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Veröffentlicht am 07.07.2021

Naja...

Zwischen uns nur ein Wort
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Ich falle gleich mit der Tür ins Haus: Leider konnte mich dieser Roman, erschienen im Juni 2021 bei Lübbe Belletristik, nicht überzeugen. Für mich war es das erste Buch von Renée Carlino und angetan vom ...

Ich falle gleich mit der Tür ins Haus: Leider konnte mich dieser Roman, erschienen im Juni 2021 bei Lübbe Belletristik, nicht überzeugen. Für mich war es das erste Buch von Renée Carlino und angetan vom wunderschönen, in zarten Lilatönen gehaltenen Cover, auf dem im Hintergrund die Skyline von New York City zu erkennen ist, sowie vom vielversprechenden Klappentext, erhoffte ich mir eine tiefgründige, süße Romanze und war äußerst gespannt auf die Story.

Mia, die gerade ihren Vater verloren hat, und der Musiker Will lernen sich während eines Fluges nach New York kennen. Aufgrund ihrer gemeinsamen Begeisterung für Musik bauen sie schnell eine Bindung zueinander auf und als sie sich knapp einen Monat später wiedersehen, dauert es nicht lange, bis Will bei Mia einziehen darf. Die Regeln sind klar: Nur Freundschaft. Immerhin möchte Mia sich "nicht auf eine Beziehung mit einem fast dreißigjährigen Musiker einlassen, der am Hungertuch nagt" (S. 67). …was durch die gegenseitige Anziehungskraft allerdings erschwert wird.

Der Prolog hat mir aufgrund des überraschend poetischen, nachdenklich machenden Schreibstils noch enorm gut gefallen. Er wird, ebenso wie der Epilog, aus der Sicht einer Frau namens Lauren erzählt, die eine Zufallsbekanntschaft der weiblichen Hauptprotagonistin (Mia) ist, was ich – insbesondere auf den Übergang von Prolog zum ersten Kapitel – einen sehr kreativen Einstieg in die Handlung finde. Die restlichen Kapitel werden im Präteritum der Ich-Form aus Mias Perspektive erzählt; lediglich in zwei Bonuskapiteln am Ende des Werkes erhält man einen Einblick in die Gedanken und Gefühle der männlichen Hauptfigur (Will).

Aus Laurens Perspektive wirkt Mia recht sympathisch. Leider änderte sich dieser Eindruck bereits im ersten Kapitel, in welchem Mia mir unnahbar und als Protagonistin nicht greifbar erschien. Eigentlich sollte doch gerade der Beginn einer Geschichte die Leser/innen dermaßen fesseln, dass sie unbedingt weiterlesen möchten – für mich gehört dafür zwingend dazu, dass die Hauptcharaktere mir sympathisch sind. Als ich mich nach Beendigung des ersten Kapitels schon zum Weiterlesen aufraffen musste, hoffte ich noch, dass Mias Ankunft in New York dem Ganzen mehr Schwung verleihen und mehr positive Charaktereigenschaften aus ihr herauskitzeln würde. Jedoch wurde ich im Laufe des gesamten Romans überhaupt nicht warm mit ihr und empfand sie überwiegend als anstrengend. Sie verhält sich häufig egoistisch und - laut ihren eigenen Gedanken - wie ein "launischer Teenager" (S. 218), wobei sie Will oftmals "falsche Hoffnungen" macht (S. 242) oder ihn "ohne triftigen Grund verletzt" (S. 65) bzw. vor den Kopf stößt.

"Ich wusste selbst nicht, warum ich so schroff war; er hatte eigentlich keine Grenze überschritten […]". (S. 219)

Will wird als lockerer Lebemensch dargestellt, der das Herz am rechten Fleck hat und in Bezug auf Mias Sperenzchen eine Engelsgeduld beweist. Größtenteils konnte ich nicht nachvollziehen, warum er sich das antut. Regelmäßig hatte ich einfach nur Mitleid mit ihm. Dass er Mia von Anfang an entweder "Baby" oder "Süße" genannt hat, empfand ich als unangenehm; es hatte etwas Übertriebenes, Aufgesetztes, was im Grunde gar nicht zu seinem Charakter passte.

