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Veröffentlicht am 25.04.2022

Mega guter Regional-Krimi, der Lust auf "Meer" macht!

Mordseefest
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Wow, wie kommt es, dass ich erst jetzt - zum Erscheinen des 3. Bandes - von dieser genialen Reihe erfahre?! Ich bin komplett be-geis-tert von Emmi Johannsens Schreibstil, der die perfekte Mischung aus ...

Wow, wie kommt es, dass ich erst jetzt - zum Erscheinen des 3. Bandes - von dieser genialen Reihe erfahre?! Ich bin komplett be-geis-tert von Emmi Johannsens Schreibstil, der die perfekte Mischung aus Authentizität und Wortwitz bildet!

Was geht euch durch den Kopf, wenn ihr das farbenfrohe Cover betrachtet? Ich finde es ja ulkig gestaltet - mit der partylustigen Möwe hat es definitiv Wiedererkennungswert und strahlt wohliges Urlaubsfeeling aus -, ursprünglich hatte ich jedoch etwas Sorge, ob das Werk nicht zu klamaukig geschrieben sein würde. Zwar mag ich humorvoll erzählte Krimis deutlich lieber als jene, in denen Gewalt und Blutvergießen dominieren (- Cosy Crime ist genau mein Ding! -), aber zu seicht sollte es bitte nicht sein. Ich kann nur sagen: Gott sei Dank habe ich, angetan vom Klappentext und aufgrund meiner von Cornelia Engels Verliebt-auf-Borkum-Reihe geweckten Borkum-Liebe, zu diesem Buch gegriffen! Wow!! Ich wurde daran erinnert, mich an das zu halten, was ich selbst stets predige: Never judge a book by its cover. Never! Junge, Junge, was wäre mir da Tolles entgangen!

Lokalkolorit pur! Traumhaft atmosphärische Beschreibungen der Insel, die liebevoll in die Handlung einfließen - wie Wellen, die sanft an den Strand schwappen (anstatt, wie es bei vielen Büchern der Fall ist, mit der Holzhammer-Methode à la 'okay, jetzt kommt eine Seite lang die Ortsbeschreibung, ehe es handlungstechnisch vorangeht').

Glaubwürdige, lebensnahe Dialoge (nicht nur der Hauptfiguren), die dermaßen real auf mich wirkten, dass ich das Gefühl hatte, selbst als unauffällige Beobachterin mitten im Geschehen zu stecken. … wobei ich insgeheim ganz froh darüber war, dass ich gewisse schicksalsträchtige Strandpartys (jawohl, Plural) aus der Sicherheit meines Lesesessels heraus genießen konnte und manchen Figuren, deren Empathielosigkeit mir eine Gänsehaut beschert hat, nie im echten Leben begegnen werde.

Liebenswerte Charaktere! Caro (warmherzig, neugierig, hilfsbereit) und Jan (smart, charismatisch, bodenständig) sind ein mega sympathisches Duo – kein romantisches Pärchen, wohlgemerkt, obwohl durchaus das ein oder andere Fünkchen zwischen ihnen zu sprühen scheint. Aber auch die pfiffigen Wortgefechte zwischen Caro und dem Polizisten Bachmann sind ein Träumchen, ich habe mich königlich amüsiert!

Der Schreibstil: flott und modern, voller Humor, umgangssprachlich, ohne dabei plump oder verkrampft locker zu wirken, mit leisen Tönen an den richtigen Stellen und clever gesetzten Kapitelübergängen, sodass die Spannung unaufhaltsam gesteigert wird. Ich kam sofort prima in die Story rein und obwohl ich die Vorgängerbände nicht kannte, fühlte sich dank der angenehmen Erzählweise alles vertraut an.

Gekonnt führte die Autorin mich auf falsche Fährten und ließ mich rätseln, wer Täter und Opfer sein könnten bzw. welche Geschichte sie beide miteinander verbindet. Warum starb ein erfahrener Fallschirmspringer aufgrund eines defekten Schirms – handelt es sich um einen tragischen Unfall oder steckt etwa Sabotage dahinter? Abgesehen von seiner hochschwangeren Witwe scheint niemand um den Toten zu trauern, im Gegenteil. Von den Insulaner:innen, die normalerweise wie Pech und Schwefel zusammenhalten und sich umeinander sorgen, hört Caro nur abfällige Bemerkungen über den Verunglückten. Warum war Roland Fehrmann so verhasst? Oh, und erwähnte ich, dass auch Hunde eine kleine Rolle spielen? Man spürt, dass die Autorin selbst Hundemama ist, die Frau kennt sich aus! Was habe ich geschmunzelt bei den Szenen in der Hundeschule! Ich sage nur: Leberwurst = Hundekoks.

