Profilbild von Furbaby_Mom

Furbaby_Mom

Lesejury Star
offline

Furbaby_Mom ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Furbaby_Mom über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2021

Emotionaler Familienroman!

Sommerleuchten am See
0

Sarah Morgan ist eine grandiose Erzählerin! Zwar überzeugt sie mich auch stets mit ihren romantischen Geschichten, aber es sind vor allem ihre Familienromane, die mich immer wieder aufs Neue begeistern. ...

Sarah Morgan ist eine grandiose Erzählerin! Zwar überzeugt sie mich auch stets mit ihren romantischen Geschichten, aber es sind vor allem ihre Familienromane, die mich immer wieder aufs Neue begeistern. Trotz ähnlicher Elemente - mehrere Generationen, verschiedene Erzählperspektiven, die Aufarbeitung eines Geheimnisses oder eines Konflikts sowie ein malerisches Setting - ist jedes ihrer Werke einzigartig und zeichnet sich durch facettenreiche, aus dem Leben gegriffene Figuren, authentische Emotionen und einen meisterhaften Schreibstil aus. Die farbenfrohe Covergestaltung fügt sich harmonisch in den Stil der bisherigen Romane der Autorin ein.

Die sympathische Floristin Flora hatte es nicht leicht im Leben. Ihre Mutter verstarb früh und die Tante, bei der sie anschließend aufwuchs, zog sie ohne Liebe groß. Von klein auf hatte Flora das Gefühl, ein Klotz am Bein anderer Menschen zu sein. Umso mehr bemühte sie sich um ein fröhliches, optimistisches Wesen, wollte gefallen, tat alles, um gemocht zu werden. Diese Angewohnheit hat sie auch als Erwachsene nie ganz abgelegt; noch immer lässt sie sich von ihrer Chefin ausnutzen und geht Konflikten aus dem Weg. Ist es denn falsch, sich nach Harmonie zu sehnen? Tatsächlich ist Flora trotz zahlreicher Aktivitäten und ihrer besten Freundin ein sehr einsamer Mensch. All ihre Beziehungen sind bisher daran gescheitert, dass sie sich zu sehr verbogen hat, um den Ansprüchen ihres jeweiligen Partners zu genügen. Inzwischen hat sie beinahe vergessen, wie es sich anfühlt, einfach nur sie selbst zu sein. Doch dann trifft sie auf Jack und erlebt mit ihm eine Vertrautheit, die sie sich schon immer gewünscht hat.
Jack, verwitwet, charmant und auf rührende Weise überfordert mit seinen beiden Töchtern, scheint Flora wirklich zu sehen. Nicht nur ihre bunten Kleider oder ihr strahlendes Lächeln, sondern die warmherzige, aufopferungsvolle Frau, die alles tut, um andere Menschen glücklich zu machen. Jacks Töchter, Teenager Izzy und die kleine Molly, sind nicht gerade begeistert von Daddys neuer Freundin. Vor allem Izzy setzt alles daran, Flora ein klares Zeichen zu senden, das da lautet: In dieser Familie ist kein Platz für dich. Und Jacks verstorbene Frau, Becca, ist selbst jetzt noch scharfe Konkurrenz für Flora – sie war der strahlende Mittelpunkt jeder Party, ein bewunderter Celebrity, ambitioniert, sportlich, wohltätig engagiert, kurzum: in allem die Erste, Beste, Schönste. Dagegen kommt Flora sich wie ein tollpatschiger Elefant vor; ihre Talente beschränken sich schließlich auf Zeichnen, Backen und Blumenarrangements. Jack hingegen ist zum ersten Mal seit langer Zeit wieder glücklich und besteht darauf, dass Flora ihn und seine Töchter in den traditionellen Jahresurlaub nach England begleitet. Diese liebe Geste wirft eine Reihe von Problemen auf: 1. Izzy spuckt Gift und Galle; 2. der Urlaub findet auf dem Grundstück von Beccas bester Freundin (Clare) statt, 3. das Feriendomizil liegt an einem See – und seit einem traumatischen Erlebnis kann Flora sich keinem Gewässer nähern. Ist sie also wahnsinnig mutig oder einfach nur verrückt, sich darauf einzulassen?

