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Veröffentlicht am 05.06.2022

Große Golden-Hill-Liebe!

Golden Hill Kisses
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Freunde! Ich habe ein neues Jahreshighlight - und krieg mich gerade kaum ein vor Begeisterung. (Auf dem Level von Schnappatmung und Kreisch-Alarm, weil … es ist einfach so, sooooooo gut!!)

Hatte der Auftakt ...

Freunde! Ich habe ein neues Jahreshighlight - und krieg mich gerade kaum ein vor Begeisterung. (Auf dem Level von Schnappatmung und Kreisch-Alarm, weil … es ist einfach so, sooooooo gut!!)

Hatte der Auftakt der Golden-Hill-Reihe mir schon super gefallen, war ich von Band 2 nun dermaßen überwältigt-geflasht-hingerissen, dass ich am liebsten nach Boulder Creek ziehen möchte. Heute noch. Jetzt denkt ihr vielleicht 'okay, wow, dann muss das Setting in diesem Roman ja wirklich toll gewesen sein'. (For the record: Ja! War es. Untertreibung des Jahrtausends! Es ist das mit Abstand schönste, einladendste Setting, das mir je unter die Augen gekommen ist!) Aber lasst euch gesagt sein: Das war keine nette Rezi-Ausschmückung meinerseits, ich meine das ernst - ich will da hin. Die Autorin wird hoffentlich nachvollziehen können, dass ich nach solch einem mitreißendem Werk nun von ihr erwarte, dass sie uns mitteilt, der Handlungsort sei durchaus real und würde im wahren Leben XY heißen. Damit ich unsere Koffer packen kann. (Könnte es sich z.B. um Boulder, Montana handeln?)

Arizona und Ajden, aus deren Perspektiven abwechselnd erzählt wird, sind wundervolle, mega liebenswerte, durch und durch nachvollziehbare Charaktere, die nicht nur unheimlich echt und greifbar wirken, sondern auch eine bemerkenswerte Entwicklung durchleben. Ich konnte mich zu 100% in sie hineinversetzen, ging in ihren Gefühlen und Gedanken auf, und war hin und weg davon, mit wie viel Feingefühl die Autorin ihre Annäherung gestaltet hat.

Beide Hauptfiguren müssen traumatische Erlebnisse verarbeiten. Wer mich kennt, weiß: Bei solch einem Plot besteht bei mir immer die Gefahr, dass mich das Gelesene arg mitnimmt, beim Lesen runterzieht und über die Lektüre hinaus deprimiert, sodass ich das Werk im Anschluss hauptsächlich mit dem tragischen Element in Verbindung bringe - alles schon erlebt. Hier ist dies NICHT der Fall, denn Nicole Böhm ist eine grandiose Erzählerin! Ich spürte keine graue Wolke über mir, keinerlei drückende Schwere, sondern vielmehr ein stetig wachsendes Gefühl der Leichtigkeit und Befreiung. Dieser Prozess des langsamen Loslassens ist meisterhaft auf Arizona und Ajden übertragen worden, entfaltet sich nach und nach im Laufe der Handlung - inklusive aller Fortschritte und emotionaler Hindernisse. Nix da mit zwei, drei Sätzchen à la 'Er/Sie fährt zur Ranch, streichelt ein Pferd, und schon geht es ihm/ihr besser'! Und das bringt mich gleich zu meinem nächsten Punkt: die Arbeit mit den Pferden.

Prinzipiell bin ich davon überzeugt, dass Tiere uns Menschen immer guttun; für mich gehören sie zum Lebensglück dazu. Ich muss jedoch gestehen, dass ich vor diesem Werk nur eine vage Vorstellung davon hatte, wie eine Pferdetherapie eventuell aussehen könnte. Es war wahnsinnig interessant, mehr über diese besondere Gabe der Pferde und ihr Verhalten zu erfahren, über ihr Training und ihre Wirkung auf die betreffende Person. Für Sadie, Parkers Schwester, ist die Ausbildung zur Pferdetherapeutin eine Herzensangelegenheit. Sie hat nach einem schweren Autounfall einst selbst von solch einer Therapie profitiert und möchte nun anderen Menschen helfen. Ich habe ihre muntere, lebensfrohe Art, ihren Enthusiasmus, ihre quirlige Energie geliebt! Wie ein Wirbelwind fegt sie über die Ranch und letztlich ist es ihr zu verdanken, dass … ach, lest selbst! Ihr werdet es nicht bereuen.

