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Veröffentlicht am 22.03.2021

Angenehmer Nordseeroman über Trauerbewältigung und Neuanfänge

Leuchtturmträume
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Für mich war "Leuchtturmträume" das erste Werk aus der Feder von Tanja Janz, tatsächlich handelt es sich bei dem im März 2021 bei HarperCollins erschienenen Roman sogar um ein 'Jubiläum': Es ist bereits ...

Für mich war "Leuchtturmträume" das erste Werk aus der Feder von Tanja Janz, tatsächlich handelt es sich bei dem im März 2021 bei HarperCollins erschienenen Roman sogar um ein 'Jubiläum': Es ist bereits der 10. St.-Peter-Ording-Roman der Autorin, deren Ortskenntnis und Liebe für diese Region in jeder Zeile spürbar ist.

Nach einem traumatischen Erlebnis hat Hoteltesterin Anneke sich von fast allen Menschen zurückgezogen, die ihr wichtig waren: die Nähe ihres Partners Raik ertrug sie nicht mehr, zu ihrer Freundin aus Kindergartenzeiten brach sie jeglichen Kontakt ab. Lediglich mit ihren Eltern ist sie noch in Verbindung und auch das eher sporadisch. Ihr Job führt Anneke rund um den Globus und sie genießt das Gefühl der Rastlosigkeit – ist dies doch ihre ganz persönliche Art der Trauerbewältigung. Für ihren aktuellen Auftrag soll sie romantische Hot Spots im Seebad St. Peter-Ording erkunden und ist gar nicht mal so unglücklich darüber, in der Suite eines schicken Spa-Hotels ein wenig entspannen zu können. Aber dann steht ihr ausgerechnet jener Mann gegenüber, den sie für den schlimmsten Tag ihres Lebens verantwortlich macht…

Das Nordsee-Flair hat die Autorin ganz wunderbar eingefangen, hierin liegt für mich die Stärke des Romans. Allein die stimmungsvollen Beschreibungen der einzelnen Orte und Aktivitäten haben mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert und ich habe Fernweh bekommen. Man lernt quasi zusammen mit Anneke St. Peter-Ording kennen und lieben. Auch die Zeichnung der Figuren ist gut gelungen.

Anneke ist eine sympathische junge Frau, deren anfangs distanziertes Verhalten gegenüber ihren Eltern ich zwar unheimlich traurig fand, ihre Beweggründe jedoch voll und ganz nachvollziehen konnte. Lange Zeit hat sie versucht, der Vergangenheit davonzulaufen. Jeder Mensch geht anders mit Trauer um und in Annekes Fall äußerte sich dies eben in der Vermeidung von Situationen, die den Schmerz wieder heraufbeschworen hätten. Außerdem war es ein wichtiger emotionaler Heilprozess für sie, die Schuldfrage neu zu überdenken. Manchmal helfen hierbei neue Impulse oder neue Bekanntschaften – wie beispielsweise ein Traumurlaub an der Nordsee und eine neue Freundschaft zu der herzensguten Wenke und deren Cousin Bas.

Natürlich wird schnell deutlich, welche Entwicklung sich abzeichnet und das ist auch gut so – alles andere als ein wohlverdientes Happy End hätte dieser tollen Feel-Good-Story einen Teil ihres Zaubers geraubt. Für die Annäherung zwischen Anneke und Raik hätte ich mir noch tiefgründigere Gespräche gewünscht, gerade in Bezug auf die Vergangenheit, und das Ende erschien mir ein wenig übereilt, aber abgesehen davon war ich rundum zufrieden. Ein besonderes Schmankerl waren die Ortskarte sowie die Besuchertipps für St. Peter-Ording und das leckere Champagnertorten-Rezept im Anhang.

Fazit: Eine angenehme Geschichte fürs Herz, die uns in kalten Zeiten auf den Sommer einstimmt.

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Wundervolle Auszeit vom Alltag

Die kleine Bücherei in der Church Lane
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Dieser bezaubernde Wohlfühlroman von Autorin Rachael Lucas ist wie gemacht für literarische Fluchten aus dem Alltag, wenn man sich zurücklehnen und einfach der Seele etwas Gutes tun möchte. Ich habe mich ...

Dieser bezaubernde Wohlfühlroman von Autorin Rachael Lucas ist wie gemacht für literarische Fluchten aus dem Alltag, wenn man sich zurücklehnen und einfach der Seele etwas Gutes tun möchte. Ich habe mich mit dieser Geschichte rundum wohl gefühlt, bin dem Charme des traumhaften Settings und der freundlichen Dorfbewohner erlegen und würde am liebsten selbst nach Little Maudley ziehen!