Binnen weniger Seiten hatte ich bereits das Gefühl, die einzelnen Charaktere gut zu kennen und im Hinblick auf ihr Verhalten realistisch einschätzen zu können. Hierin liegt die große Stärke der Autorin; man taucht wie selbstverständlich in die Gedankengänge ihrer Figuren ein und fühlt von Anfang an mit ihnen mit. Erzählt wird aus der Sicht von Flora, Clare und Izzy. Während die gutmütige, geduldige Flora meine klare Favoritin war, trieb Izzys – wenn auch nachvollziehbares – störrisches Verhalten mich regelmäßig in den Wahnsinn. Das Mädchen hat die Rolle ihrer verstorbenen Mutter übernommen und sieht sich als alleinige Managerin des Haushalts, wobei dies im Grunde nur ihre Art der Trauerbewältigung ist. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass Jacks verstorbene Frau keine Pluspunkte bei mir gesammelt hat; sie schien eine ausgesprochen egoistische, rücksichtslose und verunsicherte Person gewesen zu sein und verdient nicht, im Nachhinein von ihrer Familie auf einen Sockel gestellt zu werden. Es wäre schön gewesen, wenn die Autorin Becca zumindest ein klein wenig liebenswertere Charakterzüge zugeschrieben hätte, damit die Rollenverteilung ('gut vs. böse') nicht ganz so offensichtlich gewesen wäre.

Die Themen dieses tiefgründigen Romans reichen von Verlust, Vergebung und Neuanfängen über Familienzugehörigkeit und Selbstfindung bis hin zur Frage, was wahre Freundschaft wirklich ausmacht. Der Schwerpunkt liegt nicht auf einer potentiellen Liebesbeziehung, sondern auf zwischenmenschlichen Beziehungen im Allgemeinen.

Gerne spreche ich eine klare Leseempfehlung für alle Liebhaber von emotional anspruchsvollen, dramatischen, berührenden (Familien-)Geschichten mit glaubwürdigen Charakteren aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.04.2021

Toller Reihen-Abschluss!

Wolfes of Wall Street - Kennedy
0

Mit dem 3. und letzten Band der "Wolfes of Wall Street"-Reihe aus der Feder von Lauren Layne bekommt nun auch Kennedy seine eigene Geschichte – und wie sehr hatte ich seit Band 1 darauf hingefiebert!

Erneut ...

Mit dem 3. und letzten Band der "Wolfes of Wall Street"-Reihe aus der Feder von Lauren Layne bekommt nun auch Kennedy seine eigene Geschichte – und wie sehr hatte ich seit Band 1 darauf hingefiebert!

Erneut entführt uns die Erfolgsautorin in das New Yorker Finanzzentrum, wo an der legendären Wall Street mit Millionenbeträgen gepokert wird und der Arbeitsalltag der gestressten Broker einem Überlebenskampf im Haifischbecken gleicht. Die drei Freunde Kennedy, Matt und Ian, allesamt trotz ihres jungen Alters bereits in Spitzenpositionen bei der Firma "Wolfe Investments", haben es diesbezüglich gut getroffen: Der Job macht ihnen Spaß und bietet ihrem Ego ausreichend Spielraum, um sich gelegentlich auszutoben und Risiken einzugehen. Ihre gemeinsame, mit einem unglaublichen Organisationstalent gesegnete Assistentin Kate hält ihnen stets den Rücken frei und kennt all die Marotten 'ihrer Jungs', von denen zwei bereits - nach Jahren wilder Party-Exzesse und einer endlos langen Reihe gebrochener Frauenherzen - die Partnerin fürs Leben gefunden haben.

Seit Ewigkeiten ist Kate heimlich in ihren charismatischen Boss Kennedy verliebt und setzt stets ein Pokerface auf, wenn er ihr eine neue Freundin präsentiert. Niemand soll ihr anmerken, wie sehr sie leidet. Aktuell ist das Model Claudia die Dame an seiner Seite; sie ist zwar ehrlich nett und atemberaubend schön, aber sie kennt Kennedy und seine Eigenheiten nicht - nicht so gut wie Kate. Dennoch hat diese sich mittlerweile damit abgefunden, dass ihr Vorgesetzter in ihr lediglich seine Angestellte sieht. Kate beschließt, ihre Gefühle für ihn aktiv zu bekämpfen. Unerwartete Unterstützung erhält sie ausgerechnet von Kennedys charmantem Bruder Jack, der wild mit ihr flirtet und ihr eindeutige Avancen macht. Seit langer Zeit fühlt Kate sich endlich wieder als Frau wahrgenommen und blüht regelrecht auf. Warum sollte sie also nicht auf ein Date mit Jack gehen?! Kennedy bleibt die Annäherung zwischen seinem Bruder und Kate nicht verborgen…und diese Entwicklung passt ihm gar nicht. Außerdem wird ihm mehr und mehr bewusst, wie wenig er eigentlich über das Privatleben jener Frau weiß, die er stets als selbstverständlich angesehen hat und die sich nun zunehmend von ihm entfernt…