Das Wiedersehen mit den mir aus Band 1 vertrauten Figuren habe ich soooo genossen, mochte vor allem die geschwisterliche Dynamik zwischen Parker und Sadie, vergöttere Granny, und musste so schmunzeln darüber, wie süß Clay und Parker miteinander sind! An alle Golden-Hill-Neulinge: Keine Sorge, die Bände lassen sich unabhängig voneinander lesen, ihr werdet hier von Anfang an den vollen Durchblick haben. Apropos Buchreihe(n) und vertraute Figuren: Aus dem Nachwort der Autorin habe ich herausgelesen, dass es gewisse Charaktere aus ihrer One-Last-Serie sind, die hier einen Gastauftritt feiern (im wahrsten Sinne des Wortes, hehe). Diese Reihe steht schon seit Längerem auf meiner Wunschliste und nun freue ich mich umso mehr darauf!

Der Schreibstil der Autorin hat mich umgehauen! An diesem Roman hat einfach ALLES gepasst, bis hin zur Widmung ("Für alle, die Seesterne zurück ins Meer werfen."), hinter der eine bezaubernde Geschichte steckt.

Unbedingt lobend erwähnen möchte ich noch, wie angenehm das Thema Nachhaltigkeit in die Geschichte eingeflochten worden ist, nämlich ohne Moralpredigten, sondern vielmehr als selbstverständlicher Way of Life; Ajden isst kein Fleisch (urteilt aber nicht über Leute, die es tun), vermeidet unnötige Flugreisen, und hat sein Leben jenen Menschen gewidmet, die ohne fremde Hilfe nicht überleben würden. Seinen selbstlosen Einsatz in Krisengebieten fand ich unsagbar inspirierend und einfach nur bewundernswert. Davor habe ich den allergrößten Respekt. Kein Wunder, dass Arizona fasziniert von ihm ist. Von ihm geht eine unheimlich beruhigende Alles-wird-gut-Aura aus, die sich auf andere überträgt. Obendrein kann der Mann gut kochen und hat eine Engelsgeduld (Stichwort: Fotomodell)!

Nicht nur für Ajden und Arizona (deren Leidenschaft für Fotografie ich teile), sondern auch für mich war der Aufenthalt auf der Golden Hill Ranch eine Offenbarung. Die (leider nur literarische) Zeit dort ließ mich durchatmen, zur Ruhe kommen, erdete mich. Es war Balsam für meine Seele. Ein Zufluchtsort. Paradiesisch schön. Das mag jetzt alles sehr hochtrabend klingen, doch glaubt mir, in einer Zeit, in der die Welt verrückt geworden zu sein scheint (- Kriege, Pandemien und tragische Ereignisse, die die Schlagzeilen dominieren und mir das Herz zerreißen -) braucht jeder von uns einen solchen Ort und solch himmlische Bücher.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰

Jede Zeile dieses Romans habe ich geliebt. Ich musste mich zwingen, gaaaanz langsam zu lesen, weil ich so lange wie möglich auf der Golden Hill Ranch bleiben wollte. Riesengroße Liebe für dieses Buch und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!!

Und nun entschuldigt mich bitte, ich muss meinen Mann über unseren Umzug nach Montana informieren.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Starker Anfang, aber dann ...

SOMERSET. Sehnsucht und Skandal (1)
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ℰs gibt für alles ein erstes Mal. …und damit beziehe ich mich nicht nur auf den amourösen Ausrutscher der weiblichen Hauptfigur Isabella, die im Auftakt von Emma Hunters Somerset-Trilogie voller Verzweiflung ...

ℰs gibt für alles ein erstes Mal. …und damit beziehe ich mich nicht nur auf den amourösen Ausrutscher der weiblichen Hauptfigur Isabella, die im Auftakt von Emma Hunters Somerset-Trilogie voller Verzweiflung nach Bath reist, um dort möglichst schnell einen vermögenden Ehemann zu finden (- gilt es doch, rechtzeitig unter die Haube zu kommen, ehe sich herumspricht, dass sie keine Jungfrau mehr ist, andernfalls wäre der Ruf ihrer gesamten Familie ruiniert). Mein Erstaunen gilt vielmehr der Tatsache, dass ich selten zu Beginn eines Regencyromans begeisterter bin (von der Handlung, dem Schreibstil, den Figuren) als nach Beendigung der Lektüre. Hier allerdings wich meine anfängliche Euphorie nach und nach einem eher verhaltenen Eindruck.
 