Das Buchcover, dessen leuchtend rote Telefonzelle übrigens ein wichtiges Element der Handlung ist, passt perfekt zur idyllischen Atmosphäre des kleinen Örtchens in den englischen Cotswolds, wohin es die junge Lehrerin Lucy nach einem stressbedingten Zusammenbruch verschlagen hat. Sie sehnt sich nach Ruhe und kann ihr Glück kaum fassen, dass sie fortan eines der entzückenden kleinen Cottages ihr Zuhause nennen darf. Einzige Bedingung der Vermieterin: Lucy möge hin und wieder nach ihrer Schwiegermutter schauen und ihr unter die Arme greifen. Der 96-jährigen Bunty passt diese Bevormundung überhaupt nicht und sie wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die ihr aufgezwungene Gesellschaft. Doch schon bald haben Lucy und ihr kleiner Hund Hamish sich in das Herz der robusten Seniorin geschlichen, die stets einen frechen Spruch auf den Lippen hat, sich eine Schlange als Haustier hält und so einige Geheimnisse über die Kriegszeit hütet, in der sie an einer Top-Secret-Mission beteiligt gewesen war, wie man im Dorf munkelt. Lucys Interesse ist geweckt - sie hatte im Rahmen eines Forschungsprojektes ohnehin geplant, im nahegelegenen Bletchley Park über das Leben an der Heimatfront zu recherchieren und nun stellt sich heraus, dass bereits in Little Maudley großartige Geschichten darauf warten, von ihr entdeckt und für die Nachwelt niedergeschrieben zu werden. Schnell hat sie Anschluss in der kleinen Gemeinde gefunden, freundet sich mit der sympathischen Hundetrainerin Mel an, lernt den neugierigen Fragen der tratschsüchtigen Dorfladenleiterin Beth auszuweichen und genießt die Gesellschaft von Sam, einem alleinerziehenden Vater, dessen Teenagertochter Freya eine Art Ersatz-Oma in Bunty gefunden hat.

Es ist keine actionreiche, spannungsgeladene Geschichte und natürlich ahnt man schnell, wie die Dinge sich entwickeln werden; trotzdem ist es der Autorin gelungen, dass sich nie Langeweile einschleicht. Man spürt richtig die Entschleunigung, die Erholung, die Lucy in Little Maudley erlebt - sie färbte auf mich ab und ich fühlte mich herrlich entspannt. All die bildreichen, detaillierten Beschreibungen ließen mich komplett in das Setting eintauchen und auch die wie aus dem Leben gegriffenen Figuren wirkten mit ihren Ecken und Kanten einfach authentisch und liebenswert. Erzählt wird in der dritten Person (hauptsächlich aus der Perspektive von Lucy und Sam, aber auch Bunty).

Hinsichtlich Bletchley Park hätte ich zu gerne noch viel mehr über die damalige Rolle der Frauen erfahren, verstehe aber, dass diese Details eher in einen Geschichtsroman gehören würden und werde mich auf jeden Fall näher zu diesem interessanten Thema informieren.

Fazit: Eine reizende, mit Humor und Romantik gespickte Feel-Good-Story über den Zusammenhalt einer Gemeinde, Neuanfänge und Freundschaft! Ideal für Englandbegeisterte, Hunde-Liebhaber und Geschichtsinteressierte.

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Veröffentlicht am 20.03.2021

Ruhiger, tiefgründiger Roman mit schwermütigem Unterton und kleinen Längen

Die Farbe des Nordwinds
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Der Name der Autorin Klara Jahn war mir zunächst unbekannt; umso mehr freute ich mich, als ich entdeckte, dass es sich hierbei um das Pseudonym einer Autorin handelt, deren äußerst poetischer Schreibstil ...

Der Name der Autorin Klara Jahn war mir zunächst unbekannt; umso mehr freute ich mich, als ich entdeckte, dass es sich hierbei um das Pseudonym einer Autorin handelt, deren äußerst poetischer Schreibstil mir von anderen Werken positiv in Erinnerung geblieben war.

Nach vielen Jahren kehrt Ellen zurück auf jene Hallig, wo sie sich als Jugendliche - geplagt mit einer rastlosen Mutter – das erste Mal heimisch gefühlt hatte. Ihre einstige Stiefschwester Liske ist alles andere als angetan von Ellens Rückkehr, immerhin hatte deren Weggang sie einst unheimlich verletzt. Dass Ellen nun als Lehrerin dort arbeiten und leben möchte ist für sie undenkbar. Sie hat jedoch nicht mit Ellens Beharrlichkeit gerechnet.

