aus allem raus, kaum dass ich so langsam mal ein Feeling für die Protas entwickelt hatte.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 3 ✰ ✰ ✰
Nicht schlecht für Zwischendurch, wenn man auf Romane mit düsterem Touch steht. Der Cliffhanger war fies, auch wenn ich ahnte, wie die entsprechende Auflösung aussehen würde … Nichtsdestotrotz freute ich mich, dass ich Band 2 direkt parat hatte.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Der Stoff, aus dem die Träume sind

Highland Happiness - Die Weberei von Kirkby
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Der erste Band aus der Highland-Happiness-Buchreihe ist nicht nur für Kirkby-Fans (= begeisterte Leser:innen der vorangegangenen Erfolgsreihe "Highland Hope") ein absolutes Must-Read - alle Freunde von ...

Der erste Band aus der Highland-Happiness-Buchreihe ist nicht nur für Kirkby-Fans (= begeisterte Leser:innen der vorangegangenen Erfolgsreihe "Highland Hope") ein absolutes Must-Read - alle Freunde von cosy Small-Town-Vibes, interessanten Familienstories und unterhaltsamen Wohlfühlromanen werden die Geschichte von Collum und Harriet lieben.

Kann mir bitte jemand verraten, wo genau in den schottischen Highlands sich dieser bezaubernde kleine Ort versteckt?! Die literarische Rückkehr nach Kirkby war Balsam für meine Seele und fühlte sich wie ein Nachhausekommen an.

Was habe ich gelacht! Mit solch köstlicher Situationskomik hatte ich nicht gerechnet - und das auch noch beim adretten und stets professionell auftretenden Bürgermeister Collum, auf dessen Story ich seit meinem ersten Kirkby-Ausflug hingefiebert hatte. Ich war hingerissen von seiner Verliebtheit auf den den ersten Blick (- ich sage nur: "Schicksalsfrau" -), gerührt von seiner Unbeholfenheit und Verletzlichkeit. Seine dramatische Backgroundstory hat mich gleichermaßen geschockt und tief bewegt; am liebsten hätte ich Collum einfach in den Arm genommen. Was für ein umwerfender Mann (im wahrsten Sinne des Wortes, Stichwort: Alpaka-Begegnung, hihi)!

Erzählt wird aus der Sicht beider Hauptfiguren, in die ich mich so easy hineinversetzen konnte, als würde ich sie bereits seit Jahren kennen; ihre Gefühle und Gedanken sind durchwegs nachvollziehbar und stimmig ausgearbeitet worden. So sehr ich die kreative Harriet mochte, fieberte ich hier bei der männlichen Perspektive sogar noch etwas intensiver mit. Hach, Collum hat einfach mein Herz!

Über das Wiedersehen mit zahlreichen vertrauten Kirkby-Gesichtern habe ich mich riesig gefreut! Insbesondere die Dialoge zwischen Collum und Jon (der sich zwar über die plötzlich entfachte Schwärmerei seines Freundes amüsiert, jedoch immer um sein Wohl besorgt ist und sich nur das Beste für ihn wünscht) habe ich total genossen. So authentisch und on point!

"» […] Glaub mir, du willst nicht mit jemandem zusammen sein, der erst davon überzeugt werden muss, dass du nicht die schlechteste Partie bist. […]«" - Yes! Amen to that.

Auch Collums Gespräche mit seiner mütterlichen Angestellten Leslie erwärmten mein Herz. Apropos Figuren: Kirkby-Neulinge finden im Anhang ein umfassendes Personenregister, sodass niemand Sorge haben muss, bei einer gewissen sympathischen Großfamilie womöglich den Durchblick zu verlieren. Und wo wir schon beim Anhang sind: Über ein leckeres Rezept dürft ihr euch ebenfalls freuen!

An alle, die sich vielleicht denken: 'Herrje, mit dem Themengebiet Textilien kenne ich mich eigentlich gar nicht aus - ob die Geschichte dann überhaupt was für mich ist … ?': Trust me! Charlotte webt dieses Plotelement dermaßen gekonnt in die Romanze mit ein, dass es sich wie selbstverständlich liest - und unheimlich interessant obendrein. (Sofort muss ich an Harriets zuckersüße Geste mit dem Pullover denken, ahhh! Kein Wunder, dass Collum hin und weg von ihr ist.)