𝓓ie Leseprobe des mit einem bezaubernd schönen Cover versehenen Werkes hatte mir unheimlich gut gefallen: ein interessanter Einstieg in die Handlung mit sympathischer Figurenvorstellung (- insbesondere Isabellas Dienstmädchen Betty alias ihre angebliche Anstandsdame sowie die smarte, geheimnisvoll wirkende Witwe Rebecca mochte ich gerne -), tolle atmosphärische Beschreibungen von der Kleidung und den Locations, die sogleich Bilder der historischen Kulisse im Kopf entstehen lassen, und ein attraktiver Fremder, den Isabella eigentlich keines Blickes würdigen sollte. Ideale Voraussetzungen also. Ich war voller Vorfreude, lehnte mich mit einem Tässchen Kaffee - passend zu Isabellas Koffein-Liebe in der Story - im Lesesessel zurück und … nun ja, alles verlief anders als erhofft.

𝓩unächst das Positive: Man merkt, dass die Autorin selbst ein Fan der Regency-Ära ist; sie hat eindeutig gründlich recherchiert und sich mit dieser Epoche auseinandergesetzt. Die von Ungerechtigkeit und Abhängigkeit geprägte Rolle der Frau und die ungeschriebenen Gesetze der Gesellschaft hinsichtlich allgemeiner Moralvorstellungen, z.B. dem 'angemessenen' Umgang mit Personen anderen Standes, all das wurde sehr authentisch ausgearbeitet.

𝓜it fortschreitender Handlung gab es jedoch leider immer mehr Punkte, die mich störten - beispielsweise die Hauptcharaktere, deren Verhalten mich zunächst irritierte, später ärgerte und insgesamt einen unguten Beigeschmack hinterließ. Isabella, die sich zu Beginn der Story durch ihre heimliche Rebellion gegen die gängigen Sitten und durch ihre Unangepasstheit auszeichnet - sie interessiert sich für Medizin, würde gerne studieren und liebt das verpönte Getränk namens Kaffee -, hat im Grunde nur eine einzige Mission: nach ihrem Fauxpas schnellstmöglich zu heiraten. Tadelloses Benehmen ist hierfür Voraussetzung, immerhin ist die High Society bei Skandalen gerade in der Flanier-Stadt Bath gnadenlos. Ihr eigenes UND das Wohl ihrer gesamten Familie hängt von Isabellas Erfolg am Heiratsmarkt ab, da sollte man doch meinen, sie würde sich voll und ganz dieser Aufgabe verschreiben. Augen zu und durch! Was tut sie stattdessen? Sie zögert stets kurz und weiß exakt, was sie n i c h t tun sollte, nur um es letztlich dennoch zu tun. Sobald die Hormone verrücktspielen, wirft sie alle Logik über Bord und sich selbst direkt dem nächsten Mann in die Arme. Solch ein leichtsinniges, nicht nachvollziehbares und, es tut mir leid, dümmliches Verhalten hätte ich nicht von der an sich intelligenten jungen Frau erwartet. Oft wirkte sie stur und uneinsichtig, lernt nicht aus ihren Fehlern, und ich dachte mir: 'Mädchen, dann ist dir echt nicht zu helfen'. Auch Alexander war nicht mein Favorit, anfangs charismatisch und verwegen, benahm er sich ca. ab Mitte der Handlung zunehmend unsympathisch und grenzwertig in puncto Dominanz. Schade um die tollen, liebenswerten Nebenfiguren (Betty, Rebecca, Tom), welche die Handlung deutlich aufgewertet haben. Die Freundschaft zwischen den drei Frauen ist auch noch etwas, das ich positiv erwähnen kann - die Dynamik zwischen ihnen gefiel mir super!