Die Annäherung zwischen den beiden Protagonisten erreichte mich nicht. Das Prickeln fehlte, wobei dies nicht zwingend an den betreffenden Szenen, sondern eher am Schreibstil lag. Die Dialoge erschienen mir oft hölzern und unauthentisch (und enthielten z.B. Wörter, die umgangssprachlich eher selten verwendet werden, wie 'Komposita'), und über allem lag eine unterschwellige Schwermut, die im direkten Kontrast zum Leichtigkeit verströmenden Cover stand. Die fehlende emotionale Tiefe konnte auch nicht durch die (in meinen Augen unnötigerweise) eingeflochtenen dramatischen Elemente ausgeglichen werden (Stichwort: Jennys Schicksalsschlag sowie Jackson), vielmehr machten mir diese die Distanz zu den Figuren noch offensichtlicher bewusst.

Fazit: Leider kann ich nicht mehr als 2 ½ Sterne vergeben (für das Cover, die Grundidee und z.T. die Nebenfiguren).

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Herrliche Kleinstadt-Atmosphäre!

Still into you (Moonflower Bay 1)
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Mit der bezaubernden Kleinstadt Moonflower Bay hat die Bestseller-Autorin Jenny Holiday ein traumhaftes Setting für ihren Liebesroman "Still Into You" (Juni 2021, Forever by Ullstein) erschaffen! Für mich ...

Mit der bezaubernden Kleinstadt Moonflower Bay hat die Bestseller-Autorin Jenny Holiday ein traumhaftes Setting für ihren Liebesroman "Still Into You" (Juni 2021, Forever by Ullstein) erschaffen! Für mich verkörpert das idyllische, an den kanadischen Ufern des Lake Huron gelegene (- leider fiktive -) Städtchen eine Mischung aus Stars Hollow ("Gilmore Girls") und Redwood ("Redwood Love").

Bereits das wunderschöne, in zarten Rosatönen gehaltene Cover, dessen Gestaltung sich übrigens im hübschen Innencover fortsetzt, suggeriert Wohlfühlatmosphäre pur – zu Recht! In dieser unterhaltsamen Love Story um das unerwartete Wiedersehen des einstigen Teenager-Traumpaares Eve und Sawyer kann man sich beim Lesen herrlich verlieren und die Seele baumeln lassen.

Vor zehn Jahren wurde Eve Abbott von ihrer Jugendliebe Sawyer Collins das Herz so heftig gebrochen, dass sie fürchtete, nie wieder lieben zu können. Er hatte sie öffentlichkeitswirksam betrogen und gedemütigt, mitten im Trubel der jährlich stattfindenden Mermaid Parade. Als Konsequenz hatte Eve Moonflower Bay und all den damit verbundenen, bittersüßen Erinnerungen den Rücken gekehrt. Leider bedeutete dies auch, ihre geliebte Großtante Lucille, in deren schrullig-charmantem Hotel Mermaid Inn sie bis dahin jeden Sommer verbracht hatte, fortan seltener zu sehen. Und nun ist die warmherzige Lucille, die Eve in vielerlei Hinsicht wie eine Mutter gewesen war und ihre Liebe zum Lesen geweckt hatte, tot. Neben Trauer drängt sich vor allem ein Gefühl in den Vordergrund bei Eve: unbändige Wut. Wut auf den Mann, der Schuld daran ist, dass sie all die Jahre, die sie gemeinsam mit Lucille hätte verbringen können, verpasst hat. …weil sie es nicht ertragen hätte, ihn wiederzusehen. Eves Plan steht fest: Sie wird das mittlerweile heruntergekommene Mermaid Inn schnellstmöglich verkaufen und zurück nach Toronto reisen. Doch sie hat die Rechnung ohne die Sonderklausel in Lucilles Testament gemacht - welche vorsieht, dass das Hotel ein Jahr lang nicht verkauft werden darf. Und ohne Sawyer, der mittlerweile den Posten des Polizeichefs innehat und nie über Eve hinweggekommen ist…

Das Highlight des Romans ist ganz klar das Setting; die Autorin hat so viele liebevolle Details in die Geschichte eingebaut – von lokalen Traditionen, wie den Brauch rund um die namensgebende Mondblume, bis hin zu zahlreichen Stadtfesten und das Thema Meerjungfrauen, welches sich über die gesamte Handlung erstreckt. Langweilig wird es hier nie! Die ältere Generation (allesamt Freunde von Lucille) hat sich zudem die Kuppelei zum Hobby gemacht. Nicht umsonst nennen die jüngeren Stadtbewohner das kleine Örtchen scherzeshalber auch Matchmaker Bay.

