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Veröffentlicht am 04.06.2021

Wundervoller Familienroman mit traumhaftem Setting

Sehnsucht in Aquamarin
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Miriam Covis herrliche Familienromane haben für mich mittlerweile Tradition, sie gehören einfach zu meinem Lese-Sommer dazu und sind für mich stets wie ein kleiner Urlaub! Auch in diesem Jahr entführt ...

Miriam Covis herrliche Familienromane haben für mich mittlerweile Tradition, sie gehören einfach zu meinem Lese-Sommer dazu und sind für mich stets wie ein kleiner Urlaub! Auch in diesem Jahr entführt uns die Bestsellerautorin wieder an einen Sehnsuchtsort, nämlich an die Ostküste der USA, in den wunderschönen Bundesstaat Maine, wo die zwei Schwestern Polly und Jette im Acadia Nationalpark nach ihrer Mutter suchen, die dort als Rangerin arbeitet. Eve hatte ihre Familie vor fast 30 Jahren ohne ein Wort des Abschieds verlassen. …ein Verlust, der ihre beiden Töchter schwer verletzt und nachhaltig geprägt hat. Während ihres spontanen Recherche-Urlaubs setzen sich Polly und Jette mit ihrer Vergangenheit auseinander, kommen in den Genuss des Camping-Lifestyles und machen die Bekanntschaft mit zwei charismatischen Männern, die ihr Herz höherschlagen lassen. Doch werden sie tatsächlich den Mut aufbringen, ihre Mutter zu konfrontieren? Und wie soll man jemandem verzeihen, dessen Zurückweisung einem von klein auf das Gefühl gegeben hat, unzureichend und nicht liebenswert genug zu sein?

Beide weiblichen Hauptfiguren könnten nicht unterschiedlicher sein – die bodenständige, eher introvertierte Übersetzerin Polly und ihre flippige, dauer-optimistische Schwester Jette. Während Polly sich in ihrer Stuttgarter Dachgeschosswohnung am wohlsten fühlt, Beziehungen meidet und sich maximal hin und wieder einen One-Night-Stand gönnt, tingelt Jette seit Jahren munter durch die Welt, geht den ausgefallensten Jobs nach, verliebt sich alle paar Tage neu und hat die Suche nach ihrer Mutter niemals aufgegeben. Für Polly hingegen ist das Thema abgeschlossen, weshalb sie sich auch nur zähneknirschend bereit erklärt, Jette in die USA zu begleiten, nachdem diese ihre verschollene Mutter auf einem dort aufgenommenen Foto entdeckt hatte. Ihr Schwester hofft auf ein emotionales Wiedersehen, Polly hingegen wünscht sich nur, dass die ewig rastlose Jette nach der Begegnung mit ihrer Mutter vielleicht endlich zur Ruhe kommt. Bereits an ihrem ersten Abend lernen die Frauen den sexy Parkranger Liam kennen, einen alleinerziehenden Vater – der, sehr zu Pollys Verdruss, allerdings an keinem One-Night-Stand interessiert ist. Das Gefühlschaos ist also vorprogrammiert…vor allem, als sich herausstellt, dass Liam genau weiß, wo die zwei Schwestern ihre Mutter finden können…

Die Landschaftsbeschreibungen sind ein Traum! Ob das malerische Städtchen Bar Harbor mit seinen kleinen Gassen, bunten Cottages und köstlichem Seafood oder die wilde Schönheit des Nationalparks, die zu Bootsausflügen und Wanderungen entlang der ozeanumtosten Küste einlädt (wobei bitte immer auf passendes Schuhwerk zu achten ist )…die Autorin fängt die Atmosphäre der Schauplätze so gekonnt ein, dass man meint, sich gemeinsam mit den Figuren vor Ort auf Entdeckungsreise zu befinden.