𝓓er Schreibstil war auf 3½-Sterne-Niveau, häufig bildreich, allgemein flüssig und angenehm; allerdings kamen Begriffe vor, die absolut unpassend für den Ton eines Regencyromans waren. Im Hinblick auf die damalige Zeit wirkten Aussagen wie "»Es lief beschissen.«" oder das eher 'moderne' Schimpfwort A…loch schlichtweg unauthentisch und bescherten mir Cringe-Momente. Weiterhin störte mich die permanente Verwendung von Vornamen in den Dialogen. Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, fange ich nicht gefühlt jeden zweiten Satz mit dessen Vornamen an; irgendwann nervte es nur noch, "Isabella" zu lesen.

𝓕olglich erschien mir das Werk mit der Zeit langatmig - spätestens, als die Hauptfiguren ihre Sympathien bei mir verspielt hatten, ich nicht mehr mit ihnen mitfieberte und der in meinen Augen nicht ganz ausgereifte Plot um einen Schmugglerring die Love Story (und meinen Lesefluss) noch mehr ausbremste. Die zahlreichen unnötigen Missverständnisse waren zu viel des Guten; 'unnötig' deshalb, weil sowohl Isabella als auch Alexander als (vermeintlich) kluge, belesene Charaktere präsentiert werden und somit in der Lage gewesen wären, zumindest hin und wieder ein vernünftiges, klärendes Gespräch führen zu können. Wahre Romantik kam trotz einiger ansprechend gestalteter Erotikszenen keine auf. Für mich fühlte es sich einfach so an, als wären ER und SIE (wie gesagt, von den Namen habe ich vorerst genug) hauptsächlich von Lust und teilweise toxisch anmutenden Besitzansprüchen, nicht von Liebe angetrieben. Die tiefen Emotionen fehlten mir, alles zwischen ihnen wirkte irgendwie oberflächlich.

𝓝icht einmal über das von Romanen dieses Genres zu erwartende Happy End konnte ich mich noch freuen. Die 'Auflösung' des Nebenplots erschien mir unlogisch, das Ende wirkte (nach über 550 Seiten) recht überstürzt und zu schnell abgehandelt.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 3 ✰ ✰ ✰
Ich habe mich mit dieser Rezension enorm schwergetan, möchte weder die sympathische Autorin, die durchaus Schreibtalent besitzt, kränken noch dazu beitragen, dass andere Regency-Fans womöglich falsche Erwartungen an das Buch hegen und letztlich enttäuscht werden. Die Story hat stark angefangen und (- es tut mir im Herzen weh, denn ich wollte den Roman so gerne lieben -) leider stark nachgelassen: eine thematisch überladene Handlung mit zu wenig Gefühl, Logik und Tiefgründigkeit, dafür zu viel Drama, Unglaubwürdigkeit und Figuren, die es einen nicht leicht machen, sie zu mögen. Von Julia Quinn's Bridgerton-Reihe oder gar legendären Klassikern wie Jane Austen fange ich gar nicht erst an, doch auch im Vergleich mit den vielen jüngst erschienenen Regencywerken (wie Julie Marshs wundervollem Roman "Die Ladys von Somerset") konnte diese Geschichte mich nicht überzeugen. Vielleicht treffen Band 2 und 3 eher meinen Geschmack, ich würde es mir sehr wünschen.

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Veröffentlicht am 02.06.2022

Tolles Malta-Flair

Sommerinselträume
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Als ich in der kurzen Autorenbeschreibung las, dass Sue Moorcrofts Romane oft "überraschende" Elemente enthalten würden, war ich gespannt, ob dies wohl auch in "Sommerinselträume" der Fall sein würde. ...

Als ich in der kurzen Autorenbeschreibung las, dass Sue Moorcrofts Romane oft "überraschende" Elemente enthalten würden, war ich gespannt, ob dies wohl auch in "Sommerinselträume" der Fall sein würde. Aufgrund des Klappentextes erwartete ich eine süße Romanze vor Maltesischer Kulisse.

Die Love Story habe ich bekommen, mein Highlight des Werkes waren jedoch ganz klar die detaillierten, unheimlich bildhaft und einladend formulierten Beschreibungen der Insel. Man spürt, dass die Autorin, die einst selbst während ihrer Kindheit auf Malta gelebt hat, einen besonderen Bezug dazu hat.