Was den Schreibstil der Erfolgsautorin betrifft, fasse ich mich kurz: Perfekt! Herrlich romantisch, humorvoll, realitätsnah, tiefgründig und spannend - vor traumhaft schöner landschaftlicher Kulisse! (Das Wort "Kontrolletti" habe ich übrigens in mein Alltagsvokabular übernommen.) Natürlich kommt auch die Tierliebe nicht zu kurz. Ein weiteres Highlight: die cleveren Wortspiele in den Kapitelüberschriften.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Soooo schön! In meinen Augen hat Charlotte McGregor sich mit diesem Werk selbst übertroffen. Ich liebe ja wirklich all ihre Geschichten aus dem Kirkby-Universum, doch "Highland Happiness - Die Weberei von Kirkby" ist eindeutig mein bisheriger Lieblingsband. Lasst euch diesen Buchschatz nicht entgehen!
Zum Glück werde ich nicht allzu lange auf Kirkby-Nachschub warten müssen: "Die Töpferei von Kirkby" (= Band 2 der im Selfpublishing veröffentlichten Spin-off-Reihe) erscheint bereits im April 2023, juchuuu!

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Sehr gelungen!

Soraya (Ikonen ihrer Zeit 8)
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"Sie war doch nur eine junge Frau, die sich rettungslos in einen attraktiven und liebenswerten Mann verliebt hatte."

Another day, another Ullstein-Highlight … So oder ähnlich könnte die Überschrift meiner ...

"Sie war doch nur eine junge Frau, die sich rettungslos in einen attraktiven und liebenswerten Mann verliebt hatte."

Another day, another Ullstein-Highlight … So oder ähnlich könnte die Überschrift meiner Rezension lauten, denn insbesondere die Reihe 'Ikonen ihrer Zeit', deren achten Band ich gerade beendet habe, ist einfach nur herausragend.

Bei den Stichworten 'Die Prinzessin mit den traurigen Augen' und 'Märchenhochzeit' werden viele Leser:innen vielleicht zunächst an die verstorbene Exfrau des britischen Königs Charles III. denken. Tatsächlich gibt es durchaus so einige Parallelen zwischen Diana und Soraya: Beide
- heirateten sehr jung einen Royal,
- wurden vom Volk ihres Landes vergöttert,
- waren hübsch anzusehen,
- galten als modische Stilikone,
- waren für ihre Warmherzigkeit bekannt, sorgten sich insbesondere um die Armen, Schwachen und Kinder.

Beide starben viel zu früh.

Und was ihre Liebesbeziehungen betrifft: Beide Ehen endeten in einer Scheidung.

Aber während bei Diana und Charles die Trennung fast schon einer Erlösung gleichkam, blieben die liebevollen Gefühle bei Soraya und ihrem Schah bestehen - sie wollten nicht, sondern MUSSTEN sich scheiden lassen. … weil der persische Thron nach einem Thronfolger verlangte. Denn im Gegensatz zu Lady Di, die zwei Söhnen das Leben schenkte, blieb dem persischen Paar das Glück der Elternschaft verwehrt.

Mal ehrlich, wie bitter ist das denn? Da findet man die große Liebe - etwas, nach dem manche Menschen ihr Leben lang vergeblich suchen - und dann wird man quasi gezwungen, dieses Glück wieder aufzugeben?! Das klingt eigentlich mehr nach dramatischer Tragikromanze aus Hollywood als nach dem wahren Leben, würde man meinen. Tatsächlich gab es ihn jedoch wirklich, diesen Schicksalsmoment für Soraya und ihren Gatten.

Verzweifelt, weil er seine Seelengefährtin nicht verlieren will, macht Schah Mohammad Reza Pahlavi ihr einen herzzerreißenden Vorschlag: Aufgrund ihrer Kinderlosigkeit müsste er - vorübergehend und ausschließlich bis zur Geburt eines Sohnes - eine Zweitehe eingehen. Soraya lehnt dies jedoch entschieden ab …

Als ich bei der im Klappentext angekündigten dramatischen Wendung angekommen war, wurde ich - da mir zuvor lediglich Sorayas Name bekannt gewesen war - komplett überrumpelt. Diesen Ausgang hatte ich nicht kommen sehen.

Was für eine immens lesenswerte, rundum mitreißend geschriebene Romanbiografie! Selten habe ich solch eine sympathische Figur wie Soraya erlebt. Stark, klug und voller Güte. Die Autorin zeichnet ein sehr wohlwollendes Bild von ihr, sodass man die Prinzessin nur bewundern kann. … und mit ihr mitfühlen muss - ach, ich hätte ihr so sehr ein Wunder gewünscht.

Ihre - fiktive - beste Freundin, die nicht auf den Mund gefallene Berlinerin Lieselotte Reinecke, steht Soraya in nichts nach und normalerweise hätte ich sie - wenn Soraya nicht ebenfalls so liebenswert beschrieben worden wäre - als den wahren Star der Story bezeichnet. Ebenfalls tolle Figuren: Sorayas restliche Familienmitglieder - ihr Opa, ihre Eltern, ihr jüngerer Bruder Bijan.