Sowohl Polly als auch Jette waren mir enorm sympathisch, auch wenn Jettes quirliges, unzuverlässiges Wesen mich im realen Leben auf Dauer wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben würde. In ihren Augen ist die Welt rosarot und sie scheut keine Risiken – was im Grunde sehr positive Eigenschaften sind. Dies liegt darin begründet, dass Jette permanent auf der Suche nach dem Glück ist; je mehr Trubel, Action und Herzklopfen, desto besser – sie sucht einen Ausgleich für die entgangene Mutterliebe. Polly hingegen hat sich ins andere Extrem entwickelt; sie fürchtet die Liebe, mit der sie automatisch Zurückweisung, Verlust und Enttäuschung verbindet, sehnt sich nach Sicherheit. Beide Charaktere sind äußerst facettenreich und überzeugend ausgearbeitet worden. Auch die Nebenfiguren, die weitaus mehr als nur Randfiguren sind, haben mich begeistert! Einzig der Fokus auf Izzy, Liams niedliche kleine Tochter, war mir an manchen Stellen einen Hauch zu intensiv, da mir einige ihrer Aussagen nicht altersgemäß und ein wenig zu aufgesetzt erschienen.

Der ansonsten angenehme, sommerlich leichte und dennoch tiefgründige Schreibstil lässt die rund 500 Seiten dieses Wohlfühlromans nur so dahinfliegen und fasziniert begleitete ich die ungleichen Schwestern auf ihrer Suche nach Antworten, amüsierte mich über die kleinen Alltagsdramen beim Camping und war insbesondere von der Entwicklung Pollys positiv überrascht.

Als Extra-Schmankerl gibt es im Innencover ein leckeres Blueberry-Cheesecake-Rezept, das ich definitiv mal ausprobieren werde.

Fazit: Interessante Themen, spannende Wendungen, jede Menge humorvoller Dialoge und ganz viel Gefühl vor traumhafter Kulisse!

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Veröffentlicht am 01.06.2021

Atmosphärischer Kriminalroman mit tollem Lokalkolorit

Die Bildermacherin und das Hexenhaus
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Nachdem mich die ersten beiden Bände um die sympathische Fotografin Amalia Engl total begeistert hatten, war ich enorm gespannt auf den dritten Roman aus der Feder des Autorinnen-Duos Christiane Omasreiter ...

Nachdem mich die ersten beiden Bände um die sympathische Fotografin Amalia Engl total begeistert hatten, war ich enorm gespannt auf den dritten Roman aus der Feder des Autorinnen-Duos Christiane Omasreiter und Kathrin Scheck. Ich wurde nicht enttäuscht – "Die Bildermacherin und das Hexenhaus" ist in meinen Augen sogar der bisher spannendste und zugleich auch emotionalste Band der Krimi-Reihe!

Die Geschichte hat eine in sich geschlossene Handlung und kann losgelöst von den Vorgängerromanen gelesen werden, in denen es - neben jeder Menge Nervenkitzel - hauptsächlich um Amalias Rückkehr aus dem trendigen Berlin ins heimatliche Südtirol sowie um ihre Eingewöhnungsphase im neuen bzw. alten Zuhause geht, nachdem ihre geliebte Oma Zille gestorben ist. Diese war Amalias Ziehmutter gewesen und wurde von den Pfundrern ehrfürchtig 'die Bildomacherin' genannt. Mittlerweile ist dieser Spitzname auf Amalia übergegangen, auch wenn die lokalen Foto-Aufträge sich noch in Grenzen halten.

Evi, Amalias beste Freundin, braucht nach einer schmerzvollen Trennung dringend ein neues Zuhause für sich und ihre drei Kinder – und zieht zum Entsetzen der Dorfbewohner in das alte 'Hexenhaus' ein, um das sich allerlei düstere Legenden ranken. Nanne, Amalias tratschsüchtige, aber liebenswerte Nachbarin (- und Mutter von Amalias Jugendliebe Felix -) fürchtet das Schlimmste und warnt Amalia eindringlich. "Lass die Evi da nicht einziehen. Das Haus ist verflucht. […] Da unten sind schreckliche Dinge vor sich gegangen." Evi hingegen belächelt die Einwände – doch als sie plötzlich Drohbriefe von einem ominösen 'Hüter des Hauses' erhält, der sogar in das Haus eindringt, und ein schauriger Fund auf dem Grundstück ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt, bereut sie ihre Entscheidung und bekommt es mit der Angst zu tun. Wie berechtigt ihre Furcht ist, zeigt sich, als während eines Dorffestes eine bildschöne junge Frau, die lebenslustige und allseits beliebte Emma, ermordet wird…welche die Vermieterin des Hexenhauses war…