Fazit: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Dieser rundum gelungene Regional-Krimi macht Lust auf "Meer"! Ein Muss für alle Borkum-Fans und Cosy-Crime-Liebhaber:innen! Ich freue mich schon jetzt riesig auf Band 4 und auf das nachträgliche Entdecken der Vorgängerbände.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Berührende Autobiografie

Mariah – Ganz ich selbst
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Ich bin mit der Musik von Mariah Carey aufgewachsen; schon damals, als ihr Musikvideo zu "Without You" auf MTV hoch und runter gespielt wurde, war mir klar: Diese Frau ist ein stimmliches Ausnahmetalent. ...

Ich bin mit der Musik von Mariah Carey aufgewachsen; schon damals, als ihr Musikvideo zu "Without You" auf MTV hoch und runter gespielt wurde, war mir klar: Diese Frau ist ein stimmliches Ausnahmetalent. Und auch heute bin ich der Meinung, dass sie (neben der unverwechselbaren Whitney Houston) zu DEN großen Stimmen des Jahrhunderts zählt. Egal ob man ein Fan ihrer Musik ist oder nicht, Mariahs sage und schreibe 5 Oktaven umfassende Vocal Range ist einfach bemerkenswert.

Die Presse liebt sie für ihren Unterhaltungswert, damit meine ich jedoch leider nicht ausschließlich ihre zahlreichen Charterfolge und Auszeichnungen; vielmehr wird regelmäßig über ihre vermeintlichen Fehltritte berichtet. Mariah, die Diva mit Starallüren. Mariah, die für ihren Film »Glitter - Glanz eines Stars« die Goldene Himbeere als schlechteste Schauspielerin des Jahres erhält. Mariah, die sich während ihrer Zeit als Jurorin bei American Idol mit Nicki Minaj einen bösen Zickenkrieg liefert. Mariah, die sich einen Plattenboss angelt. The list goes on.

Das Cinderella-Märchen vom Mädchen mit der faszinierenden Stimme, das nicht nur ein gefeierter Weltstar wird, sondern obendrein den damaligen Präsidenten von Sony Music heiratet, verwandelte sich sehr schnell in einen Albtraum. Tommy Mottola verhielt sich Mariah gegenüber dermaßen respektlos und kontrollsüchtig, dass mir beim Lesen Stück für Stück das Herz brach für das kleine Mädchen in ihr, von dem sie zu Beginn ihres Werkes erzählt. Genau solch eine toxische Beziehung, solch seelischen Missbrauch hatte sie doch eigentlich um jeden Preis vermeiden wollen. "[…] ich wurde nicht gerade auf Händen getragen. Und eins ist sicher: Tommy Mottola war kein Prinz auf einem weißen Pferd."

Mariahs Kindheit war geprägt von traumatischen Erlebnissen, die mehr als verstörend auf jedes Kind wirken müssen. "Den Großteil meiner Kindheit verbrachte ich eingekeilt zwischen dem Zorn meines Bruders und der traurigen Suche meiner Mutter. Zorn und Mutlosigkeit sind beide äußerst schädlich, doch ich glaube, das eine sticht nach innen und das andere nach außen. […] Als ich in den Kindergarten kam, waren Katastrophen für mich bereits an der Tagesordnung." Zwar gab es ein paar wenige Lichtblicke, aber Gewalt, Angst, Erfahrung mit Rassismus und das Gefühl von Verlorenheit dominierten. In meinen Augen grenzt es an ein Wunder, dass sie nicht völlig daran zerbrochen ist, und sie scheint dies ebenfalls so zu sehen. - "Einer der Polizisten schaute auf mich hinunter und sagte zu dem Polizisten neben ihm: »Wäre ein Wunder, wenn die es schafft.« An diesem Abend wurde ich also weniger Kind und mehr Wunder."