Es gibt einige Zeitsprünge, die allesamt schlüssig verknüpft werden. Einziger Wermutstropfen: An manchen Stellen fielen die Schilderungen von bedeutenden Ereignissen oder persischen Gebräuchen, über die ich gerne mehr gelesen hätte, etwas kurz aus.

Die Tatsache, dass Sorayas karitatives Engagement in Berlin (die Vermittlung von 'Trümmerkindern' an Pflegefamilien) eine fiktive Ergänzung seitens der Autorin darstellt, fand ich überhaupt nicht schlimm, da es dennoch insgesamt vollkommen glaubwürdig wirkte, hervorragend zu Sorayas Charakter passte und die Story vorantrieb. Zudem war mir von Anfang an bewusst gewesen, dass Romanbiografien eben keine reinen Faktenberichte sind, sondern stets auch gewisse Ausschmückungen zu Unterhaltungszecken aufweisen (müssen).

Ein weiterer Pluspunkt in meinen Augen: Politische Geschehnisse (= die inhaltlichen Elemente, die mich bei historischen Romanen leider schnell langweilen, falls sie zu trocken runtergerattert werden), wurden nur angedeutet, nicht übermäßig detailliert beschrieben. So bekam ich genau den richtigen Anreiz, um mich später selbst etwas näher in die Thematik einzulesen.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
In jedem Fall ist es der Autorin gelungen, mein Interesse für diese beeindruckende Persönlichkeit zu wecken, weshalb Sorayas Autobiografie ("Palast der Einsamkeit") direkt auf meine Wunschliste gewandert ist. Ganz klare Leseempfehlung für alle Fans des Genres!

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Grandios - noch mitreißender als Band 1!

Die Wallflowers - Lillian & Marcus
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Er über sie:
"»Ein Blick genügt, und jeder halbwegs vernünftige Mann würde schreiend in die entgegengesetzte Richtung davonrennen.«"

Was für eine bezaubernde Buchreihe! … die mit jedem Band besser und ...

Er über sie:
"»Ein Blick genügt, und jeder halbwegs vernünftige Mann würde schreiend in die entgegengesetzte Richtung davonrennen.«"

Was für eine bezaubernde Buchreihe! … die mit jedem Band besser und besser zu werden scheint! Hatte der Auftakt um die liebenswerte Mauerblümchen-Clique mir schon wunderbar gefallen, bin ich nun gänzlich hingerissen.

Die romantische Love Story von Lillian und Marcus hat alles, was mein Regency-Herz begehrt! Die Annäherung zwischen den beiden Hauptfiguren, überhaupt die Ausarbeitung der Charaktere ist ein Knüller!

"Sie war […] so unterhaltsam in ihrer kratzbürstigen Sturheit, dass er der Herausforderung, die sie darstellte, nicht hatte widerstehen können. […] Ihre außerordentlich freche Art unterschied sie von allen anderen Frauen […]."

Die clevere, wortgewandte, toughe Amerikanerin Lillian war von Anfang an meine unangefochtene Favoritin unter den Wallflower-Mädels. Ich liebe ihre Schlagfertigkeit! Lillian schert sich herzlich wenig um die stocksteifen Konventionen der englischen Adelsgesellschaft, was mitunter zu traumhaft amüsanten, spritzigen Dialogen zwischen ihr und Lord Westcliff führt - ich war begeistert!!

"Für Lillian, die schon immer dazu geneigt hatte, Autoritäten Eier ins Gesicht zu werfen, stellte Westcliff eine unselige Versuchung dar. Nur wenige Momente waren so befriedigend gewesen wie die, in denen sie ihn über alle Maßen verärgert hatte."

Und was den charismatischen Marcus betrifft … auf Simons Hunts guten Freund hatte ich bereits im ersten Band ein Auge geworfen. Es widerstrebt dem für seine kühle Dominanz bekannten Aristokraten zutiefst, dass ausgerechnet dieses ungehobelte, scharfzüngige, "mit einem gepflegten Zynismus" und katzenhaften Augen ausgestattete Frauenzimmer sein Blut in Wallung bringt. Er, der normalerweise die Beherrschung in Person ist, erkennt sich plötzlich selbst kaum wieder - dabei ist Lillian Bowman ein wahrer "Teufelsbraten"!

Mit jeder Seite habe ich mich tiefer in die Geschichte hineingeträumt, verlor mich in den atmosphärischen Beschreibungen, spürte das heftige Knistern zwischen Lillian und Marcus … und genoss diese rundum gelungene, unterhaltsame Enemies-to-Lovers-Regency-Romance in vollen Zügen!

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Ein Muss für alle Regency-Leser:innen! Auch #Bridgerton -Fans sollten sich dieses Juwel nicht entgehen lassen, denn es gibt so manche spicy scenes, die ziemlich hot sind. Zum Glück steht Band 3 schon im Regal parat, denn der Teaser für Evies Story hat mich eiskalt erwischt, I can’t wait!