Neben der Sorge um Evis Sicherheit beschäftigt Amalia ihr eigenes Privatleben. Ich hatte das Gefühl, sie erst jetzt so richtig kennenzulernen bzw. einen noch tieferen Zugang zu ihrer Gemütswelt zu bekommen. Zwischen Felix und ihr sprühen immer noch die Funken, aber auch der fesche italienische Polizist Lorenzo macht ihr den Hof – sehr zum Missfallen Nannes, die überzeugt davon ist, dass Lorenzos Familie in dubiose Machenschaften verstrickt ist…und dass Amalia überhaupt viel besser zu Felix passen würde. Besonders gefallen hat mir, dass auch Amalias bester Freund aus Berlin einen kurzen Gastauftritt hat.

Im Laufe der Handlung taucht man ganz in die Pfundrer Lebensart ein, insbesondere das regionale Brauchtum ist ein Highlight. Der fesselnde Schreibstil ist geprägt von zahlreichen Begriffen in Mundart. Dies war bereits in den Vorgängerbänden der Fall, aber hier kam mir der Dialekt-Gebrauch tatsächlich noch etwas intensiver vor. Viele der in Kursivschrift gedruckten Begriffe und Phrasen konnte ich mir sinngemäß ableiten bzw. sie waren mir bekannt, bei mehreren musste ich jedoch das im Anhang angefügte Glossar bemühen, was mich jedes Mal ein wenig aus dem Lesefluss herausgerissen hat. Zusätzlich zum bekannten Setting verschlägt es Amalia kurzzeitig auch nach Verona und an den Gardasee – ein herrlicher Ausflug, der richtig Lust auf Urlaub macht!

Erzählt wird aus der Perspektive Amalias und der Sicht eines Unbekannten, zudem gibt es eine Vergangenheitsebene, die eng mit den einstigen Bewohnerinnen des einsamen Häuschens verknüpft ist und bis in das Jahr 1952 zurückreicht. Hinsichtlich des Schreibers der Drohbriefe hatte ich direkt einen Verdacht – der sich als komplett falsch entpuppte…ebenso erging es mir mit meinem zweiten Verdächtigen und am Ende war ich wirklich überrascht!

Das in düsteren Farben gehaltene Cover fängt perfekt die vermeintliche Idylle des Südtiroler Bergdorfes ein.

Fazit: Ideal für Fans von Krimis mit viel Lokalkolorit, die Cosy-Crime-Romane (ohne viel Blutvergießen) bevorzugen. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit der Bildermacherin!

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Veröffentlicht am 01.06.2021

Toller christlicher (Liebes-)Roman mit ernster historischer Thematik

Ein neuer Anfang für die Liebe
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Das im Januar 2021 beim Brunnen Verlag erschienene Werk von Susan Anne Mason ist ein wunderbar atmosphärischer, historischer Roman mit christlichem Fokus, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor englischer ...

Das im Januar 2021 beim Brunnen Verlag erschienene Werk von Susan Anne Mason ist ein wunderbar atmosphärischer, historischer Roman mit christlichem Fokus, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor englischer und kanadischer Kulisse spielt und Werte wie (familiäre) Loyalität, Aufrichtigkeit, Güte, Nächstenliebe und Vergebung zelebriert. Im Laufe der Handlung werden zudem (soziale) Ungerechtigkeit angeprangert und die Hintergründe der realen Zwangsverschiffung von englischen Kindern nach Kanada, die Mitte des 19. Jahrhunderts begann, näher beleuchtet. Zuvor hatte ich zwar von ähnlichen Fällen gehört - dass während der viktorianischen Ära beispielsweise Kinder nach Australien verschifft worden waren -, aber die Begriffe British Home Children und Dr.-Barnardo-Heime waren mir neu.

Julia Holloway hat mit ihrem adeligen Onkel gebrochen und ist gegen seinen Willen nach Kanada gereist, um einen befreundeten Patienten zu pflegen. In Toronto ist ihr das Glück allerdings nicht hold; die junge Frau muss zum ersten Mal in ihrem Leben harte Arbeit verrichten, lebt von der Hand in den Mund und kann kaum die Avancen ihres schmierigen Vermieters abwehren. Für eine saubere, sichere Unterkunft fehlt ihr das Geld und nach den verletzenden Worten ihres Onkels hat sie nicht vor, sich jemals wieder bei ihm zu melden; zu groß ist ihr Stolz. Im Moment größter Bedrängnis wird sie ausgerechnet von Quinn gerettet – einem bekannten Gesicht aus ihrer Heimat.