Erzählt wird abwechselnd aus Sicht der beiden Hauptfiguren, die mir seit jeher schon mega sympathisch waren. Kate mag nach außen hin tough und pragmatisch wirken, ist aber innerlich durchaus emotional. Sie ist keine Frau, die nur an sich herummäkelt, erkennt jedoch realistisch, dass ihr zweckmäßiges Outfit und ihr unauffälliges Styling sie eher wie eine graue Büromaus wirken lassen. Damit soll nun Schluss sein – allerdings nicht um Kennedy zu becircen, sondern um ihrer selbst willen. In ihrem Leben soll es fortan nicht mehr rein um die Arbeit gehen, sie muss einen Gang runterschalten und dafür sind Veränderungen notwendig. Dies wird ihr vor allem nach einem tragischen familiären Verlust deutlich.

Kennedy ist ein Kopfmensch. Er lässt die Dinge eher ruhig angehen, kalkuliert sämtliche Eventualitäten und erwartet von einer Beziehung hauptsächlich Stabilität. Eine Partnerin sollte verlässlich und loyal sein, wenn sie dann auch noch attraktiv ist, reicht ihm das vollkommen. Zumindest dachte er das bisher. Doch neuerdings bringt Kate ihn aus dem Konzept und er entdeckt immer wieder neue Seiten an ihr, die ihn faszinieren (wie z.B. ihre heimliche Leidenschaft für Schach). Als ihm endlich dämmert, dass er unterbewusst seine Traumfrau die ganze Zeit auf Abstand gehalten hat, scheint er seine Chance allerdings verpasst zu haben…

Ich liebe den spritzig-witzigen, humorvollen Schreibstil der Autorin! Freche, authentische Dialoge, wundervoll tiefgründige Momente und niveauvolle Erotik dominieren diese herrliche Office Romance. Besonders gefiel mir die Tatsache, dass Kates und Kennedys Zueinanderfinden nicht Knall auf Fall passiert ist, sondern dass man zwischen den Zeilen wirklich ihre langsame Annäherung spüren konnte. Beide durchlaufen einen Wesenswandel, insbesondere Kates Veränderung zu mehr Selbstwertgefühl hat mich gerührt. Sie ist so eine liebenswerte Person! Auch mit Kennedy, der aufgrund seiner klugen, fairen Art und seiner selbstlosen, bisher heimlichen Unterstützung von Kates Karriereplänen ohnehin längst mein Herz erobert hatte, habe ich mitgefiebert.

Fazit: Ein Jammer, dass diese Reihe nur in digitaler Form veröffentlicht worden ist, ich hätte die drei Bände am liebsten auch in meinem Regal stehen! Gerne vergebe ich 5 Sterne und kann diese angenehm unterhaltsame, von unnötigem Drama freie Love Story allen Fans von sexy Liebesromanen empfehlen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.04.2021

Zauberhafter Wohlfühlroman, der Lust auf eine Reise nach Schottland macht

Highland Hope 1 - Ein Bed & Breakfast für Kirkby
0

Warnung: Die Lektüre dieses zauberhaften Wohlfühlromans könnte akutes Fernweh nach Schottland zur Folge haben!

Mit ihrem im April 2021 bei HEYNE erschienenen Werk hat Charlotte McGregor eine ganz wundervolle ...

Warnung: Die Lektüre dieses zauberhaften Wohlfühlromans könnte akutes Fernweh nach Schottland zur Folge haben!

Mit ihrem im April 2021 bei HEYNE erschienenen Werk hat Charlotte McGregor eine ganz wundervolle Geschichte um Neuanfänge, Selbstfindung und Familienzugehörigkeit erschaffen, die mich restlos begeistert hat!