Eve und Sawyer sind sympathische Hauptfiguren, besonders Sawyers selbstlose und verantwortungsbewusste Art haben mir gut gefallen. Allerdings ist der Funke zwischen den beiden für mich nicht übergesprungen. Ich habe sehr gerne über ihre Vergangenheitsbewältigung und die vorsichtige erneute Annäherung gelesen, aber die Emotionen blieben eher oberflächlich. Vielleicht hätte die Geschichte einfach auch auf Freundschaftsbasis, quasi im Rahmen einer Clique funktionieren können, insbesondere da Eves temperamentvolle Freundin Maya, Sawyers Kumpels Jake und Law sowie seine jüngere Schwester Clara wundervolle Nebenfiguren abgeben. Die erotischen Szenen konnten die fehlende Tiefe der Gefühle bzw. die fehlende Überzeugungskraft letztlich nicht ausgleichen.

Der wahre Grund für das Zerwürfnis des einstigen Traumpaares war zwar nicht sonderlich originell, doch die Idee dahinter wirkte durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar. Erzählt wird in der dritten Person, wobei wir Einblicke in Eves und Sawyers Gedanken erhalten. Diese verschiedenen Perspektiven sind spätestens nach den ersten Kapiteln nicht nach mehr getrennt, sondern gehen im Text fließend ineinander über, was ich anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig fand. Insgesamt ist der umgangssprachlich lockere, von humorvollen Dialogen geprägte Schreibstil jedoch ideal für Romane dieser Art. Ein letzter kleiner Kritikpunkt für mich war die Länge – nach einem starken Einstieg, bei dem man die Figuren und das Setting in Ruhe kennenlernt, zog sich der Mittelteil in puncto Spannung und Unterhaltung, ehe es gegen Ende wieder interessanter wurde. Statt knapp 450 Seiten hätte die Story auch gut 100-150 Seiten weniger vertragen können und hätte den gleichen Eindruck hinterlassen.

Fazit: Perfekt für Fans von Kleinstadt-Romanzen! Ich freue mich schon auf Band 2, der im August 2021 erscheinen und von Sawyers charismatischem Freund Jake handeln wird!

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Kurzweiliger Wohlfühlroman mit Schweden-Feeling

Mittsommerliebe
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Lina Hanssons Wohlfühlroman "Mittsommerliebe" schließt inhaltlich an ihr vorheriges Werk an ("Winterküsse in Schweden"), hat aber eine in sich geschlossene Handlung und lässt sich auch ohne jegliche Vorkenntnis ...

Lina Hanssons Wohlfühlroman "Mittsommerliebe" schließt inhaltlich an ihr vorheriges Werk an ("Winterküsse in Schweden"), hat aber eine in sich geschlossene Handlung und lässt sich auch ohne jegliche Vorkenntnis wunderbar genießen. Für mich war es das erste Buch der Autorin und ruck, zuck war ich mittendrin im Geschehen rund um die sympathische Jule und ihre Freundesclique. Der angenehme, lockere Schreibstil voller Humor und realistischer Dialoge ließ die Seiten nur so dahinfliegen!

Im Vergleich zu ihrer Freundin Malin, die stets Langzeitbeziehungen hat und inzwischen mit Sven ihre große Liebe gefunden zu haben scheint, bevorzugt Jule im Hinblick auf amouröse Bekanntschaften flüchtige Abenteuer. Sie genießt ihre Freiheit und kann sich nur schwer vorstellen, eines Tages eine dauerhafte Beziehung zu führen. Im Grunde kann sie nicht klagen – die familieneigene Gärtnerei floriert, im wahrsten Sinne des Wortes, sie hat ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern und Geschwistern (auch wenn ihr Bruder Ruben sie gerne neckt) und ihre beste Freundin hat sich von dem einstigen schweren Unfall, der sie beinahe das Leben gekostet hätte, komplett erholt. Nur Malins Schulter ist noch nicht wieder fit genug, um sich damit an Kletterwänden entlangzuhangeln, aber diesbezüglich soll ein Fitnesscenter-Abo Abhilfe schaffen und Jule erklärt sich bereit, sie in Sachen Training nach besten Kräften zu unterstützen. Ihr Entschluss gerät allerdings schnell ins Wanken – denn der Personal Trainer ist ausgerechnet jener One-Night-Stand, dem Jule nach einem peinlichen Date nie wieder begegnen wollte. Und es kommt noch schlimmer: Lasse ist Svens bester Freund – und somit fortan mit von der Partie. In ihrer Panik und beflügelt vom Alkohol des Walpurgisnachtsfestes, erfindet Jule spontan eine Fake-Beziehung mit dem bereitwillig mitspielenden Studenten Björn, damit Lasse gar nicht erst auf den Gedanken kommt, ihr neuerliche Avancen zu machen. Dumm nur, dass dieser sich sogar relativ desinteressiert und abweisend Jule gegenüber verhält, was dann doch irgendwie an ihrem Stolz kratzt. Überhaupt wird sie nicht schlau aus diesem Typen. Ihr Lügenkonstrukt erweist sich als Schuss in den Ofen, denn plötzlich entpuppt sich der vermeintlich arrogante Lasse als äußerst charmant…