Quinn Aspinall, ergebener Kammerdiener ihres Onkels, ist eigentlich auf der Suche nach seinen drei Geschwistern, die während seines Kriegseinsatzes von der verarmten, kränklichen Mutter in einem Waisenhaus untergebracht worden waren - und in der Zwischenzeit ohne Wissen der Familie nach Kanada verschifft worden sind. - Offiziell, um ein besseres Leben zu haben; tatsächlich werden sie jedoch als billige Arbeitskräfte gnadenlos ausgebeutet und z.T. sogar körperlich misshandelt.

Was Julia nicht ahnt: Ihr Wiedersehen mit Quinn ist kein Zufall, ihr Onkel hatte ihn mit der Suche nach ihr beauftragt und ihm eine satte Belohnung für ihre Rückkehr versprochen. Bald steckt Quinn in einem moralischen Dilemma, denn Julia und er entwickeln Gefühle füreinander. Wie wird die junge Frau reagieren, wenn sie die Wahrheit erfährt? Hat ihre Liebe, die in England aufgrund der Standesunterschiede undenkbar wäre, am anderen Ende der Welt eventuell eine reale Chance? Und als wäre dies nicht dramatisch genug, wird Julia mit einer tragischen Situation konfrontiert, die ihr Leben für immer verändern soll – während Quinn auf der Suche nach seinen Geschwistern eine ernüchternde Erfahrung nach der anderen machen muss…

Ich habe diesen fesselnd geschriebenen Roman geradezu verschlungen und immer wieder über die enorm treffende Wortwahl der Autorin gestaunt, die so sehr dem damaligen Sprachgebrauch entspricht, ohne altertümlich zu wirken. Susan Anne Mason hat zahlreiche liebenswerte Hauptfiguren und Nebencharaktere erschaffen, die allesamt sehr in ihrem Glauben verwurzelt sind. Manchmal machen sie sich das Leben etwas schwerer als nötig, aber letztlich halten sie stets an ihren Überzeugungen fest und schaffen es mit der Kraft ihres Vertrauens auf Gott, aus schwierigen Lebenslagen gestärkt hervorzugehen. Meine Lieblingsfigur war die warmherzige und selbstlose Mrs. Chamberlain, über deren Nebenplot ich mich ganz besonders gefreut habe.

Der Erzählstil der Autorin ist gleichermaßen harmonisch wie emotional, trotz einiger kurzer Gebetspassagen nicht religiös überladen und ermöglicht uns einen Einblick in sowohl Julias als auch Quinns Perspektive.

Erst im Nachhinein habe ich zufällig erfahren, dass es sich um den 3. Band einer Buchreihe (Canadian Crossings) handelt und bin nun gespannt auf die Vorgängerromane, von denen einer bereits ohnehin auf meiner Wunschliste stand.

Als kleines Minus empfand ich die Tatsache, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema der Kindesverschiffung gerne noch etwas intensiver hätte erfolgen können; zudem erschien mir das Verhalten gewisser Antagonisten (bzw. deren plötzlicher Sinneswandel gegen Ende der Geschichte) zu unrealistisch.

Fazit: Insgesamt habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle das Werk gerne weiter an Fans von historischen Liebesromanen mit christlichem Background.

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Ohne Politik-Referenzen wäre es ein wundervoller Roman

New Horizons
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Ich hatte mich riesig darauf gefreut, in das fiktive, idyllische Städtchen Green Valley zurückzukehren! "New Horizons" ist storytechnisch in meinen Augen der bisher gelungenste Roman der gesamten Reihe, ...

Ich hatte mich riesig darauf gefreut, in das fiktive, idyllische Städtchen Green Valley zurückzukehren! "New Horizons" ist storytechnisch in meinen Augen der bisher gelungenste Roman der gesamten Reihe, weshalb es besonders bitter für mich war, keine 5 Sterne vergeben zu können.

Zunächst zum Positiven.

Das Cover passt wunderbar zu den übrigen Bänden der Reihe und hat aufgrund der Glitzerelemente einfach das gewisse Extra. Optik: Check!

