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Veröffentlicht am 01.08.2021

Bezaubernder Wohlfühlroman in stimmungsvollem Südengland-Setting

Kleiner Hund und große Liebe
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Es kann kein Zufall sein, dass gleich mehrere Bücher aus der Feder dieser unheimlich talentierten Autorin (veröffentlicht unter ihren anderen Pseudonymen Mirjam Müntefering, Pippa Watson und Mary E. Garner) ...

Es kann kein Zufall sein, dass gleich mehrere Bücher aus der Feder dieser unheimlich talentierten Autorin (veröffentlicht unter ihren anderen Pseudonymen Mirjam Müntefering, Pippa Watson und Mary E. Garner) zu meinen absoluten Lieblingswerken gehören, völlig unabhängig vom Genre – manche Menschen sind einfach die geborenen Erzähler und Rosie Adams gehört definitiv dazu. Alles, was sie angreift, verwandelt sich in einen exzellenten Roman! Auch ihr aktuelles Werk, erschienen im April 2021 bei Lübbe Belletristik, ist da keine Ausnahme; viel zu schnell war die wunderbare Geschichte um die sympathische Köchin Sara, ihre Tante Marjorie und ein entzückendes Rudel Corgi-Hunde ausgelesen!

Zur Story selbst möchte ich gar nicht viel ergänzen, was über den Klappentext hinausgehen würde, da dieser recht akkurat ist; what you see is what you get. Selbiges gilt auch für das niedliche Cover, das ganz klar hält, was es verspricht: eine Feel-Good-Story am Meer, in welcher putzige Fellnasen eine bedeutende Rolle spielen. Grandios finde ich, dass es sich bei den Figuren um gestandene, erwachsene Personen jenseits der 20 handelt, die also bereits eine gewisse Lebenserfahrung mitbringen und auf allerlei prägende Ereignisse und Erinnerungen zurückblicken können. Im Hinblick auf Saras Tante und Rudel-Chefin Marjorie erhalten wir sogar kurz einen Einblick in die Vergangenheit, die über 30 Jahre zurückliegt. Überhaupt fand ich es höchst bewundernswert, wie spielerisch die Autorin zwischen verschiedenen Perspektiven wechselt, ohne dass man das Gefühl bekommt, den Überblick zu verlieren. Normalerweise sind Romane mit mehr als 2, 3 Perspektiven eher nicht mein Fall, weil dies manchmal zur Folge hat, dass ich mich mit den Hauptfiguren weniger intensiv auseinandersetzen kann; diese Sorge kann ich allen Lesern/innen des vorliegenden Werkes getrost nehmen – man verliert nie den Fokus von den Hauptfiguren und die gelegentlich eingestreuten, zusätzlichen Perspektiven sind eher als kleine Schmankerl zu betrachten, die die Geschichte noch intensivieren und versüßen. So gibt es beispielsweise auch Passagen, in denen der vorwitzige kleine Rüde Harry zu Wort kommt und mit Corgi-Scharfsinn und viel Humor auf den Punkt bringt, was die Menschen um ihn herum vielleicht nicht sofort erkennen.

Wer glaubt, die vermeintliche Love Story verlaufe nach Schema F, irrt gewaltig – tatsächlich gibt es einige Überraschungen und hinsichtlich Saras potentiellem Partner bleibt es bis zuletzt ziemlich spannend – wobei ich natürlich einen klaren Favoriten in dieser Angelegenheit hatte. Der Schreibstil, mit dem die Autorin uns ins reizvolle Südengland und speziell in die für Paläontologen (und Jane Austen Fans) interessante Kleinstadt Lyme Regis an Dorsets legendärer Jurassic Coast entführt, ist sowohl mitreißend als auch gefühlvoll, authentisch, schwungvoll und einnehmend. So macht Lesen Spaß! Sämtliche der liebenswerten Figuren sind facettenreich ausgearbeitet worden und wirken durchdacht und glaubwürdig in ihrem Handeln. Mein Herz hat natürlich Klein-Harry gestohlen!

Fazit: Ich bin begeistert von diesem traumhaften Wohlfühlroman, der mir herrlich unterhaltsame, selige Lesestunden beschert hat! Nicht nur für Hunde-Fans eine absolute Leseempfehlung!!