Ich erwartete keinen fluffig-leichten Wohlfühlroman, sondern eine Geschichte mit sehr viel Tiefe und die habe ich auch bekommen. Statt zweit Zeitebenen wird anfangs allerdings gleich auf drei erzählt, neben der Gegenwart unterteilt in ein "damals" (ca. um 1800) und in eine Zeitspanne von vor rund 20 Jahren.

Die Vergangenheitserzählung bietet unheimlich informative Einblicke in das Alltagsleben auf dem Marschland. Dabei wird die intensive Recherche der Autorin offensichtlich. Die Bedingungen waren mehr als hart, die Sitten rau und wirklich beständig war nur die Unbeständigkeit des Meeres, das sich noch nie von den Menschen hat zähmen lassen. So interessant diese Informationen auch waren, hat mich die aktuelle Zeitebene in Sachen Lesegenuss mehr angesprochen. Im Hier und Jetzt war ich mittendrin in der Handlung, abgesehen vom letzten Abschnitt des Werkes, in welchem Vergangenheit und Gegenwart um den Titel der meisten Dramatik konkurrierten und die bis dahin recht ruhige Geschichte endlich an Fahrt aufnahm. Ein weiterer Vorteil der Gegenwartsebene war, dass hier – im Gegensatz zur Vergangenheitsgeschichte - nicht auf die wörtliche Rede verzichtet worden ist, was das Lesen ganz klar angenehmer gestaltete.

Mit den Figuren, allen voran der weiblichen Hauptprotagonistin Ellen, wurde ich leider nicht warm, so sehr ich es auch versuchte. Es war, als würde ich ein Geschichtsbuch lesen, doch obwohl ihre Gedankengänge logisch dargelegt worden waren, ihre Emotionen waren für mich nicht richtig greifbar. Je atmosphärischer und wunderbarer die Beschreibungen der Natur, desto nüchterner präsentiert erschienen mir die Charaktere. Abgesehen von Liske, deren uneinsichtiges, störrisches und schlichtweg unsympathisches Verhalten mich regelmäßig auf die Palme brachte - was ja immerhin bedeutet, dass diese Figur etwas in mir auslöste -, blieben die Protagonisten blass und ich fieberte nur mäßig mit ihnen mit. Diese Distanz blieb über die Dauer des Werkes bestehen.

Den Schreibstil der Autorin habe ich als sehr künstlerisch und bildlich wahrgenommen, wenn auch an einigen Stellen - wie etwa den detaillierten Beschreibungen mancher Vogelarten – ein wenig zu ausschweifend und von einer gewissen Schwermütigkeit durchwoben, die den ganzen Roman über angehalten hat. Hin und wieder etwas Leichtigkeit wäre toll gewesen.

Absolut herausragend ausgearbeitet waren hingegen die Schilderungen vom Leben auf den Halligen, der Einfluss des Meeres auf die Einwohner/innen der Region sowie die Naturbeschreibungen der kargen, schroffen Landschaft. - Das Setting ist für mich das Highlight des Romans. Zudem greift die Autorin das wichtige Thema Klimaschutz auf.

Fazit: Ein größtenteils ruhiges, sehr tiefgründiges Werk über Freundschaft, Selbstfindung, Vergebung, Neuanfänge und das Leben im Einklang mit der Natur. Eher nicht geeignet für Fans von klassischen Feel-Good-Stories oder Liebesgeschichten, aber eine Empfehlung für Liebhaber der Nordsee.

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Nicht ganz so mitreißend wie der Vorgänger, aber insgesamt ganz nett

Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands
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Susanne Oswalds vorheriger Roman, "Der kleine Strickladen in den Highlands", zählt zu meinen Lieblings-Wohlfühlromanen und speziell die sympathische Kräutersammlerin Chloe hatte mich damals mit ihrer herzlichen, ...

Susanne Oswalds vorheriger Roman, "Der kleine Strickladen in den Highlands", zählt zu meinen Lieblings-Wohlfühlromanen und speziell die sympathische Kräutersammlerin Chloe hatte mich damals mit ihrer herzlichen, offenen Art begeistert, daher war ich gespannt auf die Fortsetzung bzw. auf Chloes Geschichte. Das im Oktober 2020 bei HarperCollins erschienene Werk hat eine in sich geschlossene Handlung und lässt sich auch gut ohne Vorkenntnis von Band 1 lesen.