Meine anfängliche Befürchtung, dass die halbe Handlung um Annie sich aufgrund des im Klappentext angedeuteten Komas in einem Krankenhaus abspielen würde, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, das Hauptsetting ist durch und durch Green Valley, was ich als großes Plus empfand. Da ich selbst eine Weile in Colorado gelebt habe, hatte ich aufgrund der tollen Landschaftsbeschreibungen direkt die atemberaubende Natur dieses schönen U.S. Bundesstaates vor Augen.

Beide Hauptfiguren sind tiefgründig ausgearbeitet worden, wirken ungemein sympathisch (- selbst Cole mit seinem charmanten Super-Ego -) und in ihrem Handeln sowie in ihren Gedanken nachvollziehbar. Auch über das Wiedersehen mit Figuren aus den vorherigen Bänden habe ich mich gefreut.

Der Erzählstil ist mehr als angenehm, die Handlung steigert sich ideal in Sachen Spannung, die Dialoge sind authentisch, sowohl Humor als auch Gefühl kommen nicht zu kurz – in anderen Worten: Alles könnte so schön sein!

ABER… Leider gab es etwas, das mein Lesevergnügen gehörig getrübt hat. Dazu muss ich vorab etwas erklären: Ich mag es nicht, wenn in Jugendromanen meinungsbildende politische Nuancen eingeflochten werden. Wenn ich mich über Politiker/innen ärgern möchte, schalte ich die Nachrichten ein oder lese die Zeitung. Jeder sollte sich selbst in den Medien über Politiker/innen, Parteien und deren Programme informieren, das befürworte ich sehr. Doch in Jugendromanen haben flache Anspielungen, die einfach nur suggerieren, dass Politiker/in XY schlecht ist, ohne jegliche Hintergrundinformation zu liefern, nichts zu suchen. Wenn man schon eine politische Message anbringt, sollte sie entweder a) nicht mit einem Halbsatz abgespeist, sondern zumindest näher begründet werden und b) relevant für die Handlung sein. Ich stelle mir bei solchen Dingen stets die Frage: Macht diese Aussage das Werk besser, erfüllt sie einen bestimmten Zweck? Hier kann ich deutlich sagen: Nein, leider nicht. Folglich wirken die jeweiligen Kommentare oberflächlich, als hätte die Autorin Politik-Bingo gespielt und einfach aus Prinzip gewisse Phrasen in die Handlung geworfen, um auf den aktuellen Bandwagon aufzuspringen. Was ich damit meine? – Wenn ein Theaterstück aufgrund seiner Besetzung als "zu weiß" empfunden wird, sollte man nicht einfach nur Schauspieler/innen mit afroamerikanischem Background hinzufügen und sagen 'fertig', sondern auch erläutern, WIESO dieses Thema gerade heutzutage so wichtig ist. Alles andere wirkt halbherzig und unauthentisch.