Der Einstieg - es geht direkt mit dem unerwünschten Blind Date der beiden Hauptfiguren los - war für mich etwas zäh. Zunächst Seite 1: Insel-Flair, alles top. Dann begannen die Dialoge und ich dachte zunächst nur: 'Auweia, das hältst du keine 400+ Seiten aus'. Die Sätze waren für meinen Geschmack viel zu erklärend, sodass sie recht hölzern auf mich wirkten und die ganze Situation unauthentisch erscheinen ließen. Die Figuren führten in ihren Aussagen überdeutlich aus, was wir wohl als Hintergrundinfo gleich zu Beginn wissen sollten.

Ein paar Beispiele:

"»Und da sie dabei war, als du gefragt hast, ob ich heute Abend etwas vorhätte … Schließlich ist sie hier auf Malta mit deinem Dad, Steve, zur Schule gegangen … «"

"»Mein Großvater war mit der Army hier stationiert, genau wie deiner. Granddad Harry hat meine Großmutter, Rebekkah, die Malteserin ist, kennengelernt und geheiratet.«"

Andere Leser:innen werden diese Art der Formulierung eventuell gar nicht schlimm finden, aber mich hat es gestört. Zum einen konnte ich mir beim besten Willen keine reale Situation vorstellen, in der jemand so sprechen würde, zum anderen hätte ich lieber auf den folgenden Seiten selbst herausgelesen, wer mit wem und wo und warum. Mit der Zeit wurden die Dialoge zum Glück besser, ansonsten hätte ich das Buch abbrechen müssen.

Beide Hauptfiguren punkten damit, dass sie sehr sympathisch rüberkommen; insbesondere Zachs Selbstlosigkeit bzw. sein Beschützerinstinkt und seine Hilfsbereitschaft gefielen mir gut. Es ist rührend, wie vernarrt er in seine vierjährige Nichte ist. Zachs Schwester Marci, welche sich eine stressbedingte Auszeit nehmen musste, lebt seit ein paar Wochen auf Malta und … sagen wir’s mal so, dieser Nebenplot ist eines der zwei Themen, die ein luftigleichter Sommerroman in meinen Augen nicht gebraucht hätte. Sicher, er verleiht dem Ganzen mehr Tiefgründigkeit, aber hierfür hätte mir auch schon der andere Subplot um den von Zach betreuten Jugendlichen (Luccio) gereicht, der auf die schiefe Bahn geraten ist. Entweder-oder, beides zusammen (in Kombination) lenkte mich allerdings häufig von der eigentlichen Romance ab.

Sowohl Zach als auch Rosa stammen aus Militärfamilien, was (neben dem Setting) ein weiteres Element aus dem realen Leben der Autorin darstellt, die selbst diesen Background hat.

Fazit: Solide 3.5 Sterne
Das Buch bietet, wenn es für mich auch kein Highlight war, auf jeden Fall kurzweilige Unterhaltung mit mehr Tiefgang und Spannung, als man aufgrund des harmonisch anmutenden Covers vermuten würde. Ideal für alle Malta-Fans, welche die Insel-Ausflüge der Protagonisten garantiert genießen und dabei viel Vertrautes wiedererkennen werden.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Toller Reihenauftakt

Heimkehr nach Whale Island
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ℐhr denkt, der Klappentext klingt schon traumhaft? Ich sage euch, der Roman ist sogar noch besser! Inhaltlich habe ich ausnahmsweise mal nichts zu ergänzen - die knappe Vorschau auf dem Buchrücken dieser ...

ℐhr denkt, der Klappentext klingt schon traumhaft? Ich sage euch, der Roman ist sogar noch besser! Inhaltlich habe ich ausnahmsweise mal nichts zu ergänzen - die knappe Vorschau auf dem Buchrücken dieser bezaubernden, tiefgründigen Feel-Good-Story passt perfekt!

𝓜acht euch bereit für eine idyllische Insel, wo jeder jeden kennt - und die keineswegs "verkafft" ist, eine reizende Familie, die man direkt ins Herz schließt, und eine süße Love Story, die mich entfernt an eine meine Lieblings-RomComs erinnert hat: »Selbst ist die Braut« mit Sandra Bullock, Ryan Reynolds und der unvergessenen Betty White.