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Veröffentlicht am 29.07.2021

Verkrampft lustige Dialoge – leider nicht mein Fall

Dich hab ich nicht kommen sehen
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Da ich ein Faible für Wohlfühllektüre und witzige Frauenromane habe, freute ich mich sehr auf Nina Resineks rund 400 Seiten starken Debütroman "Dich hab ich nicht kommen sehen", der im Juli 2021 bei Lübbe ...

Da ich ein Faible für Wohlfühllektüre und witzige Frauenromane habe, freute ich mich sehr auf Nina Resineks rund 400 Seiten starken Debütroman "Dich hab ich nicht kommen sehen", der im Juli 2021 bei Lübbe Belletristik erschienen ist.

Nach einem traumatischen Erlebnis bricht Mari alle Zelte in Düsseldorf ab und wagt einen Neustart bzw. flüchtet vor ihren Erinnerungen – und zwar nach Berlin. Ihr neuer Anwaltsjob bei Blair & Crowe stellt zwar eher eine Verschlechterung dar, da die eigentlich auf Patentrecht spezialisierte junge Frau sich in unbekannte Themen einarbeiten muss, aber das ist Mari herzlich egal. Sie möchte einfach so unauffällig wie möglich leben, "still und leise ihre Arbeit machen […] Je bedeutungsloser, desto besser. Und bloß nichts Unvorhersehbares." In anderen Worten: Sie ist ein emotionales Wrack und redet sich ein, der Wohnortwechsel würde es schon richten – neues Umfeld usw. Nach Männerbekanntschaften steht ihr nicht der Sinn, doch meistens kommt es anders, als man denkt: Erst wird sie von ihrem überraschend freundlichen und kommunikativen Hausverwalter Tom unter die Fittiche genommen und dann stolpert sie auch noch in den sexy Handwerker Leo hinein, der sich als Verwandtschaft von Toms Ehefrau Alexandra entpuppt: Maris Vermieterin. Die erste Zeit in Berlin verläuft ziemlich frustrierend: Ihr neuer Job entpuppt sich als Haifischbecken, in dem Machtkämpfe an der Tagesordnung sind. Zum Glück findet Mari unerwarteten Rückhalt durch die Freundschaft zu Alexandra und Tom, zu deren Familie auch ein kleiner Junge namens Toby gehört – die Familienverhältnisse sind allerdings kompliziert und auch die Tatsache, dass Mari sich bei gefühlt jedem Treffen mit Leo blamiert und wirres Zeug plappert, ist nicht gerade förderlich – Missverständnisse sind vorprogrammiert.

Sowohl das in Flaschengrün und Rosa gehaltene, mit Leichtigkeit suggerierenden Blüten geschmückte Cover als auch der Klappentext deuten auf eine lockere, humorvolle Liebesgeschichte hin. Tatsächlich bestätigte sich dieser Eindruck schnell, wenn auch etwas anders, als ich es erwartet hätte. Zwar ist der Schreibstil durchaus recht umgangssprachlich, unkompliziert und voller Wortwitz, aber die Dialoge – insbesondere jene zwischen Mari und ihrer besten Freundin Emma ("Nullo Schimmer") sowie zwischen Mari und Leo – erschienen mir viel zu gekünstelt und verkrampft lustig; selbiges gilt für die über-kreativen Spitznamen, die sämtlichen Personen verpasst werden. Niemand würde im wahren Leben so reden. Häufig kam es mir so vor, als würde ich mich inmitten einer dieser amerikanischen Sitcoms befinden, bei denen alle paar Sekunden das Gelächter des Publikums eingespielt wird, um die Zuschauer darauf hinzuweisen: 'Das war jetzt lustig.' (Apropos: Als Verfilmung, z.B. in Form eines abendfüllenden Films, hätte das Werk durchaus Potential und würde – sofern mit passenden Schauspielern/innen besetzt – gewiss als heitere Liebeskomödie durchgehen. In schriftlicher Form hingegen fehlte mir schlichtweg die Tiefe und ich konnte keine Bindung zu den Figuren aufbauen, letztlich also nicht sonderlich mit ihnen mitfiebern.)

