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Veröffentlicht am 29.06.2022

Gefühlvoller NA-Roman

The Moment I Lost You - Lost-Moments-Reihe, Band 1 (Intensive New-Adult-Romance, die unter die Haut geht)
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Normalerweise mache ich reflexartig einen großen Bogen um Bücher, deren Klappentext eine Andeutung (bzw. einen klaren Hinweis) enthält, dass in der betreffenden Geschichte die Themen Trauer(-bewältigung) ...

Normalerweise mache ich reflexartig einen großen Bogen um Bücher, deren Klappentext eine Andeutung (bzw. einen klaren Hinweis) enthält, dass in der betreffenden Geschichte die Themen Trauer(-bewältigung) und Verlust eine Rolle spielen. Damit meine ich keinesfalls, dass diese Themen es nicht wert wären, dass man über die schreibt; im Gegenteil. Nur ich persönlich lese solche Stories einfach nicht gerne, völlig unabhängig vom Genre - wie gesagt, normalerweise. Hier habe ich jedoch eine Ausnahme gemacht, da ich aus Neugier in die Leseprobe hineingeschnuppert hatte und diese mich aufgrund des ansprechenden, nicht over-the-top-auf-die-Tränendrüse-drückenden Schreibstils so positiv überrascht hat, dass ich unbedingt weiterlesen wollte.

Erzählt wird zu 99% aus Mias Perspektive, ganz am Ende der Handlung erhalten wir jedoch auch einen Einblick in Nathans Gedanken (jeweils in der Ich-Form). Diese Struktur erinnerte mich an Tami Fischers NA-Roman "Burning Bridges", den ich sehr geliebt habe, und passt auch hier perfekt zur Geschichte. Ich fand es großartig, dass ich beim Lesen quasi gemeinsam mit Mia nach und nach den wahren Nathan kennenlernen durfte und erst mit ihr zusammen erfuhr, wie sich Brants Tod tatsächlich ereignet hat. (Diesbezüglich hätte ich mir übrigens einen anderen, kreativeren Hintergrund gewünscht.) Dadurch, dass man ihr (durch das anfängliche Ausbleiben von Nathans Sichtweise) wissenstechnisch nicht voraus ist, wird man viel intensiver an ihre Figur und allgemein an die Story gebunden, erlebt Mias Gefühlschaos, ihre Neugier, ihre Unsicherheit darüber, was und wem sie glauben soll, in allen Einzelheiten. Überhaupt ist ihr Innenleben schlüssig ausgearbeitet worden - glaubwürdig, kitschfrei, absolut nachvollziehbar.

Ich spürte Mias tiefe Trauer um Brant, ihre Abneigung gegenüber Nathan, ihre Fassungslosigkeit und hilflose Wut darüber, dass er frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden ist, ihre innere Zerrissenheit zwischen gänzlich unerwarteten Gefühlen und den Schuldgefühlen, die diese auslösen, ihren Frust über die allgemeine Erwartungshaltung ihres Umfelds, wie und was sie fühlen sollte …

Die Authentizität setzt sich fort in der Dynamik zwischen Mia und ihrem Bruder, zwischen ihr und ihren Freunden, ihr und ihrer Chefin. Besonders erfrischend fand ich die Tatsache, dass die Autorin letztlich auf gewisse Entwicklungen nach Schema F verzichtet hat (Stichwort: bester Freund).

Neben der emotionalen, sich langsam entfaltenden Romanze zwischen Mia und Nathan werden zahlreiche ernste Themen angesprochen - Trauer, Panikattacken, psychologische Betreuung, Familienzerwürfnisse, Neuanfänge, Schuld, Vergebung, aber auch Hoffnung sowie der Mut, den es braucht, eine nicht populäre Meinung zu vertreten und konsequent dafür einzustehen. Mias Stärke und Selbstreflexion waren beeindruckend. Was Nathan betrifft: Ich mochte ihn, ABER … Unabhängig davon, dass wir ihn hauptsächlich aus Mias Sicht erleben, blieb mir seine Figur insgesamt zu passiv. Er ist als tiefgründig und mysteriös angelegt worden, wirkte jedoch trotz all der ihn umgebenden Tragik etwas blass und nicht wie eine Hauptfigur, sondern eher wie ein Nebencharakter. Zudem wurde sein Suizidversuch in meinen Augen zu oberflächlich abgehandelt.