Die Figuren, vor allem Jule (aus deren Perspektive erzählt wird), sind unheimlich liebenswert und glaubwürdig ausgearbeitet worden. Ihr Verhalten wirkte auf mich authentisch, ihre Emotionen und Gedanken durch und durch nachvollziehbar. Jule ist eine richtig coole Socke, sehr loyal und hilfsbereit, witzig und spontan. Mit ihr wäre ich im echten Leben gerne befreundet.

Man spürt die Schweden-Liebe der Autorin; mit detailgetreuen, stimmungsvollen Beschreibungen lässt sie uns an interessanten nationalen Bräuchen teilhaben. Insbesondere die gleich zu Beginn der Handlung stattfindende Walpurgisnacht, in der es zum unverhofften, schicksalhaften Wiedersehen zwischen Jule und Lasse kommt, würde ich sehr gerne selbst einmal miterleben. Auch die Schönheit der schwedischen Natur wird gekonnt in der Story eingefangen. Toll fand ich außerdem, dass Jule und Malin das Klettern zum Hobby haben, was in ähnlichen Romanen dieses Genres eher ungewöhnlich ist. Dabei ist es solch ein faszinierender Sport!

Fazit: Ich habe mich prächtig unterhalten gefühlt mit dieser Feel-Good-Story, die wie gemacht ist für entspannte sommerliche Lesestunden.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Melancholisch und federleicht zugleich

Dein Herz in tausend Worten.
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Dieser im Juni 2021 beim Ullstein Verlag erschienene Roman hat mich von Anfang an in eine ganz sonderbar melancholisch-sentimentale Stimmung versetzt. Der Schreibstil von Judith Pinnow ist einfach wundervoll ...

Dieser im Juni 2021 beim Ullstein Verlag erschienene Roman hat mich von Anfang an in eine ganz sonderbar melancholisch-sentimentale Stimmung versetzt. Der Schreibstil von Judith Pinnow ist einfach wundervoll poetisch, voller Liebe fürs Detail und wortgewaltig – selbst in den leisen Tönen. Bei zahlreichen Formulierungen habe ich innehalten müssen und dachte: 'Welch wunderschöne Beschreibung!'

Die verträumt-sympathische Heldin, Millie, erinnerte mich in vielerlei Hinsicht an Amélie aus "Die fabelhafte Welt der Amélie" – eine Einzelgängerin, die gedanklich in ihrer eigenen Welt zu leben scheint. Hin und wieder wollte ich sie ein wenig wachrütteln, aus ihrem Schneckenhaus locken und in die Realität zwingen – auch die netteste Tagträumerin kann nicht ständig einen Freipass fürs Zuspätkommen auf der Arbeit bekommen, eigenes Zeitgefühl hin oder her. Sie huscht wie ein verschüchtertes Häschen durch den Alltag, bringt Fremden gegenüber kaum ein Wort heraus, beobachtet alle Details um sich herum scharfsinnig, kann ihr eigenes liebenswertes Wesen allerdings nicht erkennen. Die innige Beziehung zu ihrem Bruder Felix, der sich nach dem Tod der Eltern stets liebevoll um sie gekümmert hat und voller Verständnis für Millies spezielle Sicht auf die Welt ist, gefiel mir ausgesprochen gut. Zeitweise waren mir Millies Angst vor ihrem Umfeld und vor menschlicher Nähe sowie ihr Wunsch, unsichtbar zu sein bzw. nicht wahrgenommen/beachtet zu werden, etwas zu ausgeprägt. Ich konnte ihre Sorge zwar nachvollziehen, anderen Menschen womöglich nicht genug zu sein oder beim näheren Kennenlernen als Enttäuschung betrachtet zu werden, doch teilweise erschien mir dieser Charakterzug zu übertrieben, zu überspitzt dargestellt. Es kratzte gerade so an der Grenze meines Empfindens von 'unglaubwürdig' und 'anstrengend' (- vor allem Millies permanentes Wegrennen in gewissen Situationen).