Auch die allgemeine Wortwahl wirkte oftmals over the top bzw. war einfach nicht mein Fall. Dass Mari, aus deren Sicht in der 3. Person erzählt wird, beispielsweise ihren Ex 'Leaky Condom' bzw. 'das Kondom' nennt und die Autorin sich regelmäßig in langen Aus- und Abschweifungen verliert, die den Lesefluss bremsen, hat mir nicht gefallen. Hätte ich das Werk nicht als Rezensionsexemplar erhalten, hätte ich die Lektüre wohl abgebrochen, aber so kämpfte ich mich bis zum Schluss durch, immer in der Hoffnung, noch positiv überrascht zu werden.

Mit Mari, die gefühlt auf jeder fünften Seite aus irgendeinem Grund in Tränen ausbricht, wurde ich partout nicht warm; andere Charaktere waren mir weitaus sympathischer. Leos Familienmitglieder sind wunderbare Nebenfiguren, konnten jedoch den allgemeinen Eindruck nicht wettmachen, dass die Story mich aufgrund der Distanz zur Hauptfigur und fehlenden Begeisterung über den Schreibstil nicht catchen konnte.

Die Schilderungen von Maris stressiger Arbeitssituation in der Kanzlei sowie deren Auswirkungen auf ihre Gesundheit empfand ich als gelungen und glaubwürdig, um auch mal etwas Positives zu vermerken.

Fazit: Leider gar nicht mein Fall. Meine 2 ½ Sterne beziehen sich auf die Grundidee und das passend gestaltete Cover.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Neues Jahreshighlight!

Crave
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Als riesiger Twilight-Fan kam ich an diesem YA-Romantasy-Werk natürlich nicht vorbei und war unheimlich gespannt, ob Bestsellerautorin Tracy Wolff mit ihrem bei dtv erschienenen Auftakt zu den Katmere-Academy-Chroniken ...

Als riesiger Twilight-Fan kam ich an diesem YA-Romantasy-Werk natürlich nicht vorbei und war unheimlich gespannt, ob Bestsellerautorin Tracy Wolff mit ihrem bei dtv erschienenen Auftakt zu den Katmere-Academy-Chroniken tatsächlich einen vergleichbaren Hype auslösen würde wie einst Stephenie Meyer mit ihrer epischen Vampirsaga, die aus unserer Popkultur nicht mehr wegzudenken ist. Ich persönlich kann nur sagen: WOW! Ich hatte enorm hohe Erwartungen, die massiv übertroffen worden sind – was für ein Wahnsinnswerk!! In weniger als 2 Tagen hatte ich die rund 700 Seiten quasi inhaliert und sämtliche Folgebände sind direkt auf meine Wunschliste gewandert!

Zur Handlung:

Vom sonnigen San Diego ins bitterkalte, unwirtliche Alaska – nicht gerade ein idealer Tausch, aber die junge Grace hat wenig Perspektiven; ihre Eltern sind gerade tödlich verunglückt und das sorglose Leben, das sie bisher kannte, ist auf einen Schlag vorbei. Mit ihrem Onkel Finn, der inmitten der verschneiten Wildnis ein Elite-Internat leitet und sich ihrer annimmt, hat sie ein gutes Verhältnis; auch dessen Tochter Macy ist wirklich liebenswert. Dennoch ahnt Grace, dass es mehr als einen Ortswechsel brauchen wird, um sie aus ihrer Trauer zu reißen. Allerdings hätte sie nie damit gerechnet, dass binnen weniger Tage ihr komplettes Weltbild erneut auf den Kopf gestellt werden würde, denn an der mystischen Katmere Academy, wo ihr von den meisten Schülern ein eher frostiger Empfang bereitet wird, ist nichts so, wie es scheint. Schnell steht fest, dass Grace um ihr Leben fürchten muss. Und dass ihr Herz bei jedem Zusammentreffen mit dem ebenso charismatischen wie unberechenbaren Bad Boy Jaxon Vega aus dem Takt gerät, trägt nicht gerade zu ihrer Sicherheit bei, denn Jaxon gilt nicht umsonst als extrem gefährlich…

Selten kommt es vor, dass ich bei einem Roman nichts, absolut nichts, zu kritisieren habe – hier hat einfach alles gepasst!

Das traumhaft schöne, minimalistisch gestaltete Cover und der blutrote Buchschnitt machen das Werk zum ultimativen Eyecatcher im Bücherregal. Die im Innencover abgebildete Zeichnung des luxuriösen Internats, welches in gewisser Weise auch Harry-Potter-Vibes versprüht, ist total gelungen und zudem superpraktisch; ich habe beim Lesen der Außenszenen immer wieder zurückgeblättert und die Wege der Protagonisten verfolgt.