Schon früh fand die Künstlerin in der für sie beruhigenden Wirkung der Musik eine Zuflucht vor der unerträglichen Realität, der sie in ihrer zerrütteten Familie täglich ausgesetzt war. Der Glaube an Gott und die Musik waren Mariahs Rettung, und im Laufe ihrer Karriere war wiederum sie es, die mit ihren gefühlvollen Balladen, die einen direkt ins Herz treffen, vielen Menschen geholfen hat, mit Problemen und Schicksalsschlägen fertigzuwerden (- man denke nur an die LGBT+ Community, die sich damals in ihrem Individualität und innere Stärke zelebrierenden Song "Hero" wiederfand).

Nicht ohne Grund nannte Mariah die luxuriöse Villa, in der sie mit Tommy lebte, insgeheim 'Sing Sing' - also genau wie das berüchtigte gleichnamige Gefängnis; sie fühlte sich vollkommen isoliert und eingesperrt. "Was hätte ich nicht für fünf Minuten Ruhe gegeben! Ich wollte nur einmal in meine eigene Küche gehen und mir einen Snack holen, ohne sein bedrohliches »Was machst du?« durch die Sprechanlage knarzen zu hören." Nun mag sich manch einer vielleicht fragen: Warum ist sie denn nicht einfach gegangen, hat ihn verlassen?

Abgesehen davon, dass Mariah zu diesem Zeitpunkt beruflich von ihrem Ehemann abhängig und vertraglich an ihn gebunden war: Dieser Vorschlag klingt tatsächlich nur dann super easy, wenn man nicht selbst in dieser Situation steckt. Wenn man nicht aus Vorsicht und Angst vor einem Donnerwetter jedes Wort fünfmal überdenken muss, ehe man es ausspricht, wenn man nicht einsam ist, sondern über ein familiäres und/oder freundschaftliches Netzwerk verfügt, das einen notfalls auffangen kann. Ja, dann sagt sich das leicht, 'geh doch einfach'.

"Ich hatte niemanden, dem ich hätte anvertrauen können, wie ich lebte - beziehungsweise nicht lebte. Ich traute niemandem. […] alle anderen Menschen in meinem Umfeld hingen irgendwie mit Tommy zusammen und hatten Angst vor ihm. Alles, was ich sagte, erreichte seine Ohren, und dann würde ich seinen Zorn zu spüren bekommen."

Die Frau, die aufgrund ihrer einzigartigen Stimme der Erfolgsgarant des Plattenlabels geworden war, hatte im privaten Leben ihre Stimme verloren. Sie war lediglich die Cash Cow, die es zu melken galt. Ihre Wünsche und Bedürfnisse wurden ignoriert. Ich sage nur: 2 Stunden Schlaf in 6 Tagen. Ja, es gab Momente in ihrer Karriere, da fand ich ihr Verhalten verwunderlich, aber nun, da ich die Hintergründe kenne, habe ich diesbezüglich wahnsinnig Mitleid mit ihr. Wer funktioniert schon normal bei dauerhaftem Schlafentzug; diese Praxis gilt nicht umsonst als Foltermethode.

"Ich war Anfang zwanzig, und die Vorstellung, ein Leben könne sowohl beruflich als auch persönlich erfüllend sein, war mir unbegreiflich. Ich glaubte wirklich, dass ich es nicht verdient hatte, glücklich und erfolgreich zu sein. Und meine Lebensentscheidungen traf ich danach, auf welchem Weg ich die größeren Überlebenschancen sah."

Kein Wunder, dass viele von Mariahs Liedern von Selbstfindung, Mut und Hoffnung handeln. Sie feierte grandiose Erfolge, doch hinter den Kulissen wurde sie ausgebeutet ohne Ende. Jetzt verstehe ich auch, warum die Queen of Christmas Weihnachten so sehr liebt. "Ich war schon immer furchtbar sentimental, und die Weihnachtszeit ist für mich der Inbegriff von Sentimentalität. Ich wollte einen Song schreiben, der mich glücklich machte, der mir das Gefühl gab, ein sorgenloses, geliebtes Kind zu sein, das sich auf Weihnachten freut. […] vielleicht könnte ich der Welt ja einen Weihnachtsklassiker schenken."

Der Schreibstil ist voller Feingefühl, emotionsgeladen und oftmals poetisch angehaucht. Mariahs Erzählung ließ mich betrübt den Kopf schütteln, aber auch hin und wieder schmunzeln und staunen, machte mich nachdenklich und nostalgisch. Besonders gelungen fand ich die Kapitelüberschriften; mein Favorit war "Eine Schneekugel voll Glück".