𝓐uch hier
… verschlägt es die Hauptfiguren in den Norden, wenn auch nach Nova Scotia statt nach Alaska
… handelt es sich um ein reguläres Angestelltenverhältnis, das der arglosen Familie als Romanze verkauft wird
… ist die Beziehung zwischen dem männlichen Hauptcharakter und seinem Vater problematisch
… gibt es einen Familienhund und eine ältere Dame, die ein Faible für Mystik hat.

𝓜iriam Covi ist ein Garant für gute Unterhaltung - glaubwürdige Dialoge, wohl dosierter Humor, atmosphärische Beschreibungen, authentische Figuren und viel Gefühl prägen ihr Schreiben.

𝓝eu war für mich die tragische Komponente in den jeweiligen Background-Storys von Greta und Duncan. Ja, es ist sinnvoll und wichtig, gewisse Themen, die in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu darstellen, anzusprechen. Aus Gründen der Spoilervermeidung kann ich leider nicht detailliert darauf eingehen. (Ich beziehe mich hierbei ausschließlich auf Gretas Vergangenheit.) Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob mir (mit meinem butterweichen Herzen) die Kombination von beidem - Gretas Hintergrund UND Duncans Trauma, welches mich übrigens absolut zerstört hat - nicht zu viel war. Jeder einzelne Faden dieses Plots macht Sinn und ist wichtig für die Gesamtmessage, das ist mir durchaus bewusst, doch in der Gesamtheit war diese geballte Ladung negativ behafteter Gedanken, noch dazu zum Thema Verlust, mit dem ich ohnehin sehr schwer umgehen kann echt schwierig für mich … es hat mich einfach beim Lesen dieser ansonsten herrlich sommerlich-leichten, heimeligen Geschichte etwas runtergezogen. Ich möchte betonen: Das ist keine Kritik, sondern lediglich mein persönliches Empfinden.

ℰrzählt wird aus der Perspektive beider Hauptcharaktere, was mir wunderbar gefallen hat. Familiärer Zusammenhalt, Verarbeitung von Schicksalsschlägen sowie Umgang mit Trauer und Schuldgefühlen, aber auch Hoffnung und natürlich Liebe sind zentrale Elemente der Handlung. Was es mit Michael Bublé auf sich hat und wer "Johnnie Walker" ist, müsst ihr selbst lesen!

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 4 ✰ ✰ ✰ ✰
Wer unterhaltsame, mit bewegenden Themen gespickte Frauenliteratur mag, kann bei jedem Roman der Autorin beherzt zugreifen. Der Auftakt zur Whale-Island-Reihe ist definitiv lesenswert und ich freue mich schon jetzt auf die Folgebände!

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Eine klangvolle Zeitreise

Die Radioschwestern
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Ich habe schon als Kind regelmäßig Radio gehört und schalte noch heute gerne meine Lieblingssender ein, daher waren es beim vorliegenden Werk speziell das Setting und der geschichtliche Rahmen, die mich ...

Ich habe schon als Kind regelmäßig Radio gehört und schalte noch heute gerne meine Lieblingssender ein, daher waren es beim vorliegenden Werk speziell das Setting und der geschichtliche Rahmen, die mich besonders gereizt haben.

Vorab: Eva Wagendorfers historischer Roman, der den Auftakt zur Radioschwestern-Saga bildet, hat mich in vielerlei Hinsicht begeistert! Es war total interessant, mehr über die damalige (ziemlich arbeitsaufwendige) Produktion von Hörspielen sowie generell über die Anfänge des Rundfunks zu erfahren!

Nach einem gemütlichen, eher ruhigen Einstieg in die Handlung, fesselte mich die Geschichte zunehmend, entwickelte eine regelrechte Sogwirkung und ließ mich tief in die damalige Zeit eintauchen – zum einen lag dies gewiss an den lebensnah angelegten Figuren (- überaus sympathische Hauptprotagonisten und interessante Nebencharaktere -) und den authentischen Dialogen, zum anderen habe ich, obwohl ich recht häufig historische Romane lese, selten eine dermaßen intensive, in beinahe jeder Szene deutlich werdende Recherche erlebt, mit der die Autorin den Alltag der späten Zwanziger Jahre lebendig werden lässt und uns auf eine Zeitreise in die Vergangenheit schickt. Von den Goldenen Zwanzigern liest man regelmäßig, aber im Gegensatz zu anderen Büchern dreht sich hier nicht alles um schillernde Partys und verruchte Nachtlokale. Ob Lebensumstände (Wohnen, Arbeiten, Hobbys … ), gesellschaftliche Ansichten, Konsumgüter, Ausflugsziele, historische Ereignisse, technische Entwicklungen … alles ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet worden und fügt sich wie selbstverständlich in die Story ein.