Erzählt wird aus der Perspektive von Grace, die eine wunderbar nachvollziehbare, erfrischend bodenständige Hauptfigur abgibt. Natürlich gibt es gewisse Parallelen und sogar eine direkte Anspielung auf Twilight, dennoch ist diese Story gänzlich anders; neben Vampiren und Wolfswandlern gibt es nämlich auch Hexen und Drachen, die sich in Cliquen zusammengefunden haben und nicht gerade erfreut sind über das Auftauchen der menschlichen Grace. Seid gewarnt: Ihr werdet Jaxon verfallen schmacht!

Der Schreibstil ist grandios – ich würde ja sagen 'to die for': vom spannenden Anfang bis zum fiesen Cliffhanger am Schluss irrsinnig mitreißend und fesselnd, herrlich humorvoll, unerwartet actionreich, an den richtigen Stellen auch emotional und mega prickelnd, und so bildgewaltig, dass es einem den Atem verschlägt.

Fazit: Ein Buch mit Suchtpotential, ich liebe es!!

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Grandioser Schreibstil!

Wir für uns
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Barbara Kunrath hat einen wundervollen Roman über unerwartete Freundschaften, familiäre Konflikte und Geheimnisse, schwierige Entscheidungen und mutige Neuanfänge erschaffen.

Bereits das zauberhafte Cover ...

Barbara Kunrath hat einen wundervollen Roman über unerwartete Freundschaften, familiäre Konflikte und Geheimnisse, schwierige Entscheidungen und mutige Neuanfänge erschaffen.

Bereits das zauberhafte Cover strahlt für mich, trotz der suggerierten Leichtigkeit aufgrund der niedlichen Vögelchen, eine gewisse Tiefgründigkeit aus, und die stilvolle, gedeckte Hintergrundfarbe sowie die goldenen Elemente verleihen der Gestaltung einen hochwertigen, edlen Touch. Jener authentische Eindruck setzt sich im Laufe des Romans fort, in dem facettenreiche, aus dem Leben gegriffene Figuren mit realistischer Ernsthaftigkeit ausgearbeitet worden sind, ohne dabei Sympathiepunkte einzubüßen.

Josie, knapp über Vierzig, hört in der Ferne bereits die biologische Uhr ticken, als sie überrascht feststellt, dass sie schwanger ist. Für ihren Partner Bengt (der diese Bezeichnung im Grunde gar nicht verdient, denn offiziell ist er nicht IHR Freund, sondern der Ehemann einer Anderen – und Vater deren Kinder) steht fest, dass Josie die Schwangerschaft abbrechen muss. Kathi, 70, frisch verwitwet, hat ganz andere Sorgen. Fünfzig Ehejahre liegen hinter ihr - wie soll es nach dem Tod ihres Werners nun weitergehen? Ihr Sohn Max und sie haben sich voneinander entfremdet; er kämpft mit seinen eigenen Problemen, die Kathi nur schwer akzeptieren kann. Ihre einst innige Mutter-Kind-Beziehung scheint, aller Bemühungen zum Trotz, nicht mehr zu kitten. Tief in Kathi schlummert zudem der Wunsch, ihren ehemaligen Lebensmittelladen neu zu eröffnen, der einen großen Teil ihres Lebens geprägt, allerdings auch für familiäre Unstimmigkeiten gesorgt hatte. Aber ist diese Sehnsucht überhaupt realistisch oder sollte man das Vergangene lieber ruhen lassen?

So unterschiedlich beide Frauen in ihrem Wesen, ihren Lebenserfahrungen und Überzeugungen sind, so selbstverständlich ergänzen sich ihre Charakterzüge zu einer von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägten Freundschaft. Beide weiblichen Hauptfiguren sind mir auf ihre ganz eigene Art ans Herz gewachsen und ich freute mich aufrichtig über ihre persönliche Entwicklung. Ein weiteres bedeutendes Thema in dieser Geschichte sind die gesundheitlichen Risiken und mütterlichen Ängste spätgebärender Frauen, insbesondere im Hinblick auf die Chromosomenanomalie Trisomie 21.

Erzählt wird die samt Epilog in sechs Abschnitte unterteilte Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Josie (Ich-Form) und Kathi (in der 3. Person). Der klare Schreibstil der Autorin ist geprägt von Authentizität und Feingefühl und hat mir unheimlich gut gefallen.