Der Roman regt definitiv zum Nachdenken an. Mehrfach fragte ich mich, wie ich selbst wohl an Mias Stelle empfinden und handeln würde. Bis auf die Tatsache, dass mir ihr Umschwenken einen Hauch zu früh kam (was der Handlung im Mittelteil etwas an Spannung rausnahm, da Reibungspunkte wegfielen bzw. zu früh abgeschwächt wurden), ging ich meist d'accord mit ihr.

Der angenehm einfühlsame Schreibstil war ein Genuss. Mein Herz brach mehrfach - für Brants Eltern, Mia, aber auch und vor allem für Nathan. Apropos Herz: Ich spürte in jeder Zeile, wie viel Herzblut die Autorin in dieses Buch gesteckt hat.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 4 ✰ ✰ ✰ ✰
Ein ruhiger New-Adult-Roman mit tragischen Elementen, der in Sachen Tiefgründigkeit noch etwas Luft nach oben hat. Der Auftakt der Lost-Moments-Reihe besticht durch glaubwürdige Dialoge, die gelungene Balance zwischen ernsten Themen und Romantik sowie einen gefühlvollen Schreibstil. Von mir gibt es eine solide Empfehlung für alle NA-Fans.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Atmosphärische Beschreibungen!

Ein Bild von einem Mann
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𝓓ank Netflix und der TV-Adaption von Julia Quinns Bridgerton-Reihe erlebt meine geliebte Regency-Zeit gerade ein Allzeithoch - so viele in dieser interessanten Epoche spielenden Romane werden aktuell veröffentlicht, ...

𝓓ank Netflix und der TV-Adaption von Julia Quinns Bridgerton-Reihe erlebt meine geliebte Regency-Zeit gerade ein Allzeithoch - so viele in dieser interessanten Epoche spielenden Romane werden aktuell veröffentlicht, es ist wahrlich ein Traum für jede Janeite ! Hoffentlich bleibt uns dieser Trend noch lange, lange erhalten! Heiß ersehnten Nachschub für alle Fans von Regency-Romance-Werken gibt es nun aus dem Hause Edel Elements: Endlich geht es weiter mit dem sympathischen Freundesgespann und ihren amourösen Verwicklungen - die Regency Heroes sind zurück!

𝓦ie bereits in "Die skandalöse Verwechslung", dem stimmungsvollen Auftakt der neuen Regency-Reihe von Bestsellerautorin Sophia Farago, ereignet sich auch im zweiten Band eine amüsante Verwechslung, die erneut allerlei Missverständnisse mit sich bringt - und vielleicht auch die große Liebe…? Lest selbst, ob Elliot und Corinna ihr Glück finden werden!

𝓖ekonnt erweckt die Autorin die damalige Zeit mittels passender Wortwahl in den detaillierten Beschreibungen und den mit Humor gespickten Dialogen zum Leben. Elliot (attraktiv, wortgewandt, pflichtbewusst, leicht selbstmitleidig) hat noch einiges zu lernen, und ich fand es großartig, dass seine Freunde ihm nicht nach dem Mund reden, sondern klare Ansagen machen; eine gute Freundschaft verträgt und braucht schließlich Ehrlichkeit. Überhaupt mochte ich die direkte Art der Burschen, deren Stories eng miteinander verwoben sind, sehr gerne.

𝓓as liebenswerte "Hummelchen" wandelt sich vom verschüchterten, ruhigen (enorm naiven) Mädchen zu einer selbstbestimmten jungen Frau - eine Entwicklung, die ich sehr begrüßt habe. Die Love Story selbst zwischen ihr und Elliot konnte mich jetzt nicht soooo catchen wie erhofft; es blieb eine gewisse Distanz bestehen, die ich nicht ganz abschütteln konnte. Dafür gefiel mir der Fokus auf die Freundschaft der Männer, die stets fest zusammenhalten, umso mehr.

𝓑ei dieser Reihe empfiehlt es sich wirklich, die Bücher in chronologischer Reihenfolge zu lesen, andernfalls könnte es hin und wieder Verständnisschwierigkeiten geben bzw. man müsste höllisch aufpassen, anstatt sich entspannt zurücklehnen zu können. Der Einstieg in die Handlung erschien mir in Sachen Story-Entwicklung ein klein bisschen chaotisch, und ich war froh, bereits Band 1 gelesen zu haben, sodass ich hinsichtlich der wichtigsten Figuren den Durchblick hatte. Leider kann man die eigentliche Überraschung, zumindest wenn man ein alter Hase im Lesen von Liebesromanen ist, aufgrund des Klappentextes bereits erahnen, was den Lesespaß aber nicht mindern sollte; ich persönlich hatte jedenfalls ein durchaus angenehmes Leseerlebnis. Das etwas abrupte Ende der abwechselnd aus zwei Perspektiven, in der dritten Person geschriebenen Geschichte ähnelt dem Cliffhanger vom ersten Band dahingehend, dass ich mit neuen Fragen zurückgeblieben bin und nun unbedingt weiterlesen möchte.