Eine Frau sollte sich hauptsächlich um den Haushalt und ihre Kinder kümmern, anstatt in einem beruflichen Umfeld zu arbeiten, das bisher den Männern vorbehalten war - mit diesem veralteten Denken sehen sich Gesa, Margot und Inge regelmäßig konfrontiert. "Sie versuchten ihren eigenen Weg zu gehen, stolperten aber ständig über Personen, die sich einmischten und ihnen ihren Willen aufdrücken wollten. Als ob der mehr zählte als der ihre." Margot hat es als Cellistin in der "von männlichem Ego durchtränkten Rundfunkkapelle" nicht leicht, Gesa muss sich mit einer biestigen alternden Schauspiel-Diva und deren unerträglichen Starallüren herumschlagen, und die lebenslustige, nie um einen Spruch verlegene Inge droht daran zu verzweifeln, dass sie trotz ihres immensen gesanglichen Talents keinen lukrativen (und vor allem seriösen) Plattenvertrag ergattern kann. Doch die drei Freundinnen halten an ihren Träumen fest. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, wobei Gesas Sichtweise stets mein Anker in der vielschichtigen Story war.

Frankfurt/Main, 1926: Radioempfang ist ein Luxus; er bietet bequem ein Fenster zur Welt, ohne dass man dafür das eigene Wohnzimmer verlassen muss. Für Gesa, die intuitiv spürt, dass dem neuen Medium die Zukunft gehört, geht ein Traum in Erfüllung, als sie bei der SÜWRAG, der Südwestdeutschen Rundfunkdienst AG, eine Rolle in einem großen Hörspiel ergattert. Sie hat – aus gutem Grund – alle Zelte hinter sich abgebrochen und ahnt nicht, dass in Frankfurt neben ihrem Traumjob auch neue Freundschaften und die Liebe auf sie warten. Ich staunte, wie nach und nach aus der zaghaften jungen Frau eine selbstbewusste, schlagfertige Person wurde, die sich nicht unterkriegen lässt. "Bravo", wollte ich ihr zurufen, als sie sich in Dialogen mit anderen Charakteren wortgewandt behauptete und mit ihren klugen Aussagen genau ins Schwarze traf. Nicht nur im beruflichen Umfeld, auch gegenüber ihren Freundinnen setzt sie auf Ehrlichkeit. Margot und Inge mochte ich ebenfalls, wobei Margots sanftes Wesen mir einen Tick besser gefallen hat als Inges Lebenswandel. Meine Lieblingsfigur des Romans war allerdings der männliche Hauptprotagonist und Intendant der SÜWRAG, Albert Bronnen: attraktiv, nahbar, voller innovativer Ideen und sehr engagiert. Dank ihm weht ein frischer Wind durch den Sender! Insbesondere sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn stieß bei mir auf Gegenliebe und sein Humor ließ mich oft schmunzeln. So bodenständig und solide er ist, so schelmenhaft wirkt Albert teilweise. "Die zahlreichen unterschiedlichen Mitarbeiter im Sender, einschließlich der Herren Aufsichtsräte, kamen ihm manchmal vor wie ein Haufen Hühner. […] Ein jeder plusterte sich auf, buhlte um Aufmerksamkeit und hielt sein Ei für das allerwichtigste."

Der Schreibstil der Autorin ist herrlich bildreich, mal emotional, mal informativ, aber immer äußerst angenehm; gelegentlich fließt sogar etwas Dialekt mit ein. Jedem Kapitel sind Radionachrichten in Form einer Kurzmeldung vorangestellt, eine kreative, sehr zum Gesamtwerk passende Idee!

Fazit: 5 Sterne

Dieser Roman sprüht vor Lebenslust. Trotz einiger ernster Momente wirkte die Geschichte nie bedrückend, hinterließ vielmehr einen beschwingten Nachklang bei mir. Der Auftakt der Radioschwestern-Saga hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich schon jetzt auf Band 2, der im März 2023 erscheinen soll!

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