Diese Autobiografie ist unheimlich interessant, unterhaltsam und bewegend geschrieben, bietet private Einblicke und lässt sämtliche Songs in meinen Ohren klingeln. Und genau bei Letzterem liegt ein kleiner Haken - ich hatte zwischenzeitlich den Eindruck, dass die einzelnen Passagen rund um bestimmte Lieder aufgebaut worden sind, nach dem Motto 'hier haben wir Song X, dies ist die Entstehungsgeschichte dazu, und nun mixen wir das Ganze mit ein paar privaten Details zu einem Kapitel'. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass Mariahs persönliche Erlebnisse ihre Musik geprägt haben und ich fand es auch spannend, mehr über die Hintergründe zu erfahren, über die jeweilige Zeit in Mariahs Leben, in der jene Hits entstanden sind, die ich besonders mag. ABER: Auf gefühlt jeder zweiten Seite gibt es eine weitere Songreferenz, mal ganze Strophen, mal nur eine Zeile. (Ich habe aus Neugier später im Quellenanhang nachgezählt: 38 Lieder werden zitiert.) Fans der Sängerin wird es freuen, andere Leser:innen eventuell irritieren.

Was das Cover betrifft: Seufz! Diese Frau ist so wunderschön - hätte man nicht ein vorteilhafteres Bild wählen können, auf dem ihr Gesicht nicht erstarrt, ihr Lächeln nicht festgefroren wirkt? (Die Abbildung auf der Rückseite des Buches hingegen gefällt mir ausgesprochen gut.) Verbucht dies einfach unter 'Jammern auf hohem Niveau', okay?

Abgesehen davon ist die Aufmachung des in der Ich-Form geschriebenen, fast 450 Seiten umfassenden Werks sehr gelungen, das Hardcover liegt prima in der Hand, wirkt hochwertig und beinhaltet in der Mitte zudem einen Bildteil mit Farbfotos.

In vielen von Mariahs Aussagen habe ich mich selbst wiedererkannt, auch ein neues Lieblingszitat habe ich entdeckt:

"Ich lebe von Weihnachten zu Weihnachten, von Fest zu Fest, von einem glänzenden Augenblick zum nächsten, statt meine Geburtstage oder mein Alter zu zählen […]. Das Leben hat mich gezwungen, meinen eigenen Weg in dieser Welt zu finden. Warum soll ich mir die Reise damit verderben, ständig auf die Uhr zu sehen und die dahintertickenden Jahre zu beweinen? […] Sich zu sehr auf die Zeit zu konzentrieren ist Zeitverschwendung."

Fazit: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Sehr lesenswert und nicht nur für Fans der talentierten Sängerin eine klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 18.04.2022

Super niedliches Kinderbuch, aber das Thema Mut kommt kaum vor

Nobbi, der Mutmachhase (Band 3) – mach mit, hab Mut und alles wird gut!
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Nobbi ist ein ganz besonderer Hase. Nicht nur, dass er am Bauch einen Beutel hat, genau wie ein Känguru – er ist obendrein auch ein Mutmachhase, der sich durch Hilfsbereitschaft und Einfühlungsvermögen ...

Nobbi ist ein ganz besonderer Hase. Nicht nur, dass er am Bauch einen Beutel hat, genau wie ein Känguru – er ist obendrein auch ein Mutmachhase, der sich durch Hilfsbereitschaft und Einfühlungsvermögen auszeichnet. Seine Freunde wissen, dass sie sich immer auf Nobbi verlassen können, denn mit seinen extra langen Lauschern hört er sich ihre Probleme an und weiß stets einen Rat.

Die niedliche Hauptfigur im gleichnamigen Mitmachbuch von Autorin Maike Bollow und Illustratorin Stefanie Reich dominiert den in ansprechenden Farben gestalteten Hardcover-Umschlag der 32 Seiten umfassenden Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt. Ebenfalls auf dem Cover abgebildet ist Nobbis entzückender kleiner Freund, der Vogel Flatterpiep.