𝓩um Abschluss noch kurz ein paar Worte zur Aufmachung des Buches: Das Glossar im Anhang ist eine tolle Ergänzung, solche Extras sind immer ein Plus! Auch das Cover ist ein Traum - ich liebe die dezenten Farben und die klassisch schöne Gestaltung!

𝓑and 3, "Ein Duell mit Folgen", wird von meinem absoluten Favoriten handeln, dem charismatischen Reginald, weshalb ich mich schon riesig darauf freue! Als Erscheinungstermin ist bisher Dezember 2022 geplant.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 4 ✰ ✰ ✰ ✰
Mein Highlight des Werkes waren die , man spürt, dass die Autorin ein begeisterter Fan der Regency-Ära ist. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Süße Zeichnungen!

Die Zirkusprinzessin - Mila legt los
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𝓓ie kunterbunte Zirkuswelt hat mich schon immer fasziniert - und da unser kleiner Spatz ganz begeistert ist von großflächigen, farbenfrohen Illustrationen, die er gerne minutenlang konzentriert bestaunt, ...

𝓓ie kunterbunte Zirkuswelt hat mich schon immer fasziniert - und da unser kleiner Spatz ganz begeistert ist von großflächigen, farbenfrohen Illustrationen, die er gerne minutenlang konzentriert bestaunt, musste dieses niedliche Kinderbuch bei uns einziehen.

ℐn wenigen, relativ kurzen Textpassagen, die sich harmonisch in die dafür aber umso entzückenderen, detailreich ausgeschmückten Bilder einfügen, wird die Geschichte der kleinen Mila erzählt. Das Zirkusmädchen ist ganz traurig, denn alle Menschen um sie herum verfügen über ein tolles, einzigartiges Talent, nur ihr will scheinbar nichts gelingen. Obwohl sie immer wieder scheitert, gibt sie die Suche nach ihrem eigenen Talent nicht auf. Unseren Kindern wird vermittelt: Glaub an dich selbst und trau dich ruhig, etwas Neues auszuprobieren.

𝓑esonders goldig anzusehen ist die putzige Katze namens Star, die stets an Milas Seite ist. Welches verborgene Talent in Mila schlummert und vor allem, welches Ereignis dazu führt, dass sie es entdeckt, müsst ihr selbst lesen. Ich verrate nur so viel: An ihrer Stelle hätte auch ich keine Sekunde gezögert. Aus der Mama-Perspektive beurteile ich die Situation natürlich anders, denn in der Realität - in der nun mal NICHT jedes Kind über das dafür benötigte Talent verfügt - könnte eine Nachahmung beim Spielen potentiell lebensgefährlich sein. Nicht auszudenken, wenn ein Kind sich, ohne Aufsicht und ohne dies je zuvor versucht zu haben, in solch eine Gefahr begeben würde!

𝓜ein Highlight des Werkes waren die liebevoll gestalteten Illustrationen. Im Nachhinein wundert mich das nicht, denn der Name Carola Sieverding kam mir bekannt vor … aufgrund des in meinen Augen bezauberndsten Bilderbuches, das ich je in den Händen gehalten habe: "Mäusekind, es ist so weit, bald beginnt die Schlafenszeit" (Autorin: Sophie Schoenwald). Welch freudige Überraschung! In Zukunft werde ich bewusst Ausschau halten nach Büchern, an denen diese talentierte Illustratorin beteiligt ist.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 4 ✰ ✰ ✰ ✰
So süße Zeichnungen! Die Geschichte macht Mut, regt zum Gespräch darüber an, wie man Selbstzweifel, Unsicherheit, Angst überwindet, und eignet sich vor allem für jüngere Kinder (Altersempfehlung des Verlags: 4 Jahre). Da die Texte wirklich sehr kurz sind, könnte ich mir zudem vorstellen, dass sie sich irgendwann gut für die ersten eigenen Leseversuche eignen werden.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Anders als erwartet...