Die Story ist schnell erzählt: Chloe hat ihre einstigen Selbstzweifel überwunden und arbeitet mittlerweile wieder als Psychologin. Für ihren Job pendelt sie regelmäßig von ihrem idyllischen Heimatort am Loch Lomond nach Glasgow, wo auch ihr Lebensgefährte Scott lebt. Dieser hofft, sie nach und nach von den Vorteilen der Großstadt überzeugen zu können, doch Chloe fühlt sich stets unwohl inmitten des städtischen Trubels – zu viel Lärm und Hektik, zu wenig Natur, insbesondere im Hinblick auf ihre Leidenschaft für Kräuter. Und ein Alltag ohne ihre Freunde, ohne ihre beste Freundin Maighread, ist für sie sowieso unvorstellbar. Scott hingegen ist durch seinen Beruf als Krankenhausarzt fest an den Wohnort gebunden. Hat ihre Beziehung auf Dauer überhaupt eine Chance? Zunächst rückt dieses Problem allerdings in den Hintergrund, denn Chloes Großvater Padrig ist schwer krank und möchte sie gerne noch ein letztes Mal sehen. Gerade noch rechtzeitig gelangt sie nach Wales, und steht anschließend ihrer Oma Gwendolyn in dieser schweren Zeit bei. Aber Chloe weiß, dass sie dringend eine Entscheidung treffen muss und befürchtet insgeheim, dass dies gleichzeitig auch das Ende ihrer Liebe bedeuten wird …

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, jeweils in der dritten Person. Der Schreibstil der Autorin liest sich locker, ist angenehm und herrlich emotional. Äußerst ergreifend fand ich die Darstellung von Gwendolyns Trauer und wie rührend Chloe sich um sie gekümmert hat. Was die Handlung insgesamt angeht, fehlte mir in diesem Band ein klein wenig die Spannung bzw. der besondere Reiz, der mich beim Lesen des ersten Bandes total gepackt hatte. Das Buch ist trotzdem recht nett - vielleicht hatte ich auch zu hohe Erwartungen an das Werk? In jedem Fall zieht sich die Geschichte am Anfang für meinen Geschmack zu sehr, die große Message lautet: Chloe mag die Stadt nicht. Und dann dauert es erst einmal eine Weile, bis irgendetwas in die Gänge kommt. Im Laufe der Story gibt es dann natürlich ein paar Überraschungsmomente, aber alles verläuft eine Spur zu vorhersehbar und irgendwie zu 'glatt'.

Die Gemeinschaft in fiktiven Örtchen Callwell, wo alle einander unterstützen, ist bezaubernd. Kein Wunder, dass Chloe so sehr an ihrer Heimat hängt. Ein Highlight für mich waren die bildhaften Beschreibungen der Landschaften Schottlands und Wales', man hatte beim Lesen sofort Bilder vor Augen. Das ist wirklich eine ganz große Stärke der Autorin. Auch ihre Strickleidenschaft wird deutlich; hier kommen Liebhaber und solche, die es werden wollen, definitiv auf ihre Kosten! An die tollen Strickanleitungen im Anhang werde ich mich als blutige Anfängerin vorerst noch nicht wagen, habe es aber geliebt, von all den Kreationen zu lesen. Bei einer von Maighreads Strickrunden wäre ich zu gerne dabei – und wenn auch nur zum Plauschen und um ein Tässchen Tee zu genießen!

Fazit: Liebenswerte Figuren + angenehmer Schreibstil = entspannte Unterhaltung für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Unerwartet tiefgründig

Mit dir falle ich
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Ich liebe New-Adult-Romane! Aufgrund des vielversprechenden Klappentextes, des wunderschönen, genretypischen Covers und der Tatsache, dass ich gespannt auf den Debütroman der bekannten Influencerin Inka ...

Ich liebe New-Adult-Romane! Aufgrund des vielversprechenden Klappentextes, des wunderschönen, genretypischen Covers und der Tatsache, dass ich gespannt auf den Debütroman der bekannten Influencerin Inka Lindberg war, stand dieses im März 2021 bei FISCHER New Media erschienene Werk ganz oben auf meiner Wunschliste. Was soll ich sagen…ich habe es innerhalb eines einzigen Nachmittages verschlungen und anschließend noch mehrere Tage darüber sinniert, da die außergewöhnliche Thematik allerlei Erinnerungen in mir aufgewühlt hat. Die vorangestellte Triggerwarnung sollte also auf jeden Fall ernst genommen werden.