Die Amerikanerin Colleen reist mit der Asche ihres verstorbenen Vaters nach Schottland, um ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen und sich selbst eine Auszeit zu gönnen; sie möchte ihr Leben neu ausrichten und hofft, dass ein paar Monate in den schottischen Highlands ihr zu mehr Klarheit verhelfen werden. Der Betreiber des komfortablen und auf Nachhaltigkeit ausgelegten Bed & Breakfasts 'The Cosy Thistle' staunt nicht schlecht über den neuen Dauergast: Alex Fraser traut seinen Augen kaum, als ausgerechnet Colleen vor ihm steht. Einst hatten sich ihre Wege in New York City gekreuzt und seit dieser peinlichen Begegnung sind viele Jahre vergangen, in denen Alex samt Sohn Aidan in seine Heimat zurückgekehrt ist. Von amerikanischen Frauen hat er die Nase voll – die Beziehung zu Aidans Mutter, einer erfolgreichen Schauspielerin, war die reinste Katastrophe und kostet ihn noch immer den letzten Nerv. Überhaupt kann er sich kaum vorstellen, jemals wieder einer Frau zu vertrauen und widmet sein Leben daher lieber gänzlich seiner Familie, seinem Job und seiner Leidenschaft fürs Reiten. Aber Colleens Anwesenheit lässt ihn nicht kalt, erst recht nicht, als sie sich wie selbstverständlich in seine Familie und die Dorfgemeinschaft einfügt…und das Interesse des Bürgermeisters Collum weckt.

Leider, leider ist das schnuckelige kleine Örtchen Kirkby reine Fiktion, ansonsten wäre es garantiert eines meiner nächsten Reiseziele geworden. Die raue, einzigartige landschaftliche Schönheit der Highlands hingegen ist real und wurde von der Autorin so bildreich, einnehmend und verlockend beschrieben, dass man regelrecht ins Schwärmen für diese Region gerät! Die aufrichtige Herzlichkeit von Alex‘ sympathischer Familie (und den übrigen Dorfbewohnern), die weit über die normale Gastfreundschaft hinausgeht, macht es Colleen leicht, sich bald wie zu Hause zu fühlen und ihr Herz an diesen idyllischen Ort zu verlieren.

Das wunderschöne Cover hält, was es verspricht: eine Feel-Good-Story par excellence, bei der man sich einfach zurücklehnen und ein paar herrliche Lesestunden genießen kann! Auch die liebevoll gestaltete Karte Kirkbys im Innencover kann sich sehen lassen. Im Anhang befindet sich ein Personenregister (inklusive tierischer Protagonisten), was eine tolle Ergänzung zur Story war, insbesondere im Hinblick auf die Folgebände. Alex mag eine große Familie haben, aber das Kennenlernen der Figuren erfolgt Stück für Stück, sodass man keine Sorge haben muss, durcheinanderzukommen. Auch die abwechselnd aus Colleens und Alex‘ Perspektive erzählte Handlung ist schlüssig und nachvollziehbar aufgebaut und steigert sich stetig in puncto Emotionalität und Spannung. Beide Hauptpersonen sind facettenreich und tiefgründig ausgearbeitet worden und ich konnte mich von der ersten Seite an in sie hineinversetzen. Ein besonderes Lob möchte ich an dieser Stelle für die interessante Entwicklung der Beziehung zwischen Colleen und ihrer Mutter aussprechen.

Ich habe das Buch wahrlich nicht mehr aus der Hand legen wollen und extra ganz, ganz langsam gelesen, um das Ende noch ein wenig hinauszuzögern. Alle Folgebände der Reihe sind direkt auf meine Wunschliste gewandert und ich kann es nicht erwarten, bald wieder nach Kirkby zurückzukehren! Bis dahin werde ich das leckere Porridge-Rezept nachkochen und mir sicher die eine oder andere Schottland-Dokumentation anschauen.

Fazit: Eine traumhaft ruhige und dennoch niemals langweilige, gefühlvolle Geschichte mit enorm liebenswerten Figuren, die man automatisch ins Herz schließt. Ein absolutes Highlight ist das schottische Setting, dessen Flair die Autorin mühelos zum Leben erweckt. Gerne würde ich mehr als nur 5 Sterne vergeben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.04.2021

Nicht schlecht, aber komplett anders als erwartet

Traummann gesucht. Katzen vorhanden.
0

Dieser im April 2021 bei HEYNE erschienene Roman von Sophie Faber hat mich total überrascht, da ich aufgrund des Klappentextes einen anderen Inhalt erwartet hatte. Vorab möchte ich festhalten: Das Werk ...

Dieser im April 2021 bei HEYNE erschienene Roman von Sophie Faber hat mich total überrascht, da ich aufgrund des Klappentextes einen anderen Inhalt erwartet hatte. Vorab möchte ich festhalten: Das Werk besticht durch einen locker-witzigen, angenehm umgangssprachlichen Schreibstil, daran gibt es nichts auszusetzen. Liebenswerte Figuren und die Tatsache, dass in einem tierischen Roman auch wirklich eine Vielzahl an tierischen Protagonisten vorkommt, sind weitere Pluspunkte.