Die Liebenden von Bloomsbury – Virginia und die neue Zeit
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Seit ich das erste Mal ihren experimentellen Roman "Mrs Dalloway" gelesen habe, bewundere ich die feministische Autorin Virginia Woolf; ihr für die damalige Zeit revolutionärer Schreibstil ist einzigartig, ...

Seit ich das erste Mal ihren experimentellen Roman "Mrs Dalloway" gelesen habe, bewundere ich die feministische Autorin Virginia Woolf; ihr für die damalige Zeit revolutionärer Schreibstil ist einzigartig, und ob man sich nun für die von häufigen Perspektivwechseln geprägte Komposition begeistern kann oder nicht, der Roman ist und bleibt ein Klassiker der Weltliteratur. Im Rahmen meines Studiums bin ich immer mal wieder über Details aus Virginias Woolfs Lebenslauf gestolpert, wusste daher bereits von dem ihr widerfahrenen familiären Missbrauch sowie ihrer Bipolaren Störung, die sich in manischen Episoden und Depressionen bemerkbar machte, von ihrer Ehe mit Leonard Woolf und ihrem Freitod. Viele dieser Themen begegnen uns auch im vorliegenden Roman bzw. werfen ihre Schatten voraus.

Vom Auftakt der Bloomsbury-Saga, einer historischen Trilogie aus der Feder von Stefanie H. Martin, hatte ich mir eine fesselnde, emotionale Romanbiografie über das Leben und Schaffen von Woolf, gebürtige Stephen, erhofft, die mir die große Erzählerin auf menschlicher Ebene näherbringen würde - ein liebevoll gezeichnetes Porträt. Leider ließ mich das in ein wunderschönes, passend zum Genre gestaltetes Cover gehüllte Werk diesbezüglich jedoch enttäuscht zurück.

Mindestens die Hälfte der Story handelt nicht von Virginia, sondern von ihrer für die Malerei schwärmenden Schwester Vanessa – deren Eheschließung, bzw. deren Eheproblemen mit Clive, deren Mutterschaft, deren Kunst etc.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven. Wir lesen von der Gründung der Bloomsbury Group, einem Grüppchen junger Intellektueller, deren Zusammenschluss von Virginias und Vanessas Bruder Thoby (der bald an Typhus verstirbt) initiiert wird. Die beiden fortschrittlich denkenden, freiheitsliebenden Schwestern trotzen den gesellschaftlichen Konventionen; normalerweise war es keinesfalls üblich, als Frau (obendrein als unverheiratete), an solchen von 'undamenhafter' Wortwahl und 'unweiblichen' Themen geprägten Diskussionen teilzunehmen, wie sie in der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft gang und gäbe sind. So gehört beispielsweise die homophobe Bezeichnung A***f**er "[…] in ihrem Kreis zum guten Ton".

Obgleich sie einander lieben, herrscht zwischen Virginia und Vanessa in gewisser Hinsicht eine unschöne, von Missgunst geprägte Rivalität. Überhaupt ist die Dynamik in der Familie recht komplex. Leider wirkte Virginia - ihr Verhalten, ihre Gedanken - in diesem Roman, der doch eigentlich hauptsächlich von ihr handeln sollte, recht unsympathisch auf mich.

"Vanessa presste die Lippen zusammen und blickte zur Seite. Dann hob sie das Kinn und sah Virginia wieder an. »Für dich gibt es nur Schwarz und Weiß. Tinte und Papier. Ich aber bin Malerin, und ich werde alle Farben nutzen. In der Kunst die im Leben.«"

Mit Vanessa konnte ich mich noch eher anfreunden, auch wenn ich bis zum Schluss zu keiner der Figuren, die durchaus authentisch wirken und über Ecken und Kanten verfügen, eine Bindung aufbauen konnte.

Der Fokus lag für mich zu sehr auf dem Privatleben der Stephen'schen Familie, Virginias literarisches Schaffen wurde in meinen Augen zu nebensächlich behandelt. Erzähltechnisch überwiegt trotz umgangssprachlicher Dialoge ein nüchterner, emotional entrückter Ton; der gesamte Roman hatte irgendwie eine schwermütige, deprimierende Aura - was sicherlich zum melodramatischen Verhalten Virginias passt, aber nicht meine Art von bevorzugter Lektüre ist. Tiefgründig darf (und soll) es gerne sein, langatmig-zäh aufgrund unsympathischer Figuren und unterschwellig düsterer Grundstimmung (wie es hier in einigen Passagen der Fall war) bitte nicht. Für etwas Abwechslung sorgen allerdings diverse eingeflochtene Briefe.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 3 ✰ ✰ ✰