Für mich steht und fällt ein bebildertes Kinderbuch mit seinen Illustrationen. Diese waren hier mein klares Highlight! Die süßen, farbenfrohen Abbildungen von Nobbi und seinen Freunden erstrecken sich jeweils über Doppelseiten und laden zum Entdecken von Details ein, ohne überladen zu wirken. Der Textanteil ist überschaubar und zeichnet sich durch leicht verständliche Dialoge mit kurzen, aussagekräftigen Sätzen aus. Zahlreiche Laute wie ju-huuu, ui, hui, pst, mhm oder plitschplatsch eignen sich hervorragend für ein animiertes Vorlesen.

Beinahe jede Textpassage endet mit einer in einer anderen Textfarbe abgedruckten Aufforderung an die junge Leserschaft, so werden wir z.B. aufgefordert, uns etwas zu wünschen, richtiges Zähneputzen vorzumachen oder ein Flugküsschen zu Nobbi zu pusten. Etwas sonderbar fand ich die Aufforderung, an einem in der Geschichte vorkommenden Baum zu schütteln, da dies Kinder dazu verleiten kann, direkt auf die Seite mit dem abgebildeten Baum zu greifen und daran herumzureißen. Zwar heißt es, man sollte vorsichtig sein, aber bei einem beherzten Zugreifen ist dann schnell ein Riss im Papier.

Bereits im Untertitel ("Mach mit, hab Mut und alles wird gut!") des nunmehr dritten Bandes der bei Edel Kids Books Nobbi-Reihe wird deutlich, dass das Thema Mut ein zentrales Element darstellen soll – dies war in meinen Augen nicht der Fall. Die im Klappentext erwähnten Hilfestellungen, die Nobbi mitunter dem Uhu und dem Bibermädchen Lilli leistet, waren zwar lieb, hatten allerdings nichts mit Mut zu tun. Einzig die an den schüchternen Siebenschläfer gerichtete Aussage "»Eine Prise Mut und Lachen hilft dir prima mitzumachen«" geht in diese Richtung, die doch eigentlich die Hauptaussage des Werkes hatte sein sollen – Ermutigung und Beistand zu erhalten in Situationen, in denen man sich etwas nicht traut, in denen man Zuspruch benötigt, um etwas zu wagen. In der Schule hätte es geheißen: Ausarbeitung super, Hauptthema leider verfehlt. Ich möchte betonen, dass mich dies zwar verwundert, aber nicht gestört hat, da ich aktuell nicht nach einem Mutmach-Buch Ausschau gehalten hatte, und wir uns folglich an dem ansonsten sehr putzigen, empfehlenswerten Werk dennoch erfreuen konnten.

Fazit: Wir vergeben 4 liebevolle Sterne. Unser Spatz war vom Cover (und dem illustrierten Innencover) enorm angetan und auch von der restlichen Aufmachung begeistert; dank der Mitmach-Gesten wurde es ein interaktives Leseerlebnis. Als Mama freute ich mich natürlich darüber, dass der Vorgang des Zähneputzens spielerisch in die Handlung integriert worden ist.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Das Monster und seine Nixe

Boston Belles - Monster
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Ich halte es ganz wie die männliche Hauptfigur dieses Romans und komme ohne Umschweife zur Sache, knallhart und direkt. Dieses Buch war absolut nicht mein Fall.

Wie gerne hätte ich es geliebt, denn
… ...

Ich halte es ganz wie die männliche Hauptfigur dieses Romans und komme ohne Umschweife zur Sache, knallhart und direkt. Dieses Buch war absolut nicht mein Fall.

Wie gerne hätte ich es geliebt, denn
… das Cover ist so hübsch.
… der Klappentext klingt interessant.
… ich mag es, neue Reihen zu entdecken (und gerade diese Reihe wird ja auf Bookstagram gehyped ohne Ende).
… es handelt sich um ein LYX-Buch.

ABER: Egal wie oft ich mir diese Sätze vorbetete, es änderte nichts an meiner Enttäuschung. Es hat mich in den Fingern gejuckt, "monstermäßig mies" oder "verschwendete Lese- bzw. Lebenszeit" als Titel für meine Rezension zu wählen, das brachte ich dann aber doch nicht übers Herz. Nachfolgend die Gründe, weshalb das Leseerlebnis für mich so ernüchternd war sowie meine persönliche Einschätzung.

Cover: Übertrieben schön.
Das meine ich als Kompliment. Zarte, frühlingshafte Farben und ein glitzernder Hintergrund - kurzum: ein echter Eyecatcher im Bücherregal.