"Vielleicht ist das ein Fehler, den man generell im Leben oft begeht. Etwas nicht zu versuchen aus Angst davor, dass es sowieso nicht klappt."

Millie arbeitet bei einem Verlag, der finanziell schon bessere Tage erlebt hat, aber abgesehen davon ist ihr Arbeitsumfeld ein Traum für jeden Bücherfan – zumal ihr Vorgesetzter ungemein verständnisvoll für ihre Marotten ist (Millie scheut sich, E-Mails zu schreiben und hat keinerlei Zeitgefühl). Auch das Lektoren-Team besteht aus drei sympathischen Kollegen/innen. Und dann ist da noch der Dachboden – der "Raum des Vergessens", wo die abgelehnten Manuskripte gesammelt und von Millie 'gerettet' werden – bis sie eines Tages dermaßen begeistert von einem dieser Werke (mit dem schönen Titel "Dein Herz in tausend Worten") ist, dass sie beschließt, kleine Passagen daraus in London zu verteilen.

"Ich spiele den guten Geist, der mit ein paar Wörtern Mut macht, zum Nachdenken anregt, lobt oder tröstet."

Der Autor der besagten Geschichte hingegen ist alles andere als begeistert davon und möchte unbedingt herausfinden, wer hinter dieser Aktion steckt, die ihn an sein persönlichstes Werk und an die schmerzhafteste Erfahrung seines Lebens erinnert.

Das Setting des charmanten Londoner Viertels Notting Hill ist prädestiniert für Romantik. Im Verlauf der Handlung erleben die Figuren natürlich eine Annäherung, wobei der Fokus deutlich mehr auf der persönlichen (Weiter-)Entwicklung der Charaktere als auf der sich langsam entspinnenden Liebesgeschichte liegt. Ein Highlight für mich waren die Nebenfiguren Rebecca (Millies extrovertierte und enorm charismatische Arbeitskollegin) und Coren (Williams bester Freund und Agent); auch die eigentümliche und voller Überraschungen steckende Mrs. Crane hat mich für sich eingenommen.

Es gibt ein paar wiederkehrende Elemente (Stichwort: Eule sowie der Obdachlose), die etwas märchenhaft bzw. bewusst unrealistisch inszeniert worden sind, der Story jedoch keinen Abbruch tun.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, die allesamt im Präsens geschrieben sind – zunächst lernen wir Millie (in der Ich-Form) kennen und lieben, später kommt die Sichtweise von William Winter, dem erfolgreichen Star-Autor, hinzu (in dritter Person) und abschließend übernimmt auch mal ein allwissender Erzähler die Perspektive, der Einblick in die Gedanken und Gefühle aller Figuren hat.

Fazit: Ich könnte mir sehr gut eine Verfilmung dieses leicht weltentrückten, mit einem Hauch zum (positiven) Kitsch neigenden Romans vorstellen. Klare Leseempfehlung für alle Fans von "Die fabelhafte Welt der Amélie".

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Spannendes Lesevergnügen vor kanadischer Naturkulisse

Die Schattenwölfin der Rocky Mountains
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Bei "Die Schattenwölfin der Rocky Mountains" handelt es sich um den vierten Teil der in Kanada spielenden Willow-Ranch-Reihe von Autorin Natascha Birovljev. Ich kannte die Vorgängerbände nicht, hatte aber ...

Bei "Die Schattenwölfin der Rocky Mountains" handelt es sich um den vierten Teil der in Kanada spielenden Willow-Ranch-Reihe von Autorin Natascha Birovljev. Ich kannte die Vorgängerbände nicht, hatte aber auch als Quereinsteigerin keinerlei Verständnisschwierigkeiten, da es sich um eine in sich geschlossene Geschichte handelt. Zudem lernt man alle relevanten Figuren und ihre aktuelle Lebenssituation direkt zu Beginn kennen und kann sich fortan gut in die Perspektive der drei Hauptprotagonisten (Rosie, Woodwind und Cody) hineinversetzen.