Laut Klappentext ist die weibliche Hauptfigur Beatrix Vogelsang (- Mitte Vierzig, alleinstehend, Katzenbesitzerin -) angestellt in einer Tierarztpraxis und verkuppelt für ihr Leben gern andere Menschen. Aufgrund dieser Fakten bin ich von einer Kombination aus niedlichem Wohlfühlroman und romantischer Geschichte ausgegangen und freute mich insbesondere über das kreative Setting: eine Tierarztpraxis im Berliner Kiez. – Toll! Das ist schließlich mal was ganz Besonderes und bietet allerlei Potential für eine interessante Story.

Trixie ist eine sehr herzliche, plapperfreudige, mit beiden Beinen im Leben stehende Frau, die mir unheimlich sympathisch war. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, schießt manchmal über das Ziel hinaus und liebt Tiere über alles. Seit dem Tod ihres Mannes ist einige Zeit vergangen und für die Tierarztpraxis, in der sie einst gemeinsam gearbeitet haben, hat Trixie einen neuen Arzt eingestellt: den jungen, frisch vom Studium entwachsenen und hoch motivierten Finn. Das Leben muss schließlich weitergehen und es nützt ja niemandem etwas, wenn das ohnehin schon marode, aber dennoch charmante alte Gebäude in Trixies Besitz ungenutzt verfällt. Außerdem benötigen die tierischen Patienten der Umgebung natürlich Unterstützung! Der Start mit Finn gestaltet sich etwas holprig aufgrund ihrer sehr unterschiedlichen Auffassungen - er: penibel korrekt, sie: spontan und quirlig -, doch eigentlich läuft es ganz gut. Wenn sich nur nicht lauter seltsame Vorfälle häufen würden! - Finns Onkel Spatzbach macht Trixie übertrieben intensiv den Hof und scheint es auf ihre Immobilie abgesehen zu haben, eine frühere Ärztin taucht unerwartet immer wieder in der Praxis auf und fragt Finn aus, und das Allerschlimmste: Im Kiez verschwinden immer mehr Haustiere…

Das gemächlich beginnende Werk steigert sich schnell in Sachen Spannung und ist definitiv fesselnd bis zum Schluss. In vielerlei Hinsicht wirkte es auf mich eher wie ein Krimi mit humorvollen Elementen; der Wohlfühlfaktor war für mich zu wenig ausgeprägt. Zwar waren die Dialoge amüsant und die skurrilen Nebenfiguren ein echtes Highlight - allen voran das egozentrische Katzenzüchter-Paar Jansen und der reizende (angebliche) Ex-Einbrecher Kaluppke, der mich mit seinem gemütlichen Berliner Dialekt immer wieder zum Schmunzeln brachte –, aber insgesamt wirkte die Geschichte für mich zu überladen. Irgendwie war es nichts Halbes und nichts Ganzes: ein Hauch zu viel Action und Drama für eine Feel-Good-Story, ein Tick zu wenig Emotion für eine Romanze. Am ehesten würde ich den Roman der Kategorie Cosy Crime zuordnen, minus den genretypischen Mord. Diese Tatsache allein hätte mich nicht gestört, ich lasse mich immerhin gerne überraschen. Doch folgende Punkte empfand ich als negativ, da ich aufgrund des Klappentextes eine andere Entwicklung erwartet hatte:

1.
Trixies angekündigte Kuppelfreude hält sich enorm in Grenzen. Im Grunde ist dies während der gesamten Handlung nur einmalig und auch nur sehr kurz ein Thema. Ebenso nahm der Plot um ihr eigenes Liebesleben bzw. die angedeutete Änderung ihres Single-Daseins lediglich einen Randplatz in der Handlung ein und konnte mich emotional weder erreichen noch überzeugen.

2.
Der erste Teil des Buchtitels, "Traummann gesucht.", ist irreführend gewählt worden. Trixie ist nicht auf der Suche nach einem neuen Partner, im Gegenteil. Sie klammert sich an die Gespräche, die sie im Geiste mit ihrem verstorbenen Mann führt. Prinzipiell wäre mir das kaum aufgefallen, doch hier erweckt der Titel den Eindruck einer flirtlustigen Person, die über eine neue Partnerschaft frohlocken würde, sogar bewusst auf der Suche danach ist (wie bei der Aufgabe einer Kontaktanzeige z.B.) – dies ist bei Beatrix nicht der Fall.