Story: Übertrieben unrealistisch.
Größtenteils las sich die Geschichte dermaßen weltfremd, dass ich mich wie im falschen Film fühlte. Angesichts der vielen positiven Rezensionen, die ich bisher am Rande mitbekommen hatte, verstand ich nur noch Bahnhof. Was finden sie alle nur an diesem Buch, fragte ich mich immer wieder kopfschüttelnd; der ganze Hype blieb mir total schleierhaft. Ich mag Rache-geschwängerte Storys generell nicht ("Rache war Sam Brennans Lieblingssprache und er sprach sie fließend."), aber damit hätte ich leben können, hätte die Autorin nicht noch zusätzlich eine ellenlange Liste mit rund zehn weiteren No-Go-Themen ins Buch eingeflochten. Da diese Themen in der Triggerwarnung enthalten sind (- es versteht sich von selbst, dass ich das Werk bewusst nicht gelesen hätte, wäre mir diese Warnung vorab bekannt gewesen -), kann ich sie hier aus Gründen der Spoilervermeidung leider nicht nennen. Nur so viel: Darstellungen von Gewalt waren das geringste Übel.

Figuren: Übertrieben unsympathisch.
Mit viel gutem Willen konnte ich Sams charakterliche Entwicklung minimal nachvollziehen. Dass aus ungeliebten Kindern eventuell Jugendliche und später Erwachsene werden können, die innerlich zerstört sind und ihre Welt gänzlich anders wahrnehmen als Kinder, die mit viel Liebe um sich herum aufgewachsen sind, leuchtet ein. "Gebrochener, vernarbter, kaputter, unvollkommener Sam. Geformt von der Hand einer misshandelnden Mutter, eines Gangsters von Adoptivvater und vom Geist eines leiblichen Vaters, der […] seine spätere Adoptivmutter hatte umbringen wollen." Dennoch rechtfertigt eine schlimme Kindheit meiner Meinung nach nicht die 4 großen S, die mir generell zuwider sind: Selbstverliebtheit, Sarkasmus, Sadismus, Sexismus. Ich habe noch ein weiteres S parat für Sam alias "Monster" alias Mister-"keine-Zeit-für-komplizierte-Pussys": Nein, nicht S wie sch… (so drücke ich mich nicht aus, schon gar nicht in Rezensionen!), sondern S wie selten-so-wenig-mit-einer-Figur-mitgefiebert.

Zu Aisling sage ich nur: Ja, Bad Boys haben ihren Reiz, aber wenn du beobachtest, wie der Hottie einem Mann den Schädel wegbläst (- ob diese Aktion nun gerechtfertigt ist oder nicht -), dann solltest du vielleicht zusehen, dass du Land gewinnst, anstatt ihm zehn Jahre lang verknallt nachzurennen, don’t you think?! Mädel, wo ist dein Selbstwertgefühl? "Wie konnte er wagen, mich ständig zu verletzen und zu erniedrigen […]?" - Das fragte ich mich auch, ungefähr drei Viertel der Handlung lang. Praktischerweise ist Ash dann selbst auf die Antwort gekommen: "Hauptsache, er wollte mich. Armselig? Mag sein. Aber ich tat ja niemandem weh. Niemandem außer mir selbst." Apropos Schmerzen: Wenn man beim Geschlechtsverkehr erst darauf warten muss, dass der "Schmerz" sich auf wundersame Weise in Lust "verwandelt", ist das ein weiteres Warnsignal, das hier etwas nicht stimmt. – Was solch ein Verhalten einer weiblichen Hauptfigur jungen Leser:innen für Grundsätze vermittelt, darüber denke ich lieber gar nicht erst nach. Die Altersempfehlung des Verlags ist in meinen Augen zu niedrig angesetzt; hätte ich ein 16-jähriges Kind, würde ich ihm oder ihr verbieten, Storys wie diese zu lesen, in denen Frauen systematisch unter dem Deckmantel einer Romanze erniedrigt werden (und hiermit beziehe ich mich ausdrücklich NICHT auf die expliziten Szenen, sondern auf den Rest der Handlung) – denn im echten Leben winkt im Anschluss an so was so gut wie nie ein Happy End. (Und selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass doch, würde ich meinem Kind den Weg dorthin ersparen wollen; jedenfalls würde ich solch ein Verhalten nicht mittels Romanen als tolerierbar/normal hinstellen, nach dem Motto: Aber hey, im Buch hat die Heldin einfach die Augen zugekniffen und lange genug durchgehalten, dann kriegt sie am Ende schon ihren Typen. - Nein, einfach nur nein.)