Woodwind Jones lebt nun seit einiger Zeit wieder im Sunchild Reservat, ohne jedoch wirklich angekommen zu sein. Seine Arbeit in der Wildtierstation macht ihm Spaß, doch es widerstrebt ihm, sich in den Reservatsalltag einzufügen, da er das Gefühl hat, nur geduldet statt willkommen zu sein. Eine alte Schuld, für die er sich nicht vergeben kann, lastet schwer auf seinen Schultern und er treibt relativ orientierungslos durchs Leben. Obendrein hat es der Fiesling Jeremy Bull, der den Posten des Chiefs anstrebt, auf ihn abgesehen. Doch der weise Schamane Chinook stärkt Woodwind den Rücken und ermuntert ihn, sich in das gerade ins Leben gerufene Sommerprogramm für indianische Jugendliche einzubringen und die kürzlich ins Reservat zurückgekehrte Ayita zu unterstützen. Die schöne Frau scheint ebenso einsam zu sein wie er, wirkt recht verschlossen und hat eine dunkle Vergangenheit, über die sie nicht sprechen möchte. Ihr kleiner Sohn Wynono hat sogar ganz mit dem Sprechen aufgehört. Erst als Woodwind ihnen die Wölfin Kachina vorstellt, die sich bei ihm in Pflege befindet, scheinen Mutter und Sohn aufzublühen.

Rosie möchte gerne Pferdetrainerin werden – aber die Kosten für solch eine Ausbildung sind enorm. Ein unerwartetes Angebot ihres Ex-Freundes Calvin scheint die Lösung all ihrer Probleme zu sein, doch kann sie ihm trauen? Immerhin hatte er sie bereits während ihrer gemeinsamen Beziehung ständig belogen. Außerdem drängt sich ein alter Bekannter in ihr Leben (- der gerade aus Australien zurückgekehrte Feuerwehrmann Doug -), der keinen Zweifel daran lässt, dass er Interesse an Rosie hat. Und dann gibt es da noch den stets verlässlichen und herzensguten Nick, der Rosies Herz schneller schlagen lässt…

Cody trauert noch immer um seinen Bruder Scott, der sich das Leben genommen hat. Die Tatsache, dass Scott in den Augen seines Dads der Goldjunge gewesen war, während Cody es seinem alten Herrn nie recht machen kann, macht die Bekämpfung der aktuellen Probleme auf der Familienfarm nicht gerade leichter. Eigentlich wollte Cody immer schon mit Pferden arbeiten, nun wird von ihm erwartet, Milchfarmer zu werden. Soll er seine eigenen Träume wirklich zum Wohle des Familienfriedens aufgeben? Und wie wird das Wiedersehen mit Emma aus Deutschland verlaufen, mit der er sich durchaus eine gemeinsame Zukunft vorstellen könnte?

Überraschend spannend und höchst dramatisch entfalten sich die Ereignisse um die drei Figuren, die allesamt sehr realistisch und glaubwürdig ausgearbeitet worden sind. Cody, Rosie und Woodwind wirken wie aus dem Leben gegriffen, haben Ecken und Kanten, machen Fehler, sind einfach menschlich. Authentisch sind auch die herausfordernden Lebensbedingungen in dieser wunderschönen Region in die Story eingebunden worden - neben Lagerfeuerromantik und Naturverbundenheit werden auch Probleme wie die Perspektivlosigkeit und kulturelle Zerrissenheit junger Indianer, ihr Kampf um die Bewahrung der Traditionen, Alkoholismus und Depressionen angesprochen.

Ich war insbesondere von der im Prolog vorgestellten Legende der Cherokee begeistert, hätte im Laufe der Handlung jedoch noch gerne mehr über Wölfe im Allgemeinen bzw. die im Buchtitel erwähnte Wölfin gelesen. Leider nahmen diese anmutigen Tiere nur eine winzige Nebenrolle ein. Der Geschichte selbst hat dies allerdings keinen Abbruch getan; diese lebt von dem lebendig beschriebenen Setting, den mitreißenden Entwicklungen in den einzelnen Handlungssträngen und unerwarteten Wendungen, mystischen Elementen sowie überzeugenden, tiefgründigen Dialogen.

Fazit: Man spürt die Verbundenheit der Autorin mit jenem Land, in das sie vor einiger Zeit ausgewandert ist. Gerne spreche ich eine klare Leseempfehlung für alle Kanada-Liebhaber und Fans von indianischer Kultur aus.

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