Fazit: Ein stilles, empathisches, aber auch kraftvolles Buch, das zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Zeitlos schön!

Jane Austen, Stolz und Vorurteil. Illustrierte Schmuckausgabe mit Goldprägung
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"Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle von ansehnlichem Vermögen zwingend auf der Suche nach einer Ehefrau ist." Mit diesem gleichermaßen weisen wie ironischen Satz beginnt der ...

"Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle von ansehnlichem Vermögen zwingend auf der Suche nach einer Ehefrau ist." Mit diesem gleichermaßen weisen wie ironischen Satz beginnt der in jeglicher Hinsicht brillante Klassiker 'Stolz und Vorurteil' von Jane Austen, der über die Jahrhunderte nichts von seinem Glanz eingebüßt hat und sich zu meinem liebsten literarischen Werk aller Zeiten gemausert hat.

Diese wunderschöne, mit filigranen Goldelementen verzierte Schmuckausgabe im hochwertigen Einband ist der absolute Hingucker im Bücherregal und kann sich auch von innen sehen lassen: Die edlen Zeichnungen vom berühmten Buchillustrator Hugh Thomson werten das Buch zusätzlich auf und lassen das Herz eines jeden Austen-Fans höherschlagen. Aufgrund der klaren Sprache und der geistreichen, humorvollen Dialoge ist es ein Leichtes, sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen, als unverheiratete Damen und Herren sich maximal beim Tanzen körperlich näherkommen konnten und andernfalls stets von den strengen Augen ihrer Anstandsdamen überwacht wurden. Auch wenn manch spezieller Wortwitz aufgrund der Übersetzung ins Deutsche nicht exakt übernommen werden konnte, tut dies dem Lesegenuss dieser legendären, in ein Sittenportrait eingebetteten Liebesgeschichte keinerlei Abbruch.

Mit einem Augenzwinkern und einem einzigartigen Sinn für Ironie beleuchtet Jane Austen die gesellschaftlichen Normen des englischen Landadels und zeigt am Beispiel der Familie Bennet, welche mit fünf – bisher unverheirateten – Töchtern 'gesegnet' ist, dass insbesondere nicht wohlhabende Frauen im frühen 19. Jahrhundert relativ wenig Einfluss auf ihre Lebensgestaltung hatten, sei es im Hinblick auf berufliche Ambitionen und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten, amouröse Hoffnungen oder finanzielle Mittel, von denen nicht unwesentliche Lebensumstände (wie beispielsweise die eigene Wohnsituation) abhingen. Kein Wunder, dass Mrs. Bennets Gedanken sich rund um die Uhr um die vorteilhafte Vermählung und Absicherung ihrer Töchter drehen und ihr Lebensinhalt einzig aus der Suche nach wohlsituierten Heiratskandidaten zu bestehen scheint.

Aus heutiger, oftmals stark romantisierter Sicht auf die Vergangenheit mögen uns gewisse Handlungselemente in historischen Romanen als akzeptabel erscheinen, tragen sie doch zu unserem unterhaltsamen Leseerlebnis bei, aber so gerne ich mich in Schwärmereien über Mr. Darcy verliere und wie liebend gerne ich auch einen rauschenden Ball auf Pemberley miterleben würde – auf Dauer könnte ich mir solch ein fremdbestimmtes Leben nicht vorstellen. Immerhin hatte nicht jede Frau solch ein Glück wie Elizabeth, der letztlich trotz – oder gerade wegen – ihres Auflehnens gegen die zeitgenössischen Gepflogenheiten ein Happy End vergönnt war, man denke nur an ihre beste Freundin Charlotte.

Fazit: Ein wundervolles, ebenso tiefgründiges wie amüsantes Werk über eine intelligente, selbstbewusste junge Frau, die – entgegen der damaligen Norm – ihr Herzensglück über ein abgesichertes, aber dafür liebloses Leben stellt und im Laufe der Zeit lernt, dass der erste Eindruck nicht zwangsläufig der richtige sein muss. Diese bezaubernde Sonderedition aus dem Anaconda Verlag wird nicht nur Janeites begeistern, sondern eignet sich auch ideal für alle Leser/innen, die den Einstieg in die klassische Weltliteratur wagen möchten.

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