Schreibstil:
Übertrieben übertrieben.
Jawohl, doppelte Nennung, denn es war zu viel. Von allem. Anfangs dachte ich noch: Okay, wird schon werden. Immerhin hatte ich mich gewappnet gefühlt, hatte von einer lieben Freundin vorab die Warnung erhalten, mit derber Wortwahl rechnen zu müssen. Versteht mich nicht falsch: Nicht jeder Roman ist eine romantische Feel-Good-Story, und erst recht, wenn ich im Vorfeld weiß, was mich in etwa erwarten wird, bewerte ich dies selbstverständlich nicht als negativ, sondern stelle ich mich darauf ein. (Oder lese das betreffende Buch gar nicht erst, was ich mir in diesem Fall beinahe gewünscht hätte.) Die expliziten Szenen störten mich keinesfalls, auch wenn keine Rosenblätter vom Himmel rieselten. Was mir allerdings sehr wohl zu schaffen machte, war die verkrampfte ach-so-toughe, teilweise plumpe Wortwahl in den Dialogen, die dem Ganzen - es bricht mir das Herz, das über ein LYX-Buch sagen zu müssen - einen niveaulosen Touch verliehen hat.

Fazit: 1 ✰ - für das Cover.
Speziell. Das ist noch das netteste Wort, das mir für dieses in vielerlei Hinsicht toxische Werk einfällt. Ebenso wie "grenzwertig" um das Verhalten der Figuren zu beschreiben. Es wird das erste und letzte Buch bleiben, das ich von der Autorin gelesen habe. Ich freue mich für all ihre Fans, die an der Reihe Gefallen finden. Wer klassische New-Adult-Romane oder allgemein (Liebes-)Romane ohne düstere Elemente bevorzugt, sollte hiervon lieber die Finger lassen.

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Absolutes Wohlfühlwerk!

Man muss sich nur trauen (Die Online-Omi 16)
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"Uns hat nie ein Mann das Haushaltsbüdschee zugeteilt, sondern immer wir den Kerlen das Taschengeld, so sieht das aus! Und wir haben nie geheiratet, weil wir mussten, sondern immer nur, weil wir wollten. ...

"Uns hat nie ein Mann das Haushaltsbüdschee zugeteilt, sondern immer wir den Kerlen das Taschengeld, so sieht das aus! Und wir haben nie geheiratet, weil wir mussten, sondern immer nur, weil wir wollten. Nicht wie diese ganzen operierten Nackedeis heutzutage, die sich einen reichen Fußballspieler angeln, weil es mit der Schule nicht so geklappt hat."

Ich liebe, liebe, liebe die Buchreihe um die kultige Online-Omi Renate Bergmann! Bestsellerautor Torsten Rohde hat es mal wieder geschafft, mir zauberhaft humorvolle und entspannte Lesestunden zu bescheren. Ich kann nur sagen: Der Buchtitel "Man muss sich nur trauen" (erschienen bei Ullstein Taschenbuch Verlag, März 2022) ist Programm. – Genau diesen Satz möchte ich nämlich jedem zurufen, der bisher noch nicht das Vergnügen gehabt hat, einen Plausch mit Renate erleben zu dürfen.

Ich muss gestehen, als ich damals zum ersten Mal die kunterbunten Buchcover gesehen habe, war ich zunächst SEHR skeptisch gewesen und vermutete irgendeinen seichten Klamauk dahinter. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass sich ausgerechnet diese Bücher zu einer meiner Lieblingsreihen entpuppen würden! Ich schwanke noch hinsichtlich der Frage, was mich mehr fasziniert – meine Bewunderung dafür, dass ein Autor des Jahrgangs 1974 erzählerisch völlig selbstverständlich und absolut glaubwürdig in die Rolle einer 82-jährigen Berlinerin schlüpfen kann oder die Tatsache, dass ich mich mit Mitte 30 in vielen 'ihrer' Aussagen tatsächlich wiedererkenne. So oder so, es war mal wieder ein Genuss sondergleichen! Ich habe dauergeschmunzelt und mich königlich amüsiert, und gewisse Wortkreationen wie "Knödelmädchen"/"Knödelkinder" oder "lebensdoof" werde ich definitiv in mein alltägliches Vokabular übernehmen. Hihihi, würde die Renate jetzt kichern.