Es wird deutlich, dass dem Werk eine gründliche Recherche zugrunde liegt, insbesondere die damals vorherrschende, noch von veralteten Moralvorstellungen geprägte Gesellschaftsordnung ist glaubwürdig dargestellt worden; doch insgesamt war das Buch nicht so mitreißend wie erhofft und inhaltlich anders als erwartet: Ich war davon ausgegangen, dass jeder Band der Reihe von einer anderen Bloomsbury-Dame handeln würde, beginnend mit Virginias Geschichte in Band 1, welche sich jedoch stattdessen über die gesamte Trilogie zu erstrecken scheint. Von mir gibt es eine bedingte Leseempfehlung für eingefleischte Woolf-Fans.

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Atmosphärisches Setting

Im Schatten der Vanille
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Seit ihrer Verliebt-auf-Borkum-Reihe (die übrigens mit dem im Herbst 2022 erscheinenden dritten Band in die heiß ersehnte Verlängerung geht, yayyyy!) bin ich ein Fan der Autorin, die es mit ihren stimmungsvoll ...

Seit ihrer Verliebt-auf-Borkum-Reihe (die übrigens mit dem im Herbst 2022 erscheinenden dritten Band in die heiß ersehnte Verlängerung geht, yayyyy!) bin ich ein Fan der Autorin, die es mit ihren stimmungsvoll formulierten Beschreibungen stets mühelos schafft, das einzigartige Flair eines Handlungsortes einzufangen, und somit habe ich mich riesig gefreut, den Auftakt ihrer neuen Buchreihe lesen zu dürfen!

Bei "Im Schatten der Vanille" handelt es sich um einen atmosphärisch-fesselnden historischen Roman - neben glaubwürdig ausgearbeiteten Figuren und einem angenehmen Erzählton war es insbesondere das außergewöhnliche, beinahe mystisch anmutende orientalische Setting, das mich am meisten fasziniert hat und tief eintauchen ließ in Elisabeths Story.

Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann wagt die junge Frau, mit der ich zwar nicht gänzlich warm wurde, vor deren Mut ich aber dennoch den Hut ziehe, im Jahre 1880 einen Neustart fernab von der Heimat. Ihr Ziel: das exotische Sansibar. Zur damaligen Zeit gleicht dies einem Himmelfahrtskommando, schließlich ist die als Handelszentrum geltende Insel vor Afrikas Ostküste nicht gerade the place to be für Frauen, die selbst Geschäfte betreiben wollen, anstatt sich der ihnen zugewiesenen Rolle als folgsame Ehefrau zu fügen. Im Gegenteil, hier haben die Männer das Sagen, und das Wort des Sultans ist Gesetz.

Vor Ort entwickeln sich die Dinge dann zunächst auch noch deutlich problematischer als erwartet - Elisabeths dort residierender Onkel, bei dem sie unterschlüpfen wollte, ist mittlerweile verstorben - er wurde ermordet. Als wäre dies nicht schlimm genug, werden sie und ihr Dienstmädchen in den prunkvollen Palast des Sultans zwangsverfrachtet, Widerrede zwecklos.

Der romantische Aspekt blieb für mich eher nebensächlich, mein Highlight war ganz klar das Setting. Mir fehlte der Fokus auf die Vanille, auch über das nur leicht angeschnittene Thema Sklaverei hätte ich gerne mehr gelesen. Spannungstechnisch hat die Geschichte noch etwas Luft nach oben, und das Ende hätte ich mir etwas runder gewünscht - andererseits ist es eigentlich nur logisch, dass zu Beginn einer Saga nicht direkt in Band 1 alle Fragen beantwortet werden können; fair enough also, dass einige der Handlungsstränge offenbleiben. Eine der Nebenfiguren entwickelte sich übrigens zu meiner Story-Favoritin: Imani; die Elisabeth zugewiesene Dienerin war mir am sympathischsten.

Fazit: Liebevolle 3 Sterne

So interessant es war, zum ersten Mal einen Roman mit Schauplatz Sansibar zu lesen und mir das Aroma der zahlreichen Gewürze um die Nase wehen zu lassen, mein Herz bleibt letztlich doch fest auf Borkum verankert. Insgesamt war es ein solider Read, Sansibar-Fans und -Interessierte werden begeistert sein.

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