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Könnte direkt aus Austens Feder stammen - wundervoll!

Miss Bennet
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"Es ist eine traurige Tatsache, dass eine junge Frau, die unglücklicherweise ohne die geringsten Aussichten auf die Welt kommt, gut daran tut, wenigstens als Schönheit geboren zu werden. Arm und hübsch ...

"Es ist eine traurige Tatsache, dass eine junge Frau, die unglücklicherweise ohne die geringsten Aussichten auf die Welt kommt, gut daran tut, wenigstens als Schönheit geboren zu werden. Arm und hübsch zu sein ist schon schlimm genug; aber bettelarm und unansehnlich zweifellos ein hartes Schicksal."

Dieser Schmöker von 700+ Seiten war viel zu schnell ausgelesen, das sagt eigentlich schon alles, oder?!

Ihr Lieben, ich konnte mein Glück kaum fassen. - Janice Hadlow ist mit diesem herausragend geschriebenen Meisterwerk etwas gelungen, was ich nie für möglich gehalten hätte: Ihr Schreibstil ist so nah an der Erzählkunst meiner auf ewig verehrten Lieblingsautorin Jane Austen dran, dass man zwischenzeitlich meinen könnte, es handele sich um ein weiteres Austen-Original. Wow, wow, wow!

Ich erlebte die Ereignisse aus meinem 'Lieblingsbuch auf Lebenszeit' (= "Stolz und Vorurteil") aus der Perspektive der unscheinbarsten Bennet-Schwester. Neben der klugen, wortgewandten, humorvollen Elizabeth, der bildhübschen, sanftmütigen Jane, der übermütig-frechen, stürmischen Lydia und der an Lydias Lippen und Rockzipfel hängenden Kitty verblasst die ruhige Mary aka das Sandwich-Kind der in Longbourn ansässigen Familie komplett. "[…] ihre Schwestern überstrahlten ihre Unscheinbarkeit, ja, schienen ihre Existenz gänzlich auszulöschen." Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Mary jemals heiraten, geschweige denn wahre Liebe erfahren wird. Für ihre Eltern, speziell für ihre Mutter, ist sie eine einzige Enttäuschung.

"Inmitten einer großen Familie war sie mutterseelenallein."

Diese Geschichte hat mir sowas von das Herz gebrochen! Ich habe ja generell ein Faible für Underdog-Charaktere und hatte mich schon immer gefragt, wie Marys Sicht der Dinge wohl aussehen würde. Sagen wir’s mal so: Meine heimliche Sympathie für Mama Bennet bleibt einzig im Austen-Werk bestehen, hier jedoch verpuffte sie binnen weniger Zeilen und wandelte sich in tiefe Abneigung. Es ist mir unbegreiflich, wie man so lieblos und gehässig dem eigenen Kind gegenüber sein kann. Ernsthaft, ich war fassungslos.

"Mary hatte den Fehler begangen, weder das Aussehen noch den Charme der anderen weiblichen Familienmitglieder zu erben. Diese Sünde war in Mrs Bennets Augen unverzeihlich, wie Mary schon früh begriff."

Von der ersten Zeile an tauchte ich tief in die mir so wohlvertraute Storywelt ab, litt mit Mary mit, verdrückte im Laufe der Handlung einige Tränen und wünschte der warmherzigen, von ihrem Umfeld permanent missverstandenen und ungerecht behandelten jungen Protagonistin alles Glück der Welt.

Papa Bennets gleichgültiges, rücksichtsloses Verhalten Mary gegenüber entsetzte mich, selbst Lizzie und Jane sah ich dank dieses gänzlich neuen Blickwinkels plötzlich in einem mitunter unschmeichelhaften Licht, während andere Figuren wie Charlotte oder Mr. Collins nicht nur aufgrund ihrer Rolle, sondern auch wegen ihrer facettenreichen, tiefgründig ausgearbeiteten Wesenszüge eine willkommene Überraschung darstellten.

Gekonnte bedient sich die Autorin bedeutsamer Plot-Elemente aus "Pride and Prejudice", lässt sie - versehen mit einem Twist - spielerisch in die neue Geschichte einfließen; so findet beispielsweise das legendäre Gespräch zwischen Lizzie und Lady Catherine de Bourgh hier zwischen Mary und einer anderen Dame statt. Herrlich!

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Herzzerreißend und traumhaft schön zugleich, ich bin begeistert! Dieses Werk ist ein absolutes Must-Read für jede Janeite (sowie für alle Regency-Fans und Leser:innen von historischen Frauenromanen). Hoffentlich beglückt uns Janice Hadlow ganz, ganz bald mit einem weiteren Regencyroman!

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