Innerhalb weniger Kapitel fiel das erste Mal der Name Donald Trump und ich dachte mir: 'Die Handlung spielt in den USA, zu einem Zeitpunkt als er Präsident war – dass die Figuren ihn im Bewusstsein haben, macht Sinn. Fair enough.' Ein paar Kapitel später folgte bereits die nächste - für die Handlung komplett irrelevante - Trumpreferenz und genervt von dem unnötigen Politikverweis dämmerte mir: 'Okay, I get it – die Autorin will uns sagen, dass sie besagten Politiker wirklich, wirklich nicht mag. Message angekommen.' Augenroll Anscheinend war dies allerdings immer noch nicht genug, denn im letzten Drittel des Werkes folgte der 3. Kommentar dazu und war ich vorher lediglich irritiert gewesen, war es diese Referenz, über die ich mich so maßlos geärgert habe, dass ich das Buch am liebsten in die nächste Ecke gepfeffert hätte, denn hier macht sich die Autorin in einem Vergleich über das "maskenhafte" Aussehen von Melania Trump lustig – also einer Frau, die mit dem ganzen Politik-Zirkus absolut nichts zu tun hat und sich nichts zu Schulden hat kommen lassen, außer mit einem Politiker verheiratet zu sein, den Lilly Lucas offensichtlich gefressen hat. Das ist in meinen Augen unterste Schublade und ich war ehrlich enttäuscht, dass eine von mir bewunderte Autorin zu solch einem niveaulosen Mittel greift. Ich denke, wir sind uns alle darüber einig, dass Herr Trump bezüglich seiner frauenfeindlichen, in der Vergangenheit getätigten Kommentare zu Recht scharf kritisiert worden ist. In welcher Welt ist es dann okay, wenn man über das Aussehen seiner Frau spottet und damit genau das tut - Frauen auf ihre Optik reduzieren und öffentlich kritisieren -, was ihm vorgeworfen wurde bzw. wird?! Leben wir nicht in Zeiten, wo Frauen einander unterstützen, anstatt sich gegenseitig gehässig herunterzumachen? Lese ich gerade nicht in gefühlt jedem zweiten Buch von Female Empowerment, Positivity und Mädchen, die sich "gegenseitig die Krone richten", anstatt gehässig aufeinander loszugehen? - Die diesbezügliche Message in diesem Roman scheint zu sein: 'Wenn man eine Person nur stark genug hasst, ist die selektive Abwertung von ihm/ihr, dessen Partner/in, Familienmitgliedern etc. total okay.' Ganz ehrlich, ich finde es ziemlich grenzwertig und mehr als bedenklich, jugendlichen Lesern/innen solch eine Doppelmoral völlig selbstverständlich in einem Nebensatz unterzuschieben. Und nein, mir kann niemand erzählen, dass einer solch talentierten, wortgewandten Autorin wie Lilly Lucas keine andere Wortwahl für ihren Vergleich eingefallen wäre. Wie der Verlag so eine Formulierung durchwinken konnte, ist mir unbegreiflich.

So, und was sollte ich nun mit diesem Werk anstellen, dessen Story mir im Grunde wahnsinnig gut gefallen hat, über das ich mich aber auch über die Maßen geärgert habe? Verschenken? Auf Nimmer-Wieder-Lesen ins Regal verbannen? Ich entschied mich für den Mittelweg und habe die betreffenden Stellen kurzerhand geschwärzt, sodass mir in Zukunft einfach nur eine traumhafte Geschichte übrigbleibt. Hätte die Autorin doch nur das Gleiche getan - die unnötigen Politikreferenzen weggelassen und sich stattdessen rein auf die eigentliche Story konzentriert, die sie erzählen wollte! Dann wäre dies ein grandioses 5-Sterne-Buch geworden.

Fazit: Mega schade! Aber es gibt einen Lichtblickt: Zumindest ist besagter Politiker ja mittlerweile von der Bildfläche verschwunden, es besteht also Hoffnung, dass die politischen Phrasen sich im nächsten Band nicht wiederholen werden. Fingers crossed!

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Gegensätze ziehen sich an…bzw. aus!

Try & Trust
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Bei "Try & Trust" (Mai 2021, Penguin Verlag, 464 Seiten) handelt es sich um den 2. Band der Soho-Love-Reihe von Nena Tramountani. Wie schon beim Vorgängerband (dessen Kenntnis zum Folgen der Handlung übrigens ...

Bei "Try & Trust" (Mai 2021, Penguin Verlag, 464 Seiten) handelt es sich um den 2. Band der Soho-Love-Reihe von Nena Tramountani. Wie schon beim Vorgängerband (dessen Kenntnis zum Folgen der Handlung übrigens nicht nötig ist, da alle wichtigen Informationen in die aktuelle Story um Matilda Wakefield und Anthony Sinclair eingeflochten worden sind) besticht das stylische Cover durch seine schillernden Glanzeffekte und die außergewöhnliche Farbkombination.

Matilda möchte ihre beste Freundin Briony vor einer Enttäuschung durch den charismatischen Hipster-Kunststudenten Anthony bewahren, der es unmöglich ernst mit ihr meinen kann. Immerhin sind alle Kerle gleich: nicht vertrauenswürdig! Sie geht sogar so weit, Anthony, den sie von Grund auf verachtet, ein Angebot zu unterbreiten: Wenn er die Finger von Briony lässt, hat er einen Wunsch frei. Tonys prompte Reaktion: Matilda soll für ihn als Aktmodell posieren. Zähneknirschend stimmt sie zu – und ahnt nicht, dass längst nicht nur Brionys Herz in Gefahr ist…