Dieses Mal begleiten wir die vierfache Witwe (Jetzt gucken Se doch nich so! – Wollen Sie etwa andeuten… Oma Bergmann ist jedenfalls keine, die ihre Männer um die Ecke bringt, da hört sich doch alles auf! -) während sie die Hochzeit ihrer besten Freundin Getrud vorbereitet. Das Trudchen ist ebenfalls 82 Jahre alt, seit 10 Jahren verwitwet, seit Kindertagen mit Renate befreundet und, man glaubt es kaum, seit über 2 Jahren fest verbandelt mit dem Gunter Herbst. Doch irgendwie "klemmt", da noch was, die beiden bewegen sich keinen Meter in Richtung Altar und kommen nicht zu Potte. Der Spruch passt besonders gut, weil Gertrud mit Nachnamen ja - noch - Potter heißt, verstehen Se? Aber da schau her, jetzt fange ich auch schon in bester Bergmann-Manier an, Sie in ein Gespräch zu verwickeln. Herrje. Wo war ich? Genau. – Es geht nichts voran in Sachen Eheschließung.

"Da ist was durcheinandergekommen! Es heißt: »Drum prüfe, wer sich ewig bindet« und nicht »Drum prüfe ewig, wer sich bindet«!" Zum Glück nimmt sich Oma Bergmann nun persönlich dieser zwischenmenschlichen Angelegenheit an, es gibt schließlich so viel zu beachten im Hinblick auf das organisatorische Drumherum, Sie machen sich ja kein Bild! Angefangen beim Hochzeitstermin: "Berlin kann manche Dinge eben nicht so gut. Als in der Verwaltungsschule Flughafen, Radwege und neue Personalausweise auf dem Stundenplan standen, waren wohl alle krank. Und auch im Standesamt gibt es nur Probleme. Heiraten geht nur von Montag bis Freitag, sonst müsste am Samstag je jemand arbeiten, und wo kämen wir denn da hin!"

Besonders interessant fand ich die Erinnerungen an frühere Hochzeitsbräuche und Traditionen auf dem Land. Wir lesen zudem von Brieftauben und Pferdekutschen, dem Mammutthema Kleiderwahl, Blumenarrangements, Einladungen und Sitzordnung, Menüwahl, Fotografen und dem wohl leider unvermeidlichen Auftritt des Kinderchores von Frau Schlode (- "Die Schlode würde sich nicht abhalten lassen. Es hätte […] keinen Sinn gehabt, den Termin zu verschweigen – die Frau kriegt alles raus! Die hat ihre Spitzel in allen Behörden sitzen und kommt dann doch." -). Auch der Besuch der Hochzeitsmesse, inklusive Gertruds spontaner Tanzeinlage, ist ein Brüller!

Jetzt könnte man meinen, bei so viel Planung könne nichts schiefgehen. Hihi, sage ich da wieder nur. "Im Grunde hatten wir nichts falsch geplant. Nur: Welcher Plan geht schon auf im richtigen Leben? Es kommt immer anders, als man denkt. Da können Se vorher grübeln und überlegen, so viel Sie wollen, wenn das Schicksal einmal falsch abbiegt, stehen Se da mit Ihrem Plan und können nur noch zugucken, wie der Schlamassel seinen Lauf nimmt."

Am liebsten hätte ich noch ewig weitergelesen; Renate ist mit ihrer selbstreflektierten, erfrischend ehrlichen, direkten, aber niemals unhöflichen Art, ihren klugen Lebensweisheiten und ihrem Humor ein echtes Unikat und unheimlich herzlich! Sie spricht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, nennt die Dinge beim Namen und schreckt auch nicht vor moderner Technik wie Händi, Fäßbock und Finstergram zurück. Ich möchte mich nie von ihr verabschieden, jedes Bergmann-Buch ist für mich wahrer Balsam für die Seele – nachdem ich die letzte Seite umgeblättert habe, fühle ich mich stets, als hätte ich gerade einen netten Nachmittag mit Kaffee und Kuchen bei meiner Lieblingsnachbarin hinter mir, und hoffe gleichzeitig, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis der nächste Band erscheint.

Fazit: 5 begeisterte Sterne. Na los, trauen Se sich und schnappen sich dieses herrliche Büchlein!

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