Robyn lebt am finanziellen Existenzminimum. Mit der Miete ihrer winzigen Wohnung, die sie sich – entgegen der Hausregeln – mit einem Hamster teilt, ist sie 3 Monatszahlungen im Rückstand, als ihre Vermieterin ihr ein Ultimatum stellt: zeitnahe Zahlung oder Rauswurf. Dummerweise hat Robyn auch gerade ihren Nebenjob verloren. Die einzige Sicherheit in ihrem Leben ist ihr Unialltag. Lernen lag ihr schon immer bzw. sie wusste bereits in jungen Jahren: Von nichts kommt nichts. Also streberte sie fleißig, um ja niemals so zu enden wie ihre Mutter. Das Resultat waren Bestnoten und ein bisher sehr erfolgreiches Maschinenbaustudium. Mittlerweile haben die hauptsächlich männlichen Kommilitonen erkannt, dass sie sich besser nicht mit Robyn anlegen sollten, die nun mit Nachhilfestunden ihre Finanzen aufpolieren möchte. Ausgerechnet der selbstverliebte Schnösel Finn, der sie vor wenigen Tagen aus einer ziemlich peinlichen Situation gerettet hatte, meldet sich auf ihre Anzeige - er muss dringend eine wichtige Prüfung bestehen und bietet Robyn einen zusätzlichen Bonus, den sie nicht ausschlagen kann. Leider ist sein Ego noch größer als sein Geldbeutel und er macht es sich zur persönlichen Mission, das Herz der rebellischen Studentin zu erobern. Doch Robyn, die mit ihren Tattoos und schlagfertigen Sprüchen ganz anders ist als die Frauen seines typischen Beuteschemas, scheint völlig immun gegen seine Avancen zu sein, was den Reiz für Finn nur noch erhöht. Und nach und nach fangen Robyns Mauern zu bröckeln an…

Vorab möchte ich festhalten, dass ich bewusst nicht allzu sehr auf den weiteren Inhalt eingehen werde, um Spoiler zu vermeiden. Was ich allerdings verraten kann: Robyn ist nicht die klassische weibliche Hauptfigur, die man direkt ins Herz schließt und knuddeln möchte – sie wirkt auf andere Menschen, inklusive mich, recht unnahbar. Dies führe ich auf die prägenden Erfahrungen ihrer Jugend zurück, folglich erschien mir ihr Charakter durchaus authentisch. Dennoch fiebert man mit ihr mit und wünscht ihr das Beste. Eine wahre Bereicherung ist ihre beste Freundin Mia, die bedingungslos zu ihr hält und zur richtigen Zeit die richtigen Fragen stellt. Solche Freundschaften sind Gold wert. Und dann ist da noch der Bad Boy Finn, der es gewohnt ist, seinen Willen zu bekommen. Alle Figuren sind wie aus dem Leben gegriffen, aber es war insbesondere bei Finn beinahe schon erschreckend, wie realistisch sein Charakter von der Autorin erschaffen worden ist. In der echten Welt gibt es sehr viele Finns und mindestens einem von ihnen bin ich bereits persönlich begegnet, wenn auch unter weniger dramatischen Umständen. Tim, ein weiterer Kommilitone, hat mich total überrascht – und das gleich zweimal. Die wichtige Message lautet: Der erste Eindruck kann gewaltig täuschen.

Wenn man schon den Satz "Du gehörst mir!" hört, sollten alle Alarmglocken schrillen. Wenn das Bauchgefühl sagt, dass etwas sich ganz und gar nicht okay anfühlt, dann sollte man sich nicht dazu zwingen. Und wenn man sich immer mehr von all dem entfernt, was einen als Person einzigartig macht - um des lieben Friedens willen bzw. um jemand anderem zu gefallen, ihn nicht zu enttäuschen -, dann ist es höchste Zeit, die rosarote Brille abzusetzen. Ich sage nur: emotionale Erpressung und Gaslighting.

Es ist keine wahnsinnig temporeiche Story, was im Hinblick auf die Handlung völlig in Ordnung ist. Zunächst startet die Geschichte etwas gemächlich und dies macht durchaus Sinn – man lernt Robyn mit all ihren Gedanken, Ängsten und Emotionen intensiv kennen und hat ihren Wesenswandel daher umso deutlicher vor Augen. Ich bin mir sicher, dass dieser Roman sehr viele Leser*innen zum Nachdenken (und eventuell Überdenken ihrer aktuellen Lebenssituation) anregen wird, was man nicht von jedem Werk dieses Genres behaupten kann.

Fazit: Der bisher authentischste New-Adult-Roman, den ich je gelesen habe. Aufrüttelnd, wichtig und inspirierend.

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