Ich war total gespannt auf diese Geschichte, da die freche, toughe Matilda in Band 1 meine Lieblingsfigur war. Leider begegnete mir hier eine gänzlich andere junge Frau; zwar sprüht Matilda noch immer vor Selbstbewusstsein, verhält sich allerdings häufig patzig und schlichtweg unsympathisch, was angesichts Aussagen wie "Ich wusste, wie man Menschen manipulierte, um das zu bekommen, was man wollte. Dieses Verhalten hatte ich in den letzten Jahren perfektioniert" kein Wunder ist. Gerade zu Beginn habe ich sie als enorm anstrengend empfunden. Ihr Verhalten soll wahrscheinlich Fürsorglichkeit ausdrücken, aber in meinen Augen war es übergriffig und hatte beinahe schon etwas Obsessives; sie reagiert völlig übertrieben in ihrer Sorge um Briony. Beste Freundin hin oder her, Bry ist immerhin erwachsen und Matilda führt sich wie ein Kontrollfreak auf - sie kontrolliert Brys Onlinestatus, verfolgt sie heimlich/spioniert ihr nach, besticht mit ihrem Sex-Appeal einen Fitness-Studio-Trainer, um Infos über Brys Tagesablauf zu erhalten…bei einem Mann wäre hier längst von Stalking die Rede. So manches Mal dachte ich nur: 'Anstatt Psychologie zu studieren, sollte die Gute lieber selbst schleunigst einen Psychiater aufsuchen – normal ist ihr Verhalten definitiv nicht'. Überhaupt wirkt Matilda anfangs einfach nur verbittert, düster, desillusioniert und hart. Erst gegen Mitte der Handlung bzw. insbesondere im letzten Drittel des Werkes hatte ich einen besseren Zugang zu ihr gewonnen und konnte ihre Ängste mehr nachvollziehen. Ganz anders erging es mir mit Anthony, der so gar nicht dem Klischee des Bad Boys entspricht und zwar ein wenig verpeilt, doch durchaus liebenswürdig und gutherzig rüberkommt. Ehrlich gesagt, tat er mir größtenteils leid. Auch er hat sein Päckchen an Trauma zu tragen und lässt keine Frau nahe genug an sich heran, um jemals Gefühle zu entwickeln – aus Angst, erneut verlassen zu werden, nicht gut genug zu sein, als "Fehler" angesehen zu werden. Doch während er all seine Passion in die Kunst legt (- obwohl er sich trotz Bestnoten an der Uni mit zahlreichen Nebenjobs gerade so über Wasser halten kann und seine Arbeit als Straßenkünstler seinem Talent nicht gerecht wird -), hat Matilda der Kunst nach einer familiären Enttäuschung abgeschworen. Dementsprechend entsetzt ist sie, als ausgerechnet Tony dafür sorgt, dass sie mit ebendieser Welt erneut konfrontiert wird und sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss. Dieses Element nimmt eine tragende Rolle ein, Kunst ist eines der Hauptthemen des Romans.

Der Schreibstil ist locker, leicht und sehr umgangssprachlich; einzig manche Gesten erschienen mir etwas übertrieben, zu dick aufgetragen – als wären die Dialoge nicht Inhalt genug und müssten zusätzlich mit 'Füllstoff' versehen werden: die Jungs nennen sich "Sweetheart", die Mädels geben sich permanent Schmatzer auf die Wangen, werfen sich Kusshände zu, strecken sich gegenseitig die Zunge raus…alles Gesten, die schon MAL vorkommen im realen Leben, aber hier wirkt es in der Gesamtheit ein wenig überzogen bzw. unauthentisch.

Gut gefallen hat mir, dass im Vergleich zu Band 1 ernste Themen dieses Mal deutlich tiefgründiger ausgearbeitet und nicht nur oberflächlich angerissen worden sind, wobei ich mir gerade in Bezug auf Brionys Problem (auf das ich aus Spoiler-Gründen hier nicht weiter eingehe) gerne eine noch nähere Auseinandersetzung gewünscht hätte, aber vielleicht geschieht dies noch im Folgeband.

Hinsichtlich der Erotikszenen hat sich die Autorin ordentlich gesteigert und allerlei prickelnde Momente zwischen den Hauptfiguren erschaffen.

Fazit: Auch wenn mich die Emotionen nicht 100%ig erreicht haben, kann ich dieses Werk kunstinteressierten Fans des New-Adult-Genres empfehlen.

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