3.
Natürlich ist mir bewusst, dass der Alltag in einer Tierarztpraxis nicht immer eitel Sonnenschein ist, aber bei gewissen traurigen Szenen habe ich schwer schlucken müssen und Tränen in den Augen gehabt – Stichwort: 'Unfall mit Fahrerflucht'. Solche Fälle hätten, meiner Meinung nach, in einem Wohlfühlroman deutlich abgemildert werden können.

4.
Hätte ich geahnt, dass ein Großteil der Story von entführten Haustieren handelt, hätte ich dieses Werk bewusst nicht gelesen, da dies für mich (als Hundemama) ein sehr spezielles Thema ist und eine meiner größten Ängste darstellt. Insbesondere die wenigen Passagen aus der Sicht eines entführten kleinen Spitzes, der seine Menschen vermisst, haben mir das Herz zerrissen und von entspanntem Lesegenuss konnte keine Rede mehr sein. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass dies ein sehr individueller Kritikpunkt ist, der wohl kaum auf viele andere Leser*innen zutreffen wird, doch hier hätte ich zumindest einen andeutenden Halbsatz im Klappentext sinnvoll gefunden.

Nichtsdestotrotz ist der Roman mit dem entzückenden Kätzchen-Cover eine unterhaltsame Lektüre, die meinen Geschmack lediglich aufgrund meiner auf dem Klappentext basierenden Erwartungshaltung nicht getroffen hat, daher vergebe ich solide 3 ½ Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2021

Die größte Enttäuschung seit Langem

Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern
0

Dies wird gewiss eine meiner kürzesten Rezensionen werden, da ich es nach dem Motto halte: 'Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten'; dennoch möchte ich zumindest darlegen, warum ...

Dies wird gewiss eine meiner kürzesten Rezensionen werden, da ich es nach dem Motto halte: 'Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten'; dennoch möchte ich zumindest darlegen, warum dieser biographische Roman aus der Feder der irischen Autorin Nuala O'Connor leider so gar nicht meinen Geschmack getroffen hat.

Einige inhaltliche Elemente der stark an die Realität angelehnten Geschichte waren mir bereits bekannt, zum Beispiel die vielen wechselnden Wohnorte des Paares, James' teilweise manische Fixiertheit auf seinen großen Romanerfolg sowie seine gesundheitlichen Probleme, insbesondere seine schwindende Sehkraft. Als Fan von James Joyce bzw. von seinen Werken hoffte ich auf eine stimmungsvolle Erzählung der familiären Hintergründe und war enorm gespannt auf diesen Roman. Im Nachhinein werde ich mich bemühen müssen, das hier Gelesene bei einer zukünftigen Joyce-Lektüre auszublenden, da es meinen Eindruck von ihm und Nora nicht gerade positiv geprägt hat. Beide Figuren wirken in ihrem Verhalten weder liebenswert noch sonderlich nachvollziehbar – James verschließt vor allem Negativen die Augen, handelt hauptsächlich egoistisch, selbstherrlich und so kindisch, dass man die Hände überm Kopf zusammenschlagen möchte; Nora toleriert seine (Alkohol-)Exzesse immer wieder und widmet ihr Leben - ein Leben in Armut, wohlgemerkt - einem Mann, der sie noch nicht einmal heiraten möchte. Beide haben keine Hemmungen, andere Menschen permanent um Geld anzuschnorren und auszunutzen.

Der Schreibstil brachte für mich keinerlei Emotionen rüber, wirkte unterkühlt und nüchtern. Am schlimmsten empfand ich die unnötig vulgäre, ins Pornographische abdriftende Ausdrucksweise in den zahlreichen 'Erotik'-Szenen; wahrscheinlich sollte dies feurige Leidenschaft darstellen, aber es war einfach nur obszön, niveaulos und schlichtweg furchtbar unangenehm zu lesen. Apropos 'lesen': der Untertitel »…und die Liebe zu den Büchern« ergab für mich keinen Sinn; davon ist im Laufe der gesamten Handlung rein gar nichts zu spüren.

Fazit: Ein absoluter Flop! Statt einem atmosphärischen historischen Roman mit einer starken weiblichen Protagonistin gab es unsympathische Figuren, einen plumpen, nicht ansprechenden Schreibstil, null Flair und überbordende, graphische Sex-Szenen. Ich ringe mich durch zu einem Stern für das schöne, dem Genre entsprechende Cover sowie die angenehme Kapitellänge.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere